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  #1  
Alt 29.08.2008, 23:50
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Ich habe tatsächlich mein Raclett-Essen geben können. Krass nach so einer Nacht. Beim Einkaufen am Nachmittag war mir noch komisch, aber jetzt habe ih sogar etwas gegessen. Wir waren zu fünft und haben dann in einer Kette abgewaschen und abgetrocknet. Jetzt bin ich endlich im Bett gelandet und ich hoffe, dass die Sache mit meinem Magen jetzt überstanden ist. Morgen steht der Geburtstag meiner Oma an. Am Sonntag werde ich dann aber ein Faulenz-Tag einlegen.
Liebe Grüße
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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  #2  
Alt 30.08.2008, 23:22
flyyy flyyy ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo Kerstin
Ist aber nicht schön, dass dir so übel war. Immerhin hat sich dein Magen schnell wieder erholt.
Raclette klingt lecker, bei uns gibt es das aber erst im Winter wieder.
Ich war heute mit dem Motorboot auf dem See, war sogar im Wasser... Eiskalt!

Schlaf gut
Flyyy
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  #3  
Alt 01.09.2008, 18:50
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo ihr Lieben!
Ich weiß, eigentlich ißt man im Winter Raclett, aber was soll man tun, wenn man im Sommer mehr Zeit hat? Und Lust auf ein kleines Raclett mit Freunden? Die Sache mit meiner Übelkeit und die Wahrnehmung ist für mich ein größeres Ding als ihr erahnen könnt. Seitdem ich mich erinnern kann, hatte ich bei Übelkeit Todesängste. Das Übergeben habe ich nie als Erleichterung erfahren, sondern als existenzielle Bedrohung. Mein größter Alptraum. Als ich z.B. erfuhr, dass ich krank bin, habe ich nicht gedacht, so eine Scheiße, mein Leben ist bedroht, sondern ich hatte Angst, dass ich kotzend durch die Hölle gehen muss, um wieder gesund zu werden. So schnell haben die mich im Krankenhaus nicht aufgeklärt, dass es Medikamente inzwischen dagegen gibt. Als Jugendliche saß ich oft, wenn ich Stress hatte, die halbe Nacht im Bad und habe mit sich aufschaukelnde Panik und Übelkeit gekämpft. Das ist am Donnerstag nicht so eine starke Panik hatte, ist ein unglaublicher Fortschritt, den ich mir so nicht hätte erträumen lassen. Wenn sich jemand anderes übergibt, dann fliehe ich hysterisch und benehme mich total bescheuert. Von mir ist in der Situation keine Hilfe zu erwarten. Ich versuche mich selbst in Sicherheit zu bringen. Dass ich das Kotzen diesmal nicht als Alptraum empfand, ist für mich noch ganz unglaublich. So als wenn es gar nicht stattgefunden hätte. Meine Ängste hatten sicherlich auch immer was damit zu tun, dass mein Vater früher Alkoholiker war und echt gewaltig sich übergeben hat und ich mich auch vor dem Kontrollverlust beim Übergeben fürchte. Als ich in meiner Jugend eine 7-jährige Psychoanalyse gemacht habe, meinte meine Psychologin, dass die Todesangst noch ein Relikt meiner Geburt sein könnte. Ich wusste nicht, ob ich dem glauben soll. Die Psychologin zu der ich jetzt gehe hat unabhängig davon auch meine Geburt als mögliche Ursache genannt. Wer weiß. Immerhin kam ich bei der Zwillingsgeburt mit Kaiserschnitt. Meine jetzige Psychologin will die in meinem Körper gespeicherte Erinnerung langsam auslöschen. Jetzt versteht ihr vielleicht, warum das Übergeben am Donnerstag für mich psychisch gesehen sogar heilsam und ein großer Fortschritt war. Und ich kann diese Erfahrung noch gar nicht glauben.
Neulich war ich etwas sauer auf meinen Bruder. Der hat meiner Oma erzählt, dass er vielleicht in manchen Lebensbereichen noch etwas unterentwickelt ist, weil er ja so unter meinem Vater gelitten hat. Meine Oma meinte, dass ich ja weniger gelitten habe und deswegen weiter bin und mir ja alles leichter fällt. Ich finde, dieses Aufrechnen schon falsch. Und immerhin habe ich mit 14, geplagt von Depressionen, beschlossen eine Psychoanalyse zu machen. Ja, meine Depressionen konnten man nicht so sehen wie mein nicht immer ganz "funktionierender" Bruder". Dass ich nächtelang geheult habe, hat ja meine Oma nicht gesehen. Ich habe nun 10 Jahre nach dem Beginn meiner Therapie meinen Karren fast alleine aus dem Dreck gezogen. Irgendwann hatte ich verstanden, dass mich meine Lehrer, denen ich immer was vor lamentierte, nicht retten können. Ich bin ja nicht von alleine da gelandet, wo ich inzwischen bin. Das war harte Arbeit. Da man meinen Vater nicht ändern kann, muss man sich selbst so ändern, dass man ihn erträgt. Er schiebt seine Macken auch immer auf seine Mutter und Erziehung. Ich finde aber, dass man bis zu seinem 50. Lebensjahr manche Eigenarten sehr wohl ablegen kann. Ich bin ja auch trotz diesem Vater ein sozialer Mensch geworden. Der rastet manchmal aus wie ein Kleinkind, was bei einem Erwachsenen schon angsteinflößend sein kann.
So mein kleiner psychologischer Abriss zu meinem derzeitigen Befinden, ist jetzt abgeschlossen.
In den nächsten Tagen will ich mit einem Mathe-Komilitonen geometrische Körper basteln. Er soll mir zeigen wie man die nur mit Papier herstellen kann. Ich glaub, dass wird lustig.
Liebe Grüße
Kerstin
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Morbus Hodgkin, II B mit Riskofaktor, ED 4/06, 8x BEACOPP eskaliert,Bestrahlung, 1. Rezidiv 03/07, 2x Chemo mit DHAP, 20.06.07 SZT; Bestrahlung;Reha, 2. Rezidiv, 18.04.08 allogene SZT, 03.06.08 komplette Remission , 2019: Knoten im Brustkorb, 03/19 ED Peripherer Nerventumor, 6 Zyklen Chemo, Bestrahlung, OP, bestätigte Remission 01/20
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  #4  
Alt 03.09.2008, 19:10
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Ich bin zum Assesment-Center eingeladen. Damit habe ich eine 50%ige Chance auf das Stipendium. Hoffentlich kommt mir meiner Reha nicht dazwischen.
Ich habe ja ein Widerspruch eingelegt, weil die Klinik laut meinem Oberarzt ungeeignet ist und sie die Reha in mein Wintersemestern gelegt haben.
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  #5  
Alt 03.09.2008, 20:21
Sanne72 Sanne72 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo Kerstin,

