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  #1  
Alt 27.10.2008, 07:00
Benutzerbild von dihudi
dihudi dihudi ist offline
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Standard AW: BSDK mit Lebermetastasen u.Dialyse

Guten morgen zusammen

War wieder mal eine lange Nacht an Schlaf ist nicht zu denken.
die ganze zeit denke ich darüber nach ob es richtig gewesen ist eine Entscheidung zu fällen ob mein mann leben darf oder nicht ich frage mich wenn ich anders entschieden hätte ob sich der Zustand meines mannes noch einmal gebessert hätte.Es lässt mich nicht zur Ruhe kommen ich hätte nie gedacht das ich einmal über Leben meines mannes entscheiden muß.mein Herz sagt ich habe es richtig gemacht aber mein Verstand sagt Nein ich wollte aber nur das beste für meinen Mann aber war es das Beste das ich ihm sein Leben genommen habe.Wir hatten doch noch so viel vor und nichts davon konnten wir mehr wahr machen.Mein Schatz fehlt mir so.
In mir ist eine leere und ich kann mit meiner Zeit die ich nun habe absolut nichts anfangen.Die ganze Verwandschaft sagt ich habe alles richtig gemacht und Dieter hatte die beste Pflege aber ich sage mir hätte ich nicht noch was besser machen können noch andere Ärzte hinzuziehen können habe ich dies versäumt?
Mein Mann hatte die letzten Tage immer Alpträume unter anderem sagte er mal zu mir Schatz ich habe heute von meiner eigenen Beerdigung geträumt das war 2 Tage davor wo er Verstarb oder besser gesagt als ich ihn sein Leben nahm.ich bin nicht weiter darauf eingegangen ich sagte zu ihm Schatz ich laas dir deinen DVD Player bringen und setze dir die Kopfhörer auf mit deiner lieblingsmusik vielleicht hast du dann keine Alpträume mehr es hat auch geklappt er hatte keine mehr aber heute sage ich mir ich hätte ihn fragen müssen was er geträumt hat vielleicht hatte er besondere Wünsche bei seiner beerdigung obwohl ich seine Trauerfeier so ausgerchtet habe wo ich dachte sie würde ihn gefallen wenn man das mal so sagen kann.Auch da bekam ich zu hören das dies sehr ergreifend war und sehr schön gemacht ich sagte mir wäre es lieber gewesen ich hätte sowas nicht ausrichten müssen ich hätte meinen Schatz noch 20 Jahre gepflegt wenn es hätte sein müssen und mehr aber nur nicht unter allen voraussetzungen wenn er hätte leiden müssen dann nicht dann wäre der Tod gut gewesen.
Ich bin so durcheinander und in Zweifel ich könnte meinen Schatz noch bei mir haben wenn ich anders entschieden hätte vielleicht hätten wir auch das ständige übergeben in den Griff bekommen denn das war das einzige was er leid gewesen ist.
Ich habe ihn im Krankenhaus einmal gefragt Schatz du hast keine Lust mehr oder er sagte zu mir mein lieber groß Schatz ich würde gerne noch bei dir bleiben,aber lasse mich bitte nicht elendich verrecken so waren seine Worte ich habe ihn versprochen das ich das nie tun würde,er sagte auch noch zu mir Schatz Weihnachten werden wir wohl nicht mehr schaffen.
Vielleicht hätten wir es geschafft vielleicht war sein Zustand wirklich nur ein Tiefpunkt gewesen wir hatten schon so viele auf und ab's und dann ging es wieder besser vielleicht war es diesmal genauso und ich habe dann gesagt oder besser zugestimmt keine Dialyse mehr.
Er hat so friedlich ausgesehen als wenn er schliefe mit einem Lächeln im Gesicht als wenn er jeden Moment wieder aufwachen wird.
Ich laufe jeden Tag durch das Haus habe seine Lieblingsstrickjacke an mache seine Schränke auf und rieche an seine Sachen.
ich glaube über diesen Schmerz werde ich nicht hinwegkommen auch wenn ich sage irgendwann wird es leichter werden ich weiß nicht ob ich mit dieser Belastung klar komme das ich gesagt habe nicht mehr zur Dialyse ich frage mich ob mein ,mann auch gesagt hätte Schatz du hast es richtig gemacht wir hätten darüber redne müssen obwohl er schon mal sagte Schatz lass mich bitte nie mit dem Krankenwagen zur Dialyse bringen einmal mußte ich es ja tun ich habe es ihm gesagt da du sehr viel schläft ist es besser ich bringe dich mit dem Krankenwagen zur Dialyse aber ich fahre mit und passe auf und das war Okay für ihn ich sagte ihn dann auch wenn wir wieder zuhause sind werde ich dich wohl auch mit dem Krankenwagen fahren müssen denn im Rollstuhl geht nicht mehr das wäre zu anstrengend für dich und du hättest schmerzen beim sitzen und das möchte ich nicht aber ich werde immer dabei sein und er nickte obwohl er immer sagte nie mit dem Krankenwagen aber zum schluss hatte er sich doch damit abgefunden.
Und nun braucht er das nicht mehr
Jeden Tag gehe ich zu seinem Grab 2 mal einmal Vormittags und einmal gegen Abend mein mann hat immer so schnell gefroren und nun liegt er in der kalten Erde ich hoffe er friert nicht.Ich rede mit ihm und frage ihn habe ich es richtig gemacht.
Ob ich jemals damit fertig werde weiß ich nicht aber ich bin mir sicher das es meinem Schatz nun gut geht und mir nicht böse ist das ich so entschieden habe ich hoffe es zumindest weil er ja sagte er würde gerne noch bei mir bleiben. So nun habe ich erst mal genug geschrieben und mir meine Qualen von der Seele geschrieben aber besser geht es mir dadurch auch nicht.

