Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Hinterbliebene

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 23.08.2010, 15:01
JeanineK JeanineK ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.06.2010
Beiträge: 197
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Ihr Lieben,

bin Freitagabend aus Holland zurückgekommen.
Die Tage taten mir wirklich gut. Aber.... man kann nicht weglaufen. Jeden Tag musste ich auch dort weinen. Es gibt so vieles, was mich an sie erinnert... und das ist auch gut so.
In Geschäften habe ich was gesehen und direkt gedacht, jetzt hättest du was gesucht, um es Mama mitzubringen... aber es geht ja nicht mehr.
Und auch mit dem Telefon geht mir das so... das muss ich ihr erzählen... aber auch das geht nicht.

Wir waren in einer kleinen Pension bei einem Künstlerehepaar. Normalerweise hätte ich bestimmt gesagt, was ist das hier kitschig.... überall Engel... aber jetzt tat mir das gut. Ich habe das als Zeichen für mich gesehen, und es sollte so sein.

Als ich zurück kam, war es ganz schlimm. Je näher ich meinem Wohnort kam, desto schlimmer wurde es. Jetzt hätte ich normal Mama angerufen, ob sie Kaffee kocht, ich wäre gleich da... aber ich konnte nur auf den Friedhof gehen.

Ich kenne das, wenn man das Gefühl hat, jetzt muss ich Mama anrufen... ich habe das ja immer gemacht. Ich war nach ihrem Tod auf einem Turnier (Kicker) und wir waren in einem tollen Hotel. Sofort, als ich ein wenig Zeit hatte, wollte ich sie anrufen, wie ich es immer getan habe, wenn ich angekommen war und ihr von dem tollen Hotel erzählen... es ging nicht.
Sie ist am 02.07. gestorben und am 03.08. hatte ich Geburtstag. Ich bekomme dann immer einen halben Tag frei und ich bin dann zu Mama gefahren. Dort hatte sie immer schon den Tisch gedeckt und meine Schwestern kamen oder waren schon da. Meine älteste Schwester ist leider vor Weihnachten in ein Pflegeheim gekommen. Sie hat MS. Und ich wollte dan dem Tag nicht nach Hause. Ich bin auf den Friedhof, habe ihr Blumen gepflanzt und Röschen mitgebracht und habe ihr erzählt, was ich mich jetzt über ihren Anruf freuen würde.
Nachmittags sind mein Freund und zu einem Termin beim Anwalt gegangen (war doch nützlich, wenn ich schon mal frei hatte) und ich habe mein Handy auf lautlos gemacht. es waren 2 Anrufe in Abwesenheit. Einer von einem Kumpel und einer von.... dem Pflegeheim, wo meine Mutter war. Aber als DAtum stand da der 20.05. und ich hatte diese Anrufe gelöscht. Außerdem stand das in der Reihenfolge von HEUTE. Nach einer halben Stunde, ich habe in der Zwischenzeit immer wieder aufs Handy geguckt, habe ich meinem Freund gesagt, dass es mir jetzt reicht und auch wenn er mich für bekloppt erklärt, ich jetzt zurückrufe. Er meinte, wenn sie drangehen? Dann lege ich auf. Und wenn sie deine Nummer sehen? Ich rufe unbekannt an. Ich ging dann auf die Einstellungen und drückte eigene Nummer senden, nein. Dann bin ich wieder in die Anrufliste.... die Nummer war weg. Stattdessen stand meine Schwester da. Ein paar Tage später war sie wieder da. Klar, für manche ein technisches Problem.... für mich jedoch nicht.

