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Jammerlappen
Hallo Zusammen,
habe schon die ganze Zeit hier im Forum gelesen, da Google als Alternative nicht wirklich in Frage kommt. Heute habe ich mich nun wegen folgendem Problem angemeldet. Bei mir wurde im August Brustkrebs auf beiden Seiten mit jeweils mehreren, größeren Tumoren festgestellt. Eine brusterhaltende OP war nicht möglich. Die direkt eingesetzten Silikon-Implantate heilten nur auf einer Seite, die andere wurde noch einmal mit Hautimplantat vom Bauch operiert. Leider hat auch das nicht funktioniert und ich habe jetzt zusätzlich noch die langen Narben am Bauch. Wie durch ein Wunder gibt es bei mir trotz der vielen großen Tumore keinen weiteren Herde. Anfangs war ich auch nur dankbar und glücklich aber in letzter Zeit habe ich massive Depressionen. Ich fühle mich von allen unverstanden. Da ich ( evtl. durch Tamoxifen ) einiges zugenommen habe, höre ich von allen Leuten: Du siehst aber gut aus. Und da du keine Chemo bekommst, bist du ja wieder gesund. Ich fühle mich jetzt wie ein Jammerlappen, weil ich der Meinung bin, dass ich nicht gesund bin. Ich habe noch immer eine fehlende Brust bei der die Wunde jede Woche im Krankenhaus neu versorgt werden muss. Bitte sagt mir eure Meinung. Stelle ich mich zimperlich an. PS: Dankbar bin ich noch immer, dass der Krebs nicht gestreut hab, und ich weiß dass die Meisten hier viel schlimmer dran sind als ich. Geändert von jule2014 (09.12.2014 um 10:41 Uhr) Grund: Schreibfehler korrigiert |
#2
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AW: Jammerlappen
Liebe Jule jeder reagiert anders auf die Diagnose Krebs.Der Eine geht ruhig und gelassen damit um der Andere weint und wird depressiv.Wir sind halt alle zum Glück anders.Ich finde es nicht schändlich wenn man weint oder traurig ist.Die Angst spielt ebenfalls eine große Rolle sowie das Vertrauen zu den Ärzten.Du bist so wie du bist und bleib so wie du bist.Wenn du über fordert bist rate ich dir eine Selbsthilfegruppe zu suchen denn es tut sehr gut mit außenstehenden Menschen zu reden.
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#3
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AW: Jammerlappen
Kein Jammerlappen!
Man hört immer, man solle stark sein. Und sicher ist das nicht falsch und sicher ist man das auch die meiste Zeit. Aber Zweifel und Ängste hat auch jeder und es hilft auch enorm sie rauszulassen und auch alles negative mit. Auch um Platz zu schaffen für den Mut den man braucht. Alle wollen uns trösten. Es ist ein Instinkt, vielleicht auch eine Art Selbstschutz für die Angehörigen. Wenn mir alles zu viel war habe ich meine Freunde gebeten einfach nur nichts zu sagen und zuzuhören. Ich habe ihnen gesagt, dass ich keine Erwiderung erwarte, dass sie das einfach nur aushalten sollen und mich ausreden und ausweinen lassen, damit die Sachen aus dem Kopf sind. Das hat gut funktioniert. Mit den besten Wünschen Maja |
#4
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AW: Jammerlappen
Liebe Jule,
Eigentlich schreibe ich hier nur noch ganz selten. Aber Dein Post hat mich doch sehr berührt. Was Du mitgemacht hast mit Deinen misslungenen OPs finde ich schon ziemlich heftig. Bist Du denn in einem zertifizierten Brustzentrum? Dort sollt man auch eine Psychoonkologin Dir zur Seite stellen. Außerdem verstehe ich nicht, dass Dir bei beidseitigem Brustkrebs keine Chemo angeraten wurde. Wie alt bist Du denn? Kannst Du mal Deine Tu orformel schicken? |
#5
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AW: Jammerlappen
Liebe Jule 2014
Nein!!!!! Du bist KEIN Jammerlappen Wenn man beispielsweise, einen schweren Autounfall gehabt hätte... Ja dann darf man ein Trauma haben,jeder kann es nachvollziehen und jeder hat Verständniss. Aber dass wir auch schwer verletzt und traumatisiert sind, nicht wissen was da auf uns zugerannt kam,das wir unser Urvertrauen in unsere Unverwundbarkeit verloren haben,das kann sich kaum einer vorstellen. Da kommt unsere keine verletzte Seele manchmal auch nicht so schnell nach Da heilt das Fleisch manchmal schon viel schneller. Und innen drinnen sind wir noch ganz wund und verletzlich. Mein Rezept wäre ganz einfach ... Streicheleinheiten und Geborgenheit Alles Liebe vom Carotinchen |
