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  #1  
Alt 19.11.2005, 19:40
Benutzerbild von Vanilla
Vanilla Vanilla ist offline
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Registriert seit: 15.11.2005
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Standard Angst...vor allem um meine Kinder

Ihr Lieben,

ich bin dieses Wochenende allein zu Hause und habe mich mal wieder stundenlang im Netz rumgetrieben. Obwohl ich weiß, dass ich oft auf Dinge über meinen BK stoße, die mir Angat machen, möchte ich doch so gut wie möglich informiert sein.
Und nun ist es mal wieder passiert, ich schiebe den Blues. Habe wohl zuviel Dinge gelesen, die mich "runter ziehen".
Dass meine Prognose (G2, Lymph.5/16, Her2neu 3+) nicht die beste ist, weiß ich. Ich bin auch noch ein realtiver Frischling, Ablatio war vor einem viertel Jahr, momentan läuft Chemo.
Natürlich vesuche ich positiv zu denken, ich hatte eine sehr gute Operateurin, fühle mich bei meinem Onkologen in guten Händen und werde wahrscheinlich auch das Herceptin genehmigt bekommen.
Trotzdem habe ich im Moment mal wieder eine Heidenangst.
Ich bin Mama von zwei Jungs, 8 und 12, mein Lebensgefährte ist nicht ihr leiblicher Vater. Für ihren "Erzeuger" habe ich nur noch Verachtung übrig, mehr möchte ich dazu nicht sagen. Ich habe nicht einmal den Mut, die Gedanken, die mir durch den Kopf gehen, hier in Worte zu fassen... was wäre wenn? Eigentlich möchte ich gar nicht darüber nachdenken oder reden, es am liebsten von mir schieben, aber tief in mir weint es verzweifelt. Ich weiß nicht, ob ihr mich verstehn könnt...ich möchte keine Eventualitäten, die Zukunft und die Kinder betreffend durchsprechen, trotzdem muß ich mir meine Gedanken hier einfach einmal von der Seele tippseln. Dies hier ist der einzige Platz, von dem keiner in meiner Familie weiß, dass ich mich hier rumtreibe.
Mir ist das Herz heute wieder einmal so schwer, meistens bin ich die, die immer soooo stark ist und einen solchen Optimismus versprüht. Das ist auch meistens so, aber allzuoft überkommt mich diese Verzweiflung bei den Gedanken an meine Jungs. Verdammt nochmal, ich will nur so lange da sein, bis sie auf eigenen Füßen stehen können!

Ich habe momentan solche Angst, nicht um mich, um meine Kinder.

Danke,dass ich es mir hier von der Seele schreiben konnte.

Liebe Grüße

Vanilla
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  #2  
Alt 19.11.2005, 20:02
Benutzerbild von Caroline3
Caroline3 Caroline3 ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Liebe vanilla!
Ich kann dich so gut verstehen! Auch ich bin eigentlich eine Optimistin und denke fast immer positiv, aber auch mich überkommt gelegentlich der Blues - wie du es nennst. Auch ich bin Mutter von zwei Kindern, 11 und 14 und kenne dieses Ängste und Fragen nur zu gut! Aber ich ziehe mich dann selber wieder hoch! Die Kinder gaben uns ja auch so viel Kraft. Ich will sie aufwachsen sehen, ihren Lebensweg begleiten und ihre Entwicklung mitverfolgen!
Ich drücke dir die Daumen, wünsche dir viel Kraft und Mut - wir schaffen das schon!!!
Alles Liebe und Gute von Caroline
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  #3  
Alt 19.11.2005, 20:24
Benutzerbild von Karin B.
Karin B. Karin B. ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Liebe Vanilla,
ach komm her und laß dich mal drücken
Ich kenne das Gefühl nur zu gut. Meine Jungs sind auch gerade erst mal 12 und 14.
Meine Erkrankung liegt nun bald 3 Jahre zurück. Habe auch Her2 neu3+++ G3 allerdings waren bei mir die Lymphknoten noch nicht befallen.
Wie oft habe ich den Spruch gehört: Du mußt nun erstmal an dich denken, aber so einfach ist es nicht!
Du schaust in die Gesichter deiner Kinder und denkst, du hast noch so viele Jahre Verantwortung zu tragen, was ist wenn.......
Auch ich bin so eine, die immer alles wissen möchte und gut informiert sein will und doch kommt es vor, daß mich dieses Wissen runterzieht. Die Angst sitzt dir im Nacken.
Ich habe für mich den KK entdeckt, so wie du, schreibe ich, wenn ich am Boden bin, wenn mich die Angst einholt.
Viele Gedanken, die ich bei meiner Familie nicht in Worte fassen kann, finden hier Gehör.
Wann immer dir danach ist, schreibe es dir von der Seele. Hier wird immer jemand sein, der dir zuhört.
Auf deinem weitern Weg wünsche ich dir alles Liebe.
Liebe Grüße
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  #4  
Alt 19.11.2005, 20:34
Benutzerbild von Manuela46
Manuela46 Manuela46 ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Hallo Vanilla,

