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  #1  
Alt 10.11.2007, 00:41
Taube23 Taube23 ist offline
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Standard AW: Das Leben ohne dich

Hallo Ihr Lieben,

jetzt reicht bei mir endlich. Meiner Mutter geht es besser, sie wird am Montag operiert und ich hoffe, dass sie dann wieder ans Laufen kommt.

Aber jetzt habe ich einen Rohrbruch im Haus. Der Installateur hat heute mein Wohnzimmer und mein Bad aufgeklopft. Morgen kann ich erst mal das ganze Haus putzen.

Doch trotz allem: Was ist das alles im Gegensatz zu dem großen Verlust. Einen Rohrbruch kann man reparieren, doch der Tod meines geliebten Schätzchens ist so endgültig.

Ich hatte in den letzten Tagen gedacht, ich hätte mich ein bisschen gefangen, aber heute bin ich mal wieder ganz unten. Die Zeit heilt eben doch keine Wunden, und wenn doch, dann aber ganz langsam. Der Schmerz hört einfach nicht auf, ich kann nur noch heulen.

Liebe Grüße
Hanne
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  #2  
Alt 10.11.2007, 10:26
martinaIna martinaIna ist offline
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Standard AW: Das Leben ohne dich

Hallo Täubchen,

sicher, so ein Rohrbruch ist keine Katastrophe, aber in dieser Zeit überfordern ein solche Dinge sehr schnell. Die Kraft wird ja für anderes gebraucht. Deshalb finde ich es sehr gut, dass Du es richtig einzuordnen weißt.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden aber sie ist schon ein Faktor. Die Trauer kam bei mir in Wellen. Mit der Zeit lernte ich, die Wellen anzunehmen, kommen zu lassen, den Schmerz wie einen alten Bekannten zu begrüßen, mich nicht dagegen zu wehren.

Hier im Forum gibt es das Bild des Trauertiers, dass einen anspringt. Mein Trauertier ist eine große Raubkatze, die aber zahm ist. Sie möchte mich ja nicht töten, aber sie will, dass ich ihr Aufmerksamkeit schenke und sie regelmäßig füttere. Tue ich das nicht, springt sie mich eben an. Ist sie genug beachtet, trottet sie zu den anderen Zeiten nur neben mir her oder rollt sich in einer Ecke ein. Mit der Zeit wird ihr Hunger kleiner aber ich denke, sie bleibt.

Ein anderes Bild ist das Lumpenweib der Trauer, dass aufdringlich an einen ran kommt, im Weg steht, einen angrinst, unangenehm riecht. Ich habe ihr einen Platz zugewiesen in meinem Haus. Da darf sie sein und ich integriere sie in mein Leben. Sie darf bleiben. Hat sie ihren Platz gefunden, bleibt sie ruhig da und stört nicht aufdringlich.

Die Zeit heilt nicht alle Wunden, aber sie lehrt uns, mit den Wunden umzugehen. Und mit der Zeit kommen auch andere Gefühle wieder hoch, die vorher verdrängt waren. Auch die haben ihr Recht auf Leben.

martina
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  #3  
Alt 10.11.2007, 14:33
Loreena Loreena ist offline
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Beiträge: 190
Standard AW: Das Leben ohne dich

@ Hanne: Wenn man nervlich so am Ende ist und die Trauer einen gefangen hält, braucht man eigentlich Ruhe und keinen Rohrbruch. Gut, dass sich die Sache mit deiner Mutter in eine andere Richtung entwickelt hat.

@ Martina: Es kann sein, dass sich meine Trauer verändert, aber im Moment ist sie immer und überall bei mir. Ich wollte mich vorhin mal etwas ablenken und in die Stadt gehen, aber es war keine Ablenkung, sondern ein Spießrutenlaufen: Hier haben wir im Eiscafé gesessen, hier hat er sein Rasierwasser gekauft, hier haben wir eine Bratwurst gegessen, hier hat er Weihnachtsdeko gekauft...

Ihr Lieben, macht es euch gemütlich bei diesem usseligen Wetter.
Loreena
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Die höchste Kraft der Seele ist die Erinnerung.
(Renan Demirkan)
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  #4  
Alt 10.11.2007, 22:14
martinaIna martinaIna ist offline
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Beiträge: 221
Standard AW: Das Leben ohne dich

Hi Loreena,

das klingt bitter.
Ich glaube auch, dass Ablenkung nicht funktioniert. Von der Trauer kann ich mich nicht ablenken. Ich konnte nur nach und nach auch andere Gefühle erleben/zulassen.