Und Nicole, glaub mir, sie hat Deine Liebe gespürt und spürt sie noch.
Ich mache mich im Moment mal wieder mit der Frage bekloppt, ob meine Mama wirklich wollte, dass ich dabei bin. Ich bin in Therapie... aber die Therapeuten können auch nicht auf alles antworten. Ich wollte nur 1 oder 2 mal hin, weil ich dachte, ich muss es alleine mit meiner Trauer schaffen. Aber ich gehe öfter hin, weil die Therapeutin mir schon einige Fragen, die immer wieder kommen, beantworten kann. Als ich sie fragte, wie es sein kann, dass Mama auf meine Frage, ob ich jetzt fahren darf noch ein Stöhnen zustande brachte, obwohl sie schon einen Tag und eine Nacht keine Reaktion hatte... sie meinte, vielleicht hätte sie mir ja sagen wollen, dass ich fahren soll. Aber ich hatte es anders im GEfühl und bin geblieben. Jetzt mache ich mir Vorwürfe, ob es richtig war. ABer ich glaube es nun mal so.

Nicole, das mit dem Rauchen ist wirklich komisch und auch, dass sie trotz Schwäche weitergemacht haben. Frag das mal Deinen Therapeuten, wenn Du endlich einen hast. Ich hoffe es für Dich.
Ich frage mich auch immer, warum ich ihr noch eine Immunspritze habe geben lassen und es nicht verhindert habe, wo sie schon so schwach war. Aber hätten wir es nicht gemacht, dann hätte ich mir jetzt vielleicht Vorwürfe gemacht, ob es ihr dann besser gegangen wäre.
Und auch mit der Gewebeprobe.. keine Ahnung, wie lange so was dauert. Aber ich denke auch, schneller.

HeikesFreundin, ich glaube auch wie Du.... aber richtig erst, seit ich einige Zeichen gelernt habe zu deuten und nach einigen Büchern. Es kann nicht alles Zufall sein. Es ist zwar ein kleiner Trost, dass es ihr gut geht.... aber das Vermissen und sich Gedanken machen bleibt.

Gestern habe ich mit meiner Schwester und meinem Freund Mamas Keller geräumt.... viele Kindheitserinnerungen kamen hoch. Ich konnte mich von Sachen trennen, was ich früher nicht konnte. ABer es war wieder schlimm, in ihrer leeren Wohnung zu sein.
Jetzt bin ich arbeiten und heute abend räumen wir weiter.
Bis Ende August haben wir noch Zeit.

Ich wünsche Euch, dass es Euch einigermaßen geht und haltet weiterhin die Köpfe oben.

Liebe Grüße
Jeanine
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 24.08.2010, 11:57
Heike 82 Heike 82 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.08.2010
Beiträge: 133
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo ihr lieben,

hab mich ganz paar Tage ni gemeldet, da es mir ni so gut ging, habe aber immer still mit gelesen. Nur fehlte mir der Antrieb zum schreiben.
In dedn letzten Tagen fehlt mir meine Mutsch mal wieder extrem, bzw is mir wieder schmerzlich bewußt geworden das sie ni mehr da ist und ni mehr zu mir kommt.
Mein Geburtstag war im großen und ganzen ganz schön, meine ganze Family war da bloß eben meine Mama nicht. Ich war an diesem Tag bei ihr am Grab in der Hoffnung das es mir hilft mit ihr zu reden-wenigstens ein bißchen. Das klingt jetzt vieleicht komisch und für manche ni nachvollziehbar, aber als ich ihr so alles erzählt habe, fing es auf einmal an mit sachte Regnen, so als würde sie weinen. Für mich war das irgendwie ein Zeichen.
Als ich nach Hause kam war ich erstmal ziemlich niedergeschlagen, im laufe des Tages wurde es dann schon wieder etwas besser, bis zum Abend als alles vorbei war und ich mit meinem Mann allein zu Hause saß, da kamen wieder die Gedanken, das die wichtigste Person an diesem Tag für mich fehlte-MEINE MAMA!!!

In 5 Wochen jährt sich ihr Todestag nun schon zum 2. Mal, wenn ich daran denke wird mir schon ganz komisch, hoffentlich übersteh ich das gut.
Bloß gut das ich jetzt euch hier habe, wo ich mich bissel ausheulen kann sorry.