so wie es dir im Moment ergeht, ging es mir im letzen Jahr. Ich habe auch die Brust amputiert bekommen, bin auch Her 2 neu +++ und hatte auch Lymphknoten befallen 4 von 15. Genau wie du habe ich zwei Kids jetzt 12 und 15, und zum Zeitpunkt der Diagnose und Op war ich alleinerziehend. Meine ersten Gedanken galt den Kindern, was wird aus ihnen wenn ich nicht mehr bin und so weiter.
Heute geht es mir wieder gut, habe meinen Lebensgefährten mit dem ich einige Monate vor dem Krebs schluss gemacht hatte mittlerweile geheiratet. Du siehst irgendwann gibt es auch wieder Licht am ende des Tunnels. Obwohl ich mir das damals nicht vorstellen konnte.

Wir Frauen sind eine starke Persönlichkeit, wir lassen uns nicht unterkriegen.
Versuche das alles nicht so aussichtslos zu sehen. Deine Kinder geben dir Kraft und du bist nicht ganz allein.

Wenn du die Chemo hinter dir hast wird es dir auch wieder besser gehen, glaub mir. Was bekommst du für eine chemo? Gehst du anschließend in die Reha? Tu dir so viel gutes wie du nur kannst damit das Leben wieder lebenswert wird.

Und noch einen Rat. Suche nicht nach jeder Kleinigkeit im Netz, ich hatte das auch gemacht und war jedes Mal fertig. Ich bin fast ein Jahr lang nicht mehr im Netz gewesen, erst seit September diesen Jahres bin ich wieder im KK. Jetzt hab ich etwas Abstand gewonnen und kann einige Sachen lockerer sehen.

Wenn du trost brauchst oder dich ausheulen willst komm hier in den KK. Hier findest du immer jemanden der dich aufmuntert. Aber suche nicht unbedingt nach Infos über deinen Krebs, lass erst einmal Gras über die Sache wachsen.

Ich hoffe du missverstehst mich nicht. Natürlich will ich dir nichts vorschreiben ich sage dir nur wie es bei mir war und ich dir gut nachempfinden kann.

So ich hoffe ich konnte dich ein wenig aufmuntern. Lass dich umarmen.

Kopf hoch auch du schaffst das. Deine Kinder brauchen dich noch.

Ganz liebe Grüße

Manuela
__________________
Carpe Diem!

Ich kann, weil ich will, was ich muss! Immanuel Kant
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  #5  
Alt 19.11.2005, 21:03
Benutzerbild von Renate2
Renate2 Renate2 ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Hallo Vanilla,

ich kann Dich sehr gut verstehen. Auch wenn meine Tochter zum Zeitpunkt der Erkrankung schon 17 war (inzwischen ist sie 18), mache ich mir oft Gedanken - was wäre wenn.
Allerdings habe ich auch in der Zwischenzeit etwas besser gelernt, mit dem Internet und den Informationen umzugehen. Manches mal zieht es mich nach wie vor eher runter, die Gefahr besteht gerade zu Anfang. Du bezieht dann viele negativen Informationen auf Dich und das ist nicht gut.
Bei mir waren 17 Lymphknoten befallen und bereits Metastasen vorhanden. Zum jetzigen Stand der Dinge kann ich nur sagen, daß es mir trotz alledem recht gut geht.
Sprich über Deine Ängste, tue Dir öfter mal was Gutes, mit der Zeit wirst Du auch lernen, mit Deiner Erkrankung zu leben.

