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  #1  
Alt 03.12.2008, 20:16
soleia soleia ist offline
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Registriert seit: 03.12.2008
Beiträge: 1
Standard Problem über Gefühle zu reden

Hallo zusammen
meine mutter ist vor 5 Jahren an eierstockkrebs erkrankt. Seither haben wir viele Auf und Abs erlebt. Seit Mai war sie nun fast ständig im Spital und jetzt erhält sie zu Hause Infusionstherapie. Es geht ihr immer schlechter. Ich fühle mich oft hilflos und allein. Ich habe zwar einige wenige Personen mit denen ich reden kann aber mir fällt es immer total schwer über meine Gefühle zu sprechen. Dies ist für mich sehr schwierig und auch für meinen Freund. Die Beziehung ist deshalb auf der Kippe.

Wie könnt ihr über eure Gefühle sprechen?
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  #2  
Alt 03.12.2008, 20:28
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
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Standard AW: Problem über Gefühle zu reden

hallo soleia,
erstmal herzlich willkommen.
ich konnte über meine gefühle auch immer schlecht sprechen, aber schreiben ging besser, ist irgendwie anonymer. im laufe der zeit habe ich gemerkt, wie gut es mir tut, zu sprechen, auszusprechen, in worte zu fassen, was mich bewegt. es war ein langwieriger prozess, der aber irgendwie ein selbstläufer war. heute bin ich froh und dankbar, daß ich meine gefühle artikulieren kann. je offener ich bin, umso mehr kommt auch vom gegenüber.
ich wünsche dir einen guten weg, tina.
__________________
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die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt.

Mein geliebter Hase: 14.10.1923 - 28.04.2009
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  #3  
Alt 04.12.2008, 21:37
dani33 dani33 ist offline
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Standard AW: Problem über Gefühle zu reden

Liebe Tina, mir geht es ebenso. Schreiben klappt gut und darüber reden fällt mir schwer. Einerseits will ich darüber reden aber andererseits auch nicht.
Sonst hatte ich immer meine Mutter wenn ich was auf dem Herzen hatte, aber nun geht das ja nicht, weil sie ja die Betroffene ist. Und das reden mit ihr und der Trost von ihr, fehlt mir sehr.
LG
Dani
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  #4  
Alt 04.12.2008, 22:19
ladymoonlight ladymoonlight ist offline
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Standard AW: Problem über Gefühle zu reden

Hallo Zusammen

ich habe vor vielen Jahren gelernt über meine Probleme zu sprechen. Natürlich nicht mit jedem, aber mit bestimmten Personen. Es ist sicherlich nicht einfach aber wenn man es nicht tut dann zerbricht irgendwann die Seele weil man einfach nicht mehr weiterkann.
Aber das Internet hat den Vorteil das man sich vieles von der Seele schreibnen kann was man sonst vielleicht nicht könnte.
Ich stehe nun ganz am Anfang der Krebserkrankung meiner Mutter. Am 17. ist ihre OP. Es sieht momentan wohl nicht so schlecht aus, aber ich denke allein schon den Namen Krebs läßt viele Panik und Verzweiflung aufkommen.
Aber ich hoffe das alles gut verläuft.

Liebe Grüße

Bettina
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  #5  
Alt 04.12.2008, 22:47
Benutzerbild von stellina
stellina stellina ist offline
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Standard AW: Problem über Gefühle zu reden

hallo dani und bettina,
mittlerweile habe ich ja auch gelernt, meine gefühle in worte zu fassen. was bettina geschrieben hat stimmt schon: man geht sonst kaputt an den unausgesprochenen leiden. wenn sich die seele öffnet, wirds leichter zu tragen. ich hab deinen thread, liebe dani, verfolgt - es tut mir so leid. bei mir ists ja der mann. zwar krebsfrei entlassen, aber durch narkose dement geworden. es ist noch nicht so schlimm, aber ich kenne alle damit verbundenen gefühle der verzweiflung. ich hoffe du hälst die ohren steif, uns bleibt nichts anderes, als für den kranken da zu sein.
dir liebe bettina wünsche ich von ganzem herzen einen super guten erfolg für die op deiner mama. ich drücke fest die daumen für den 17.
liebe grüße, tina.
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  #6  
Alt 05.12.2008, 14:23
sanne2 sanne2 ist offline
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Beiträge: 1.085
Standard AW: Problem über Gefühle zu reden

Liebe Soleia,
es tut mir so leid für Deine Mutter und Dich!
Nur wer selber durch diese "Gefühlhölle" geht, kann nachvollziehen was man durchmacht.
Und wie soll man Anderen seine Gefühle vermitteln, wenn man selber in diesem Chaos an Gedanken versinkt, seine Gedanken nicht ordnen kann.