ES fiel ein Blatt von einem Baum
ganz leise in den weiten Raum
fiel sacht zu den andern
Im Frühjahr sproßte es ins Grün
der Sommer sah's in Schönheit blühn,
der Herbst bereit zu Wandern.
Ein leben ist wie dieses Blatt.
das Wandern Leben Sterben
hat der Schöpfer gleich bemessen
Das Leben heißt zusammen stehn
und leise auseinander gehn.
Wer stirbt bleibt Unvergessen.

Liebe Grüße
Angelika
__________________
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  #2  
Alt 27.10.2008, 07:54
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Conny44 Conny44 ist offline
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Standard AW: BSDK mit Lebermetastasen u.Dialyse

Liebe, liebe arme Angelika,

ich habs befürchtet. Du hast alles, wirklich alles nur menschenmögliche für deinen Mann getan, bist über deine Grenzen hinausgewachsen. Nein Angelika!!!!!!!! Du bist nicht Schuld an seinem Tod. Wenn ich es richtig verstanden habe, musstest du darüber entscheiden, ob dein Mann nochmal zur Dialyse gebracht wird oder nicht? Und du hast dich dagegen entschieden, richtig? Du hast es deshalb gemacht, weil du tief im Innern genau wusstest, dass es nur noch eine Leidensverlängerung darstellen würde, und weil du wusstest, dass dein Mann nicht mehr so dahinsiechen wollte. Nach alledem, was ich hier gelesen habe, hätte ihn niemand mehr retten können, niemand. Es ist überhaupt schon ein kleines Wunder, dass dein Mann mit all den schlimmen Nebenschauplätzen so lange die Kraft hatte. Glaub mir, in diesem Stadium hätte niemand mehr den besch... Krebs aufhalten können.
Die Selbstvorwürfe, die du dir machst, kenne ich aber auch. Es scheint völlig normal zu sein. Denn man kann den Tod einfach nicht akzeptieren, noch nicht. Auch du bist nun in dieses tiefe schwarze Loch gefallen. Es dauert und dauert, lass deine Gefühle zu. Ich habe den Sterbeprozess immer und immer wieder durchlebt, tue es heute noch. So wird es dir auch gehen. Es tut mir so leid.

Ich kann dich nur virtuell in den Arm nehmen und dir versichern, dass mancher nur davon träumen würde, so eine tolle Ehefrau an seiner Seite gehabt zu haben. Nochmal, du hast alles richtig gemacht!!!
__________________
Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
Soviel zu Statistiken!