Alles Gute
Renate
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  #6  
Alt 19.11.2005, 21:10
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Biggi Biggi ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Hallo Vanilla,

wie gerne würde ich Dir und den anderen hier die Angst nehmen. Kann es aber leider nicht. Kann Euch nur sagen, dass Ihr einfach stark sein müßt. Wegen Eurer Kinder und für Eure Kinder! Und ich denke mal, gerade der Wunsch, die Kinder nicht verlassen zu müssen, gibt Euch die nötige Kraft, dem Feind in Eurem Körper den Kampf anzusagen. Laßt Euch nicht unterkriegen. Ihr seid stark - daran müßt Ihr glauben - auch wenn es Euch hin und wieder mal umhaut. Doch für diese Momente habt Ihr ja das Forum und uns. Hier könnt Ihr Euren Schmerz hinausschreien, keiner wird es Euch verübeln.
Ich weiß auch, wie das ist, wenn man nicht ständig die Familie in Angst und Schrecken versetzen will. Gerade bei Kindern muß man da sehr feinfühlig sein. Noch dazu, wenn sie in solch schwierigem Alter sind wie Eure.
Ich habe 5 Enkelkinder im Alter von 12 bis zu einem Jahr und möchte diese natürlich auch aufwachsen sehen. Und da ich sehr opitmistisch denke, wird mir das auch gelingen - genau so wie Dir, liebe Vanilla. Laß den Kopf nicht hängen. Nach Regen kommt immer wieder Sonnenschein! Ich drück Dich jetzt einfach mal und wünsche Dir trotz allem (oder gerade deshalb) ein schönes Wochenende!
__________________
Liebe Grüße
Biggi

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Wir hoffen immer, und in allen Dingen ist besser hoffen als verzweifeln... (Goethe)
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  #7  
Alt 19.11.2005, 21:53
Elke8 Elke8 ist offline
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Lächeln AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Hallo Vanilla,

lass Dich erst einmal ganz feste drücken. Ich kenne das Gefühl auch. Meine OP liegt nun schon 5Jahre zurück. Zu Anfang hatte ich auch die Angst, was ist wenn. Aber dann habe ich mir gesagt, nee meine liebe, ich kämpfe. Hier im KK kannst Du Dir alles von der Seele reden. Das machen alle hier. Hier hört Dir jede zu. Auch mir haben alle sehr gehofen. Ich wünsche Dir alles Gute.

Liebe Grüße
Elke
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  #8  
Alt 19.11.2005, 22:11
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Vanilla Vanilla ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Hallo ihr alle,

ich sitze hier und mir laufen die Tränen.
Ich danke euch sehr für eure lieben Postings. Es tut gut zu sehen, dass ihr mich versteht.
Es ist diese Angst vor der Zukunft meiner Kinder, wenn...Wie gesagt ist mein Lebensgefährte nicht ihr leiblicher Vater und es wäre nicht auszudeken, wenn sie bei genau dem (dem leiblichen) aufwachsen müssten.
Aber ich lass mich nicht unterkriegen, versprochen! Ich habe Ärzte, denen ich vertraue, einen wunderbaren Mann an meiner Seite, eine tolle Familie und fabelhafte Kinder, das sage ich mir immer wieder. Was soll da schon schief gehen!
Und vielleicht habt ihr recht und ich sollte mich nicht ganz so viel im Netz rumtreiben und mir bange machen lassen.
Ich pack das!

Nochmal ein ganz dickes Danke an euch alle.

Liebe Grüße

Vanilla

PS: @Manuela: Ich bekomme FEC-Chemo, habe gerade die erste Gabe des 3. Zyklusses hinter mir und vertrage sie inzwischen ganz gut. Im Moment genieße ich es, die Zeit zu haben, meinen Körper ausführlich zu pflegen, auch wenn mein Körperbild sich im Vergleich zu vor drei Monaten ja sehr verändert hat. Komisch, oder? Du siehst also, ich tu mir was Gutes und genieße es.

