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  #16  
Alt 02.01.2010, 09:53
HeikeL HeikeL ist offline
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Registriert seit: 03.11.2007
Ort: Niedersachsen
Beiträge: 493
Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Liebe Mona !
Auch ich bin an Ek (bzw Eileiterkrebs) erkrankt, auch ich habe ein Rezidiv.
Die Chancen bei einem Rezidiv geheilt zu werden sind sehr, sehr gering. Es geht eigentlich nur um eine palliative Chemo, was auch bedeuten kann, noch einige gute Jahre zu haben. Ich habe für mich einen Kompromiss gefunden, der einzig ung alleine für mich richtig ist, weil ich es so möchte !!!
Ich habe eine Chemo nach Rezidiv gemacht und mache seit 1 Jahr und 4 1/2 Monaten Chemopause. Bis jetzt stagnieren meine Metastasen, aber die Lebensqualität ist nach Beendigung der Chemo trotz Peritonealcarcinose erheblich gestiegen.

Ich will auch nicht kämpfen, sondern leben ! Und die Quantität spielt da eine untergeordnete Rolle !

Du mußt die Entscheidung Deiner Mutter akzeptieren und wenn sie Dir am Herzen liegt, auch darin unterstützen !!!

Wie Stefan schon schrieb, es ist ihre Krankheit und ihr Weg. Wahrscheinlich hat sie sich aufgrund des Todes ihres Mannes schon intensiver mit dem Thema Tod und Sterben auseinandergesetzt und hat ihre Entscheidung gefällt.

Lieber Stafan !
Ich habe schon viele Deiner Beiträge gelesen und möchte Dir meine Hochachtung aussprechen, wie Du Deine Frau begleitet hast.
Du hast sie mit ihrer Persönlichkeit, in ihrer Krankheit und wie sie damit umgegangen ist, völlig akzeptiert, auch wenn es Dir schwergefallen ist, sie zu verlieren. Und Du hast sie auf ihrem letzten Weg begleitet, warst einfach da !
Das ist wahre, selbstlose Liebe.
Auch wenn Du Deine Frau verloren hast, kannst Du immer auf etwas zurückblicken, was nicht jedem zuteil wird, auch wenn es Dich in Deinem Schmerz um ihren Verlust nur wenig tröstet.

Ich wünsche allen ein frohes, möglichst beschwerdefreies, neues Jahr
Heike

Geändert von HeikeL (02.01.2010 um 09:56 Uhr)
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  #17  
Alt 02.01.2010, 11:41
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo Heike,

Zitat:
Zitat von HeikeL Beitrag anzeigen
Wahrscheinlich hat sie sich aufgrund des Todes ihres Mannes schon intensiver mit dem Thema Tod und Sterben auseinandergesetzt und hat ihre Entscheidung gefällt.
Und sie hat erlebt, was für einen grausamen Tod ihr Mann gestorben ist. Ein Lungenemphysem - keine Luft mehr kriegen und langsam, aber sicher zu ersticken - ist eine der schlimmsten Todesarten, die es gibt.

Ich weiss nicht, ob Monas Mutter ihre Entscheidung endgültig gefällt hat. Wer kann das schon, in so einer Situation? Ja, sie kann. Du kannst auch, meine Frau konnte auch, wollte keine Chemo mehr, "nur" noch palliative Behandlung. Aber vielleicht sieht das "5 vor 12" nochmal ganz anders aus. Wie auch immer. Schlimm finde ich, wenn Monas Mutter verstanden (respektiert) werden möchte, und nichtmal der ihr wichtigste Mensch das kann. An wen soll sie sich noch wenden, um auf ihrem Weg unterstützt zu werden

Zitat:
Ich will auch nicht kämpfen, sondern leben ! Und die Quantität spielt da eine untergeordnete Rolle !
Ich sehe das (aus der Theorie heraus, zum Glück) genauso. Aber egal, welche Entscheidung. Die braucht m.E. viel Zeit (von Diagnose bis Exitus) um zu reifen. Du hattest die Zeit, meine Frau hatte sie, Monas Mutter hatte sie auch.

