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  #1  
Alt 18.10.2007, 17:34
Geske Geske ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard Gewissensfrage für Angehörige

Guten Tag,
ich bin neu hier, habe jedoch schon in einigen Threads mitgelesen und bin dabei zu dem Entschluss gekommen, dass ich mein Problem hier zur Diskussion stellen möchte:
Mein Mann, 67 Jahre, ist z. Zt. gesundheitlich schlecht drauf, man kann offensichtlich erkennen, dass er körperlich (nicht geistig) abbaut, doch er weigert sich einen Arzt zu konsultieren.

Hier die Vorgeschichte: vor über 20 Jahren wurde ihm ein Hoden entfernt. Damals folgte nach der Operation eine starke Strahlentherapie – zur Vorsorge, von der er sich eigentlich nie richtig erholt hat. Vor 5 Jahren wurde ein Harnleiterkarzinom festgestellt: Harnleiter und Niere wurden entfernt. Nach dieser Nieren-Operation stellten sich vermehrt Rückenschmerzen ein, eine Stelle der Wirbelsäule, die früher bestrahlt wurde, war schon vorher sehr empfindlich.

Seit etwa einem halben Jahr hat er stark abgenommen und wiegt jetzt (geschätzt) max. 60 kg, bei 188 cm Größe. In den letzten Wochen kann er bei starken Schmerzen der Hüftgelenke und Muskelschmerzen kaum noch gehen, des Weiteren ist er durch starke Schlafstörungen geschwächt, seit längerem hat er gelegentlich leichte Leberbeschwerden.
Letzte Woche war er wegen eines Rezepts beim Hausarzt, hat aber seinen Gesundheitszustand verschwiegen.

Wie sollten sich nächste Angehörige verhalten, wenn der Kranke partout nicht in ärztliche Behandlung will, weil er Therapien fürchtet, die er gesundheitlich kaum durchstehen würde, die nach seiner Meinung sein Leben eher verkürzen als verlängern. Der Betroffene würde das Zurateziehen seines Hausarztes durch Angehörige als massiven Vertrauensbruch werten. Muss man als Angehöriger auf einen Zusammenbruch warten? Für Meinungen und Ratschläge wäre ich dankbar.

Freundliche Grüße
Geske

Geändert von Geske (18.10.2007 um 17:37 Uhr)
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  #2  
Alt 20.10.2007, 11:30
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Gewissensfrage für Angehörige

Hallo Geske,

Zitat:
Zitat von Geske Beitrag anzeigen
Muss man als Angehöriger auf einen Zusammenbruch warten? Für Meinungen und Ratschläge wäre ich dankbar.
Ich denke, die Antwort darauf kennst nur du. Schließlich wirst du seine wichtigste Angehörige sein und ihn am besten kennen.

Nur als Überlegung: Dass dein Mann nach seinen Erfahrungen und in seinem Alter keine OP, Chemo oder Strahentherapie mehr will, ist mir schon nachvollziehbar. Das muss er ja auch nicht. Die Entscheidung liegt allein bei ihm! Wenn er er aber gar nichts tut, ausser sein Leiden vor den Ärzten zu verheimlichen, dann quält er sich nur unnütz. Denn eine palliative und schmerzlindernde Behandlung kann er auch in Anspruch nehmen, auch wenn er die 'heilenden' Therapien ablehnt.

Kannst du mit deinem Mann offen darüber sprechen, ohne dass er sich gleich bedrängt fühlt? Wenn ja, dann versucht das doch mal. Vielleicht merkt er dann ja, dass du seine Entscheidung respektierst (tust du hoffentlich?). Und dass er sein Leben und das seiner Angehörigen lebenswerter machen kann, wenn er sich zumindest palliativ behandeln läßt.

Ich drücke euch die Daumen, dass ihr da den für euch richtigen Weg findet!

