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  #1  
Alt 25.12.2011, 18:02
Nela01 Nela01 ist offline
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Unglücklich Diagnose Krebs – und ganz allein!

Hallo liebe Community,

meine Welt liegt grade in Trümmern und ich bin völlig verzweifelt.
Meine Mutter (75) ist an Darmkrebs erkrankt und damit ist mein schlimmster Alptraum wahr geworden. Besonders belastend ist für mich dabei, dass ich völlig allein mit meinen Ängsten und Sorgen klarkommen muss. Denn meine Mutter ist die einzige nahe Familienangehörige, die ich noch habe. Mein Vater ist vor 14 Jahren gestorben, ich hab keine Geschwister und bin Single. Zu allem Überfluss ist vor einiger Zeit auch noch meine beste Freundin mit ihrem Lebensgefährten nach Südamerika ausgewandert und eine andere Freundin selbst an Brustkrebs erkrankt. Meine weiteren Bekannten wohnen alle so weit weg, dass sie nicht viel tun können. Sie schreiben mir zwar aufzumunternde Mails, aber es fällt mir schwer, ihnen meine Ängste verständlich zu machen.

Wir haben erst vor zwei Tagen die Diagnose bekommen und wissen noch nichts Genaues. Aber laut Aussage der Ärztin, ist der Tumor schon sehr groß. Daher ist wohl die Wahrscheinlichkeit, dass es Metastasen gibt, entsprechend hoch. Nächste Woche wird das abgeklärt und dann soll möglichst bald die OP erfolgen. Ich bin total am Ende und habe wahnsinnige Angst, meine Mutter – und damit meine komplette Familie – zu verlieren. Dabei ist meine Mutter diejenige, die krank ist und Zuspruch benötigt. Doch ich fühle mich gerade so hilflos. Die Angst hat mich fest im Griff. Sie lähmt mich, steuert mein gesamtes Handeln. Ich kann nicht mehr essen, nicht mehr schlafen, nicht mehr rational denken. Wie gern würd ich sagen: Wir schaffen das! Wir stehen das durch! Aber mir ist jeder noch so kleine Funke Hoffnung abhanden gekommen und ich geh davon aus, dass wir jetzt eine Hiobsbotschaft nach der anderen bekommen. Ich weiß, ich muss stark sein und kämpfen – aber es ist so unsagbar schwer. Ich hab mich in meinem ganzen Leben noch nie so bedroht und allein gefühlt. Ich möchte so gern etwas Zuversicht haben, so gern ein kleines Licht am Ende des Tunnels sehen – aber da ist nur Dunkelheit.

Gleichzeitig hab ich riesige Schuldgefühle, dass ich momentan so viel an meine Sorgen denke, obwohl meine Mutter einen so schweren Weg vor sich hat und all meine Unterstützung braucht – sie hat ja auch nur noch mich. Ich geb mir die größte Mühe, ihr gegenüber meine Ängste nicht so zu zeigen. Sie soll auf keinen Fall ihren Optimismus verlieren. Aber irgendwo muss ich mit meinem Kummer und meiner Verzweiflung doch hin. Ich wünschte so sehr, sie hätte auf mein Flehen gehört und ihre Beschwerden, die sie schon seit sehr langer Zeit hat, viel früher abklären lassen. Nun trifft mich die Diagnose in einem Augenblick, wo ich ohne Partner und ohne Rückhalt durch gute Freunde dastehe und ich auch noch einen beruflichen Umbruch vor mir habe. Wie soll ich das nur alles allein durchstehen? Wie soll ich jetzt der Fels in der Brandung sein, wo ich doch nur noch ein kleines Häufchen Elend bin?

Ich schäme mich so und komme mir so furchtbar schwach vor. Es ist ein Moment, wo ich tapfer sein sollte. Wo ich das Schicksal annehmen und das „Beste“ draus machen sollte, statt damit zu hadern und darüber zu jammern. Doch ich fühle mich gerade überhaupt nicht als Kämpfer, sondern nur als Verlierer. Ich sehne mich so sehr nach ein bisschen Trost. Wie soll ich nur die nächsten Tage, Wochen und Monate überstehen?

Liebe Grüße
Nela
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  #2  
Alt 25.12.2011, 19:48
Benutzerbild von Monika Rasch
Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Nela,
ich hänge selber grad ein wenig durch.

Möchte dir aber sagen, hier wirst Du viel Informationen und gute Tipps bekommen.

