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  #1  
Alt 16.08.2010, 13:58
Janga Janga ist offline
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Ausrufezeichen Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Hallo alle zusammen,

beim Googeln stoße ich immer wieder auf dieses Forum hier und habe schon sehr viel gelesen. Jetzt nehme ich mir die Zeit uns schreibe selbst einmal weil ich dringend einen Rat brauche.

Mein Stiefvater bekam im März 2009 die Diagnose Darmkrebs. Er hat einen Tumor den man nicht operieren kann und auch seit längerer Zeit schon Metastasen in der Leber. Um einem Darmverschluss vorzubeugen wurde ihm ein künstlicher Ausgang angelegt. Mit weiteren Einzelheiten bin ich nicht so vertraut. Er bekommt in regelmäßigen Abständen Chemo und trägt ein Morphiumpflaster welches alle 3 Tage gewechselt wird.

Aber eigentlich gehts mir nicht um ihn hier. Er ist unheilbar krank und wird sicher nicht mehr Jahre vor sich haben, so realistisch muss man schon sein - vor allem auch wenn man seinen Zustand sieht. Das weiss er und alle um ihn herum auch.

Mit diesem Eintrag hier geht es mir um meine Mutter. Sie lebt mit ihm und ist der Situation allein ausgesetzt. Er ist jemand, der immer und überall und in jeder Lebenssituation im Mittelpunkt stehen muss und sich auch sehr hängen läßt und viel jammert. Hier muss ich allerdings sagen, dass ich nicht weiss wie ich mich an seiner Stelle verhalten würde und möchte das jetzt nicht negativ bewerten. Wer dem Tode geweiht ist, der darf sich auch hängen lassen und jammern und depressiv sein. Absolut! Aber er weigert sich auch in ein Krankenhaus zu gehen, möchte unbedingt zuhause sterben wenn es soweit ist und beschimpft meine Mutter dass sie ihn loswerden will wenn sie sagt er soll ins Krankenhaus gehen wenn es ihm sehr schlecht geht etc.

Für sie ein absoluter Alptraum. Sie ist voll berufstätig, kümmert sich um den Hund, Haushalt, ihre eigene Mutter (85) und den totkranken Ehemann. Ich weiss nicht was ich machen soll, wie ich ihr helfen kann. Ich fühle mich schlecht wenn ich unendlich wütend auf meinen Stiefvater bin weil er mit seinem Verhalten und seinem Gejammer meine Mutter richtiggehend fertig macht.

Wie geht man mit so einer Situation um? Wie kann ich meiner Mama helfen? Ich mache mir Sorgen um sie, hab Angst, dass sie daran irgendwann zerbricht. Sie ist schliesslich auch schon 62 Jahre alt!

Jetzt, wo ich das hier schreibe, habe ich schon wieder ein schlechtes Gewissen meinem Stiefvater gegenüber. Denn wir sind gesund...

Bitte um Hilfe!!!

Geändert von Janga (16.08.2010 um 14:27 Uhr)
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  #2  
Alt 16.08.2010, 18:52
Benutzerbild von Wasser13
Wasser13 Wasser13 ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Hallo Janga,

dass Du Dich um Deine Mutter sorgst, ist nachvollziehbar (habe die Begleitung Darmkrebs/Lebermetastasen bei meinem 2005 verstorbenen Mann hinter mir). Dass Dein Stiefvater vielleicht schlecht gelaunt ist, Deine Mutter beschimpft ist ebenfalls nachvollziehbar (wer weiß, wie wir an seiner Stelle wären).

Vielleicht kannst Du Deiner Mutter im Augenblick am besten helfen, indem Du ihr etwas abnimmst - sei es ein Stück Haushalt, mal den Einkauf oder mal den Hund - ihr dadurch "ein bisschen Luft" verschaffst, sie einfach nur mal in den Arm nimmst, ihr zuhörst, dich mal auf einen Tee/Kaffee zu ihr setzt ...