Geändert von Vanilla (20.11.2005 um 00:00 Uhr)
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  #9  
Alt 20.11.2005, 13:05
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Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Liebe Vanilla,
ich kann dich so gut verstehen. Meine BK-Erkrankung ist schon über 5 Jahre her. Seitdem bin rezidiv- und metastasenfrei. Mit meinem Behinderungen durch die Behandlung, mein vorzeitiges Rentnerdasein und die anderen Schicksalsschläge in den letzten Jahren, habe ich mich eigentlich abgefunden. Ich kann mittlerweile mein Leben annehmen, wie es ist. Ich lache gerne und viel und habe einen wunderbaren Mann an meiner Seite, der mir hilft wo er nur kann. Und trotzdem, ich falle ab und zu in ein tiefes Loch. Das letzte Mal war es im Urlaub, auf dem ich mich so gefreut hatte. Aber du kennst das ja aus eigener Erfahrung. Ich habe dann den Mädels hier im KK meine Lage geschildert, und bekam von Allen hier viel Hilfe und Unterstützung. Dann hatte ich Mittwoch einen Termin bei meinem Psychodoc und dort konnte ich alles los werden. Seitdem geht es mir wieder besser. Ich stelle mich meiner Ängste und unterdrücke sie nicht. Einen Feind den man kennt und dem man sich stellt, ist besiegbar.
Du siehst, selbst nach so langer Zeit kommen die dunklen Tage immer mal wieder. Zwar nicht mehr so oft wie früher, aber es ist nicht weg.
Ich glaube, es sind gerade die Menschen, die immer optimistisch scheinen und angebl. so stark sind. Es ist so viel was wir durch die Krankheit verloren oder aufgeben mussten. Wir haben uns selbst verändert und wir müssen letztendlich einsehen, es wird nie wieder so sein, wie es mal war. Aber das Ganze braucht seine Zeit. Das geht nicht von heute auf morgen.

Die Angst vor der Zukunft und um deine Familie sind völlig normal. Die Ängste und Sorgen werden aber mit der Zeit immer weniger und die Abstände immer länger. Ich bin seit meiner Erkrankung bei einem Psychodoc in Behandlung. Ohne ihn wäre ich bestimmt noch längst nicht so weit. Vielleicht solltest du eine Mitbehandlung durch einen Pschodoc o.ä. mal überlegen. Man kann mit einem Menschen, der aussen vor ist, oft besser über alles sprechen. Damit verändert man sein eigenes Verhalten und lernt, das viele Sachen die uns belasten, ein Teil unserer Krankheit sind und dazu gehören. Man lernt dann, damit anders umzugehen.

Ich nehme dich in die Arme, drücke dich ganz fest und schicke dir ein riesengrosses Kraftpaket und deine Ängste jage ich auf den Mond.

Viele liebe Grüsse
Rubbelmaus
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  #10  
Alt 20.11.2005, 18:23
Magdalena Baumeister
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Liebe Vanilla
und all die anderen lieben Mädels hier,

ich glaube, diese Berg-und Talfahrt der Gefühle und die Ängste, die jede von uns durchlebt, können nur Betroffene verstehen, egal, welchen Krebs sie haben oder hatten. Die Angst vor der Zukunft, d.h. vor einer Wiedererkrankung sitzt einem immer im Nacken, auch dann noch, wenn man schon ein paar Jährchen älter ist, weil man sich zeit seines Lebens immer Sorgen um die Kinder macht. Aber Du lebst im Hier und Jetzt und es bringt nichts, wenn Du Dir dauernd Gedanken machst, was in Zukunft sein wird.
Keiner von uns weiß, was morgen sein wird und alle müssen mit der Angst leben lernen, bzw. richtig mit ihr umzugehen, daß sie uns nicht dauerhaft in Schach hält.
Sprich doch mal mit deinem Arzt darüber, vielleicht kennt er einen guten
Therapeuten, der Dir bei der Bewältigung Deiner Ängste helfen könnte???

Ich wünsche Dir und allen anderen Frauen hier von ganzem Herzen, daß sich
"Herr Krebs" für immer von Euch verabschiedet hat und Ihr alle Eure Kinder aufwachsen sehen und mit ihnen noch viele, viele Jahre lachen könnt!!!

Und schreibt Euch Eure "Durchhänger" auch weiterhin von der Seele, denn
"Ballast abwerfen" ist der erste Schritt, wieder gesund zu werden!

