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  #1  
Alt 10.10.2007, 07:01
Doris41 Doris41 ist offline
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Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Liebe Angela und alle anderen,

ganz lieben Dank für Deine Zeilen Angela. Das hat mir schon ein wenig geholfen.

Mein Papa rief mich gestern Abend noch mal an und bat mich in Erfahrung zu bringen, wie der Ablauf der Chemobehandlung "normalerweise" ist. Er hat fürchterliche Angst!
Er hat Angst, daß er davon "blöd" im Kopf wird (seine Worte)
Angst, daß er monatelang im Bett liegt, die Grundpflege nicht mehr selber machen kann ( das bedeutet ihm sehr viel)
Angst, daß er sich dann wund liegt (Dekubitus)
Angst vor rasenden Schmerzen.

Jetzt bin ich dabei etwas in Erfahrung zu bringen. Mein Papa meint, es werden vorher noch 2 Verträglichkeitstests gemacht, wie er audf Chemo reagiert!? Ist das so? Kann ich mir eigentlich nicht vorstellen.

Angela, die Chemo Cisplatin (oder Carboplatin) zusammen mit Etoposid, hast Du, bzw. Angehörige damit Erfahrungen?

Ich weiß, man sollte abwarten, bis er morgen in der Knappschaftskrankenhaus ist, und dort mit dem zuständigen Onkologen sprechen. Das werde ich auch tun. Trotzdem möchte ich so gerne einige Erfahrungsberichte, um meinen papa einiges sagen zu können und ihn evt. auch ein wenig beruhigen. Denn er hat panische Angst. Mein Papa ist in dem Punkt halt ein sonderbarer fall. Nie beim Arzt gewesen, nie Medikamente genommen ect. Und jetzt dieser Hammer.

Für Euer Verständnis möchte ich mich im vorraus bedanken
Liebe Grüße
Doris
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  #2  
Alt 10.10.2007, 08:44
Schnucki Schnucki ist offline
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Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Liebe Doris,

dass Dein Vater Angst hat, ist ganz normal.

Das Schöne ist ja eigentlich noch, dass er die Chemo im KH bekommt, d.h. die Ärzte können reagieren, wenn irgendeine Nebenwirkung auftritt.

Die Chemo wird per Infusion intravenös gegeben. Wie lange sie durchläuft, hängt von der Chemo ab. Manchen wird etwas übel, manche werden etwas schlapp, manche fühlen sich hervorragend - das kann man nicht voraussagen. Bei meiner Mami war es einfach so, dass sie ein paar Tage etwas schlapp war. Aber: Sie hat alleine gewohnt - weiter weg von mir - und hat sich komplett selbst versorgt. Inklusive Einkaufen.

Sie war weder bettlägrig noch pflegebedürftig. Schau Dich hier im Forum um, gerade im Adenothread - hier hatten alle Chemo und führten ein normales Leben. Eine Chemo sollte einen ja nicht ins Bett zwingen, sondern wieder Lebensqualität zuführen. Vielleicht kannst Du das Deinem Dad auch erklären. Die Onkos sollen ihm das auch nochmal sagen.

Blöd im Kopf wird er sicher nicht - die Chemo geht auf die Krebszellen (leider auch auf die gesunden Zellen) und überwindet im Normalfall nicht die Bluthirnschranke. Es gibt keinen Grund, warum er blöd werden sollte.

Bissi beruhigt?

LG

Astrid
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  #3  
Alt 10.10.2007, 10:18
bettinaco bettinaco ist offline
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Beiträge: 1.792
Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Liebe Doris,
Astrid hat - wie üblich - recht. Natürlich hat dein Vater Angst, ich denke, die hat jeder beim ersten Mal.
Aber die Wahrscheinlichkeit ist wirklich hoch, dass es ihm besser gehen wird und nicht schlechter. Blöd wird von der Chemo wirklich niemand, und Schmerzen macht der Tumor, nicht die Chemo. Wichtig ist es, darauf zu achten, dass dein Vater genug Medikamente gegen mögliche Übelkeit bekommt. Es gibt viel, aber die Ärzte sind da manchmal etwas zurückhaltend und wenn die Patienten dann tapfer sein wollen, leiden sie unnötig. Die Platinchemo schädigt die Nerven (Polyneuropathie), aber die Gefühlsstörungen gehen wieder zurück. Und sollte die Schlappheit zu schlimm werden, liegt es wahrscheinlich am HB-Wert - Bluttransfusionen wirken da Wunder.
LG

Bettina
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  #4  
Alt 10.10.2007, 12:24
Benutzerbild von destiny68
destiny68 destiny68 ist offline
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Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Hallo Doris,

klar, dass Dein Vater Angst hat (und Du auch). Ging uns auch so, gerade auch vor der ersten Chemo. Man weiß einfach nicht, was auf einen zukommen. Aber vielen Berichten hier und auch den Antworten von Astrid und Bettina konntest Du ja schon entnehmen, dass man sich das immer viel, viel schlimmer ausmalt als es eigentlich ist

Von Verträglichkeitstest habe ich noch nichts gehört - was aber nichts heißen muss. Ich weiß, dass meine Mama vor der Chemo meistens ein Röntgenbild des Thorax (Lunge) und ein Blutbild gemacht bekommt. Außerdem wurde gerade anfangs schon mal ein Lungenfunktionstest gemacht. Also alles nichts dramatisches. Meistens bekommt sie dann eine "Vorspülung", dann irgendwann das Medikament, also die Chemo selbst, und dann noch mal eine "Nachspülung". Bei ihr ist es so, dass sie während der Spülungen auch ruhig mit dem "Christbaumständer" auf dem Gang herumlaufen darf. Nur während der Chemo selbst soll sie besser im Zimmer liegen oder sitzen. Wie Astrid auch schon schrieb, sind meistens in diesen Spülungen schon viele Medikamente gegen Übelkeit enthalten. Falls Deinem Papa doch schlecht werden sollte (kann ja auch vor Aufregung passieren), dass soll er das direkt sagen, damit man ihm was gibt! Auch für zu Hause sollte er sich Tabletten mitgeben lassen.