Als mein Mann und meine Mutter 2003 ihre Krebsdiagnosen erhielten, konnte und wollte ich mit Niemanden darüber sprechen. Man kann ja selber nichts richtig einordnen, die Gefühle und Gedanken spielen Achterbahn.
Mir persönlich hat es sehr geholfen, wenn ich alleine war, zu heulen und zwar wie ein Schlosshund. Ich habe geheult, bis ich erschöpft war. Habe mir ein Kissen vor den Mund gedrückt, damit unsere Nachbarn mein lautes Geheule nicht mitbekamen. Oder ich habe Kissen gegen die Wände geworfen, nur um ein Ventil für mich zu finden.
Spazierengegangen bin ich nachts, bis ich vollkommen fertig war.
Mir persönlich hat es geholfen, aber jeder geht mit seinem Schmerz anders um.
Jahre später konnte ich durch Gespräche mit Freunden und der Familie alles aufarbeiten, konnte darüber reden.
In diesem tollen Forum konnte ich dann auch darüber schreiben. Es war wirklich eine Erleichterung.
Schreibe Dir alles von der Seele, hier ist immer ein offenes Ohr für Dich!
Ich wünsche Dir ganz viel Kraft um das alles bewältigen zu können.
Liebe Grüße
Sanne
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  #7  
Alt 05.12.2008, 21:04
ladymoonlight ladymoonlight ist offline
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Ort: Bitburg
Beiträge: 29
Standard AW: Problem über Gefühle zu reden

Hallo Zusammen

ich will euch mal einen kleinen Einblick in mein Leben geben, damit ihr seht das der Mensch sehr viel durchstehen kann und vielleicht kann euch meine Geschichte ein wenig Mut geben. Wer weiß wo ich geendet hätte wenn ich nicht den Mut gehabt hätte aus meinem Mauseloch hervorzukriechen und mich dem Leben, mit all seinen Höhen und Tiefen, zu stellen. Es waren für mich sehr schwere, schmerzhafte Jahre mit vielen Entbehrungen und Leiden.

