Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 18.07.2008, 15:08
Benutzerbild von fee-morgana
fee-morgana fee-morgana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.07.2008
Beiträge: 14
Standard AW: Abschied auf Raten

Danke Kirsten und Elfie für eure lieben Worte!

@Elfie: Ja, das stimmt. Ich weiß, dass er vermutlich nicht mehr lange zu leben hat. Niemand kann eine genauere Prognose stellen, denn es ist nicht mal festzustellen, ob der Tumor langsam oder schnell wachsend ist. Inwiefern sein Alter und die demensprechend verlangsamte Zellteilung da positiv wirken können, bleibt abzuwarten.
Ich bin auf jeden Fall sehr froh, dass er den Mut nicht verliert und das Heft in die Hand nimmt. Er hatte schon immer einen großen Lebensmut und -willen.

@Kirsten, ich bin gespannt, was du berichtest. Wie geht es deinem Vater inzwischen? Hat er die OP gut verkraftet? Mein Vater wird heute operiert und bisher habe ich noch nichts gehört.
Er ist sehr rüstig und daher mache ich mir wegen der OP keine großen Sorgen ...
oh, halt!
Ich habe gerade eine SMS von meinem Bruder bekommen ... die Darmumleitung ist gemacht und war ok, aber im Bauch ist alles voller Tumor
Der Prof. meint, jeder weitere Tag wäre ein Geschenk ... *seufz*
Jetzt können wir nur abwarten.

Für mich ist das allerschlimmste, dass mein Vater 500 km entfernt ist. Ich kann nicht mal eben hinfahren und nach ihm sehen. Innerhalb der letzten vier Wochen war ich zwei Mal dort, einmal für drei Tage, einmal für eine knappe Woche.
Wir haben vier Kinder, drei davon schulpflichtig, sodass es nicht so leicht zu organisieren ist. Die Direktorin der Grundschule war jedoch so mitfühlend, dass sie unseren Sohn für eine Woche vom unterricht freigestellt hat, damit ich mit unseren beiden jüngsten eine Woche bei meinen Eltern verbringen konnte. Die beiden größeren können sich auch nach der Schule eine Weile allein beschäftigen und mein Mann konnte einen Teil seiner Arbeit zu Hause erledigen.
Ich bin sehr froh, dass ich die Tage dort verbringen konnte. Die jüngsten Enkel um sich zu haben tat meinen Eltern sichtlich gut.

Nun werde ich abwarten. Anfang August werden wir alle hinfahren. Hoffentlich geht es ihm dann nicht noch schlechter ...
__________________
Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen
(A. Schopenhauer)
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 19.07.2008, 10:11
Benutzerbild von fee-morgana
fee-morgana fee-morgana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.07.2008
Beiträge: 14
Standard AW: Abschied auf Raten

Nun droht eine Lungenembolie ...
Es geht ihm zunehmend schlechter und ich mache mich auf den Weg, in der Hoffnung ihn noch einmal zu sehen.
Vielleicht mag jemand eine Kerze für ihn anzünden?
__________________
Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen
(A. Schopenhauer)
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 19.07.2008, 11:20
Maja08 Maja08 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.04.2007
Ort: Leverkusen
Beiträge: 470
Standard AW: Abschied auf Raten

Liebe Fee,

gerne zünde ich für euch eine Kerze an, die euch auf diesem Weg begleitet, wohin er auch immer gehen mag.

Anhang 12862

Ich wünsche euch ganz viel Kraft, Zuversicht, Vertrauen und Hoffnung in dieser schweren Zeit.

In Gedanken bei euch

Maja
__________________
Meine Mama bekam Anfang April 07 die Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen in der Lunge, Bauchspeicheldrüse und an den Knochen. Gestorben am 01. Juni 07 im Alter von 69 Jahren.

In liebevoller Erinnerung an: meine Mama 04.01.1938-01.06.2007 meinen Papa 25.09.1938-29.06.1998

Geändert von Maja08 (11.07.2009 um 19:18 Uhr)
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 21.07.2008, 09:43
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.06.2008
Beiträge: 842
Standard AW: Abschied auf Raten

Liebe Fee,

kann erst jetzt antworten, weil ich an den Wochenenden immer bei meinem Vater im KKH bin. Meine Eltern haben zu Hause auch kein Internet.

Wie geht es Deinem Vater?
Bitte melde Dich!!!

Ich denke an Euch und wünsche Dir alle Kraft der Welt!

Kirsten.
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 21.07.2008, 18:06
Benutzerbild von fee-morgana
fee-morgana fee-morgana ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.07.2008
Beiträge: 14
Standard AW: Abschied auf Raten

Danke Maja und Kirsten!

Tja, was soll ich sagen ... zur Verblüffung aller hat mein Vater der Krise nach der Operation standgehalten. Er wurde am Samstag morgen "versehentlich" reanimiert (der hinzugerufene Arzt wusste nichts von seiner Patientenverfügung). Die Ärzte waren überzeugt, dass er den nächsten Tag nicht überlebt und ich - als ich ihn am Samstag Nachmittag nach über 500 km Fahrt endlich sah - ebenfalls.