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mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011
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  #3  
Alt 27.10.2008, 10:18
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
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Beiträge: 842
Standard AW: BSDK mit Lebermetastasen u.Dialyse

Liebe Angelika,

Deine Gedanken und Gefühle machen mich sehr betroffen. Du hast Deinem Mann nicht das Leben genommen, sondern das Leiden. Ich wäre froh, wenn jemand igendwann das gleiche für mich tun würde, falls notwendig. Ich bin mir sicher, dass Dein Mann Dir dafür undendlich dankbar ist. Du hast die schwerste Entscheidung getroffen, vor die ein Mensch gestellt wird, leidest jetzt sehr darunter. Ich wünsche Dir, dass Du bald die innere Gewissheit verspürst, das einzig Richtige getan zu haben.
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Mein Papa: Diagnose BSDK mit Lebermetastasen Ende Mai 2008
Den schweren Kampf verloren am 05.04.2009


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  #4  
Alt 27.10.2008, 19:47
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dihudi dihudi ist offline
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Standard AW: BSDK mit Lebermetastasen u.Dialyse

Liebe Conny
danke für deine lieben Zeilen du wo selber noch unter deinem Schmerz leidest gibst mir Trost.
Ja du hast es richtig verstanden ich habe mich gegen die Dialyse gestellt,aber trotzdem die Dialyse ist ja dafür da um den Körper zu entgiften und ich habe meinem Mann seinen Körper vergiften lassen,ich weiß vom Herz her das es richtig gewesen ist dies hat mir auch der Gesichtsausdruck und der Händedruck meines Mannes bestätigt als er für immer die Augen schloss.Aber in meinem Kopf wirbelt alles durcheinander die Schuldfrage lässt mich einfach nicht los,hätte ich noch was besseres tun können wäre mein Schatz zur Dialyse wäre der Zustand etwas besser geworden auf der einen Seite sage ich Nein aber auf der anderen seite Hat die hohe Dosis Morphium dazu beigetragen wir hatten ja als Dauerinfusion mit 2,0 ml in der stunde angefangen und wenn ich meinen Mann gefragt hatte wenn er stöhnte ob er Schmerzen habe und er Nickte hatte ich der Schwester geklingelt und ihr bescheid gesagt und es wurde immer um 0,5ml erhöht zum Schluss waren wir bei 5,5ml die Stunde und dies war doch sehr hoch ich denke es hat beides dazu beigetragen aber der Hauptgrund eben die nicht Dialyse.Vielleicht werde ich irgendwann einmal damit klar kommen aber im Moment bin ich tief unten.
Mein schatz fehlt mir an allen Ecken und Kanten ich kann es einfach nicht begreifen das ich nie mehr seine Stimme hören werde nie mehr wird er mir ein gedicht auf sagen er hatte immer so gerne gereimt all dies und noch vieles mehr wird nicht mehr sein.ich gehe am tag 2 mal an seinem Grab rede mit ihm aber bekomme keine Antwort.Sicher bin ich froh das er nicht mehr leiden muß er fragte mich immer wie es mir ginge und ich Antwortete wenn es dir gut geht,geht es mir auch gut,geht es dir schlecht,geht es mir noch schlechter.Ihm geht es jetzt gut aber mir geht es nicht gut mir geht es sehr schlecht und ich glaube wenn er es wüßte würde er traurig sein aber er wollte doch auch noch so gerne bei mir sein aber dieser Mistkerl hat es nicht zugelassen er bringt bei so vielen so viel Unglück und man ist machtlos dagegen.Wie schon einmal erwähnt ich hätte nie gedacht das ich einmal über das leben meines Mannes entscheiden muß.

Auch an dir liebe Andrea und an dich liebe Kirsten
meinen Dank es ist schön zu wissen das man auch Trost bekommt die selber Kummer Sorgen und Ängste haben. Danke.

