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  #1  
Alt 16.09.2013, 22:46
elisabetz elisabetz ist offline
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Standard Böse Gedanken

Mein Vater ist vor einem Monat verstorben.
Genau einen Monat später, vorgestern, hatte ich einen für mich schlimmen Streit mit meiner Mutter.

Seitdem geht ein totaler Film in meinem Kopf ab.
Ich habe nur wenig den Tod meines Vaters verarbeitet, er fehlt mir sehr, mein Kummer ist groß und ich habe mich eine Woche krankschreiben lassen, weil ich im Alltag echt neben der SPur war, wie hinter einer Wand...
Meine Mutter erlebt nun natürlich die schwerste Situation ihres Lebens, nach einer fast fünfzigjährigen Ehe hat sie ihren Mann verloren und ist alleine übriggeblieben.

Im Streit ging es um das Erbe, sie sagte mir, ich solle ihr bitte die Vollmacht ausstellen, dass sie in meinem Namen das Erbe meines Pflichtteiles beim Amtsgericht ablehnen kann. Meine Eltern haben ein Berliner Testament hinterlassen und de fakto will ich gar nichts erben, ich bin einverstanden damit, dass ich und meine Geschwister erst erben, wenn meine Mutter verstirbt.
Aber ich will mich nicht so herumkommandieren lassen, sie hat nicht gefragt, sondern mich angewiesen wie ich es zu tun habe. Da habe ich ihr gesagt, dass ich darüber erst mal nachdenken will und dass es steuerlich günstiger sein kann, jetzt einen Teil zu erben und nicht alles abzulehnen.
Inzwischen habe ich mich informiert und weiß, dass ich gar nichts ablehnen muss, meine Mutter hat mir also quatsch erzählt, und außerdem handelt es sich hier um nicht so ein großes Erbe, dass überhaupt Steuern gezahlt werden müssen. Wusste zu dem zeitpunkt aber keiner. Das Thema ist damit für mich erledigt.

Das Gespräch eskalierte, sie wollte mir unterstellen, ich würde ausbezahlt werden wollen (es geht um ein Haus - und ich habe ihr immer wieder versichert, dass ich nicht ausbezahlt werden will, das hat sie komplett ignoriert), sie wäre schockiert und sie würde ihren besuch bei uns und den gemeinsamen Urlaub absagen.
Bums und nicht mehr angerufen.
Seitdem rufe ich an, sie redet auch mit mir, aber das verhältnis ist echt angeschlagen.

nun meine "bösen Gedanken". Ich denke immer wieder, dass sie ihr Leben lang zwischen mir und meinem Vater gestanden hat, dass sie immer alles getan hat, um die Fäden in der Hand zu haben und die Kontrolle über das Familiengeschehen zu behalten. Ich denke, dass meine Mutter nur an der Seite meines großherzigen, liebevollen Vaters die Rolle der ebenfalls liebevollen Frau inne hatte, und dass sie diese ohne ihn nicht mehr leben wird. Ich denke, sie wird uns alle manipulieren, sie wird ihre Erwartungen an uns stellen und mit emotionaler Erpressung durchsetzen...

ich bin erschrocken von mir selbst, darüber, dass da so viel Zorn ist. Dass ich nicht mitfühlend genug bin. Dass ich nicht selbstlos genug bin...

mir geht es richtig schlecht damit.
und in einer Woche geht es tatsächlich in einen gemeinsamen Urlaub für zwei Wochen. Nach den letzten Monaten, wo mein Vater so schwer krank war und ich jeden verfügbaren Moment dort war und seinen Tod bis zur letzten Sekunde miterlebt habe, bin ich total erschöpft und kann mir nicht vorstellen, so lange Zeit freundlich und rücksichtsvoll zu sein und meine eigenen Gefühle immer noch hintenan zu stellen.
Horrorvorstellung.
Absagen geht aber auch nicht, ich würde vor Schuldgefühlen sterben.

Kennt ihr auch solche Gefühle wie Zorn und Streit inmitten der Trauer?
Wie seid ihr damit umgegangen?
Kann es einfach wieder vorbeigehen?
Wie weit darf ich jetzt an mich denken? Wie weit muss ich für meine Mutter da sein?