Wichtig :
Deine Mutter muss eine Patientenverfügung machen- zumindest mit dem Inhalt, dass die Ärzte DIR Auskunft geben können.
Das kann mal ganz schnell ganz wichtig sein.
Rede mit ihr drüber.

Deine Mutter macht sich sicher- wie Mütter so sind- ganz viele Sorgen um Dich.

Deshalb musst DU die Fahne hoch halten !
Natürlich darf sie wissen, dass Du Angst um sie hast- aber diese Angst darf Dich nicht lahmlegen.

Seh zu, dass Du von jeder Untersuchung eine Kopie zum abheften bekommst- dann können wir Dir hier in vielen Dingen (z.B. wenn Du bei der Übersetzung durch den Arzt einen Blackout hattest) helfen- es ist viel geballtes Wissen hier.

Und nun etwas , was man wissen sollte.

Gestorben wird ganz am Schluss !

Bis dahin habt ihr sicher noch eine hoffentlich gute Zeit.
Wenn es demnächst mit OP und anderen Therapien los geht- dann seid ihr aktiv.
Das Schlimmste ist, wenn man so lange warten muss, auf Befunde, auf Untersuchungen, auf Therapie.

Wenn Du nervlich so belastet bist, dass Du deiner Ma keine Hilfe sein kannst, solltest Du mit Deinem Arzt sprechen.
Vielleicht hat er einen Vorschlag, die Panik etwas abzudämpfen, damit Du schlafen kannst und bei Kräften bleibst.

Auch wenn wir hier Dir keine Freundin ersetzen können, können wir Dich unterstützen und dadurch kannst Du für Deine Ma eine Hilfe sein.

Schreib ruhig, wenn Du was wissen musst.
Wenn Du Zuspruch brauchst oder eine virtuelle Umarmung.
__________________
Mein Ehemann Georg+36jährig+1988(NHL)
Mein Liebster Joachim+42jährig+1997 (kleinzell. Bronchial Ca.)
Ich : 2002 DCIS re.Mamma, operiert, bestrahlt, AHT
Meine Schwester Heike +2011(Bronchialca)
Unsere Mama +2013(operiertes Glioblastom, Nierenversagen bei Temodal Therapie)
Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #3  
Alt 26.12.2011, 01:01
Nela01 Nela01 ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Monika,

vielen herzlichen Dank für deine trostreichen Worte.
Ich mag es gar nicht von mir, wenn ich so am Jammern bin, aber es ist gerade so ein riesiger Berg, der auf mich einstürzt. Alles kommt auf einmal und fühle mich gefangen in einem Karussell voller schrecklicher Gedanken. Besonders schlimm ist das Gefühl des Alleinseins. Ich bin so erleichtert, dieses Forum gefunden zu haben. Es beruhigt unheimlich, zu wissen, dass es Menschen gibt, an die man sich in der Not wenden kann. Und vielleicht gibt es ja noch andere User hier, denen es ähnlich geht wie mir. Die auch auf keinen großen Rückhalt aus ihrem Familien- und Freundeskreis zurückgreifen können und nicht wissen, wie ihr Leben weitergehen soll. Ich würde mich sehr freuen, wenn ich mich mit ihnen austauschen könnte. Und sei es nur zum gegenseitigen Ausheulen und Beistehen.

Deine Tipps sind sehr hilfreich. Ich werde zusehen, dass ich alle Befunde ausgehändigt bekomme. Obwohl ich gerade gar nicht weiß, ob ich wirklich alles wissen möchte. Aber die Augen davor zu verschließen hilft vermutlich auch nicht. Oder doch? Vielleicht ist es besser nicht alles zu wissen, so kann man sich zumindest noch Hoffnung machen. Eigentlich heißt es ja, die Hoffnung stirbt zuletzt. Bei mir ist sie leider als erstes gestorben. Ich geb zu, ich bin von Natur aus kein großer Optimist, aber so furchtbar pessimistisch war ich noch nie. Bevor meine Mutter die Darmspiegelung hatte, war ich sogar noch extrem zuversichtlich, dass es nur ein Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür sei. Dann kam der Befund "Tumor" und alle Zuversicht ist zerbrochen – und mit ihr die Fähigkeit zu hoffen. Die werde ich wohl erst wieder neu lernen müssen.