Viele Grüße,
Stefan
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  #3  
Alt 20.10.2007, 19:21
Geske Geske ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: Gewissensfrage für Angehörige

Zitat:
Zitat von Stefans Beitrag anzeigen
Vielleicht merkt er dann ja, dass du seine Entscheidung respektierst (tust du hoffentlich?).
Stefan herzlichen Dank für Deine klare Stellungnahme. Ich respektiere die Entscheidung meines Mannes, allerdings leichter verstandesgemäß als emotional. Nachdem ich Deinen hilfreichen Beitrag, der ja mehr der Position meines Mannes zugewandt ist, gelesen hatte, habe ich mich entschlossen, ihm diesen Text vorzulegen. Er hat ihn erleichtert aufgenommen und zumindest die Absicht geäußert, seinen Hausarzt auf das Schmerzproblem anzusprechen, zumal dieser beim letzten Sprechstundenbesuch schon das Thema Schmerztabletten erwähnt hatte. Dennoch sind die Bedenken meines Mannes in Bezug auf eine Palliativbehandlung groß. Für mich wäre eine Schmerzreduktion schon eine Erleichterung im täglichen Umgang mit der Krankheit, aber es geht hier ja in erster Linie um die Bedürfnisse meines Mannes. Nochmals besten Dank für Deinen Beitrag.

Beste Grüße
Geske
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  #4  
Alt 21.10.2007, 00:32
Norma Norma ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 06.11.2005
Beiträge: 1.157
Standard AW: Gewissensfrage für Angehörige

Hallo Geske,

in Deutschland kann KEIN mündiger Patient zu irgendeiner Therapie gezwungen werden.
Ich habe etliche Untersuchungen bei meiner Mutter (konnte zuletzt nicht mehr selbst entscheiden) ABGELEHNT, weil sie bei der Schwerstkranken nur zu zusätzlichen Qualen geführt hätten.
Und die Ärzte haben sich fügen MÜSSEN...

Dein Mann braucht also überhaupt keine Sorge zu haben!
ER ist der Patient; ER entscheidet, was gemacht und was nicht mehr gemacht wird.
Und DU solltest ihm bei seinen Entscheidungen zur Seite stehen, falls ein Arzt mal zu forsch voranpreschen will.
Weist ihn notfalls ganz energisch in seine Schranken!

Ich denke auch, dass eine vernünftige Schmerztherapie vorrangig ist.
Tagtäglich starke Schmerzen auszuhalten, ist barbarisch und nicht nötig!
Der Hausarzt ist da ein guter Ansprechpartner.

Wegen der Gewichtsabnahme solltet ihr ebenfalls mit dem Hausarzt reden.
Es gibt etliche hochnahrhafte Produkte in der Apotheke; der Arzt muss sie nur verordnen.

Also: auf zum Hausarzt, möglichst BEIDE zusammen und ein vernünftiges Gespräch führen. Die Wünsche des Patienten stehen im Vordergrund!

Liebe Grüße
Norma
Diagnose Brustkrebs Nov. 2001
Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann (zur Zeit Chemo)
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  #5  
Alt 22.10.2007, 18:40
Geske Geske ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: Gewissensfrage für Angehörige

Hallo Norma,

vielen Dank für Deinen Beitrag. Gerade als Nichtbetroffene fühle ich mich in der Zwickmühle. Man hofft ja immer wieder auf die heilende Kraft der Ärzte und gerät dabei schnell in die Position desjenigen, der den Betroffenen zum Arztgang drängelt - so ganz von der Hand zu weisen ist diese Position ja auch nicht, denn wer weiß schon was richtig ist.

Die Zusatznahrung sowie ein gemeinsamer Arztbesuch werden vorerst nicht angepeilt. Bei uns steht das Thema Krebs seit nun mehr 34 Jahren auf dem Programm – und das Schicksal war bisher gnädig. Dir und Deinem Mann alles Gute und viel Zuversicht für die Zukunft.

Liebe Grüße
Geske

Geändert von Geske (22.10.2007 um 18:42 Uhr)
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  #6  
Alt 23.10.2007, 18:26
Geske Geske ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 18.10.2007
Beiträge: 87
Standard AW: Gewissensfrage für Angehörige

Liebe Monika,
vielen Dank für Deine Meinung und Deinen Zuspruch.
Beste Grüße
von Geske
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