Anfangs kam ich kaum zur Ruhe. Es ist Heute ist es so, dass ich etwas sehe, an meinen Mann denke, es aber nicht gleich so weh tut. Anfangs hätte ich bei jedem Gedanken an ihn vor Schmerz heulen mögen und jetzt nehm ich etwas wahr (z.B. seine Uhr am Armgelenk des Freundes, dem er sie vererbt hat), denk an ihn, spüre die Trauer, aber es schnürt mir nicht mehr die Kehle zu. Das Trauertier ist dabei aber eben nicht anspringend und nicht bösartig.

Grüße
martina
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  #5  
Alt 11.11.2007, 15:06
Taube23 Taube23 ist offline
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Standard AW: Das Leben ohne dich

Hallo Martina,

vielen Dank für Deine Worte.

Ich hoffe, dass es mir irgendwann gelingt, besser mit dem Schmerz umzugehen. Wenn ich meine, es geht besser, dann kommt irgendwann wieder ein Rückfall. Mit Ablenkung habe ich es auch schon versucht, manchmal gelingt das sogar, aber dann kommt wieder die Erinnerung und schon ist alles vorbei.

Wie lange hast Du gebraucht, bis Du soweit warst, dass Du mit Deiner Trauer besser umgehen konntest? Hat Dir jemand dabei geholfen?

Ich würde mir wünschen, ich wäre schon so weit wie Du. Vielleicht sind viereinhalb Monate einfach noch nicht lange genug, um mit allem fertig zu werden.

Hanne
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  #6  
Alt 11.11.2007, 19:01
Loreena Loreena ist offline
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Registriert seit: 07.04.2007
Beiträge: 190
Standard AW: Das Leben ohne dich

Heute ist wieder einer von den ganz schlimmen Tagen. Wie und warum soll ich leben ohne seine Liebe?
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(Renan Demirkan)
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  #7  
Alt 11.11.2007, 23:07
martinaIna martinaIna ist offline
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Registriert seit: 16.12.2006
Ort: Nordhessen Knüll
Beiträge: 221
Standard AW: Das Leben ohne dich

Hi Ihr beiden.

Loreena, Du sollst leben, weil das Leben schön ist.
Weil es jemand geben muss, der sich erinnert.
Weil Du hier schon ne wichtige Funktion hast.
Und, weil wir und sicher auch viele andere, dich vermissen würden.

Ich hab es jetzt wieder gemerkt. Ich darf mich nicht gegen den Schmerz wehren, ihm nicht ausweichen wollen, dann geht's am besten für mich.

Keine Ahnung, wie lang ich gebraucht habe. Ich brauch ja noch. In Wellen kommt's eben. Aber mit der Zeit kommt eben auch alles andere wieder. Lasst es nur zu.

Fabrizio schrieb immer von unserem Recht auf Leben. Da ist was dran.

Unsere Männer sind gestorben, wir leben. Und Leben heißt:
mit diesem Körper klar kommen, und seinen Bedürfnissen,
mit meinem Verstand klar kommen und seinen Spinnereien und
mit meiner Seele klar kommen und ihren Wunden.

Und dann noch:
mit den anderen Menschen um uns herum und für mich auch mit den Tieren klar kommen.

Ich habe gerade einen total faszinierenden Palliativpatienten im Krankenhaus. Wenn ich nicht das letzte Jahr hinter mir hätte, wäre ich ihm nie die würdige Gesprächspartnerin, die ich heute bin. Und es macht richtig Spaß mit ihm zu reden. Der ist so messerscharf und klar.
Wir haben viel gelernt. Ich "verwerte" das. Liegt in meinem "Job" ja nahe. Aber Ihr werdet das auch in Eurem Umfeld einsetzen können.

Liebe Grüße
martina
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  #8  
Alt 16.11.2007, 00:26
joleen joleen ist offline
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Registriert seit: 12.03.2007
Beiträge: 14
Standard AW: Das Leben ohne dich

Hallo Loreena,
mir gehts ähnlich... Der Schmerz wird nicht weniger.. ich gewöhn mich nur dran.
Heut ist wieder einer dieser Tage, wo die Gedanken ständig laufen..Warum.. Hätte, könnte.. Dieses Nie -wieder.. ist einfach nur schlimm.
Joleen
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