Für immer gegangen

[Maria+Willi]

Hallo Ihr Lieben,

mir gehts heute so richtig mies. Kann das Sterben von Willi einfach nicht vergessen und immer spielt da dieser Gedanke mit, dass ich was falsch gemacht habe.

Habe morgens einen Anruf vom Krankenhaus bekommen, dass sich der Zustand von Willi so verschlechtert hat und ich kommen soll. Es könnte sein, dass er stirbt. Ich bin los und als ich in sein Zimmer kam, lag er wie leblos im Bett. Der Arzt stand daneben und ich hab dann zu ihm gesagt: "Er ist schon tot, oder?" Der Arzt sagte, er hätte ihn gerade noch schlucken gesehen und er würde noch ab und zu? atmen. Ich war vollkommen durch den Wind, wollte ihn doch 2 Tage später nach Hause holen. Jetzt mache ich mir die ganze Zeit Vorwürfe, dass ich den Arzt sowas gefragt habe und Willi hat es vielleicht noch gehört.

Dabei habe ich mir so vorgenommen, wenn es soweit ist, ihm zu sagen, dass er loslassen kann. Aber das alles war wie weggeblasen, kam mir gar nicht mehr in den Sinn.

Ja und jetzt krieg ich das nicht auf die Reihe und mache mir ständig Vorwürfe.

Vielleicht hat jemand ähnliches erlebt.

LG
Maria

[josie&josie]

liebe maria,

ich schreibe dir zwar als jemand, der seinem partner diese worte sagen konnte, dennoch musst du etwas wichtiges bedenken:

die zeit der krankheit nämlich. du hast deinem willy beigestanden, ihn begleitet, alles menschenmögliche für ihn getan... du hast ihn nicht retten können und dennoch gegen diese windmühlen gekämpft. mit ihm.

weißt du, ich war irgendwie sicher dass mein schatz ohne mich gehen wird. der gedanke war zwar unangenehm, aber ich hab mich damit zurechtgefunden, weil ich wusste, dass mein mann sich aussuchen wird, wann und wie er geht. mit mir oder ohne mich.

ich verstehe dein leid und deinen kummer sehr, aber es ist mir wichtig, dir das zu schreiben... dein mann hat sich den zeitpunkt ausgesucht. du bist quasi nur dazugekommen... - und glaube mir... dein willy wusste ganz genau wie dir ist, was du denkst und wie deine wünsche aussehen... - das hat er mit gewissheit gespürt..!!!!

darf ich dich fragen.. was geschah dann? bliebst du bei ihm sitzen? wie lange?

lg verena

[Maria+Willi]

Liebe Verena,

danke für Deine Antwort. Dir gehts ja selbst nicht gut und um so liebevoller ist es, dass Du mir antwortest.

Weisst Du, es ist bei mir ein ständiges Überlegen. Habe ja die ersten Nächte bei Willi im KH übernachtet und wollte das auch weiter tun. Als ich eine Erkältung bekam, hat die Ärztin gesagt, es wäre besser ich würde daheim schlafen. Als Willi das mitgekriegt hat, hat er bitterlich geweint. Wie nie während seiner Krankheit. Ich bin dann trotzdem geblieben, aber am nächsten Tag hat man das Bett gebraucht. Das geht mir auch im Kopf rum, aber ich habe doch einfach nicht mit seinem Tod gerechnet.
Ich schweife schon wieder ab.

Was geschah danach? Es hat nicht mehr lange gedauert, dann hat ihm der Arzt die Augen zugedrückt und ich wusste es ist vorbei. Ich war danach noch 3 Stunden bei ihm, konnte vorher einfach nicht gehen (kam auch noch Familie, um sich zu verabschieden).

LG
Maria

[josie&josie]

..

und genau das ist es, wo ich anknüpfen will, meine liebe maria!!!

ein mensch der stirbt, hat noch bis ca 1 stunde nach seinem tod gehirntätigkeit. das beweisen messungen.. hirnstrommessungen.
ich verspreche dir: er hat dich gehört, er hat dich gespürt! du warst bei ihm. mach dir keine sorgen darum, DU hast ihn begleitet.. du warst dann noch so lange bei ihm.. du warst bis zum wirklichen ende bei ihm.

du liebe... deinen schmerz fühl ich förmlich - klar.. ich hab ihn auch..

du hast zb etwas getan, was ich nicht getan hab: du hast bei ihm geschlafen.. so oft. ich hab das ab dem zeitpunkt wo er im spital war, nie getan. er wollte es nicht, aber ich habs nie hinterfragt.. nichtmal in der nacht vor seinem tod hab ich neben ihm geschlafen. ich war wohl bis 4.00 bei ihm, ging dann aber ins nebenzimmer schlafen.

du hast alles richtig gemacht.. die erkältung, das bett das gebraucht wurde.. ich denke all das hat seinen "sinn", so doof das klingt..

lass dich drücken..
verena

[Maria+Willi]

Liebe Verena,

ich danke Dir sehr für Deine Worte. Du hast mir ein bisschen die Augen geöffnet. Ja, ich war da................meinte ja auch noch seinen Händedruck zu spüren.......aber ich war so fertig und durcheinander.........es ist im nachhinein so schwer zu erklären.....

