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  #1  
Alt 29.01.2010, 11:35
gilda2007 gilda2007 ist offline
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Standard AW: Kein Idiot sein und nicht nerven

Wenn man hier im Forum ist, merkt man, dass jeder anders tickt, daher ist es mit Patentrezepten zu schwierig. Einige beschweren sich, dass die Umwelt nicht richtig auf sie eingeht, andere möchten so "normal" wie möglich behandelt werden.

Ich hatte auch tierischen Stress, als ich die Diagnose bekam, todkranke Mutter, Job in Gefahr, Beziehung fast am Ende. Mich nervten Tipps zur Therapie. Danach fragte ich selbst, da wollte ich nicht die Adressen von 1000 Heilpraktikern und Heilern. Irgendwann macht man sich dann auf den Weg, der äußerst lang ist.

Mir hat es geholfen, wenn die Leute sich merkten, wann ich Chemo hatte. Meine Freunde richteten sich nach meinem Rythmus - in der Chemowoche nur Telefonate, die zweite Woche mal sehen, die dritte Woche nette Verabredungen. Dann gings von vorne los. Meine Freunde hörten zu, aber erhielten meinen Alltag auch aufrecht, indem sie mich weiter selbst entscheiden ließen, was ich machen kann/will und was nicht. Verstehst du, was ich meine?

So nach und nach - auch mit Hilfe einer Psychologin - beseitigte ich eine Baustelle nach der anderen. Meine Mutter hat (fast ein Wunder) überlebt, ich habe den Job verloren und bin glücklich darüber und meine kaputte Beziehung endete in einer glücklichen Ehe. Das geschah in den letzten drei Jahren, aber der Krebs ist natürlich weiter präsent.

Was mir nicht geholfen hätte: Zwanghaft positiv zu denken. Positiv denkt man, weil man glücklich ist, nicht weil man "muss". Es gibt übrigens Untersuchungen, dass die Einstellung recht wenig mit dem Verlauf der Krankheit zu tun hat. Viel Glück, es ist klasse, wenn man tolle Freunde hat. Sie waren und sind mein Fels in der Brandung
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  #2  
Alt 29.01.2010, 11:56
Sunni Sunni ist offline
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Standard AW: Kein Idiot sein und nicht nerven

Liebe Gilda,

das hast du gut beschrieben. Vor allem, was das positive Denken betrifft, kann ich dir nur zustimmen.
Nach langem Hadern mit mir selbst was meinen Vater betrifft (und das ging von Tränen und Wutausbrüchen im stillen Kämmerlein bis zur Depression) ist mir nämlich bewußt geworden,dass ICH mich besser gefühlt hätte, wenn mein Vater irgendetwas unternommen hätte und gleichzeitig natürlich, dass es nicht darum geht, wie ich mich fühle, sondern wie mein Vater sich fühlt. Und er kommt mit seinem Entschluß sehr gut zurecht. Das ist das allerwichtigste. Kein Angehöriger hat das recht, dem Betroffenen die Verantwortung abzunehmen. Bedingungslos für den Betroffenen nach seinen Wünschen da zu sein, ist vermutlich die richtige Lösung. Dazu gehört halt auch oft, sich zurückzuhalten.
Alles Gute
Sunni
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  #3  
Alt 29.01.2010, 12:13
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Barbara_vP Barbara_vP ist offline
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Standard AW: Kein Idiot sein und nicht nerven

Huhu
als ich damals 2003 meine Diagnose bekam, konnte ich die Ratschläge nicht hören und mir war es oft einfach wichtig jemanden zu haben mit dem ich wie vor der Diagnose über alltägliche Dinge reden zu können und nicht über Krankheit.
Ich bin selbst auf die Leute zugegangen, wenn ich es wollte. Fragen "wie geht es dir" konnte ich zum Beispiel nicht hören. das Angebot "du kannst jederzeit anrufen, wenn du mich brauchst" war sehr hilfreich.

Alles Gute für euch und eure Freundin

Barbaar
__________________
Liebe Grüße
Barbara
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  #4  
Alt 29.01.2010, 12:25
Veranda Veranda ist offline
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Registriert seit: 29.01.2010
Ort: Ravensburg
Beiträge: 17
Standard Gottseidank hab ich gefragt

Hi all,

die ersten Postings jetzt haben mich schon weiter gebracht.
Ich geb unserer Freundin erstmal bloss die Info, dass es das Forum hier ueberhaupt gibt (sie is eh noch im Krankenhaus).
Dann werd ich einfach Besuch anbieten, so oft es geht, und regelmaessig telefoniern. Ne konkrete Hilfsmoeglichkeit (Kinderbetreuung) machen wir auch.
Bin Euch sehr dankbar fuer Eure Tipps. Bin natuerlich selber kein Heiliger, in der kommenden Zeit verlieren wir hier bei uns sicher alle mal die Nerven, aber das plan ich einfach mit ein.

Ich les grad das Forum rauf und runter: ich find, wenig Leute hier schreiben, was sie sich von ihrer Umgebung wirklich wuenschen. Weil die Situation fuer uns - auch fuer die Kranke - so neu ist, ist das das volle Minenfeld.