Was mir hier in den Foren seit langem auffällt ist, dass die "Toleranz" in Fragen der Behandlung / Nichtbehandlung der Betroffenen (bei den Betroffenen selbst, v.a. aber bei den Angehörigen) umso größer ist, je weniger (schnell) tödlich ein Krebs ist. Ich habe mal vor langer Zeit hier den Fehler gemacht, im Lungenkrebs-Forum nach einer Ablehnung der Behandlung zu fragen. Der Sturm der Entrüstung war orkanartig. Von den Angehörigen - die meisten Betroffenen können halt nach 3-12 Monaten nicht mehr schreiben Jemand ist mir genau in Erinnerung geblieben, der meine Frage völlig unverschämt fand und (als Angehöriger) antwortete "wir wollen leben!"

Da habe ich mich zum ersten mal gefragt, ob es nicht so einige Leute gibt, die eigentlich sich (als Angehörige) meinen - und die Kranken einfach so locker in ihre Meinung einbeziehen. Und dass das für mich nicht in Ordnung ist.

Zitat:
Du hast sie mit ihrer Persönlichkeit, in ihrer Krankheit und wie sie damit umgegangen ist, völlig akzeptiert
Was für mich auch das leichteste war. Ich hätte nicht in der Haut meiner Frau stecken und ihre Entscheidungen treffen mögen. Wie kann man das überhaupt? Bei meiner Frau wuchsen die Metas um 1 cm pro Monat, und es war klar, dass eine Chemo bei ihrer Befundlage nur mit einer Wahrscheinlichkeit von etwa 10% ihr Leben verlängern wird. Verlängern - nicht unbedingt qualitativ verbessern. Trotzdem hat sie die gemacht. Ich weiss nicht, was ich getan hätte. Bei meiner Frau hat sich das dann von selbst geregelt, weil die Chemo nicht anschlug, die Metwas weiter wuchsen und sie durch die Chemo immer schwächer wurde - nach ein paar Terminen war Schluss, Versuch als sinnlos abgebrochen.

Da haben wir gewusst, dass es vorbei ist. Nur noch nicht, wann. Und meine Frau wollte nur noch palliativ behandelt werden, so schnell wie möglich aus der Klinik raus und zu Hause in Frieden sterben. Was in der Situation am schlimmsten war (und mich im nachhinein immer noch tierisch aufregt, deshalb reagiere ich auch hier etwas über), waren die "Schönredner". Die, wenn sie mit den Positiv-Sprüchen nicht weiterkamen, auf Vorwürfe und seelischen Druck umgeschwenkt sind. Laien wie Ärzte.

Den Vorwurf mangelnden Kampfeswillens hat meiner Frau (nach erfolgloser Chemo und nachdem klar war, dass sie bald sterben wird!) ausgerechnet ihre Onkologin gemacht. Meine Frau hätte die erwürgt, wenn sie noch die Kraft dazu gehabt hätte. Und ich musste mich auch schwer beherrschen, als die Ärztin das mir gegenüber nochmal wiederholt hat. Man sei ja medizinisch "noch lange nicht am Ende" (6 Wochen später war meine Frau tot...), aber es sei auch eine Frage des Kampfeswillens, und meine Frau wolle ja wohl nicht mehr.

Stimmt, wollte sie nicht. Aber was für eine Anmassung, diese Entscheidung so zu verurteilen Ich habe dann meine Frau nach Kräften gegen solche Leute abgeschirmt. Die kamen am Telefon nicht an mir vorbei, und als Besuch natürlich erst recht nicht. Kann doch wohl nicht sein, dass man als Todkranker in so einer Situation seine letzte Kraft dafür aufbraucht, um für ein selbstbestimmtes Restleben zu kämpfen.

Naja. Und immer, wenn ich hier lese, mit welcher Unbedarftheit oder z.T. Überheblichkeit Angehörige meinen, den Betroffenen Absolution erteilen bzw. verweigern zu dürfen... Dann wird mir ganz anders. Egal, ob es heisst "du darfst nicht sterben, wir brauchen dich doch" oder "du kannst jetzt loslassen und darfst gehen" (was heisst das? "brauchen" wir dich jetzt nicht plötzlich doch nicht mehr???). Respekt für den anderen und sein Recht auf Selbstbestimmung sieht für mich anders aus.