Ich war 2 Tage 22 Jahre alt und im 2. Monat Schwanger als mein Mann während der Vorbereitungen zu meiner Geburtstagsfeier an den Folgen eines tödlichen Stromschlags starb. Mein Sohn war 2,5 Jahre alt und stand daneben und dieses Erlebnis forderte jahrelange psychologische Betreuung. Ich fiel von jetzt auf gleich in ein bodenloses Loch und nur der Gedanke an meine Kinder retteten mich davor vollkommen den Boden unter den Füssen zu verlieren. Ich habe mich fast 2 Jahre von der Aussenwelt abgeschirm und nachdem ich wieder angefangen habe in die Welt zu schauen und etwas Fuß zu fassen, erkrankte mein Vater an Darmkrebs. Nach 3 qualvollen Jahren starb er und wieder viel ich in ein tiefes Loch. Da mein Vater seit meiner Kindheit schwer psychisch krank war und ich durch diese Krankheit gewohnt war meinen Vater zu betreuen, da meine Mutter arbeiten mußte, hatten wir beide ein sehr inniges und sehr gutes Verhältnis. Er war immer für mich da wenn ich ihn gebraucht habe. Er ist nun seit mittlerweile 16 Jahren tod und er fehlt mir heute noch immer.
Zu meiner Mutter hatte ich nie dieses Verhältnis aber ich werde alles tun was ich für sie machen kann. Ich liebe sie auch aber nie so wie meinen Vater. Bei meiner Mutter folgten viele schwere OP`s, einen Schlaganfall und schwere Diabetes. Nachdem meien Mutter zum dritten mal ein neues Hüftgelenk bekam undsie gerade von der Intensivstation verlegt wurde, fiel meine Oma um und starb nach 10 Tagen Intensivstation im Alter von 93 Jahren während meine Mutter in der Reha war. Als meine Mutter aus der Reha zurück kam stellte ich fest das es ihr schlechter den je ging. Sie konnte nicht gehen, hatte wahnsinnige Schmerzen und sie wohnte im 1. Stock. Es blieb mir nichts anderes übrig als sie ins Krankenhaus zu bringen und während dieser 2 Wochen räumte ich meiner Oma ihre Wohnung aus und verfrachtete meiner Mutter ihre Wohnung kurzerhand in diese Wohnung, da sie im Erdgeschoss war. Das alles zwischen Krankenhausbesuchen, arbeiten gehen und eigenem Haushalt. Nachdem ich dann fast auf dem Zahnfleisch gekrochen bin lebte sich meine Mutter sehr schwer in ihrer neuen Umgebung ein, obwohl das ihr Wunsch war dort einzuziehen. Und so konnte es dann langsam aufwärts gehen. Das ist nun fast 5 Jahre her.
So vergingen dann die Jahre und es wurde alles wieder etwas besser. Natürlich brauchte meine Mutter mehr Hilfe als vorher, aber da meine Kinder erwachsen wurden hatte ich ja auch ein wenig mehr Zeit die ich ihr widmen konnte. Mein Sohn zog nach Aachen und meine Tochter besuchte eine Schule im Saarland. Endlich hatte ich mal Zeit für mich!!!
Das war etwas was ich gar nicht kannte und es war sehr schwer für mich das zu akzeptieren. Ich habe seit 12 Jahren einen Lebensgefährte, aber da er Bäcker ist sitze ich abends immer allein hier. So kam ich zu einem PC... und das war das Beste was mir passiert ist. Ich machte einen Kurs mit und lernte mit diesem, mir total unbekanntem Wesen umzugehen und nun sitze ich jeden abend daran.
Irgendwann Mitte der neunziger Jahre traf ich eine Gruppe Frauen die sich regelmäßig zum Kaffeetrinken traf. Ich schloss mich ihnen an und sie waren der eigentliche Drahtzieher das ich angefangen habe mich zu öffnen und über meine Probleme reden konnte. Wir treffen uns heute noch immer ein oder zweimal die Woche und ich bin sehr dankbar diese Gruppe gefunden zu haben.
Dann traf uns aus heiterem Himmel die Diagnose Hautkrebs - malignes Melanom ALM-Typ. Dazu sofort die Überweisung nach Homburg, etwa 150 km von hier entfernt. Ich war natürlich ersteinmal wie vom Schlag getroffen. Ich ging anschließend arbeiten und verbrachte dann eine recht schlaflose Nacht. Am nächsten Tag habe ich mir den Befund geholt und ihn durchgelesen und mich an den PC gesetzt und mich informiert, was das überhaupt ist und so fand ich das Forum. Es sieht bisher recht gut aus - es scheint wohl noch keine Metastasen da zusein laut den Ärzten nach dem ersten Besuch in Homburg. Aber ich habe mir vorgenommen mich so gut es geht zu informieren was nun auf meine Mutter und mich zukommen könnte oder kann.
Meine Mutter ist nun absolut panisch. Ich versuche sie so gut es geht zu beruhigen, aber wie soll man jemandem die Angst vor Krebs holen?
Sie fängt nun an zu klammern und hätte am liebsten das ich rund um die Uhr bei ihr bin. Aber dem kann und will ich nicht nachgeben. Ich habe eine Arbeit die mich ernähren muß und ich habe meine Familie und mein Leben. Wenn ich jetzt schon nachgeben würde würde sie sich total an mich klammern und nicht von selber wieder auf die Beine kommen. Nun warten wir natürlich voller angst auf die OP und was dann danach kommt...dann sehen wir weiter.
Nun habe ich eigentlich viel mehr geschrieben als ich wollte. Vielleicht sollte ich es wieder löschen?
Nein ich lasse es und vielleicht kann meine Geschichte wirklich jemandem helfen. Ich hoffe es denn dann war es nicht sinnlos das alles geschrieben zu haben.

@Liebe Tina
dir danke ich für das Daumendrücken. Ich denke bei dieser Krankheit kann man nicht genug Daumen haben die gedrückt sind.
Meine sind für euch auch alle gedrückt und wünsche euch ein schönes Wochenende und einen schönen 2. Advent.

Liebe Grüße

Bettina
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