Liebe Grüße
Angelika



Und nun für dich mein lieber Schatz
Dies wollte ich dir noch zu Lebzeiten geben habe es leider nicht mehr geschafft da es zuhause lag und wir im Krankenhaus waren und dich alleine lassen wollte ich nicht mehr das wären 2 Std gewesen wo ich weniger Zeit mit dir gehabt hätte. Aber ich hoffe da wo du nun bist kannst es lesen oder besser gesagt hören.ich lese es laut vor

Ich lass dich gehen
Und wünsch dir alles Glück der Welt
In diesem Augenblick
bist du das einzige was zählt
Lass dich fallen
und schlaf ganz einfach ein
ich werde immer an deiner Seite sein.
ich liebe dich mein Schatz

Dein lieber guter groß Schatz
__________________
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  #5  
Alt 05.11.2008, 18:37
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dihudi dihudi ist offline
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Standard AW: BSDK mit Lebermetastasen u.Dialyse

hallo zusammenn
habe nun schon eine weile nichts mehr geschrieben aber heute ist mir danach.
ich bin jeden tag am Grab meines Mannes und komme mit seinem Tod nicht klar ich mache mir unendliche Vorwürfe das ich bestimmt habe das er nicht mehr Leben darf ich weiß nicht ob ich das jemals auf die Reihe bekomme wahrscheinlich nicht,es ist so eine Last die auf mir drückt,ich frage mich jeden tag ein paar mal wenn ich ihn zur Dialsye gebracht hätte wäre sein Körper nicht vergiftet worden auch wenn mir der Arzt sagte das er sein Leben für 3 Wochen verlängern könnte aber für meinen Mann wären es § Wochen sterbeverlängerung was ist wenn der Arzt nicht recht hatte es meinen Mann wieder besser gegangen wäre nach der Dialyse.Ein Arzt sagte suns doch schon mal als wir die Diagnose bekamen das mein Mann noch 5 Monate hätte und bis ich ihm das Leben nahm waren es 10 Monate.Ich glaube ich hatte nict das recht so zu handeln.Aber ich wollte auch nicht das er leidet,jeden Tag wenn ich zum Friedhof fahre und am seinen Grab stehe sage ich zu ihm Schatz es tut mir leid das ich über dein Leben bestimmt habe ich wußte doch das du noch ein Weihnachten erleben wolltest und ich habe es dir genommen.
Keine Nacht kann ich mehr schlafen so plagt mich mein Gewissen.Er war doch so ein Kämpfer und er hätte es diesmal bestimmt auch wieder geschafft,ich kann nicht vergeßen wie er zum letzten mal meine hand drückte bevor er aufgehört hat zu Atmen.Ich habe soviel in dieser Nacht mit ihm geredet habe ihn aber nicht gefragt ob ich es richtig gemacht hatte.Es sind soviele Fragen die ich noch habe und bekomme keine Antwort mehr.
ich kann nicht mehr schreiben mir laufen die tränen das ich fast Blind schreibe.
Bis bald mal

Liebe Grüße
Angelika
__________________
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  #6  
Alt 05.11.2008, 19:12
Maria+Willi Maria+Willi ist offline
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Standard AW: BSDK mit Lebermetastasen u.Dialyse

Liebe Angelika,

mach Dir bitte nicht solche Gedanken. Du hast alles richtig gemacht. Du hast Deinen Schatz gehegt und gepflegt wie es niemand besser machen könnte.
Du hast ihm nicht das Leben genommen, Du hast seine Qualen beendet und er hat es Dir mit einem Lächeln auf den Lippen gedankt.

Ich wünsche Dir, dass Du von diesen Gedanken wegkommst und nicht noch zusätzlich leidest.

LG
Maria
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  #7  
Alt 05.11.2008, 20:52
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Conny44 Conny44 ist offline
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Standard AW: BSDK mit Lebermetastasen u.Dialyse

Ach liebe Angelika,

es zerreißt mir das Herz, wenn ich lese, wie du leidest. Und ich kann so mit dir fühlen. Ich habe absolut keine Idee, wie man dir die Schuld nehmen kann. Denn im Prinzip weißt du ja, dass deinen Liebsten niemand mehr hätte retten können. Aber deine Gedanken drehen sich im Kreis.

Ich stand ja auch in der Patientenverfügung drin und hatte mal irgendwann geschrieben, dass man es niemals unterschätzen soll, wenn man daraus eine Entscheidung treffen muss. Der innerliche Konflikt ist kaum auszuhalten. Liebe Angelika, jeder wird dir sagen, dass du nicht für seinen Weg ins Regenbogenland verantwortlich bist, nur es kommt nicht an. Angenommen, du hättest so eine Entscheidung nicht treffen müssen, mit Sicherheit wäre es etwas anderes gewesen, was dir den Schlaf raubt. Und ich denke, dass das auch nicht unnormal ist, weil man es einfach nicht wahrhaben kann, dass genau das eingetreten ist, was so unvorstellbar war.

