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  #1  
Alt 19.02.2008, 20:35
Kristina M. Kristina M. ist offline
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Registriert seit: 06.09.2007
Ort: Berlin
Beiträge: 56
Standard AW: Es tut so weh, Mama!

Liebe Roebi, Du brauchst keine Angst vor dem Freitag zu haben. Wir haben die Feier für meinen Mann "Gedenkfeier" genannt, denn jeder hatte die Möglichkeit, an den Verstorbenen zu denken, ihm zu danken, dass er da war, dass wir ihn haben durften. Hergegeben hast Du Deine Mama schon. Die Trauerfeier ist doch auch dazu da, Deiner Mama die Ehre zu erweisen, ihren Körper auf dem letzten Weg zu begleiten. Was Deine Mama wirklich ausmachte, ihre Seele, das wird immer bei Dir bleiben, das gibst Du am Freitag nicht her. Weißt Du, ich konnte während der Feierstunde gar nicht weinen, weil ich so stolz war, dass ich 38 Jahre mit diesem wertvollen Menschen zusammenleben durfte und ich war stolz auf unseren Sohn, der die Rede für seinen Vater hielt, Worte, die ich nie vergessen werde. Und ich habe mich gefreut, dass so sehr viele Menschen gekommen sind, um meinem Mann diese Ehre zu erweisen. Ich hatte auch so eine große Angst vor diesem Tag, aber dann habe ich immer gedacht, dass er sich freuen würde, welche Mühe wir uns gegeben haben. Auf einer großen Staffelei stand sein Foto, das habe ich immer angeschaut und so lebe ich einfach mit ihm weiter. Roebi, das Leben wird nie wieder so werden wie es war. Aber Du hast Dein Kind, gib ihm einfach die Liebe weiter, die Du von Deiner Mama empfangen hast. Sie wird Dir immer fehlen, das geht nie mehr vorbei und jetzt ist der Schmerz natürlich besonders groß, das wird jeder verstehen. Du wirst auch wütend sein, warum dieser Scheiß-Krebs das Deiner Mama angetan hat, Du wirst verzeifelt sein... all das müssen Deine Angehörigen verstehen. Lasse es einfach geschehen, es ist ein Zeichen der tiefen emotionalen Bindung zu Deiner Mama. Vor allem musst Du Dich jetzt auch mit besonderer Sensibilität um Deinen Sohn kümmern, denn der Verlust ist für ihn nur schwer zu realisieren. Ich glaube, das wird jetzt Deine schwierigste Aufgabe. Ich wünsche Dir für alles viel Kraft. Liebe Grüße von Kristina aus Berlin
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  #2  
Alt 19.02.2008, 22:48
Benutzerbild von Roebi
Roebi Roebi ist offline
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Registriert seit: 19.02.2008
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Beiträge: 234
Standard AW: Es tut so weh, Mama!

Hallo Kristina!
Genau das ist ja das Problem:... ihren Körper auf dem letzten Weg zu begleiten. Wenn ich nur darüber nachdenke, könnte ich verrückt werden. Denn dann weiß ich, dass ich sie wohl nie mehr wieder sehen werde, sie hören, sie fühlen, sie riechen. All das, was man sonst unbewusst macht.
Ich habe eben mit meiner besten Freundin telefoniert. Wir kennen uns schon seit 15 Jahren. Ihr habe ich eben erzählt, dass ich heute ein schlechtes Gewissen hatte, im Büro über eine Situationskomik zu lachen. Sie wird am Freitag selbstverständlich - so sagte sie - dabei sein. Und ich weiß auch, dass es ihr verdammt schwer fallen wird, Abschied von meiner Mutter zu nehmen. Ihr wünsche ich, dass sie noch die allermeiste Zeit der Welt hat, mit ihrer Mutter genau das zu tun, was ich nicht mehr machen kann. Lachen, weinen, reden, lästern, streiten. Oh ja, streiten, das konnte ich mit meiner Mutter besonders gut. Ich könnte mich heute für jeden unnötigen Streit selber ohrfeigen. Die Zeit hätte ich wahrlich besser mit ihr verbringen können. Ich bereue so viele Dinge, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll. Ob es Situationen waren, die schon x-Jahre zurückliegen, oder ob es das ist, dass ich wegen meiner beschissenen Erkältung nicht ins KH dufte. Ich habe das Gefühl, als hätte ich sie im Stich gelassen. Denn SIE, war immer für mich da! Und wo war ich? Bei mir in der Küche und habe Prospekte geblättert. Ich glaube nicht wirklich an diese überirdischen Dinge, aber ich will mir wohl selber einreden und auch einreden lassen, dass es ihr dort, wo sie jetzt ist, 100% besser geht. Und ich hoffe inständig, dass sie in jeder Phase, in jeder Sekunde meines Lebens bei mir ist und auf mich und auf meinen Sohn acht gibt.
Leider muss ich jetzt abbrechen, weil ich vor lauter Wasser nichts mehr sehen kann.
Trotzdem danke ich Dir für Deine Antwort!
Ich werde mich bestimmt wieder melden. Vielleicht sogar am Freitag Abend, wenn ich wieder einen klaren Gedanken fassen kann.
LG Nicole
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  #3  
Alt 20.02.2008, 10:27
Cinderella80 Cinderella80 ist offline
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Registriert seit: 15.02.2006
Ort: In der Nähe von Münster, NRW
Beiträge: 178
Standard AW: Es tut so weh, Mama!