Ich verzweifel gerade
sorry, dass es so lang geworden ist

Elisa
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  #2  
Alt 16.09.2013, 23:40
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Böse Gedanken

Hallo Elisa,

zunächst mein tiefstes Mitgefühl zum Tod deines Vaters.

Die Zeit der Begleitung deines Vater war schwer. Nun hast du 2 Päckchen zu tragen: das Erlebte aus dieser Zeit zu verarbeiten und deine Trauer um ihn. Ich wünsche dir viel Kraft dazu.

Zum Berliner Testament. Als leibliche Tochter deiner Mutter bleibt es dir alleine überlassen, ob du einen Pflichtteil einforderst oder nicht. Niemand kann dich zu irgendwas zwingen. Hast du schon mal mit deinen Geschwistern gesprochen, wie sie das sehen? Hat deine Mutter versucht, auch sie zu einem Verzicht zu nötigen? Es wäre gut, wenn ihr euch untereinander einig wärt.

So schlimm es für sie auch sein mag, deine Mutter kann gar nichts tun und sie muss mit eurer Entscheidung leben (lernen). Du willst deinen Pflichtteil ja gar nicht. Versuch ihr das weiterhin klar zu machen. Vielleicht sieht sie es ja ein, wenn ihr alle zusammen vernünftig und sachlich mit ihr redet. Vielleicht hat sie einfach nur Angst, plötzlich auf der Straße zu stehen und von vorne beginnen zu müssen.

Ich kann dich gut verstehen. Zuerst die Krankheit deines Vaters, dann sein Tod und jetzt der Streit ums schnöde Mammon. Letzteres ist leider gar nicht so selten.


Liebe Grüße,

Helmut
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  #3  
Alt 17.09.2013, 08:57
puppe88 puppe88 ist offline
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Beiträge: 205
Standard AW: Böse Gedanken

Hallo Elisa,

ich kann mich ganz gut in dich hineinversetzen. Als mein Vater krank wurde, bin ich jede freie Minute zu meinen Eltern gefahren (wohnten 100 km weg) und habe meine eigene Familie (2 Kinder, zu diesem Zeitpunkt 5 und 13 Jahre) hinten angestellt.Als mein Papa dann nach 7 Monaten starb (an Magenkrebs) bin ich noch für ein weiteres Jahr alle paar Tage zu meiner Mutter gefahren, da sie selber chronisch krank war und ich ihr mehr oder weniger den Haushalt geführt habe. In dieser Zeit war ich zu 100 Prozent für sie da. Nach einem Jahr wurde meine Tochter eingeschult und ich machte ihr klar, dass ich keine Kraft mehr habe für dieses "doppelte" Leben und holte sie in meine Nachbarschaft. Natürlich konnte ich mich hier nicht so auf sie einlassen, wie sie es die Zeit vorher gewohnt war ....und dann fingen die Probleme so richtig an!
Auch mir wurde in dieser Zeit bewusst, wie egoistisch sich meine Mutter immer wieder verhalten hatte (In den letzten Jahren) und dass sie oft ganz bewusst gegen meinen Vater Stimmung gemacht hat - mit der Folge, dass ich ihn eigentlich erst in den letzten Monaten (seit seiner Diagnose) richtig kennengelernt habe (er war oft weg, als ich klein war).
Alles was ich in den letzten Jahren für meine Mutter bzw. für meine ELtern getan hatte, war in ihren Augen selbstverständlich - kaum Dank, eher noch Vorwürfe....
Sie wurde immer fordernder, wusste in der neuen Stadt überhaupt nichts mit sich anzufangen, war nur noch auf mich fixiert.
In dieser Zeit habe ich angefangen, Aggressionen gegen meine Mutter zu entwickeln. Da mir das bewusst war und ich ständig zwischen dem Mitleid und der Wut hin und her geschwankt habe, habe ich mir eine Psychologin gesucht. Das hat mir auch ganz gut getan (wobei meine Mutter kurz danach verstarb). Ich merke aber bis heute (3 Jahre nach ihrem Tod), dass ich mich von ihr emotional entfernt habe, und das tut mir immer noch Leid.