Ich weiss nicht, manchmal ist mir, als würde ich regelrecht nach was suchen, was ich mir vorwerfen kann. Aber tief im Inneren weiss ich, dass ich alles für ihn getan habe, was in meiner Macht stand.

Liebe Verena, Ich hoffe, Dir gehts wenigstens so gut, wie es den Umständen entsprechend überhaupt möglich ist. Du wirst auch die Beerdigung schaffen, ich hatte auch riesige Angst davor. Aber Du packst das, glaub mir.

Ich wünsch Dir alles Liebe und Gute. Du bist eine tolle Frau mit viel Gefühl und Einfühlungsvermögen.

Maria

[Quinto]

Liebe Maria,
ich möchte dich einfach nur mal in den Arm nehmen,wenn ich darf.Ich habe mir gerade deinen Thread durchgelesen und mußte meine Tränen zurückhalten,weil ich so viele Gemeinsamkeiten entdeckt habe.Das wunderbare Lied "An Deiner Seite"kenne ich auch und es läuft bei mir fast jeden Tag.Immer wenn ich es höre,kann ich meinen Gefühlen freien lauf lassen und einfach nur weinen.Die Tränen laufen mir dann nur so übers Gesicht,aber danach geht es mir meistens etwas besser.Mein Mann und ich haben auch gedacht,das wir noch Zeit haben.Er sollte im Krankenhaus nur etwas aufgebaut werden,weil seine Werte so schlecht waren.Ich hab ihn nur ungern da gelassen,aber alle haben gesagt,das es besser ist und ich ihn nach 2-3 Tagen wieder mit nach Hause nehmen kann.Mein Mann hat selbst noch zu mir gesagt,das er ja gut aufgehoben wäre und wir uns am nächsten Morgen ja schon wiedersehen würden.Aber so sollte es nicht sein,um 6.15 Uhr hat die Schwester angerufen,das es meinem lieben Wolle schlechter geht und ich bin sofort losgefahren.Es war zu spät...... mein Schatz war schon tot,als ich um 6.30 Uhr da war.Ich bin an sein Bett gerannt,hab ihn umarmt und konnte es einfach nicht fassen.....er war von mir gegangen und ich war nicht bei ihm.Immer wieder quält mich der Gedanke,das ich ihn im Stich gelassen habe.Alle sagen mir,dass das nicht stimmt und trotzdem kann ich es einfach nicht vergessen.Ich hätte ihn so gern im Arm gehalten,ihm gesagt,dass ich da bin,dass ich ihn überalles liebe und er keine Angst zu haben braucht.Ich vermisse ihn unentlich.......Liebe Maria,ich hoffe von ganzem Herzen,das wir stark genug sind diesen Schmerz zuertragen und irgendwann auch wieder etwas Hoffnung für unsere Zukunft haben.Liebe Grüsse Quint

[Maria+Willi]

Hallo Quint,

danke für Deine lieben Zeilen. Da haben wir einiges gemeinsam.

Weisst du, tief im Inneren weiss ich, dass wir unsere Männer nicht im Stich gelassen haben. Ich bin mir sicher, Du hast für Deinen Mann auch alles getan.
Aber ich kenne das.........immer wieder die gleichen Gedanken.......

Ich hoffe und wünsche uns, dass wir das überstehen und dass die Kraft zu uns zurückkommt. Aber es ist alles so schwer.........
Ich machs kurz heute, bin bei der Arbeit.

Liebe Grüße
Maria

[Maria+Willi]

Hallo Ihr Lieben,

solche Tage sind immer schwer auszuhalten. Trotz allem war es am Friedhof schön, es sind sehr viele seiner Freunde gekommen und alle haben Kerzen angezündet. Sah richtig schön aus.

Heute sind es 4 Monate, dass mein Liebster von mir gehen musste. Es tut immer noch furchtbar weh. Ich muss mich aufraffen, mal andere Dinge zu tun, aber es macht einfach auch alles keinen richtigen Spaß mehr. Am Samstag war ich auf einer Geburtstagsfeier, aber ich kam mir überflüssig und alleine vor. Ich denke, trotzdem muss ich raus, auch wenns schwer fällt.

LG
Maria

[Conan]

Hallo Maria,
ich versuche auch immer mich aufzuraffen aber es fällt soooooo schwer!
Und wenn ich dann irgendetwas mache, überwältigen mich wieder die Erinnerungen.
Heute z.Bsp. hat mein Sohn(20) Freunde eingeladen zum Grillen. Ich sollte mich mit zusetzen, war ja lieb gemeint aber es ging nicht. es ist doch unsere Grillecke, da hat immer mein Spatz gegrillt. Die Kumpels unserer Söhne waren auch oft da und man hat gemerkt, dass auch ihnen etwas fehlt. Naja sie haben mir meine Bratwurst reingebracht. Ach und solche Sachen reißen mich dann immer wieder runter. Mal sehen, was Ostern so bringt.
Liebe Grüße Carmen