Das Dein Stiefvater nicht in's Krankenhaus will - okay ... wenn es ihm schlechter geht, wird er es vielleicht selber sehen, dass das der bessere Weg ist. Und wenn es schlimmer kommt, nehmt Hilfe durch einen Pflegedienst dazu. Bei uns stand das Thema damals auch an, für den Fall, dass ich es nicht mehr alleine geschafft hätte (manchmal ist das Umdrehen eines bettlägrigen Patienten schon Schwerstarbeit).

Ich denke mal, was die persönliche Situation zwischen Deinen Eltern betrifft, da kannst Du nicht viel helfen ... das müssen die beiden miteinander ausmachen . Und mal ehrlich: kennst Du das nicht - da meint man es gut, sagt seine Meinung ... und plötzlich ist man schuld daran, das die Situation sich so oder so entwickelt hat ... Das kann ganz ordentlich auf's Gewissen drücken.

Ich finde es toll, dass Du Dich so engagierst und wünsche Dir gutes Gelingen!

Liebe Grüße ...
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  #3  
Alt 17.08.2010, 10:01
Janga Janga ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Hallo Wasser13, vielen Dank schonmal für die Antwort. Ich hatte ja auch geschrieben, dass ich seine schlechte Laune und seine Depris absolut verstehen kann. Da hat er ja auch jedes Recht der Welt zu!!! Leider ist es nicht wie in Filmen in denen die Menschen in unendlicher Güte, Bescheidenheit und Frieden micht sich und der Welt ihrem Ende entgegen sehen.

Sicher nehme ich meiner Mama einiges ab und versuche für sie da zu sein - so sie es denn annimmt, was sie aber mittlerweile auch tut. Aber ich weiss nicht wie ich damit umgehen soll, dass sie so leiden muss und finde das so verdammt unfair. Sie tut doch alles was sie kann und er bürdet ihr durch die Art und Weise jeden Tag mehr auf. Bin ich ungerecht oder ignorant weil es mich wütend macht?

Wer hat denn Erfahrungen damit und wie seid ihr denn damit umgegangen?
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  #4  
Alt 17.08.2010, 10:35
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Wasser13 Wasser13 ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Nein-nein Janga, Du bist nicht ungerecht oder ignorant ...

Du liebst Deine Mutter, siehst, wie es ihr geht, siehst, dass er keine Rücksicht nimmt, sondern fordert. Das Dir das wehtut, trotz Deinem Verständnis für seine Situation, Du ..., das ginge mir auch so. Du bleibst einfach mit Deiner Wut auf der Strecke.

Aber ... - hat er das nicht immer schon gemacht? (... muss immer im Mittelpunkt stehen ...). Warum sollte er sein Verhalten jetzt ändern? So schlimm das sein mag: für ihn ist das so doch in Ordnung ...

Ändern kann/könnte das nur Deine Mutter (hätte ändern können ... aber jetzt noch?) ...

... Viel Kraft für die nächste Zeit und liebe Grüße ....
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  #5  
Alt 17.08.2010, 11:09
Janga Janga ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Du hast recht, er hatte schon immer ein überhöhtes Geltungsbedürfnis und ich gebe zu, ich habe mich schon immer drüber aufgeregt und es hat mich schon immer wütend gemacht. Oft war ich auch wütend auf meine Mutter weil sie sich das gefallen ließ. Aber dann habe ich wiederum gedacht, wenn sie glücklich ist damit, dann ist es ja scheinbar nur für mich so schlimm und hab mich mal wieder selber auf den Boden der Tatsachen geholt. Und sie war glücklich.

Nur jetzt ist es einfach so schwer. Eben schrieb sie mir (wir beide mailen tagsüber ganz oft) dass er immer mehr Schmerzen hat (trotz Morphiumpflaster) und seine Leber scheinbar immer mehr anschwillt (kann man das von aussen sehen? Er hat ja auch seit einiger Zeit schon Wasser im Bauch, aber keine Punktion) und sein Gesicht ganz eingefallen ist und er ihr entsetzlich leid tut. Da lese ich auch diese Hilflosigkeit von ihr raus und muss heulen. Wie hilft man ihm am besten?