Wie meinst du denn das mit der Patientenverfügung? Ich weiß, dass so etwas bei der Entscheidung über lebensverlängernde Maßnahmen sinnvoll ist, aber sind die Ärzte mir gegenüber nicht sowieso zur Auskunft verpflichtet? Ich bin doch die einzige Angehörige und meine Mutter wird immer sagen, dass ich hinzugezogen werden soll. Können die mir denn trotzdem Informationen verweigern?

Ja, ich muss die Fahne hochhalten. Aber wie schafft man es, dass einen die Angst nicht lahmlegt? Ich meine, ich funktioniere noch und tue, was zu tun ist. Doch ich spüre, dass ich nicht mehr ich selbst bin. Die Angst hat mich voll und ganz in ihrer Gewalt. Im Augenblick ist auch noch alles so neu für mich, so bedrohlich und unüberwindbar. Vielleicht wird es mit der Zeit ein bisschen leichter, die Situation so zu akzeptieren, wie sie ist. Im Grunde bleibt einem ja auch nichts anderes übrig. Wenn ich doch nur wieder hoffen könnte!

Noch mal vielen Dank für deine Antwort und ganz besonders für dein Angebot auf Unterstützung. Die Diagnose Krebs ist furchtbar – das Gefühl, damit allein fertig werden zu müssen, kaum auszuhalten.

Da du geschrieben hast, dass du selbst grad ein wenig durchhängst, wünsch ich dir alle Kraft der Welt.

Ganz liebe Grüße
Nela
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  #4  
Alt 27.12.2011, 05:30
Nela01 Nela01 ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Kurz nach fünf Uhr morgens und ich kann mal wieder nicht schlafen. Die letzten Tage und Nächte habe ich im Internet verbracht und alles über Darmkrebs gelesen, was mir vor die Augen kam. Das meiste hat mich nur noch mehr verunsichert und ich sehe immer noch alles tiefschwarz, trotzdem hab ich beschlossen, den Kopf aus dem Sand zu ziehen und den Kampf anzunehmen. Na ja, wirklich beschlossen hab ich das nicht, aber mir mangels an Alternativen – ich muss es ja tun.

Ich hab mir einiges über Patientenverfügungen angesehen und festgestellt, dass ich falsch lag in meinem Glauben, dass mir – als einziger Angehörigen – die Ärzte automatisch zur Auskunft verpflichtet sind. Daher habe ich mir nun den Vordruck einer „Gesundheitsvollmacht“ runtergeladen. Das ist sowas wie eine Schweigepflichtsentbindung. Dann gibt es noch eine Vorsorge-Vollmacht für rechtliche Dinge und letztendlich die richtige Patientenverfügung. Damit möchte ich mich aber im Moment noch nicht auseinanderzusetzen.

Nun stehen wir noch vor der Entscheidung, in welches Krankenhaus meine Mutter gehen wird. Es gibt bei uns in der Nähe zwei zertifizierte Darmkrebszentren und mehrere Krankenhäuser, die auf Darmchirurgie spezialisiert sind. Unsere behandelnde Ärztin schwört auf die nächstgelegene Klinik (Schwerpunkt kolorektale Chirurgie – allerdings kein zertifiziertes Zentrum). Meine Mutter möchte dort auch gern hin, weil es am nächsten ist, doch ich bin da noch etwas unsicher. So ein Zentrum mit Zertifikat klingt irgendwie kompetenter, aber vielleicht lasse ich mich auch blenden. Womöglich gibt es dort auch ewig lange Wartezeiten.

Am Donnertag steht die nächste Untersuchung an und ich sterbe jetzt schon vor Angst. Es wird eine Sonographie des Bauchraums gemacht und wir bekommen den Befund der Histologie. Nach all den Informationen, die ich jetzt habe, weiß ich, wie sehr Metastasen die Prognose verschlechtern. Und mittlerweile kenne mich auch mit dem Tumor-Staging (TNM) aus. Mir graut es ganz furchtbar vor dem Ergebnis. Meine Mutter hat die Beschwerden schon so lange und die Ärztin hat gesagt, der Tumor sehe „ganz schrecklich“ (ihre Worte) aus. Das verheißt sicher nichts Gutes.