Ich weiß ja nun nicht, wo ihr eueren Urlaub verbringen wollt, aber wäre es evtl möglich, ihn abzubrechen - falls die Stimmung angespannt bleibt oder es insgesamt nicht gut ist?

Liebe Grüße von mir

P.S. Meine Mutter hat nach dem Tod meines Vaters nicht einmal nachgefragt, wie wir das mit dem Erbe angehen wollen - für sie war es sonnenklar, dass ich meinen Teil erst bekomme, wenn sie nicht mehr da ist.
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  #4  
Alt 17.09.2013, 16:15
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Standard AW: Böse Gedanken

Liebe Elisa,

wenn Menschen in einer Familie zusammenleben, bildet sich immer irgendwie ein Gleichgewicht. Jeder hat seine Rolle und man ergänzt sich, im Guten wie im Schlechten. Ist zum Beispiel jemand dominant, gibt es auch jemanden dazu, der sich anpasst und zurücksteht Wenn jemand sehr unfreundlich ist, gibt es oft jemanden, der das beschwichtigt und mildert, usw. usf. So funktioniert das Zusammenleben dann. Wenn ein Familienmitglied stirbt und plötzlich nicht mehr da ist, ist es nichts Ungewöhnliches, dass die alten Strukturen dann zusammenbrechen.

In Deinem Fall kann es gut sein, dass Dein gutherziger Vater mit dieser Güte Deine Mutter ins Abseits gedrängt hat. Sie hat vielleicht immer gefühlt, dass er ihr die Show stiehlt oder Ihr ihn lieber mögt als sie. Sie war vielleicht eifersüchtig auf Eure gute Beziehung miteinander. Deswegen hat sie vielleicht immer versucht, die Fäden in der Hand zu behalten, wie Du sagst, versucht zu manipulieren und zu steuern, damit sie eben auch eine Rolle bei der ganzen Sache hat, auch wichtig ist. Sie hat versucht, ihre Frustration und ihr Leid, ihren Neid und ihre Missgunst nicht zu zeigen. Sie wollte vielleicht die gute Stimmung nicht stören oder hatte Angst, ihre Gefühle zu zeigen, und dann noch mehr abgelehnt zu werden, als sie sich ohnehin schon fühlte. Du hast ihre negativen Gefühle vielleicht trotzdem immer wieder indirekt gespürt. Wenn diese Gefühle allgegenwärtig und stark sind, sind sie nur schwer vor den nächsten Angehörigen zu verbergen.

Jetzt, wo er nicht mehr da ist, braucht sie nicht mehr "ihm zu Liebe" die Stimmung aufrechtzuerhalten. Jetzt platzt vielleicht alles aus ihr raus, der ganze Frust, jahrelang nur die Nummer zwei gewesen zu sein. Das kann uralter Gram sein, der mit der jetzigen Situation, dem Erbe etc. eigentlich gar nichts zu tun haben braucht. Da wird das Erbe nur zum Aufhänger oder Blitzableiter, um endlich das zu sagen, was sie immer schon sagen wollte.

Ich kenne natürlich Deine Mutter nicht, aber ich kann mir nur schwerlich vorstellen, dass sie ein tieferes Interesse daran hat, zu manipulieren und/oder Euch emotional zu erpressen. Dagegen kann sich ihr Frust durchaus auf diese Weise zeigen.

Ich denke, Du hast zunächst mal so viel mit Dir selbst zu tun und Deiner eigenen Trauer, da Du erst vor vier Wochen Deinen geliebten Vater verloren hast, dass Du Dich jetzt nicht auch noch um die Gefühle Deiner Mutter kümmern kannst. Auch ein gemeinsames Trauern kann in dieser Situation schwierig sein, da die Trauer, die Deine Mutter bei Dir sieht und die ein Beweis Deiner Liebe zu Deinem Vater ist, gleichzeitig ihre alte Eifersucht schürt.