Drück Euch alle mal ganz fest an meine Brust und knuddel Euch richtig durch-

liebe Grüße von
Leni
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  #11  
Alt 21.11.2005, 16:21
Schmetterling Schmetterling ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Hallo Vanilla
Ich kann dich ganz gut verstehen, mir geht es genauso. Hatte im September 04 BK-Operation, G3, HER2+++, 7 Lymphe befallen. Gerade hat mir nun mein Onkologe eine Herceptin-Kur vorgeschlagen und jetzt sind meine Ängste wieder voll da - ja es ist kein einfacher Tumor - . Gleichzeitig habe ich auch mit der AHT grosse Probleme.
Aber ich muss mich immer wieder mental ganz gut "bearbeiten". Ich lebe jetzt und jetzt geht es mir eigentlich gut. Ich kann nicht ändern was gewesen ist und auch nicht was kommen wird. So versuche ich jeden Tag als "jetzt" zu leben und dieses als Geschenk mit meiner Familie anzusehen.
Ich weiss, es braucht viel Kraft und manchmal gelingt es besser, dann wieder weniger. ABer glaube mir, nur so können wir eine schöne Zeit (egal ob 2,5,10 oder 20 Jahre) haben. Versuch es ich bin in Gedanken bei dir!

Liebe Grüsse Schmetterling
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  #12  
Alt 22.11.2005, 08:08
Titane Titane ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Liebe Vanilla,

ich kann deine Ängste und deinen Zwiespalt sooo gut verstehen. Das ist doch der erste Gedanke, der einem durch den Kopf schießt, wenn man von einer Krankheit bedroht ist: Was wird aus meinen Kindern, wenn?

Ich bin dieses Mal noch mal mit dem Schrecken davon gekommen, aber das wusste ich ja nicht, als meine Ärztin mich nach einer Routine-Mamo mit sehr ernstem Gesicht in ihr Behandlungszimmer rief und von drei auffälligen Strukturen in meinen Brüsten sprach.

In den Wochen, bis sich herausstellte, dass es sich um nichts Schlimmes handelte, habe ich alle Höhen und Tiefen durchlebt, die jede Mutter durchlebt. Ich sah meine beiden wunderbarenK Kinder, 10 und 14, schon auf meiner Beerdigung stehen.

Ich sah sie, emotional völlig verlassen, denn mein Mann ist zwar ein wunderbarer Versorger, sehr zuverlässig und nett, aber er kann mit heftigen Gefühlen gar nicht umgehen. Er muss alles verharmlosen, und da machen kinder schnell zu und sagen gar nichts mehr - manche nie wieder im Leben.

Aber, was dich angeht, glaube ich zwei Sachen:

Erstens ist es für dein Gesundwerden sehr sehr wichtig, dass du deine Verzweiflung, Angst und Trauer irgendwo rauslassen kannst. Wenn das hier im Forum geht, ist es gut, aber zusätzlich wäre eine erwachsene Person sehr sehr wichtig. Das kann man nicht schaffen: den ganzen Tag funktionieren und sich unter Kontrolle halten. Das raubt dir zuviel Kraft. Deine Ängste sind ja berechtigt. Und jeder weiß ja, dass es einem besser geht, wenn man mal richtig hemmungslos geweint hat.

Ich weiß nicht, wie deine finanzielle Situation ist, aber in so einer Situation ist Sparen völlig fehl am Platz. Ich weiß, es gibt viele Scharlatane auf dem Markt, Leute, die an Krebspatienten verdienen wollen. Deshalb würde ich nicht über diese Schiene gehen, sondern z.B. einen Termin bei einer ProFamilia Beratungsstelle machen und die fragen, wie du einen verständnisvollen Therapeuten findest, bei dem du alles rauslassen kannst, bei dem du dich so, wie du bist, angenommen fühlst und keine Angst haben musst, die Person zu überfordern. Weil es ein Profi ist, der allen Schmerz der Welt kennt. Und weil der oder die schließlich dafür bezahlt wird. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie gut das tut!

Denn es ist ja richtig, dass das Abladen bei den Kindern nicht geht. Ich glaube zwar nicht, dass man ihnen was vormachen soll, aber die Heul- und Verzweiflungsanfälle kriegt man doch besser, wenn sie in der Schule sind. Die haben in dem Alter ja selbst massenhaft Probleme und trauen sich dann nicht, die anzusprechen, wenn sie merken, dass Ihre Eltern eh schon vollkommen überfordert sind. Und auch unsere Männer - so verständnisvoll und besorgt sie auch sein mögen - haben meist ihre Begrenzungen, wenn es um das Auffangen von richtigem, tiefem Schmerz geht.

Und dann noch was: ich kenne in meinem Bekanntenkreis zwei Frauen, die richtig schwer krebskrank waren und wie du Kinder hatten, die sie noch brauchten. Alle beide haben es geschafft.