Zurzeit versuche ich meine Angst mit blindem Aktionismus zu bekämpfen. Allerdings hilft es nicht viel: Die Angst bleibt und mit ihr die Schlaflosigkeit. Na ja, so hab ich wenigstens noch die Zeit, mich nebenher um meine kranke Katze zu kümmern. Doch eigentlich benötigt sie noch viel mehr Zuwendung, genauso wie meine Hunde. Alles kommt gerade zu kurz und alles hat sich verändert. Es gab ein Leben vor der Diagnose und eins danach. Ich möchte das „davor“ wiederhaben. Es war auch nicht gerade toll und mit vielen Problemen belastet, aber es war tausendmal besser als das „danach“. Die Angst ist wirklich schrecklich. Sie tut so weh. Gestern bin ich nach nur drei Stunden Schlaf aufgewacht und habe prompt eine Panikattacke bekommen. Ich war klitschnass, mein Herz raste und dachte, ich müsste ersticken. Nach kurzer Zeit ging es wieder weg, aber das scheußliche Gefühl, dass der Alptraum mit dem Erwachen nicht endet, sondern anfängt, das blieb.

Auweia, ich schreibe hier ein Zeug vor mich hin ... entsetzlich. Aber irgendwie muss ich die Nacht ja rumkriegen. Obwohl sie meinetwegen für immer andauern könnte, denn morgen wird auch nur wieder ein blöder Tag. Genauso wie der Tag danach und der danach und der ... Wird es irgendwann mal wieder besser?
Ich werde jetzt mal versuchen zu schlafen. Bei allen Mitlesern entschuldige ich mich für mein Geschwafel. Aber es tut gut, die Gedanken und Gefühle mal loswerden zu können. Zumal ich nicht so viele Möglichkeiten habe, meine Sorgen im Bekanntenkreis auszuschütten. Meine Mutter möchte auch nicht über das Thema sprechen. Sie verschließt sich davor, lenkt sich ab und tut so, als wäre alles in Ordnung. Genauso wie sie es all die Zeit mit ihren Beschwerden getan hat. „Wird schon nicht so schlimm sein“, war ihre Devise. Ich weiß nicht, wie es noch schlimmer werden könnte!
Ich dagegen habe ständig das Bedürfnis darüber zu reden. In jeder Mail schreibe ich, was passiert ist, obwohl ich weiß, dass ich meine Bekannten damit nur belaste. Das ist komisch, denn normalerweise halte ich meine Privatsphäre sehr geheim. Ich bin kein offener Mensch, sondern sehr zurückhaltend und misstrauisch. Und nun begehe ich einen wahren Seelenstriptease. Ich weiß nicht, warum ich das tue, es geht mir dabei nicht um Mitleid oder Floskeln, wie „ihr schafft das“ oder „das wird schon wieder“. So etwas hilft mir überhaupt nicht. Aber ich habe einfach das Gefühl, alles mal loswerden zu müssen.

Ein ganz liebes Dankeschön an alle, die meine Sorgen ertragen und vielleicht sogar verstehen können.

LG Nela
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  #5  
Alt 27.12.2011, 09:11
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Nela,

eine solche Diagnose zieht einem nunmal die Füße weg. Dass Du Angst hast, ist verständlich. Ich empfand die Warterei auf sämtliche "Teile" des Befundes bei der Krankheit meiner Mutter als entsetzlich.

Allerdings hat meine Mutter, die von ihrer Krankheit nichts wissen wollte, alles in meine Hände gelegt. Ich sammelte Befunde, recherchierte, redete mit den Ärzten, konferierte mit einem befreundeten Arzt etc. Allerdings waren die Chancen für meine Mum von Anfang an extrem schlecht. Ich wußte das. Ich versuchte mein Bestes. Ich half ihr, so gut es ging.

Die Panik vom Anfang legte sich. Irgendwann funktionierte ich nur noch. Meine Mum stand mir ganz nahe. Irgendwann gehörte die Krankheit dazu, so schlimm sie auch war.

Nun warte die restlichen Befunde ab - so schwer wie es ist, da nützt jetzt nur Geduld. Prognosen zu lesen nützt jetzt nichts, Du weißt ja keinerlei Details. Schau, meine SchwieMu lebt nun seit ihrer Diagnose Darmkrebs bereits 14 Jahre und ist 81 Jahre alt. Bei ihr war es eine Dauerchemo, dann OP. Fertig.

Bei Freunden und Bekannten habe ich allerdings festgestellt, dass sie gar nicht soooo gerne mit solchen Geschichten konfrontiert werden wollen. Irgendwie hatte ich das Gefühl, das viele das Thema möglichst umgehen wollen oder einen sogar meiden, aus Angst, man würde in Tränen etc. ausbrechen. Bei mir hat sich damals ganz extrem die Spreu vom Weizen getrennt.