#6
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AW: Jammerlappen
Hallo Zusammen,
möchte mich bei Allen bedanken, die mir geantwortet haben. Es tut richtig gut, mit seinen Problemen nicht allen zu sein. Hier die Antwort für Taglilie Bin 51 Jahre alt. Ich wurde in einem Krebszentrum operiert und fühlte mich dort sehr gut behandelt. Das Menschliche wurde hier ganz groß geschrieben. Die Ärzte und Schwestern waren supernett. Ich brauchte zu dieser Zeit keine seelische Beratung, da ich noch das totale Glücksgefühl hatte weil der Krebs komplett weg war. Deshalb auch keine Chemo/Bestrahlung sondern Behandlung mit Tamoxifen. Dass mir beide Brüste fehlen (eine evtl. auf Dauer) hat zu diesem Zeitpunkt noch keine Rolle gespielt. Meine Tumorformel: Multifokale lobuläre Mammakarzinome und LCIS beidseits jede Seite Grading 2, ER 95% IRS12 PR95% IRS12, alle sonstigen Werte negativ Liebe Grüße an Alle |
#7
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AW: Jammerlappen
Hallo Jule2014,
du bist doch kein Jammerlappen!! Ich bitte dich, es ist völlig normal das du unzufrieden bist. Es ist ja nicht ganz so dolle gelaufen wie man es sich wünscht und vorallem, wie man sich ds Ergebnis vorstellt. ich habe auch beidseitige Brustabnahme hinter mir, und auch ich hatte Implantate zuerst und auch bei mir wollte die eine Seite nicht zu heilen! Und da war das Problem..... Mein Operateur hat mir mehrere Wege aufgezeigt, aber nur einen für mich persönlich für Sinnvoll gehalten und das war meine persönlihe schwerste Entscheidung. Lass dich nicht verunsichern. Mir hat man auch oft gesagt wie toll ich aussehen.... ich fand es oft anders. Aber die Mitmenschen wissen auch oft nicht was sie sagen sollen. Sind oder waren bei mir oftmals mehr betroffen wie ich selbst. Suche dir vielleicht eine gute/n onkologische Psychotherapeuten oder -tin. Lass dein Frust, Ängste und was sich alles anstauut freien Lauf.... du wirst sehen es befreit! Liebe Grüße Sisi2011 |
#8
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AW: Jammerlappen
Hallo,
ich habe hier lange überlegt wie ich hier antworte. Ich glaube dass in uns allen beide Reaktionen schlummern. Auf der einen Seite die kämpferische Reaktion, die uns überhaupt erst erlaubt das alles durchzustehen, OP´s, Chemo, Bestrahlung, NW, einfach alles. Auf der anderen Seite haben wir alle auch den traurigen Anteil in uns und das ja auch zu Recht, schliesslich haben wir uns da echt eine ganz beschXXXene Krankheit zugelegt Ich denke dass beide Anteile zu Ihrem Recht kommen müssen. Meine Erfahrung ist so, dass ich meistens die tapfere gebe. Damit kann mein Umfeld einfach viel besser umgehen- und ich gefall mir dann auch wesentlich besser und komm besser mit mir selber klar. Das ganze lamentieren hilft ja leider gar nicht weiter, nicht mir und auch sonst niemandem. Manchmal habe ich allerdings echt trübe Tage und Gedanken, immer wenn mir wieder sehr bewusst wird wie krank ich bin. Dann tu ich mir immer selbst sehr leid und könnte in einer Tour weinen Diese Seite zeige ich bevorzugt Leuten, die das verkraften können (zB mein Psycho-Doc, meine Kollegien, meine Familie). Es ist angemessen traurig zu sein und zu jammern, aber ich "dosiere" es sozusagen.
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LG, Sky |
#9
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AW: Jammerlappen
Hallo Jule, das klingt doch schon mal ganz gut. Bei Dir scheint das mit dem Brustkrebs alles Super schnell gegangen zu sein: Diagnose - beidseitige Ablatio mit Aufbau - Aufbau gescheitert - neuer Versuch gescheitert - Wunde heilt nicht. Vielleicht kommst Du ja jetzt erst in der Diagnose richtig an? Und dazu gehören Angst, Trauer, Panik und Depressionen. Die Psyche muss das ja erst mal verarbeiten. Und das braucht Zeit.Und vor allem solltest Du Dir professionelle psychoonkologische Hilfe suchen, bzw. hier ist Deine Klinik gefragt, Dich schnell mit den entsprechenden Therapeuten in Kontakt zu bringen. Wenn Deine Wunde verheilt ist, kannst Du Dir immer noch eine Zweitmeinung einholen wegen eines erneuten Aufbaus. Also Kopf hoch, gönne Dir einfach mehr Zeit, Dich mit der Krankheit zu arrangieren.
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