Viele Grüße,
Stefan

Geändert von Stefans (02.01.2010 um 18:01 Uhr)
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  #18  
Alt 03.01.2010, 10:35
Mona1976 Mona1976 ist offline
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Beiträge: 8
Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo,

vielen Dank für Eure Worte.

Sie haben mich sehr bewegt und zum Nachdenken angeregt. Es wird auch deutlich, dass man durch seine wenigen Sätze, nur einen kleinen Einblick verleiht in die Situation, in welcher man sich gerade befindet.

Meine Mama ist ein Mensch, welcher sich sehr von der Außenwelt isoliert hat, sie hatte sich mit ihrem Mann eher eingeigelt. Der Kontakt zur Außenwelt besteht nur zu mir (300 km Entfernung) und zu ihren Eltern(400km). In der Stadt, wo sie lebt hat sie leider Niemanden. Wir haben einen sehr engen Kontakt, telefonieren sehr oft täglich haben die Andere immer an jeder wichtigen Entscheidung im Leben mit teilhaben lassen.

Nun ist der Zeitpunkt gekommen, wo sie selbst entscheidet. Das muss ich akzeptieren, dass weiß ich!!! Mir fällt es sehr schwer, da wahrscheinlich der natürliche Abnabelungsprozess nie stattgefunden hat.

Meine Mama hat sich leider nicht genau über ihre Krankheit informiert, nichts gelesen, sie nimmt es so hin. Aus diesem Grund finde ich persönlich ihre Entscheidung nicht entgültig durchdacht.

Vielleicht kann man ja auch meinen Kampf für sie auch nicht als egoistisch von mir sondern als Liebe bezeichnen.

Wir werden ihr auf jedenfall beistehen und für sie da sein, egal wie es weiter geht

liebe Grüße an alle

Mona
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  #19  
Alt 03.01.2010, 12:33
Kyria Kyria ist offline
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Beiträge: 138
Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Liebe Mona,

mit der Krankheit Eierstockkrebs kenne ich mich nun leider gar nicht aus. Weiß daher auch nicht, ob eine Chemotherapie bei den Lebermetastasen Deiner Mama palliativ oder kurativ wirken würde.

Ich kann Dir nur erzählen, wie es bei uns war. Mein Angehöriger (mein Exmann) hatte kleinzelligen Lungenkrebs, der bereits weit fortgeschritten war, als er entdeckt wurde. Auch da antwortete mir ein Arzt auf meine Frage, ob man den Krebs mittels Chemotherapie verkleinern und dann anschließend rausoperieren könnte, mit "Ja".
Allerdings befragte ich mich noch weiter und stieß überall auf dasselbe Bild: Lungenkrebs in diesem Stadium und bei diesem ausgedehnten Befund sei unheilbar.

Mein Exmann interessierte sich jedoch nicht für Ärztemeinungen und Statistiken und ließ sich genauso behandeln, wie die Ärzte ihm rieten: Drei Chemotherapien folgten rasch aufeinander, Gesicht und Körper schwollen grotesk an, mein Exmann kämpfte...

Er kämpfte einen Kampf, der von vornherein aussichtslos war. Und starb ein Jahr nach der Diagnosestellung.

Seitdem bin ich sehr skeptisch bzgl. der Behandlung bei fortgeschrittenem Krebs. Denn ich weiß, daß die Mediziner in aller Regel ihr Programm abspulen, Chemotherapie, Bestrahlungen etc. Auch dann, wenn für den Patienten von Anfang an keinerlei Heilungsaussichten oder Überlebenschancen bestehen.

Daher ist es umso wichtiger, daß man als Angehöriger und Betroffener sich so "mündig" wie nur möglich verhält.

Liebe Mona, an Deiner Stelle würde ich versuchen, mir so viele Infos wie möglich über die Krankheit Deiner Mutter zu beschaffen. Würde auch die Ärzte direkt und unter vier Augen (nicht im Beisein Deiner Mutter) fragen, wie sie evtl. Behandlungserfolge einschätzen.