Ich drück Euch für Donnerstag die Daumen!

LG

Schnucki
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  #6  
Alt 27.12.2011, 17:37
Nela01 Nela01 ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Schnucki,

vielen, vielen Dank für deine Antwort und fürs Daumendrücken. Es hilft, wenn man merkt, dass man nicht ganz allein steht und andere auch durch so eine Hölle gehen müssen. Es tut mir sehr leid um deine Mutter. Andererseits freue mich, von dem positiven Verlauf deiner Schwiegermutter zu hören.

Ja, die Warterei ist grässlich. Man schwankt zwischen dem Gefühl, die Zeit anhalten zu wollen, damit man das Ergebnis nie erfahren muss und gleichzeitig überkommt einen der Wunsch, dass alles ganz schnell hinter sich zu bringen. Die Ohnmacht ist so furchtbar. Ich würde so gern etwas tun – so gern das Schicksal beeinflussen. Aber ich kann nichts machen. Ich sitze nur hier und warte und bange. Dabei wechselt mein Gefühlszustand im Minutentakt zwischen aufkeimender Hoffnung und völliger Verzweiflung.

Ich habe ein ganz schlechtes Gewissen, dass ich viele meiner Bekannten bereits mit der Diagnose konfrontiert habe. Das Dumme ist halt, dass ich keine weitere Familie habe und somit niemanden zum Reden. Normalerweise bin ich ein ganz guter Einzelkämpfer und komme mit den meisten meiner Probleme selbst zurecht, doch bei dem Thema Krebs, hatte ich das Gefühl, dass es zu groß ist, um damit allein klarzukommen. Es hat mich in eine so tiefe Schlucht gestürzt, dass ich nicht glaubte, da jemals wieder herauszukommen.

Meine Mutter möchte auch nichts wissen und sich am liebsten gar nicht mit der Krankheit auseinandersetzen. Das heißt, dass ich diejenige bin, die die meisten Entscheidungen treffen muss. Manchmal wächst man ja mit seinen Aufgaben, aber dennoch fühle ich mich momentan überhaupt nicht reif genug dafür. Das zu sagen, ist wirklich peinlich, denn ich bin über 40 Jahre alt. Doch kommt bei mir gerade so viel zusammen: keine Beziehung, beste Freundin weg, bevorstehender Schritt in die berufliche Selbstständigkeit und eben der fehlende familiäre Rückhalt. Aber es ist eben, wie es ist. Ich muss es annehmen und lernen, damit fertigzuwerden. Andere hier haben auch ein ganz schweres Schicksal und meistern es schließlich auch irgendwie.

Danke an das Forum und dafür, dass ich mich hier ausheulen darf!!!

Liebe Grüße
Nela
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  #7  
Alt 27.12.2011, 18:01
Elisabethh.1900 Elisabethh.1900 ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Nela!
Zitat:
Meine Mutter möchte dort auch gern hin, weil es am nächsten ist, doch ich bin da noch etwas unsicher. So ein Zentrum mit Zertifikat klingt irgendwie kompetenter, aber vielleicht lasse ich mich auch blenden. Womöglich gibt es dort auch ewig lange Wartezeiten.
Um als Krankenhaus zertifiziert zu werden, müssen bestimmte Kriterien erfüllt sein, so spielt die Zahl der durchgeführten Operationen bzw.Behandlungen eine wichtige Rolle. Außerdem geht es die Qualifikation der Ärzte im Zentrum oder bestimmte begleitende Angebote wie Betreuung durch Sozialarbeiter und Psychologen.
Es wird immer empfohlen, sich eine sog. Zweitmeinung einzuholen, dies kann man ja in einem der Zentren tun.
Die niedergelassenen Ärzte arbeiten heute mit Krankenhäusern zusammen und versuchen sog. Schnittstellen, die oft Informations-und Zeitverlust in der Betreuung der Patienten bedeuten, zu vermeiden.

Liebe Grüße!
Elisabethh.
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  #8  
Alt 28.12.2011, 17:35
Nela01 Nela01 ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Elisabethh.,

ganz vielen Dank für deine Information.
Sie haben bewirkt, dass ich mich heute noch mal intensiv mit der Thematik der Krankenhauswahl auseinandergesetzt habe. Ich versuche schon die ganze Zeit Kontakt zu einer Selbsthilfegruppe herzustellen, um von dort vielleicht eine Empfehlung zu bekommen, aber leider habe ich bisher noch niemanden erreicht. Die Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr ist echt ungünstig, um krank zu sein.