Die ganze Zeit hast du/ haben wir für unsere Lieben gekämpft, uns geopfert, uns selbst aufgegeben und bis zum Schluss gehofft, wir könnten unsere Männer irgendwie retten, um das Unausweichliche zu umgehen. Und nun plötzlich stehen wir da und müssen feststellen, dass wir es nicht verhindern konnten, mit keinem Mittel der Welt, nicht durch unsere Liebe, nicht durch unsere Fürsorge, einfach durch nichts. Das zu akzeptieren kann gar nicht von heute auf morgen gehen. Wenn ich ehrlich bin, ich habe es nach fast 6 Monaten immer noch nicht geschafft. Immer und immer wieder gehe ich gedanklich die letzten Stunden durch. Bei mir war es etwas andersherum. Mein Mann hat unendliche Schmerzen gehabt, hatte aber (als er noch reden konnte am Nachmittag) eine Schmerzpumpe abgelehnt, weil er nicht mit seinem Sterben gerechnet hatte. Die Ärzte standen Kopf, wussten nicht, wie sie die Schmerzen stillen sollten. Aber ich habe es durchgesetzt bis zum Schluss, dass er diese Pumpe nicht bekommt. Und ich musste zugucken, wie er leidet. Zwar habe ich in seinem Sinne gehandelt, aber war es wirklich richtig? Auch wusste ich, dass Jörg es als das Entwürdigendste ansah, wenn er mal gewindelt würde oder ein Gitter ans Bett bekäme. Genau das war aber der Fall. Ich hatte versucht, so lange es ging, es zu umgehen. Auch ein Gitter wurde in meiner Abwesenheit ans Bett gemacht, weil er gestürzt war. Und zu guterletzt legten sie ihm noch einen Blasenkatheter an. Er hatte "HILFE" vor Schmerzen geschrien (obwohl er abwesend war), und ich habe es zugelassen. 4 Stunden später ist er gestorben. Ich hatte mir bittere Vorwürfe gemacht, dass ich das alles nicht verhindert habe. Bin in Gedanken immer wieder alles durchgegangen und habe mich gefragt, was wäre anders geworden, hätte ich etwas anders gemacht. Auch heute lässt mich das nicht los.
Aber möglicherweise ist das nicht unnormal, weil unser Verstand so einen schweren Verlust nicht begreifen kann. Demzufolge versuchen wir offenbar, wenigstens in unseren Gedanken uns vorzustellen, dass es auch hätte anders ausgehen können, hätten wir nur anders gehandelt. Und bei dir wird es wohl noch einen Zacken schlimmer sein mit dieser Entscheidung. Du hast absolut nicht egoistisch gehandelt, sondern im vollsten Sinne deines Mannes.
Wir müssen irgendwie lernen, zu verstehen, dass wir alles gegeben haben, was in unserer Macht stand, aber dieses Krustentier stärker war.

Obwohl ich dir einige Monate im voraus bin (falls man das so ausdrücken darf), ist es nicht wirklich viel besser geworden, d.h. es braucht wirklich unendlich viel Zeit.

Über eins sei dir bitte im Klaren: Deine Liebe und Fürsorge ist durch nichts zu übertreffen gewesen.
Bist du in psychologischer Behandlung? Wäre das nicht auch eine Überlegung wert? Ich denke, du solltest dir Hilfe holen.

Ich habe jetzt unendlich viel geschrieben. Ich drück dich und wünsche dir, dass du wenigstens selbst auch ein kleines bisschen stolz auf dich sein kannst.:pf troest:
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Traurige Grüße von Conny (& Jörg - seit 15.5.08 nur noch in liebevollen Gedanken)

Ein Millionär und ein Bettler haben statistisch gesehen jeweils 1/2 Million!
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mein geliebter Mann: BSDK 06.06.1959 - 15.05.2008
mein Pa: BSDK 17.01.1941 - 08.07.2007
meine Mutti: Akute Leukämie 18.11.1941 - 30.03.2011
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