Deswegen denke ich, dass es das Beste für Dich ist, wenn Du so viel wie möglich alleine sein kannst, wo Du Zeit zum Nachdenken hast, Nachdenken über Deinen Vater, Eure Familie, wie alles so war, wie Du und andere sich gefühlt haben usw. Ich glaube, in dem was Du spürst steckt viel Wahrheit und Du solltest diese Wahrheit vor Dir selbst nicht verachten oder verbieten, nur weil sie in der Situation der Familientrauer nicht passend ist. Versuche, Deine eigenen Gedanken und Gefühle zuzulassen, von allen Seiten zu beleuchten und zu prüfen, ohne sie einer Moralzensur zu unterwerfen. Für diese privaten Gedanken brauchst Du Deine Mutter nicht, sondern eher Spaziergänge alleine, wo Deine Gedanken frei fliessen können.

Deine Mutter muss selbst mit ihrer Situation und ihrer eigenen Trauer fertigwerden. Sie hat, so wie Du das beschreibst, jahrelang in einem Spannungsfeld gelebt, das nur durch das gemeinsame Interesse am Familienfrieden zusammengehalten wurde, Deinem Vater zu Liebe. Jetzt ist dieses gemeinsame Interesse Deinem Vater zu Liebe nicht mehr da, und alle ihre Gefühle stürmen auf sie ein und platzen ohne Hindernis nach aussen aus ihr heraus. Sie muss selbst überlegen, was das für sie und die Beziehung zu Euch bedeutet. Es kann sein, dass sie es nicht wagt, nach Innen zu blicken und statt dessen die Schuld und Fehler bei Euch sucht. Das führt auf Dauer jedoch nur dazu, dass sie Euch auch noch verlieren wird. Doch die Kraft und das Interesse, nach Innen zu blicken, um einen anderen Weg einzuschlagen, muss sie selbst aufbringen. Das kannst Du ihr nicht abnehmen.

Liebe Elisa, versuche jetzt erst mal an Dich zu denken, gebe Deinen Gedanken und Gefühlen Raum und lasse Deine eigene Trauer zu, ungefärbt von den Gefühlen, mit denen Deine Mutter zur Zeit kämpft. Ein gemeinsamer Urlaub ist, so glaube ich, für keinen von Euch beiden zur Zeit gut. Ich glaube, jeder von Euch braucht jetzt erst einmal Abstand von der Familie und Zeit für sich selbst. Erst, wenn die eigenen Gedanken sortiert sind, ist wieder Raum da, um sich mit den Gefühlen anderer auseinanderzusetzen. Das gilt sowohl für Deine Mutter als auch für Dich.

Versuche, Zeit nur für Dich zu bekommen.

Ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen
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  #5  
Alt 17.09.2013, 21:57
elisabetz elisabetz ist offline
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Standard AW: Böse Gedanken

Lieber Helmut,
liebe Puppe,
liebes Alpenveilchen

zuerst einmal danke für eure Antworten.
es tut schon gut, hier gelesen zu werden!

Ja, ich brauche Zeit für mich und meine Trauer und muss erst mal verarbeiten und mich wieder aufrappeln.

Heute habe ich es endlich mal geschafft, spazieren zu gehen, und auch mit einer Freundin zu reden. Hab meine Mutter gestern und heute nicht angerufen, und es tut mir gut zu lesen, dass ich nicht verantwortlich bin für meine Mutter und ihre Gefühle. Irgendwie bin ich als ihre Tochter schon ein Stück verantwortlich, aber ich muss mir klarmachen, dass "ein Stück verantwortlich" und mich völlig verantwortlich fühlen zwei verschiedene Dinge sind und dass ich mir selbst auch wichtig sein muss.

Liebe Puppe, deine Geschichte hat mich bewegt, vor allem dert Satz, dass du dich emotional von deiner Mutter entfernt hast und dass dir das immer noch leid tut. ich habe auch große Angst, mich emotional von meiner Mutter zu entfernen und sie quasi damit auch noch zu verlieren, aber andererseits geht es nicht anders, ich kann ihre Art, über mich zu bestimmen, nicht mehr ertragen.

Das mit dem Erbe selbst, das ist eigentlich für mich absolutes Nebenthema geworden. Es geht mir nicht um Geld oder Erbe, sondern darum, dass ich über mich selbst bestimmen will.