Hallo Nicole,

ersteinmal Herzlich Willkommen hier. Ich hoffe Du fühlst Dich hier gut aufgehoben.

Auch mir liefen die Tränen, als ich Deine Beiträge gelesen habe. Es tut mir leid, dass Du Deine geliebte Mutter so plötzlcih verloren hast.

Ärgere Dich nicht über Sachen die gesagt oder gemacht wurden, die Du heute anders machen würdest. Sowas gehört zu unserem Leben, keiner ist perfekt und Streit gehört nun mal auch zu unserem Leben. Und Ihr seid nicht im Streit auseinander gegangen, dass ist doch das wichtigste, oder?

Auch ich möchte Dir für Freitag ein riesen Kraftpaket schicken!!!

Fühl Dich umarmt.
Cinderella80
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  #4  
Alt 20.02.2008, 12:44
Witchlady Witchlady ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: Es tut so weh, Mama!

Hallo Nicole,

Als ich Deine Zeilen gelesen habe, war es wie ein déjà-vu. Als es meiner Mom richtig schlecht ging, durften wir auch wg einer Erkältung und der Infektionsgefahr nicht zu ihr. Sie ist bei sich zu Hause gestorben und als ich dort ankam, hatte sie auch den geöffneten Mund und ihre rechte Hand zeigte auf irgendetwas. Sie lag noch in ihrem Bett. Mittlerweile habe ich versucht, den Anblick zu vergessen. Aber ich weiß bis heute noch genau, was sie getragen hat, welchen Schmuck dazu. Bei uns liegt es fast 5 Jahre zurück. Aber es gibt Tage wie den heutigen, da kommt immerwieder mal alles hoch.
Den Freitag wirst Du überstehen. Ich kann Dir nur raten, rede viel über das, was Dich bewegt. Wenn nicht live, dann im Forum. Das hat mir am meisten geholfen.

Viel Kraft & Liebe
sendet Dir
Ela
__________________
Danke, dass Du mich geboren hast.

Mom
* 19.02.1946 + 11.03.2003
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  #5  
Alt 20.02.2008, 13:38
Benutzerbild von mutzel
mutzel mutzel ist offline
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Registriert seit: 15.11.2007
Ort: NRW
Beiträge: 48
Standard AW: Es tut so weh, Mama!

Hallo liebe Nicole,
ich drück dich ganz dolle
Es tut mir unendlich leid das du deine Mama so schnell verloren hast.
Die Gefühle fahren jetzt Achterbahn mit dir das kann ich gut verstehen.
Meine Mama ist vor 3 Monaten gestorben( 61 Jahre ) - für mich auch sehr plötzlich.
Aber ich durfte bis zum Schluss bei ihr sein. Dafür bin ich sehr dankbar.
Meine Gefühle machen auch jetzt noch was sie wollen, mal bin ich fröhlich,
mal traurig, mal wütend und ein ander Mal bin ich sehr ruhig und in mich gekehrt. Aber ich denke das ist ganz normal. Jeder muss seinen Weg finden
mit der Trauer umzugehen. Wenn es bei mir ganz schlimm ist - gehe ich in den Wald oder auf ein Feld und SCHREIE so laut ich kann. Das hilft mir sehr.
Aber auch der Austausch mit gleichgesinnten hier im Forum macht einem wieder Mut. Familie und Freunde können nicht so gut nachempfinden wie es einem geht. Obwohl sich alle bemühen, aber es ist manchmal schwierig.
Der Tag der Beerdigung ist aber nicht so schlimm wie man anfangs meint.
Ich hatte auch höllische Angst davor, aber wenn man sieht wie viele Menschen mit trauern, das hilft sehr.
Nur bei diesen Menschen ist der Alltag schnell wieder da, und dein Leben hat sich schlagartig verändert und wird auch nie wieder so sein wie vorher.
Und das ist das was mir Schwierigkeiten bereitet.
Aber ich drücke dir für Freitag ganz fest die Daumen - ich schicke dir ganz
viele Kraftpakete und du schaffst das ganz bestimmt.