VLG Heike
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 24.08.2010, 12:20
Nicole Schumann Nicole Schumann ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.08.2010
Ort: Delmenhorst
Beiträge: 34
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Heike,

ich kenne das sehr gut. Mir geht es augenblicklich auch sehr mies. Mein Arzt will mich in die Klinik schaffen. Donnerstag will er mich nochmal sehen und dann mal sehen was er meint. Will ihn fragen ob ich vielleicht eine Kur bekommen kann. Mal schauen ob wir das durchbekommen. Habe ja hoffnung .Werde erst mal die nächsten tage nicht mehr on kommen, weil ich hier stress habe. Ziehen vielleicht auch noch vor Weihnachten um. Mal sehen ob wir das Haus bekommen. Drück mal die Daumen. Lass den Kopf nicht hängen. Denke dran deine Mutsch passt auf dich auf.



Lg. Nicole
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 24.08.2010, 12:39
Heike 82 Heike 82 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.08.2010
Beiträge: 133
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Nicole,

das mit der Kur is ne gute Idee, denn hast du ein wenig Abstand und alle Therapien die du brauchst für die Seele aber auch für den Körper.

Drück dir ganz sehr die Daumen das daß mit dem Haus klappt-ist das Haus von deinen Eltern oder ein anderes Objekt was ihr so habt ausgesucht?

Wünsch dir viel Kraft für alles was da noch kommen wird in nächster Zeit und laß dich drücken.

Lg Heike
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 24.08.2010, 16:38
JeanineK JeanineK ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.06.2010
Beiträge: 197
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Ihr Lieben,

auch mir geht es nicht so gut.
Als wir gestern mit Mamas Keller fertig waren, habe ich mich alleine in ihr leeres Wohnzimmer gesetzt und habe einen Weinkrampf bekommen. Jetzt muss ich bald mein zu Hause hergeben. Aber es ist ja nicht mehr das Gleiche, wenn sie nicht da ist.

Meiner Schwester geht es auch nicht gut. Habe Mama am Grab gesagt, dass ich auf meine beiden Schwestern und auf meine Nichte aufpassen werde.
Mein Freund hat glaube ich angst, dass ich mir zuviel zumute.
Ich werde es schon irgendwie schaffen.

Ich habe gerade auf den Kalender geguckt, weil ich auf der ARbeit bin und Abrechnungen fertige. Ich muss den Monat Juli fertig machen. Da musste ich wieder auf das blöde Datum ihres Sterbetages schauen.

Ich bin auch fertig und muss doch heute wieder bei ihr räumen.

Mädels, wir schaffen das schon. Bin auch froh, dass ich Euch hier habe.

Nicole, eine Kur wäre super.

Heike, freut mich, dass Dein Geburtstag doch noch schön war. Unsere Mamas werden uns immer fehlen. Ich bin schon jetzt auf der Flucht vor Weihnachten.

Liebe Grüße
Jeanine
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 24.08.2010, 18:18
Heike 82 Heike 82 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.08.2010
Beiträge: 133
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Jeanine,

ja bei mir steht das Sterbedatum noch an, am 29.09. wenn ich nur daran denke könnt ich schon wieder los heulen. Von Weihnachten mal ganz zu schweigen,das ist auch immer sehr schwer, da auch mein Paps sich an diesem Tag ( Heiligabend) sehr zurückzieht. Er kommt nur kurz zum Kaffee zu uns und dann will er unbedingt wieder nach Hause-das find ich sehr schade auch vorallem wegen der kleinen und weil wir sonst als Mutsch noch da war immer alle zusammen waren an Weihnachten. Aber ich muß das wohl akzeptieren.

Wie geht dein Paps mit solchen Situationen um?

Das ausräumen der Wohung war auch für mich sehr schwer, diese ganzen Erinnerungen und mit jedem Stück was man in der Hand hat verbindet man eine Situation die man mit ihr erlebt hat. Geht dir das auch so?