Denn ,falls medizinisch gesehen, nur wenig oder gar keine Behandlungserfolge zu erwarten sind, hat Deine Mama jetzt vielleicht intuitiv die richtige Entscheidung für sich getroffen.

Du könntest aber sicher viel besser hinter ihr stehen, wenn Du noch genauer weißt, was Sache ist.

Ich wünsche Dir und Deiner Mutter alles erdenklich Gute.

Liebe Grüße
Kyria
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  #20  
Alt 03.01.2010, 14:56
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo Mona,

Zitat:
Zitat von Mona1976 Beitrag anzeigen
Meine Mama hat sich leider nicht genau über ihre Krankheit informiert, nichts gelesen, sie nimmt es so hin. Aus diesem Grund finde ich persönlich ihre Entscheidung nicht entgültig durchdacht.
Damit hast du sicher auch recht. Nur: niemand von uns durchdenkt eine Entscheidung endgültig. Alles, was im Leben wichtig ist, folgt weniger der Vernunft als dem Gefühl. Ich weiss es natürlich nicht, aber: vielleicht _will_ deine Mutter da gar nichts mehr durchdenken? Es gibt halt solche und solche Menschen. Ich z.B. bin immer gerne über alles informiert, um mir ein Bild machen zu können. Statistik, Abwägung, Chancen, Entscheidung. Ein Kopfmensch.

Aber gerade unter dem Druck der Krankheit gibt es eben viele Menschen, die wollen das nicht (mehr). Ist mir durchaus nachvollziehbar. Die wollen, dass ihr Leid endet (ob durch Heilung oder Tod, wie auch immer), sonst nichts. Die einen vertrauen dann gerne den Ärzten, die sagen, da machen wir noch das und das und das und dann werden sie wieder gesund - obwohl das, wie man mit etwas Information wüßte, offenbar häufig gelogen ist. So wollte der Vater meines Freundes das sehen. Also hat er die 6 Monate von der LK-Diagnose bis zum Tod in x verschiedenen Kliniken verbracht und sein Zuhause nicht mehr gesehen. War er zufrieden mit, der wollte das so. Der wollte auch gar nicht wissen, ob ihm die Ärzte die Wahrheit sagen. Er wollte einfach seine Ruhe. Andere wie deine Mutter wollen auch nichts mehr wissen und hören, nur ihre Strategie ist anders. Sie fühlen sich in ihrem Restleben ohne Ärzte und privat wohler als in Krankenhäusern.

Wer will das als Nicht-Betroffener werten? Für meine Frau war der größte Horror, im Krankenhaus oder gar Pflegeheim sterben zu müssen. Sie hatte schon auch angst vorm Sterben. Aber die viel größere Angst hatte sie davor, das nicht Zuhause tun zu dürfen. Vielleicht hätte sie in der Klinik sogar ein paar Monate länger gelebt. Aber sie hätte ihr Zuhause, Haus, Grundstück, Viecher nicht mehr gesehen, Weihnachten nicht mehr Zuhause erlebt. Und ob ich in ihren letzten Stunden (sie starb Samstag früh um 4) bei ihr gewesen wäre? Wahrscheinlich nicht. Der Hund jedenfalls, der ihr kurz vom Tod nochmal die Hand abgeschleckt hat, sicher nicht. Der darf ja nicht auf's Klinikgelände.

Heute jährt sich der Todestag meiner Frau. Und was mir aus ihren letzten Wochen Zuhause am schlimmsten nachhängt, ist nicht ihr Sterben und ihr Tod. Sondern eine Nacht wenige Tage vorher, wo sie Alpträume hatte, dass doch noch "die Leute" kommen und sie von Zuhause wegholen. Ich musste ihr ein dutzend mal versprechen, dass ich es nicht zulassen werden, dass sie jemand holen kommt, aber überzeugen konnte ich sie nicht. Sie hat sich an meiner Hand festgekrallt und gesagt, ich müßte ab jetzt immer bei ihr sitzen bleiben und dürfte nicht mehr weggehen. Weil sonst ja sofort jemand käme, um sie abzuholen. Sie war schon nicht mehr ganz bei sich und vom Morphium umnebelt - aber es war ganz eindeutig, was ihr dringendster letzter Wille ist. Völlig egal, ob der "durchdacht" war oder nicht.