Wie verkraftet es deine Sohn ? Wie alt ist er ?

LG Simone
__________________


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  #6  
Alt 20.02.2008, 15:54
Benutzerbild von Roebi
Roebi Roebi ist offline
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Registriert seit: 19.02.2008
Ort: Köln
Beiträge: 234
Standard AW: Es tut so weh, Mama!

Hallo Ihr Lieben!
Vielen Dank für Eure lieben Zeilen. Im Moment kann ich sie noch nicht verstehen, aber vielleicht sieht das ja in ein paar Tagen anders aus. Ich hoffe es!
Ich habe eigentlich viele liebe Menschen um mich herum, mit denen ich reden kann, aber - wie schon gesagt - können die das nicht so nachempfinden, als jemand, der bereits seine Mutter verloren hat. Heute habe ich jedenfalls noch nicht so viel geweint, wie in den letzten Tagen. Auf der einen Seite bin ich ganz froh darüber, aber auf der anderen Seite finde ich es erschreckend. Ich habe mir gestern Abend eine DVD genommen, wo u.a. auch meine Mutter drauf ist. Das hat mir ein wenig geholfen, denn jetzt habe ich beide Bilder im Kopf. Das, wo meine Mutter tod im Bett liegt, und das, wo sie mit meinem Sohn zugange ist. Ich bin im Moment sowieso total zwiegespalten. Auf der einen Seite bin ich froh, wenn es am Freitag vorbei ist, aber auf der anderen Seite habe ich Angst davor, denn dann ist "es" ja vorbei. Eine Erleichterung habe ich aber schon, die Freunde meiner Eltern kommen morgen extra aus dem Schwabenländle und bleiben wohl bis Sonntag bei meinem Vater. Somit kann ich die Zeit nutzen, mich ein bisschen um mich zu beruhigen und schon mal anfangen, zu verarbeiten. Ich weiß, dass das noch ewig so anhalten wird, und ich weiß auch, dass mein Leben nie mehr so wird, wie früher. Auf der einen Seite schade, und auf der anderen Seite Gott sei Dank, denn dadurch weiß ich, dass ich meine Mutter nie im Leben vergessen werde. Ach, wenn ich doch nur noch einmal mit meiner Mutter sprechen könnte, wenn Sie mir doch genau in diesem Moment sagen könnte, was ich tun soll, das würde mir sehr helfen. Ich hardere immer noch mit mir, ob ich noch einmal zu dem Bestatter gehen soll, um nachzusehen, ob es ihr gut geht, oder ob ich es lieber lassen sollte. Meine bessere Hälfte rät mir eigentlich davon ab, kann es aber auch verstehen. Es ist die einzige und letzte Chance sie noch einmal zu sehen. Ich weiß es nicht. Ich muss gleich sowieso noch einmal hin, um das Lied für Freitag abzugeben. Ich werde den Bestatter einmal fragen, was er davon hält. Aber ich denke, die Antwort kenne ich schon.

Danke auch für Eure Kraftpakete, ich hoffe, sie werden mich am Freitag nicht verlassen.

LG

P.S. an Simone: Mein Sohn weiß, dass seine Oma jetzt im Himmel ist, bei seinem anderen Opa. Er wird im April 3. Das Einzige, was wir nur in den letzten Tagen festgestellt haben ist, dass er weder zu Opa noch zu Oma geht. Er ist zwar in der Wohnung, will denen aber partou nicht die Hand geben. An ein Küsschen ist da gar nicht zu denken. Nun wissen wir halt nicht, ob das einfach nur ne Phase ist, oder ob es was damit zu tun hat, dass halt vor kurzem der Vater von meiner besseren Hälfte verstorben ist und nun meine Mutter. Ich bin nur froh, dass Lucas noch so klein ist. Ich denke, wenn er älter wäre, hätte ich noch mehr damit zu kämpfen.
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