Ich glaube, die Kombination aus "Schmerz nicht unbegrenzt in sich reinfressen" und eisernem Überlebenswillen ist d i e Chance von Müttern. Und den Rest legt man in die Hand von Ärzten, denen man vertraut. Ich habe gelesen, dass für keine Bevölkerungsgruppe ärztlicherseits so viel investiert wird - zeitlich und geldlich - wie für junge Frauen mit Kindern. Die begreifen, bei aller Krankenhausroutine, dass es da um mehr geht als bei vielen anderen. Hört sich zwar brutal an gegenüber den anderen, aber jetzt mal ehrlich: Ist doch so! Und wenn es einem dann noch gelingt, auf Gott zu vertrauen - um so besser.

Alles Liebe

Deine Titane
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  #13  
Alt 23.11.2005, 08:03
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Vanilla Vanilla ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Ihr Lieben,

ich danke euch so für eure Worte.

Leider bin ich im Moment wieder einmal ziemlich am Boden.
Auslöser waren gestern zwei verschiedene Dinge.

Vielleicht erzähle ich mal eins davon (keine Angst, ich werde euch nicht zutexten). Ich war gestern mit meinen Kindern "shoppen". Als wir an einer Parfümerie vorbei kamen, fiel mir eine riesige, überdimensionale Parfümflasche meines Lieblingsparfüms im Schaufenster auf. Ich sagte einfach so dahin, `Die würde für den Rest meines Lebens reichen.´ Mein kleiner Sohn schmiegte sich daraufhin an mich und sagte ´Mama, du sollst 200 Jahre alt werden, die reicht nicht.´ Was das in meinem Herzen angerichtet hat, brauche ich euch sicher nicht zu erklären.

Außerdem ist noch eine Sache passiert, die mich seelisch noch immer ziemlich mitnimmt. Egal.

Ich war gestern entsprechend traurig. Als mein Lebensgefährte mich am Abend fragte, was los sei, schossen mir augenblicklich die Tränen in die Augen. Ich sagte ihm, dass ich mir momentan wieder viele Sorgen mache und er fragte, welche. Daraufhin sagte ich, im Moment vor allem die Angst, dass es wieder kommt und was das bedeuten würde und das die Wahrscheinlichkeit ja nicht gerade klein ist. Seine Reaktion: Schweigen. Ich saß neben ihm und mir liefen die Tränen, ich hätte mir meine Sorgen so gern einmal von der Seele gredet. Eine Stunde Schweigen, dann bin ich ins Bett (und eine Stunde später wieder aufgestanden.)

Heute morgen wurde auch kein Wort darüber verloren.

Es gab vor zwei, drei Wochen schon mal so eine Situation. Ich sagte ihm, dass ich mich oftmals häßlich finde, ohne meine ehemals langen Haare und mit nur einer Brust. Schweigen. Gar nichts. Keine Antwort.Das baut mich nicht unbedingt auf.
Versteht mich nicht falsch, mein Schatz tut alles für mich, er war immer da, wenn ich ihn gebraucht habe, war bei allen wichtigen Gesprächen dabei, nimmt Urlaub, wenn ich Chemo habe, unterstüzt mich in allen Situationen. Ich glaube, dass er in solchen Momenten vielleicht einfach überfordert ist und ihm die Worte fehlen. Aber mir tut das jedesmal weh und hilft mir in keinster Weise, im Gegenteil.
Und euer Rat, mit einer Psychologin Kontakt aufzunehmen...ich glaube nicht, dass mir das etwas bringt, ehrlich. Ich habe schon einen Versuch in dieser Richtung gemacht. Und das Ergebnis war, dass ich dachte, hoffentlich kannst du bald gehen.

Ihr Lieben, sorry, wenn ich wieder so viel getippselt habe, habe euch jtzt doch zugetextet, meine Seele ist im Moment einfach am Boden. Und es hier rauszulassen hilft mir zumindest ein bißchen.

Liebe Grüße

Vanilla
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  #14  
Alt 23.11.2005, 09:50
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Caroline3 Caroline3 ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Liebe vanilla!
Ich verstehe dich so gut. Diese Gefühle kenne ich nur zu gut. Auch mir schießen solche Gedanken durch den Kopf - wenn Leute von Sachen reden, die in x Jahren sein könnten, dann überlege ich mir, bin ich dann überhaupt noch da? Aber ich sage mir dann, ja, ich schaffe das, klar bin ich dann noch da.