Zitat:
Vielleicht kann man ja auch meinen Kampf für sie auch nicht als egoistisch von mir sondern als Liebe bezeichnen.
Versuch' bitte, auch harte Worte nicht so ganz persönlich zu nehmen. Du bist gerade in einer extrem schwierigen Situation gefangen. Und kannst in dieser Situation deine Entscheidung ebenso wenig "endgültig durchdenken" wie deine Mutter die ihre. Dafür ist gerade alles viel zu schnell und zu belastend. Insofern sind klare Worte mitunter vielleicht nicht verkehrt.

Dass du deine Mutter liebst und das beste für sie willst, ist für mich offensichtlich. Und vielleicht hilft es letztendlich, die Perspektive ein bischen von deinem Besten weg und zu deiner Mutter zu lenken.

Viele Grüße,
Stefan
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  #21  
Alt 05.01.2010, 12:14
Benutzerbild von ange
ange ange ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo Stefan, hallo Mona,
Also erstmal muss ich sagen, Stefan, ich finde deine "Antwort" vom 31.12. zwar hart, aber ehrlich! Und damit gut. Wenn man am Anfang steht mit solcher Diagnose und Entscheidungen, als Angehöriger, da sieht man die Dinge noch nicht realistisch und man muss sich damit Abfinden, wie sich die Betroffene Person entscheidet. Und das ist schwer!

Meine Schwiegermutter hat Lungenkrebs, wird immer weniger, schreit vor Schmerzen bei jeder Bewegung, wollte kein Morphin als Schmerzmittel, ihr ist nur übel von den Nebenwirkungen des anderen schmerzmittels, wir haben immer dagegen an geredet, sie soll das doch nehmen, wenn es ihr hilft usw, aber sie hatte einfach Angst, das zu nehmen, da sich Morphin für sie wie Endstation anhört. Seit gestern, sie hat mit ihrer Ärztin gesprochen, nimmt sie es doch, und dazu Stimmungsaufheller, wir haben ihr seit Tagen zu nichts mehrt geraten und sie gelassen, sie entscheidet. Heute geht es ihr recht gut, sie hat sogar gefrühstückt, sie hat neuen Mut gefasst, aber zu dem Zeitpunkt wie sie es will.

Nächste Woche geht ihre Therapie los, wir hoffen, das ihr diese die Schmerzen etwas nehmen kann, und sie wieder an Lebensqualität gewinnt, auch wenn es ein harter Weg wird. Und wenn sie sagt, sie will nicht mehr, und kann nicht mehr, und will einfach nur noch in "Ruhe" den "Rest" ihres Lebens sogut wie möglich, ohne Therapien und so leben, dann akzeptieren wir das, auch wenn es schwer fällt. Aber hauptsache sie hat für sich eine klare Entscheidung getroffen, denn wenn sie eigentlich nicht will und es nur für uns oder sonstwem macht, hat das auch keinen Sinn, da ihr dann auch die Kraft fehlen wird...

Ich habe zuerst im LK-Forum geschrieben, bevor ich gesehen habe, das es ein extra Forum für Angehörige gibt, auch mir wurde dort der Kopf etwas gewaschen, und ich habe aber auch diese Ratschläge gerne angenommen, auch wenn ich alles nicht nachvollziehen kann. Aber Angehörige sind halt keine Betroffenen!! und umgekehrt. Und wir können es einfach nicht nachfühlen, wie es als Betroffener ist! Und auch das müssen wir akzeptieren.

Liebe Grüsse
ange

Und viel Kraft für alle!!

Geändert von ange (05.01.2010 um 12:16 Uhr)
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  #22  
Alt 16.01.2010, 13:13
AndreaM AndreaM ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Liebe Mona,

und auch lieber Stefan,

es ist so schwierig, in einer solchen Situation Entscheidungen zu treffen, von denen man erst hinterher weiß, ob sie richtig oder falsch sein werden.