Meine Mutter ist in einer gastroenterologischen -/proktologischen Schwerpunktpraxis in Behandlung, die mit dem regionalen Krankenhaus kooperiert. Daher denke ich, wäre die Kommunikation zwischen Praxis und Klinik gewährleistet. Nur leider ist die Chirurgie des Krankenhauses auf Enddarmkrankheiten im Allgemeinen spezialisiert und nicht auf Krebs im Besonderen. Es gibt auch keine Onkologie in der Klinik und eben kein zertifiziertes Zentrum. Aber im Augenblick geht es ja erstmal um die OP. Die Frage ist also: Wo sind die besten Chirurgen? Doch das herauszubekommen scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein, denn offenbar gibt es da tausend unterschiedliche Meinungen. Der eine sagt A, der andere sagt B.

Ich habe festgestellt, dass alles Glücksache zu seien scheint und man es nicht beeinflussen kann. Da ich längere Zeit selbst im medizinischen Bereich gearbeitet habe, muss ich zugeben, dass ich nicht gerade großes Vertrauen zu Ärzten habe.

Irgendwie fühle ich mich dem Ganzen völlig hilflos ausgeliefert. Ich würde so gern etwas tun, aber es gibt einfach keine Garantien!
Ich könnt echt nur noch k….

Liebe Grüße
Nela
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  #9  
Alt 29.12.2011, 12:56
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Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Hallo Nela,
ich weiss nicht ob ich es überlesen habe, aber vielleicht schreibst du (noch) mal hin, in welcherm Kreis ihr wohnt.

Ich denke mal, dann kommen auch von hier Empfehlungen.

Ich habe momentan ein PC problem und bin nicht viel im Netz, bis er wieder in Ordnung ist.
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Meine Schwester Sandra(45),TN mamma Ca.metastasiert, +21.11.2015
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  #10  
Alt 29.12.2011, 14:21
Nela01 Nela01 ist offline
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Hallo Monika,

das Problem mit der Klinikwahl hat sich inzwischen erledigt. Wir mussten uns bereits entscheiden und der OP-Termin steht auch schon. Wir haben dann doch noch jemanden bei der Selbsthilfe-Gruppe erreicht und uns dort beraten lassen. Ob die Entscheidung wirklich die richtige ist, weiß man ja leider immer erst im Nachhinein.

Ich habe da aber noch mal eine andere Frage. Weißt du zufällig – oder irgendjemand, der das hier liest –, ob zur sicheren Metastasendiagnostik eine Röntgenaufnahme der Lunge und eine Leber-Sonographie ausreichen? Oder sind da noch andere bildgebende Verfahren nötig, wie z.B. ein MRT?

Schon mal Danke für die Antwort.

Liebe Grüße
Nela
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  #11  
Alt 29.12.2011, 17:07
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Monika Rasch Monika Rasch ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Bei meiner Schwester wurde ein Komplett CT gemacht-mit und ohne Kontrastmittel.

Wichtig sind auch besonders die Nebennieren, da gehen Lungenkrebsmetastasen wohl auch sehr gerne als erstes hin.

Andererseits wollen die Chirurgen es vielleicht auch nicht so genau wissen, denn wenn Metastasen gefunden werden, dann wird es möglicherweise keine OP geben.
Es gibt in der Krebstherapie standarisierte Verfahren, und dazu gehört eben, dass wenn Metastasen da sind, eine Chemo das erste Mittel ist.
Ich weiss nicht, was ich raten soll.

Ich wäre froh gewesen, wenn meine Schwester nach Chemo und Bestrahlung operiert hätte werden können.

Leider war dann aber doch unter der Chemo eine Nebennierenmetastase gewachsen, die wurde dann rausoperiert, d
ann ging es zur Reha , als sie zurückkam kam das Kopf MRT, da waren dann Hirnmetastasen.