Noch ein paar Fragen: so Selbsthilfe-Buecher, soll man die schenken? Ich weiss auch nicht, ob ich zeigen soll, wie schlimm ich das finde (macht ihr vielleicht Angst)...

Gruesse, th@nxxx fuer jeden Hinweis,
Veranda
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  #5  
Alt 29.01.2010, 12:31
Sunni Sunni ist offline
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Registriert seit: 24.10.2009
Beiträge: 32
Standard AW: Kein Idiot sein und nicht nerven

Lieber Veranda,

so alltägliche Hilfen wie Kinderbetreuung sind glaube ich wichtiger als gute Ratschläge. Das macht ihr richtig.
Selbsthilfebücher kannst du auch schenken, aber nicht immer nachfragen, ob sie sie schon gelesen hat und was sie davon hält.

Liebe Grüße
sunni
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  #6  
Alt 29.01.2010, 13:22
Andorra97 Andorra97 ist offline
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Beiträge: 1.688
Standard AW: Kein Idiot sein und nicht nerven

Hallo,
ich selbst war immer zurückhaltend, wenn jemand in meinem Umfeld so eine Diagnose bekommen hat. Ich wollte demjenigen nicht zu nahe treten, ihn möglichst nicht darauf ansprechen aus Angst das Falsche zu sagen usw.

Seit wir selbst betroffen sind merke ich aber, dass ich es sehr nett und anrührend finde, wenn Menschen sich einfach nach unserem Befinden erkundigen oder einfach nur pauschal sagen: "Wenn irgendetwas ist, scheut euch nicht zu fragen. Wir helfen gerne."
Das sind mir eigentlich die Liebsten. Ich nehme die angebotene Hilfe nicht oft an, aber ich habe ein gutes, sicheres GEfühl, dass wenn etwas mit Klaus ist, ich z.B. die Kinder zur Nachbarin bringen kann.

Was ich gar nicht mag: Ratschläge wie wir alles besser machen und positiver sehen können. Wir sehen eigentlich schon alles so positiv wie es möglich ist bei dieser Krankheit, aber ich hasse es wirklich, wenn mir jemand erzählt, es "ist bestimmt gar nicht so schlimm" und wenn ich dann sage: "Doch, genau so schlimm ist es" kriege ich zu hören, ich sähe alles zu schwarz.
Das sind die, die mir auf die Nerven gehen!
Oder wenn analysiert wird, wieso Klaus ja quasi selbst Schuld an seiner Krankheit ist, weil er ja so ein Typ ist. Das hasse ich auch!
__________________
Einen schönen Tag wünsche ich euch!
Nicole

Mein Mann: NHL Diagnose 31.10.2007 / Glioblastom Diagnose 31.10.2008
Zur Zeit geht es uns gut.
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  #7  
Alt 29.01.2010, 14:40
PetraK PetraK ist offline
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Ort: Hamburg
Beiträge: 449
Standard AW: Kein Idiot sein und nicht nerven

Hallo Veranda,

das mit der Kinderbetreuung ist eine tolle Idee und besonders an Tagen von z.B. Chemo mehr als Gold wert. Mir hat es damals super geholfen, das an solchen Tagen eine gute Bekannte meine Tochter vom Kindergarten abgeholt hat und ich mich dann ein paar Stunden alleine "gehenlassen" konnte, ohne mein Kind damit zu belasten.
Mit den Büchern ist das so eine Sache. Ich hab in der akuten Phase ganz viel gelesen, aber eher Ratgeberbücher mit Infos und Tips. Später und auch jetzt noch kann ich auch gut Bücher von Betroffenen (es gibt da sehr gute) lesen. Da die nicht immer gut ausgehen, kann das auch belastend sein, da kommt es ganz drauf an, was für ein Typ eure Bekannte ist. Es gibt hier im Forum (ich weiß jetzt nicht genau wo) auch eine Seite mit empfehlenswerten Büchern....

Ich finde es übrigens toll, dass du dir so viele Gedanken machst, wenn mehr Menschen so denken würden, wäre für uns Krebskranke einiges einfacher...

Liebe Grüße

Petra
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  #8  
Alt 29.01.2010, 20:25
Veranda Veranda ist offline
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Registriert seit: 29.01.2010
Ort: Ravensburg
Beiträge: 17
Standard Besuchsbericht

War heut mittag im Krankenhaus und hab Eure Tipps beherzigt. Wir haben mehr als zwei Stunden gequatscht und ich glaub, sie will vor allem normale Gesellschaft. Schwarzer Humor war OK (das fand ich cool).

Gottseidank sind wir nicht die einzigen Freunde, die sie hat. Eigentlich sind alle drumrum wie auf Verabredung in ne Art grimmige Entschlossenheit verfallen, ihr da durch zu helfen, egal wie. "Nicht bedraengen" hab ich auch ungefaehr 1000 mal gehoert heute.

Haette gern noch mehr Ideen dafuer, was die Drumrum-Leute, die selber nicht betroffen sind, machen oder sagen koennen (oder was man besser laesst). Wie gesagt, die ersten Tipps waren hilfreich, danke.

Grimmig entschlossen
Veranda
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