Meine Mum hat sich nach OP und Bestrahlungen tapfer in eine Chemotherapie gestürzt, nicht weil sie Hoffnung gehabt hätte, sondern weil sie sich ihrer Familie, also auch mir gegenüber, zu diesem Kampf verpflichtet fühlte. Und was Chemotherapie bedeutet weiß man nur, wenn man es selbst erlebt oder jemanden dabei begleitet hat.

Ich bin im Nachhinein froh, dass ihre Freundin mich beiseite genommen hat und mir erklärte, dass meine Mum das alles gar nicht wollte - sondern eigentlich in Ruhe sterben, da sie doch viel genauer wisse, in welchem Zustand sie wäre. Es war für mich ein Schlag ins Gesicht, es hat so unglaublich weh getan, ich wollte es nicht wahrhaben und habe bestimmt 2 Tage gehadert, geweint, getobt. Meine Mum war seit meiner Kindheit mein Held, mein weißer Ritter, mein Fels in der Brandung - und jetzt musste ich akzeptieren, dass auch Felsen erschüttert werden können.

Danach gab es einen "Familienrat" im Krankenhaus - und meine Mutter hat die Therapie abgebrochen, ging zunächst auf eine Palliativstation und dann in ein Hospiz, in dem sie in ihren letzten Tagen noch wirklich zur Ruhe kam. Alles auf ihren ausdrücklichen Wunsch. Am Abend als sie starb hat sie gewartet, bis ich da sein und ihre Hand halten konnte.

Könnte ich heute (4 Jahre später) die Zeit bis zur Diagnose zurückdrehen, weiß ich nicht, ob ich die Augen vor den Tatsachen nicht wieder genauso fest verschließen würde. Und bis heute mache ich ihrer anderen Freundin keinen Vorwurf, die noch länger brauchte zu akzeptieren, dass meine Mum "ja überhaupt nicht kämpft". Aus solchen Sätzen spricht doch oft nur die Hilflosigkeit. Es ist so schwer und schmerzhaft, die Hoffnung auf Heilung, auf Wunder, auf eine glückliche Zukunft fahren zu lassen. Und welche Torturen die Therapie mit sich bringt, ist für "Nicht-Betroffene" auch leicht zu verdrängen.

Ich wünsche Dir liebe Mona viel Kraft um die Zeit mit Deiner Mutter durchzustehen, und dass ihr noch viele schöne gemeinsame Momente erleben könnt.

Und ich wünsche Dir, lieber Stefan, auch weiterhin die Kraft, die sicher wiederkehrenden dunklen Zeiten gut zu überstehen.

Alles Gute
AndreaM
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  #23  
Alt 27.01.2010, 15:09
Mona1976 Mona1976 ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo,

konnte lange nichts schreiben. Seitdem meine Mama mir gesagt hat, dass sie nichts mehr machen möchte, bin ich irgendwie in eine tiefes Loch gefallen. Vorher konnte ich mich informieren, lesen etc.

Die jetzige Situation empfinde ich als unerträglich. Meine Mama scheint im Moment stabil, sie hatte vor einer Woche ein CT, es ergab dass die Metastasen nur minimal gewachsen wären und die Blutwerte ergaben, dass sie einen erhöhten Kaliumwert hat (?). Sie steckt tief in der Trauer wegen ihrem Mann. Wir telefonieren täglich, oft sehr intensiv, tauschen uns über schöne Erlebnisse aus, über ihre Enkelinnen...es gibt aber auch oft andere Tage, an denen sie mir Vorwürfe macht, ich würde alles falsch machen, ihr nicht genug helfen.

Sie hat sich entschieden in ihrer Wohnung zu bleiben, obwohl sie niemanden hat, keine Freunde ... Ich hatte ihr vorgeschlagen, dass wir sie zu uns holen, sie will aber nicht bei uns wohnen, hatte ich schon nach Wohnungen bei uns geschaut, möchte sie auch nicht. Mir graut davor, wenn es ihr schlechter geht, wie kann ich sie versorgen mit 300 km Entfernung und 2 kleinen Kindern? Ich würde so gern mehr für sie da sein.


