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AW: Der Nachlaß oder was bleibt?
Dein Thread, lieber Reinhard, weckt Erinnerungen.
Es war keineswegs so bei uns, dass ich unbedingt viel behalten wollte, als wir diese "Aktion" damals angingen. Im Gegenteil. In und nach der Zeit der Erkankung meiner Ma wurde mir immer bewusster, dass wir nichts, gar nichts mitnehmen können, wenn wir "gehen müssen". Ich muss vielleicht erwähnen, dass dieser menschliche Verlust nicht der erste in unserer Familie war - mein Vater acht Jahre zuvor, und drei Jahre vor ihm mein Bruder. Loslassen müssen ist seither ein großes Thema bei mir - im guten, wie im traurigen Sinne. Ich dachte seinerzeit: "Was soll all das Sammeln, hinstellen, habenwollen eigentlich? Und für wen? Ok, ich freue mich an gewissen schönen Dingen, die ich anschauen kann, die ich habe - aber für welch begrenzte Zeit?!" Ich hatte Momente, da hätte ich am liebsten alles weggegeben... Es ist mir nämlich die letzten Jahre immer bewusster geworden, dass schon morgen alles anders sein kann - ob mit oder ohne Krankheit. Und dass unser Leben im Grunde genommen sehr kurz ist. Natürlich bin ich aber heute froh über die Gegenstände, die mich liebevoll an meine Mutter, oder meinen Vater erinnern. Nur - sie sind nicht das Wichtigste. Ich habe keine Kinder, denen ich etwas vererben kann. Beim Ausräumen dachte oft: und wer macht das, wenn ich mal nicht mehr bin? Wer kann Dinge wertschätzen, die ich einmal schön oder wichtig fand? Niemand. Das war (und ist) auch ein sehr schmerzlicher Prozess. Selbst das Häuschen - wer will das mal haben, wenn mein Mann und ich nicht mehr sind? Den Garten, den meine Mutter so liebte, und den ich heute ebenso liebe? Wen interessieren dann meine Tagebücher, wer kann sich an den vielen Fotos erfreuen, die ich gemacht habe, und die mir so wichtig waren? Und so weiter. Deine Gefühle sind konkreter, weil du durch die Krankheit dazu gezwungen wirst, darüber nachzudenken. Bei mir ist es eher ein allgemeines Gefühl, das aus den bisherigen Erlebnissen entstanden ist. Auch heute, wenn ich mir mal etwas Schönes gönne, oder alte Erbstücke anschaue, habe ich diese Gedanken. Sie sind seither immer da... Wir sollten das Materielle gar nicht so hoch aufhängen, finde ich. Die Liebe, die wir hinterlassen, und das, was wir uns nahestehenden Menschen - oder unseren Kindern - an Erlebnissen und Erinnerungen mitgeben, das ist viel wichtiger, als irgendwelche Möbelstücke, Fotoalben, oder Schmuckstücke. Vielleicht kann dich das ein bischen trösten. Alles Liebe Blume Ergänzung: ein Überbleibsel aus der Zeit ist, dass ich die Todesanzeigen lese. Wenn ich dann - gar nicht mal nur von der Familie, sondern von Freunden, Vereinen, oder früheren Kollegen - oft persönliche Worte der Wertschätzung über diesen Menschen lese, dann rührt mich das oft wirklich sehr. DAS ist für mich etwas, das bleibt - so wie ich oben schon sagte. Vielleicht habe ich jetzt etwas weit ausgeholt – aber das ging mir gerade noch durch den Kopf.
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In uns allen findet sich die Quelle höchster Weisheit - die Quelle der Liebe. (Thich Nhat Hanh) Geändert von Blume68 (16.09.2010 um 19:30 Uhr) |
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