Bisher kenne ich keinen anderen Menschen, der in diesem Alter mit schierer Willenskraft dem Tod zu trotzen vermag. Er ist nur noch eine handvoll Mensch, abgemagert und körperlich kaum mehr als Haut und Knochen.
Und doch ... ich kann es nicht in Worte fassen, aber während ich Samstagnacht stundenlang seine Hand hielt, war ich mir sicher, dass er nicht stirbt. Noch nicht. Sein Herz schlägt kräftig und gleichmäßig, der Druck und die Wärme seiner Hände sind nicht die eines Sterbenden, sonder des Mannes, der mich als Kind immer vor den Monstern in der Nacht beschützt hat. Zwischendurch habe ich mich gefragt, warum er mich eigentlich tröstet und nicht ich ihn.
Wie lange er diese Kräfte mobilisieren kann, weiß ich nicht. Es kann jederzeit und schnell vorbei sein, aber es kann auch noch eine Weile dauern.
Geistig ist er vollkommen da. Er ist mein Vater, wie ich ihn schon immer kenne.
Es war ein anstrengendes, aber auch in mannigfaltiger Hinsicht ein sehr schönes, bereicherndes Wochenende, obwohl der Anlass traurig ist. Ich möchte die Stunden dort nicht missen.
Eins meiner Kinder hat mich auf eigenen Wunsch begleitet. Er ist 11 und hat meinen Vater ganz selbstverständlich in den Arm genommen und geküsst, wie er es immer tat und das obwohl sein Anblick auch für einen Erwachsenen verstörend war.
Meine Geschwister, deren Kinder, teilweise samt Anhang, alle waren zwischendurch da. Mein Vater und meine Mutter waren sehr berührt und glücklich darüber. Mein Bruder und ich haben darüberhinaus viele, viele Stunden tagsüber und in der Nacht gemeinsam im Krankenzimmer verbracht. Schweigend, ruhig. Einfach nur ... da sein. Ein Gefühl, dass ich vermutlich nie vergessen werde.
Doch bei einem bin ich mir inzwischen ziemlich sicher. Wenn mein Vater demnächst seine Augen für immer schließt, dann tut er das, wenn er allein ist. Solange jemand bei ihm ist, wird er nicht loslassen können.
Wenn die Ferien in zwei Wochen beginnen, werden wir wieder hinfahren. Ob er dann noch lebt, kann niemand einschätzen.
Heute wurde ihm fast 1 Liter Wasser aus der Lunge geholt. Er benötigt keinen zusätzlichen Sauerstoff mehr und es wurde festgestellt, dass sich bei der Reanimation der Zugang für die Morphiumgabe gelöst hatte und das Mittel daher nicht wirken konnte. Da er weitere zusätzliche Schmerzmittel in vollem Bewusstsein abgelehnt hat, weil er die Schmerzen als erträglich empfand, scheint es nun so, als hätte er die gesamten letzten Tage vollkommen ohne Schmerzmittel überstanden.
Es ist unglaublich, wozu ein Mensch in der Lage ist.

Seit diesem Wochenende bin ich nun tatsächlich geneigt, wieder an den Weihnachtsmann zu glauben ... und daran, dass mein Vater vielleicht doch noch in Kürze seinen Geburtstag mit uns feiert.
__________________
Das Schicksal mischt die Karten und wir spielen
(A. Schopenhauer)

Geändert von fee-morgana (21.07.2008 um 18:09 Uhr) Grund: Dreckfuhler
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 21.07.2008, 19:32
Kirsten67 Kirsten67 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 05.06.2008
Beiträge: 842
Standard AW: Abschied auf Raten

Liebe Fee,

während ich Deine Nachricht las, wechselten meine Gefühle immer wieder von Traurigkeit zur leisen Freude zum Staunen.

Traurig, weil Du immer ein Stück Abschied beschreibst, Freude, weil Ihr eine unendlich wertvolle Zeit verbringen könnt (und zwar inkl. Deines Vaters) und Staunen, wieviel Kraft in Eurer Familie liegt (selbst bei den Kindern).

Habe letzten Freitag zwei Stunden alleine mit meinem Vater verbracht. Er steht zum Glück noch am Anfang seiner Erkrankung, aber dennoch: für mich waren diese zwei Stunden auch ein Geschenk.

Ich wünsche Euch eine weitere gute Zeit in zwei Wochen!

Kirsten.
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 21.07.2008, 19:54
Maja08 Maja08 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 10.04.2007
Ort: Leverkusen
Beiträge: 470
Standard AW: Abschied auf Raten

Liebe Fee,

wenn man deine Worte liest, schwankt man zwischen Trauer, Freude, Staunen und Hoffnung.

Das Leben geht manchmal wundersame Wege, die wir uns nicht erklären können und auch nicht verstehen können. Zumindestens jetzt noch nicht. Vielleicht werden wir es eines Tages erfahren.

Ich wünsche euch, dass ihr eure Zeit geniesst.

Übrigends, finde ich super das du deinen Sohn mitgenommen hast. Kinder gehen oftmals anders mit der Situation um als wir. Von ihnen können wir noch was lernen. Und wenn die Kinder selber möchten, ist es ok.

Ich schicke euch nochmals viel Kraft, Mut, Hoffnung, Zuversicht und Zeit die ihr miteinander verbringen könnt.

Alles Liebe

Maja
__________________
Meine Mama bekam Anfang April 07 die Diagnose CUP-Syndrom mit Metastasen in der Lunge, Bauchspeicheldrüse und an den Knochen. Gestorben am 01. Juni 07 im Alter von 69 Jahren.

In liebevoller Erinnerung an: meine Mama 04.01.1938-01.06.2007 meinen Papa 25.09.1938-29.06.1998
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 14:14 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55