Wenn ich mal ganz ehrlich zu mir selber bin...Wahrscheinlich ist das alles einfach nur mein ureigenstes Problem und da ist es schon wieder, dieses schlechte Gewissen. Sie wird das wohl ganz anders empfinden. Es ist schließlich ihr Mann und den liebt sie. Wenn es meiner wäre, ich würde meine rechte Hand dafür geben wenn es ihm dadurch besser gehen würde.
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  #6  
Alt 17.08.2010, 14:24
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Wasser13 Wasser13 ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Liebe Janga,

schicke Dir in ein paar Minuten eine PN .... Liebe Grüße ...
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  #7  
Alt 17.08.2010, 15:43
Janga Janga ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

D A N K E

Und jetzt muss ich das noch ein wenig sacken lassen und werde dir später antworten - in Ruhe.

Meinem Stiefvater gehts wohl grade etwas besser hörte ich eben - zumindest konnte er schlafen und die Bauchschmerzen sind nicht ganz so dolle. Allerdings hat meine Mutter auch mit mir geschimpft weil ich mir soviel Gedanken mache und doch eigentlich selber eine Menge um die Ohren hab derzeit. Naja, Mütter halt...
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  #8  
Alt 17.08.2010, 15:48
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Wasser13 Wasser13 ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Wie sagt man immer: da nich für ...

Liebe Janga, ... gerne ... ... und würde mich freuen, später von Dir zu lesen ...
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  #9  
Alt 17.08.2010, 23:03
Janga Janga ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Heute abend hab ich mit meiner Mutter telefoniert. Es ging um unsere Hochzeit und um meine Geburtstagsfeier, also alles im Grunde völlig alltägliche und banale Dinge. Meine Mutter bezog während des Telefonats meinen Stiefvater hin und wieder in das Gespräch mit ein und er sagte dann was dazu. Es war alles so normal, als wenn nichts wäre. Irgendwie schön, klar, aber irgendwie machts auch traurig zu sehen wie sie versucht die Normalität und den Alltag aufrecht zu halten und die Krankheit mal nach hinten zu schieben. Ich wünsche mir, dass es ihr zwischendurch wirklich gelingen mag.
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  #10  
Alt 18.08.2010, 10:39
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Wasser13 Wasser13 ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

... Habe Dir gerade eine PN geschickt ... Liebe Grüße ...
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  #11  
Alt 18.08.2010, 10:48
Janga Janga ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Guten Morgen und grade entdeckt Bin in der Arbeit und antworte nachher.

Gleich ist mein Stiefvater beim Arzt. Ich bin gespannt was meine Mutter dann zu berichten hat. Habe übrigens vorhin mal vorsichtig angefragt, ob sie sich denn schonmal Gedanken über einen Pflegedienst gemacht haben wenn es "soweit" ist und er nicht mehr gut aufstehen kann etc. Überraschenderweise hat sie vom Hausarzt erzählt der einen ambulanten Hospizdienst gegründet hat. Aber sie scheut sich noch davor damit in Kontakt zu treten. Noch ist es ja auch nicht soweit und eigentlich schieben wir alle den Gedanken an diese Situation immer sofort weg wenn er hoch kommt.

Muss man sich um sowas frühzeitig kümmern oder kann man auch kurzfristig da Hilfe bekommen wenn man merkt man schaffts nicht mehr alleine?
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  #12  
Alt 23.08.2010, 12:30
Janga Janga ist offline
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Standard AW: Wie helfe ich meiner Mutter bei der Krankheit ihres Mannes?

Es gibt nicht viel Neues. Letzte Woche sah es mal sehr dramatisch aus aufgrund massiver Blutungen und so, aber jetzt gehts wieder besser. Dieses Auf und Ab ist wirklich kräftezehrend. Versuche momentan die guten Tage bewusster wahrzunehmen und dann die Gedanken an kommende schlechte Tage auf Seite zu schieben. Meine Mutter hält es ähnlich. Grad geht es auch ihr etwas besser und sie hat mal ein paar Tage den Kopf frei für andere Dinge.

Aber nochmal meine Frage zum (Hospiz-)Pflegedienst, wäre schön wenn mir jemand da einen Rat geben könnte. Muss oder sollte man sich da früh drum kümmern und wie geht man damit um bzw. wie bringt man es dann dem Kranken näher, dass das vielleicht eine gute Lösung wäre. Hat einer von euch da Erfahrungen mit?
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