also, ich war letztes Jahr im heißen August in Neukölln und habe Raclette mit Freunden gegessen. Wir haben geschwitzt wie sonstwas, aber es war *mjamlecker*!!!

Herzlichen Glückwunsch zum Assessmentcenter-Platz! Ich drücke Dir fest die Daumen!!!

Uff, da hast Du ja auch was hinter Dir (und immer noch bei Dir) mit Familiengeschichte und so. Aber Wahnsinn, dass Du schon so früh angefangen hast, das aufzuarbeiten! Bei mir hat's bis zu meinem ersten Examen gedauert als ich mit Examensängsten richtig fies geplagt und schwer depressiv wurde und eine Therapie begann, in der ich dann auch mal in meine Familienverhältnisse herabstieg. Nicht schön!!!!
Statt einer Oma hatte ich dann meine damals "beste" Freundin, die anfing, mein Leiden gegen das einer Kommilitonin aufzurechnen, die kurz nach der Examensmeldung mit Verdacht auf Schlaganfall im KH lag und das Examen nicht antreten konnte. Der ginge es ja wohl schlechter als mir. Spätestens seitdem ist mir klar, das man niemals das Leid zweier Menschen an einer Messlatte nebeneinander objektiv messen kann.

Liebe Grüsse und alles Gute für Dich!
Susanne
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  #6  
Alt 05.09.2008, 16:54
flyyy flyyy ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo Kerstin
Du hast ja eine ganze Menge geschafft! Respekt!

Ich denke man kann von aussen her gesehen keine Aussage machen, wie sehr ei Mensch leidet. Gerade wenn man still, wenn man alleine ist leidet, fällt es nicht auf. Wenn aber einer total ausrastet, sich daneben benimmt usw, dann wird es viel mehr gesehen.

Ich wünsche Dir ein schönes Wochenende

Liebe Grüsse
Christina
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  #7  
Alt 10.09.2008, 17:45
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Kerstin22 Kerstin22 ist offline
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Standard AW: Krebs und Studium

Hallo ihr Lieben!
Sorry, dass ich mich eine Weile nicht gemeldet habe. Bin schwer beschäftigt. Fast täglich bekomme ich Besuch oder so. Ich habe am literarischen Spaziergang für meine Eltern gearbeitet und will mich in den nächsten zwei Wochen noch intensiv auf das Assesment-Center vorbereiten. Am Wochenende war ich mit meiner Oma beim Musical "My fair Lady". Am Sonntag habe ich mit Mundschutz bei einer gemeinsamen Aktion meiner und einer chinesischen Gemeinde mitgeholfen. Wir haben einen bilingualen Gottesdienst gefeiert. Das war echt spannend. Nachmitttags habe ich mit meinem Mathe-Komilitonen geometrische Körper aus Papier gebastelt. Ich versuche gerade meinen nicht stattfindenden Krankenhaussport durch Joggen zu ersetzen. Einmal habe ich es geschafft 25 min zu joggen. Nicht schlecht für einen, der noch als frisch transplantiert gilt, oder? Ich war bei einem Vortrag "Krebs, Sport und Fatique" und einem Stammtisch für Stammzelltransplantierte. Über die Langzeitprobleme war ich schockiert. Mein Blutbild ist laut Arzt wie aus dem Bilderbuch. Nur mein Nierenwert ist erhöht.
Liebe Grüße und bis bald
Kerstin
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