Ich denke, dass dein Mann vielleicht wirklich überfordert ist. Er weiss nicht, was er sagen soll. Es tut ihm sicherlich sehr weh, dich leiden zu sehen, kann aber seine Gefühle nicht so ausdrücken. Kannst du ihn nicht mal drauf ansprechen? Vielleicht kommt ihr so wieder ins Gespräch!
Ich drück dich mal und wünsch dir alles Liebe!
Kopf hoch, wir schaffen das!
Caroline
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  #15  
Alt 23.11.2005, 11:20
Titane Titane ist offline
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Standard AW: Angst...vor allem um meine Kinder

Liebe Vanilla,

die Situation, die du mit deinem Mann beschreibst, kenne ich sehr gut. Meiner ist auch immer für mich da - was praktische Unterstützung angeht. aber immer, wenn es mir im Leben seelisch richtig dreckig geht, fühle ich mich emotional total allein gelassen. Das war so bei zwei Fehlgeburten, die ich hatte. Das war so, als mein Vater gestorben ist. Das war übrigens so, als mein Sohn als neugeborener dauernd schrie und ich vor Schlafmangel am Rande der Depression war. Ich habe lange gebraucht, um den Gedanken zu akzeptieren, dass ich alles von ihm kriege - nur eben genau das nicht: Dass er mit mir über gefühle wie Angst, Trauer, Wut, Verzweiflung redet und mich dann so nimmt, wie ich bin.

Liebe Vanilla: nicht alle, aber viele Männer haben aus der Sicht von uns Frauen auf dem Gebiet eine Art Behinderung. Das hat alle möglichen Gründe, über die zu reden hier müßig ist. So, wie du deinen mann schilderst, ist er tatsächlich überfordert. Er merkt vermutlich genau, dass er an der Ecke versagt. Andererseits gibt er sich ja Mühe, dich zu unterstützen.

Manchmal denke ich, mein Mann verhält sich wie jemand, der mir sagen wollte: Ich tue für dich, was ich kann, nur verlang bitte nicht etwas von mir, was nicht in meinen Möglichkeiten steht.

Das Problem ist doch, dass wir Frauen überhaupt nicht die Fantasie haben, uns auszumalen, dass es für andere Menschen ein Ding der Unmöglichkeit ist, über Gefühle zu reden, die uns so vertraut sind. Für uns sind das doch alte Bekannte. Und dann nehmen wir das Schweigen unserer Männer, zumindest wenn es uns schlecht geht, als Lieblosigkeit.

Tja, soweit zur Einordnung der Angelegenheit. aber das ist natürlich nur die halbe Miete. Denn Fakt ist ja andererseits, dass du u n b e d i n g t jemanden brauchst, der dich mit allen deinen Gefühlen annimmt. Aber das habe ich ja schon gesagt.

Ich würde die Tatsache, dass du bei irgendeiner Therapeutin eine schlechte Erfahrung gemacht hast, nicht als endgültiges Urteil über diesen Weg nehmen. Ich kann mir genau vorstellen, was du meinst Ich habe gestern in der Zeitung einen Artikel über den psycho-onkoligischen Dienst hier am Klinikum gelesen und war auch absolut entsetzt, mit was für Allgemeinplätzen da um sich geschmissen wurde. Aber das ändert nichts daran, dass ein wirklich einfühlsamer Therapeut - umso besser, wenn es ein mann ist, weil der dann unseren Mangel an männlicher Einfühlung, der ja oft schon bei unseren Vätern vorhanden war, kompensiert - also das ändert nichts daran, dass so ein Mensch ein Segen sein kann. Ich würde es probieren! Was soll passieren?

Einen guten Therapeuten bzw. eine gute Therapeutin erkennst du an dem Gefühl, das du hast, wenn du ihm/ihr das erste Mal die Hand gibst und in die Augen schaust. Da weißt du schon: die tut mir gut, also will ich mich ihr anvertrauen. Oder die tut mir nicht gut, also haue ich gleich wieder ab.

Aber das ist nur meine Erfahrung und vielleicht passt das nicht für dich.

Übrigens: Die Geschichte, die du von deinem Sohn geschrieben hast, ist sehr traurig, aber auch sehr sehr schön. Es zeigt doch, was für ein wundervolles Kind du hast. Und das ist - da du nicht weißt, wie lange du noch mit ihm zusammenleben darfst - eben auch zugleich traurig und sehr sehr schön.

Alles Liebe,

deine titane
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