Was mir auch sehr nah geht, ist wenn meine kleine immer mal wieder fragt wo denn ihre Oma Tina hin ist und das sie sie so gern wieder hätte, aber sie ist ja jetzt ein Stern und kuckt von oben wie es uns geht, da weiß man immer gar ni glei wie man reagieren soll weil es mir in dem Moment zu sehr an die Nieren geht.

So naja, sei lieb gegrüßt und einmal gedrückt, Kopf hoch wir packen das schon irgendwie

VLG Heike
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 25.08.2010, 12:59
JeanineK JeanineK ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.06.2010
Beiträge: 197
Standard AW: Auch meine Mama hat es ni geschafft

Hallo Heike,

mein Vater ist 1985 gestorben..... aber er hatte uns schon vorher verlassen, auf gut Deutsch: Im Stich gelassen.

Wir waren immer eine große Familie. Als ich klein war, meine Mama, mein Papa, meine Oma und meine beiden Schwestern.
Dann ist meine älteste Schwester ausgezogen und meine Großtante kam zu uns. Dann ist sie gestorben, dann ist mein Vater abgehauen. Wir 4 sind dann in eine Wohnung gezogen. Alleine hätten wir das Haus nicht halten können.
Meine Oma, die immer bei mir war, ist 1986 gestorben. Ich war da 18.
Ich weiß noch, wie meine Mutter sagte, dass ihre Familie jetzt weg ist und sie die nächste ist.... jetzt denke ich so.
Dann ist meine Schwester augezogen und ich war mit Mama alleine. Ich bin erst 2003 ausgezogen und eigentlich auch nicht. Ich war ja jeden Tag bei ihr.

Ja, wenn ich räume, weiß ich auch zu fast allem was. Ich habe ein Elefantengedächtnis.... eigentlich ist das schön, aber nicht immer....
Ich konnte mich auf einmal von Sachen trennen, was ich sonst nie konnte. Für mich war es, dass es nie mehr wie früher wird, ohne Mama.
Auch die Wohnung ist ohne sie leer und nicht mehr mein zu Hause. Aber ich kann trotzdem nicht alleine in die Wohnung. Fällt mir zu schwer.

Meine Schwester hatte gestern keine Zeit um weiter zu räumen. Ich habe Blumen gekauft und bin an Mamas Grab und habe gepflanzt. Ich finde das alles so komisch....

Und heute Nacht war ganz schlimm. Ich hatte einen schlimmen Traum. Meine Mutter ist im Traum "nochmal" gestorben. Sie hat dieses Mal mit mir über ihren Tod geredet. Sie würde es nicht schaffen und müsse gehen. Ich hielt sie im Traum im Arm.

Die Tochter meiner Schwester ist noch nicht mal 3. Sie sagte am Samstag ganz traurig zu mir, dass Mama immer traurig wäre... sie würde Augen waschen. Und wenn meine Schwester weint, hat sie mal gesagt, dass es besser wäre, wenn Oma, die ja jetzt im Himmel in einem Flugzeug ist, wieder kommen würde, damit Mama nicht so traurig wäre.
Sie hat täglich mehrmals mit Oma telefoniert. Dann wurde das Telefon in den Puppenwagen gelegt und Oma wurde alles gezeigt. Als Mama tod war, hat sie ganz bestimmend das Telefon geholt und gesagt: OMA ANRUFEN.

Das ist alles so schlimm.

Ich lese im Moment viele Bücher zur Trauerbewältigung... über ein Leben nach dem Tod usw.
Jetzt habe ich ein Buch, dass mir eine Nachbarin von Mama geliehen hat. Da schreiben 15 Frauen über den Tod ihrer Mutter. Ich weiß nicht, ob es nicht noch zu traurig ist, dass ich es lese. Das andere waren eher Trostbücher....

Ich habe heute Termin bei Therapeutin.
Weiß gar nicht, was ich ihr erzählen soll.

Wünsche Dir einen schönen Tag.

Liebe Grüße
Jeanine
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 13:06 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55