Die Lungenoperation war damit dann erledigt.
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Geändert von Monika Rasch (29.12.2011 um 17:13 Uhr)
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  #12  
Alt 29.12.2011, 21:24
Nela01 Nela01 ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Monika,

es tut mir wahnsinnig leid, um deine Schwester.
Diese Krankheit ist einfach grässlich! Offensichtlich kann man sich nie sicher sein und egal, was man macht und welche Diagnostik und Therapie man bekommt, der Krebs scheint bei jedem seine eigenen Wege zu gehen. Ich finde es so furchtbar schwer, mit dem Gefühl der Machtlosigkeit klarzukommen und sich seinem Schicksal so ergeben zu müssen. Man hat plötzlich kein selbstbestimmtes Leben mehr, sondern ein krebsbestimmtes!

Bei meiner Mutter hieß es, dass mit dem Röntgen und der Sonographie die Metastasendiagnostik vorerst abgeschlossen ist. Ob das wirklich ausreicht, weiß ich nicht, aber mehr ist nicht geplant. Dass der Tumor operiert wird, stand von vornherein fest, denn er blutet massiv und muss auf jeden Fall entfernt werden. Eine Chemo schließt sich dann höchstwahrscheinlich im Anschluss an. Alles ist noch so ungewiss, da man Genaueres erst nach der OP sagen kann. Also heißt es für uns weiter warten und bangen, warten und bangen …

Liebe Grüße
Nela
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  #13  
Alt 02.01.2012, 14:45
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Nela,
es tut mir so leid, dass Du mit Deiner Mutter gegen diese schreckliche Krankheit kämpfen musst!
Ich habe meine Mutter vor über einem Jahr durch Lungenkrebs verloren und kann insofern sehr gut nachvollziehen, wie Du Dich fühlst...
Diese Panik am Anfang erinnere ich auch noch sehr gut - mit der Zeit legt sich das etwas.
Dieses Gefühl, alleine zu sein hatte ich auch - ich habe zwar das Glück, einen sehr lieben Mann an meiner Seite zu haben, aber ich war auch für meine Mutter die einzige nahe Angehörige. Insofern auch die einzige, die sie unterstützen konnte, mit ins Krankenhaus kommen, die Entscheidungen diskutieren, ihr bei all den kleinen Dingen des Alltags helfen konnte... da habe ich mir zum ersten Mal Geschwister gewünscht, um das ein bißchen aufteilen zu können...

Ich wünsche Dir viel Kraft in dieser so schweren Zeit - und natürlich einen guten Ausgang der Operation!!
Liebe Grüße,
Anja
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  #14  
Alt 02.01.2012, 18:30
Nela01 Nela01 ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Anja,

ganz vielen Dank für deine kraftspendenden Worte. Dass du deine Mutter verloren hast, ist furchtbar und tut mir wahnsinnig leid.

Ja, das Gefühl des Alleinseins ist wirklich kaum auszuhalten. Ich war noch nie gern Einzelkind, aber dass der Umstand, keine Geschwister zu haben, einmal so unerträglich sein würde, hätte ich nicht gedacht. Ich habe wirklich keine Ahnung, wie ich das alles durchstehen soll. In manchen Augenblicken denke ich, ich schaffe es irgendwie, ich bin stark genug und dann gibt es wieder Tage wie heute, an denen ich völlig am Verzweifeln bin und nur entsetzliche Angst habe.
In allen Ratgebern steht, man soll sich Hilfe aus dem Familien- und Freundeskreis holen. Aber was soll man denn machen, wenn es dort keine Hilfe gibt? Wenn man keine andere Wahl hat, als allein zu sein?

Oh sorry, ich jammere schon wieder – schrecklich! Aber heute ich wirklich ein mieser Tag. Ich schätze, ich sollte hier besser nicht mehr schreiben. Damit ziehe ich bloß alle runter.

Liebe Grüße
Nela
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  #15  
Alt 03.01.2012, 11:28
Tiina Tiina ist offline
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Standard AW: Diagnose Krebs – und ganz allein!

Liebe Nela,
das ist absolut OK, wenn Du jammerst - wo wenn nicht hier?
Ich denke, hier kann jeder die Angst und Verzweifelung verstehen...

Vielleicht kannst Du Dir professionelle Unterstützung suchen, z.B. bei einem Psycho-Onkologen? Ich kenne viele Angehörige, die das gemacht haben und denen das sehr geholfen hast (obwohl sie nicht so alleine waren wie Du).
Hier gibt es ein paar Hinweise:
http://www.krebsinformationsdienst.d...unterstuetzung


Ich wünsche Dir, dass bald wieder Tage kommen, an denen Du Dich stark fühlst...
Alles Liebe,
Anja
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