Weiß nicht weiter, wie ich ihr helfen kann, obwohl sie so wenig zulässt.


an Stefan: danke für die direkten Worte. Wie Du Deine Frau begleitet hast, ist bewundernswert!

liebe Grüsse an Alle

Mona
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  #24  
Alt 27.01.2010, 20:09
Benutzerbild von ange
ange ange ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo Mona,
ich kann mir vorstellen wie du dich fühlst, du willst deiner Mama mehr helfen, bietest ihr mehrere Möglichkeiten an und sie blockt ab. Aber andererseits möchte sie warscheinlich auch gerne in ihrer gewohnten Umgebung bleiben. Was ja auch zu verstehen ist. Sag ihr doch einfach, wenn sie sich doch noch umentscheidet ist sie jederzeit bei euch willkommen. Mehr kannst du ihr nicht anbieten, ausser vielleicht noch einige Telefonate oder was von dem Bürokratiekram zu erledigen.
Aber es ist natürlich auch schwer, wenn man dann noch Vorwürfe bekommt und so.
Wir können meiner Schwiegermutter auch nichts recht machen. Aber die Ärztin hat uns schon vorgewarnt, das es so sein kann. Die Medikamente und auch allein die Krankheit verändern halt. Leider. Nimm es nicht zu persönlich und mach weiter wie bisher, mehr kannst du wohl im Moment nicht machen.
Du musst ja auch noch für deine Kinder stark bleiben, aber unser Kleiner gibt uns immer wieder sooo viel Kraft und zaubert ein Lächeln in allen hervor. Und das ist auch gut so.
ich wünsche dir noch viel Kraft
lieben gruss angelina
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  #25  
Alt 30.01.2010, 09:36
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Mama will nicht kämpfen...

Hallo Mona,

Zitat:
Zitat von Mona1976 Beitrag anzeigen
Sie hat sich entschieden in ihrer Wohnung zu bleiben, obwohl sie niemanden hat, keine Freunde ... Ich hatte ihr vorgeschlagen, dass wir sie zu uns holen, sie will aber nicht bei uns wohnen, hatte ich schon nach Wohnungen bei uns geschaut, möchte sie auch nicht. Mir graut davor, wenn es ihr schlechter geht, wie kann ich sie versorgen mit 300 km Entfernung und 2 kleinen Kindern?
Persönlich anwesend wohl gar nicht, wenn sie nicht zu euch will

Aber wenn du oft mit ihr sprichst, vielleicht kannst du das Gespräch mal "unauffällig" auf dei Frage lenken, wie sie sich das Zuhause bleiben vorstellt, wenn es gesundheitliche Probleme gibt. Ich meine damit: an Krebs stirbt man leider nicht so oft, dass man bis heute topfit und Selbstversorger ist, und dann am nächsten morgen einfach nicht mehr aufwacht. Meist ist das recht langsam (zumindest so langsam, dass es ohne Pflege nicht geht), mit hoher Schmerzmitteldosierung, und zumindest kurzzeitig als Pflegefall.

Zuhause sterben geht nur mit einem guten Arzt, Pflegedienst _und_ großer privater Unterstützung. Kein Pflegedienst kann jemanden rund um die Uhr betreuen. Es sei denn, man ist reich und kann sowas selbst bezahlen. Von daher wird deiner Mutter, wenn sie bis zum Schluss allein Zuhause bleiben will, wahrscheinlich folgendes passieren: irgendwann baut sie soweit ab, dass sie den Notarzt ruft und dann genau da landet, wo sie nicht hinwill: im Krankenhaus, bis zu ihrem Tod.

Vielleicht kannst du mit ihr darüber mal behutsam sprechen. Und vielleicht auch das Thema Hospiz aufbringen. Es ist nämlich keine schlechte Idee, sich da lange im voraus anzumelden, weil es in der Regel Wartezeiten gibt. Ob / wann deine Mutter dann da tatsächlich hingeht oder nicht, spielt keine Rolle. Die Anmeldung kostet nichts und kann jederzeit abgesagt werden. Aber ohne Voranmeldung kann es im Notfall schwierig werden.

Deine Ma will keine OP / Chemo usw. mehr, aber ohne palliative Behandlung / Pflege... ist mir nicht vorstellbar, wie das Zuhause funktionieren könnte.

Viele Grüße,
Stefan
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