Und meine Mutter, Alpenveilchen, ob sie sich in der zweiten Reihe gefühlt hat? das hat mir sehr zu denken gegeben. Ich habe diese Idee vorher nie gehabt, aber kann mich an einige Situationen erinnern, wo meine Mutter es nicht ertragen hat, nicht neben meinem Vater zu sitzen und von deswegen von IHM keine Beachtung zu bekommen, so zum BSp auf meiner Hochzeit.

Worum es ihr geht weiß ich leider nicht. Ich kann sie auch nicht fragen. Nun sind da erdrutschhafte Verschiebungen in der Familie und vielleicht muss ich einfach darauf vertrauenb, dass es wieder besser wird, sich einfinden wird?

und der urlaub? ich werde nicht den Mut haben, ihr abzusagen. Ist alles schon bezahlt. Und ich werde es nicht wagen, meine Mutter sechs Wochen nach dem Tod meines Vaters damit hängen zu lassen, egal was es für mich bedeutet. Vielleicht werde ich den Mut haben, früher abzureisen, wenn es gar nicht geht? Aber wir fahren mit unserem AUto und nehmen meine Mutter mit, also können wir nicht abreisen, ohne sie auch wieder zurück nach Deutschland zu nehmen...
für mich ist das gerade alles noch sehr schrecklich... ich muss wachsen und mich weiter von meiner Mutter abnabeln... vor allem emotional, ich muss es aushalten, sie auch mal zu enttäuschen.. wie kann man das lernen?

liebe grüße
Elisa voller Gedanken
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  #6  
Alt 17.09.2013, 23:41
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HelmutL HelmutL ist offline
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Standard AW: Böse Gedanken

Hallo Elisa,

es tut mir leid, was ich lese bei dir. Das Verhältnis zu deiner Mutter ... ich kann nur als Vater reden.

Ich sehe meine Töchter als eigenständige Menschen. Sie haben ihre eigenen Ideen, was das Leben betrifft. Nicht immer passt ihr Lebensbild in meines. Das ist gut so und gewollt, denn sie wurden als freie Menschen erzogen. Meine Töchter sind erwachsen, haben selbst schon Familie und Kinder. Ich denke, wir haben ein gutes Verhältnis zueinander und wir würden alles füreinander tun, was möglich. Doch das kommt nicht von ungefähr.

Natürlich spielt die Elter-Kind-Beziehung eine Rolle, doch sie ist bei weitem nicht alles. Das gegenseitige Vertrauen, die Liebe zueinander muss auch gelebt und gepflegt werden. Sie ist keineswegs selbstverständlich. Wer Zeit seines Lebens als Vater oder Mutter nichts für die zwischenmenschliche Beziehung von Eltern zu Kind getan hat, darf sich nicht wundern, wenn sie oder er irgendwann die Quittung dafür erhält. Die Eltern-Kind-Beziehung beinhaltet lediglich einen Vertrauensvorschuss (wenn auch einen großen), welcher unter Umständen ganz schnell wie Schnee in der Sonne schmilzt. Kinder müssen ihren Eltern nicht sklavisch ergeben sein. Umgekehrt natürlich auch nicht. Wie jede Beziehung zwischen Menschen lebt auch diese vom Geben und Nehmen, wobei sich das nicht unbedingt die Waage halten muss.

Elisa, ich denke, du brauchst kein schlechtes Gewissen oder Bauchschmerzen zu haben, nur weil sie 'deine Mutter' ist. Versuche doch mal ganz nüchtern an die Sache heran zu gehen. 'Vergiß' dabei mal für kurze Zeit, dass sie deine Mutter ist. Das macht es dir vielleicht ein bisschen leichter und vielleicht gelingt es dir so, wieder ein einigermaßen normales Verhältnis zu ihr aufzubauen. Wenn dir das zu viel wird, neben deiner Trauer und deiner Verarbeitung, dann klammer es für den Moment aus.

Ich drück dir die Daumen, dass du das alles schaffst. Nicht alles gleichzeitig, sondern eins nach dem anderen. Genau so, wie es dir gut tut.


Liebe Grüße,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
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http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

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