Vielleicht sollte sich Dein Papa einen Port implantieren lassen. Meine Ma ist glücklich, dass sie so ein Teil hat, denn nun läuft die Chemo komplett durch diese kleine Membran (wird unter der Haut durch einen kurzen Eingriff im Brustbereich eingesetzt). Sie muss sich nicht mehr die Venen kaputt stechen lassen und kann sich auch wesentlich besser bewegen, weil ja Hände und Arme frei von Infusionsnadeln/-schläuchen sind.

Die Cisplatin/Etoposid-Chemo bei meiner Ma lief über jeweils 3 Tage stationär, danach war sie dann 3 Wochen bis zur nächsten wieder zu Hause. Die jetzige Chemo bei ihr läuft über 2 Tage. Es gibt aber auch welche, die über 5 oder 7 Tage laufen. Ihr müsst also mal abwarten, wie das bei Deinem Papa sein wird. Es kommt immer darauf an, was gegeben wird.

Auf jeden Fall ist es gut, dass die Chemo bei Deinem Papa stationär gemacht wird, denn so ist 24 Stunden am Tag jemand in der Nähe, der einfach weiß, was zu tun ist. Und das beruhigt ihn und Dich vielleicht auch ein bisschen.

Alles Gute für Euch!

destiny68

Geändert von destiny68 (10.10.2007 um 12:27 Uhr)
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  #5  
Alt 10.10.2007, 12:52
Schnucki Schnucki ist offline
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Beiträge: 917
Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Zitat:
Astrid hat - wie üblich - recht.


Der Verträglichkeitstest ist vielleicht ein Sensitivitätstest, ob der Tumor auf die Chemo anschlägt, quasi die Wirksamkeit getestet.. Das gibt es. Verträglichkeit hab ich noch nie gehört.

LG

Astrid
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  #6  
Alt 10.10.2007, 17:39
Angela07 Angela07 ist offline
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Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Liebe Doris,

es ist klar, dass Dein Vater Angst hat, was da mit der Chemo auf ihn zukommt. Ich denke das würde jedem so ergehen. Wir haben noch keine Erfahrungen mit Chemotherapie, weil mein Vater bei der Diagnose in so schlechter Verfassung war, dass es die Ärzte und auch wir abgelehnt haben eine solche in Angriff zu nehmen. Mein Vater wurde nur "28x bestrahlt". Des weiteren wissen wir aber, sollte der Tumor wieder zu wachsen beginnen könnten wir als nächste Option nur eine Chemo wählen, da man nicht unbegrenzt das selbe Feld bestrahlen kann. Das wäre bei uns dann wahrscheinlich Etoposid in Kapselform in schwacher Dosierung.
In verschiedenen Threads habe ich von anderen schon gelesen, dass Chemo ganz unterschiedlich vertragen wurde. Das ist von Mensch zu Mensch total unterschiedlich. Und selbst wenn sich Nebenwirkungen zeigen, kann man heute sehr viel besser gegensteuern, man hat da jetzt sehr viel mehr Auswahl als früher. Gerade bei Übelkeit lässt sich heute sehr viel mehr machen. Am besten ist es wohl wenn man die Chemo als einen Verbündeten betrachtet. Mein Vater hatte auch einen besonderen Umgang mit der Bestrahlung. Er sagte zum Personal des Bestrahlungszentrums oft, er kommt nun wieder um sich seinen "Schuss" abzuholen.
Ich denke es ist garade für Männer, die nie ernsthaft krank waren sehr schwierig so eine Erkrankung anzunehmen und sich auch gleichzeitig mit dem Krankenhaus arrangieren zu müssen. Mein Vater musste das vor ca. 20 Jahren durchmachen, als er einen Herzinfarkt hatte. Er hat seit damals so konsequent seine Lebensweise ( Rauchen aufgehört, Gewicht reduziert) geändert, dass ich sehr stolz war, dass er das so gut hinbekommen hat. Er hatte eine sehr gesunde Lebenweise, aber scheins holen einem die Laster, die man einmal gehabt hat doch wieder ein.
Ich denke aber, dass es Deinem Vater sicher erst einmal besser gehen wird mit der Chemo. Hauptsache ist, dass er endlich wieder besser Luft bekommt!!!

Viel Glück und viel Kraft mit der Therapie für Deinen Vater!

Liebe Grüße Angela07
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  #7  
Alt 10.10.2007, 22:10
Doris41 Doris41 ist offline
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Beiträge: 78
Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Hallo Ihr Lieben,

ich danke Euch für die lieben und zuversichtlichen Zeilen. Habe heute Stunden am Telefon und PC verbracht. Habe Kontakt mit der Klinik aufgenommen, habe für Freitag einen termin bei dem Onkologen, der auch meinen Vater dort während der Chemo betreut. Habe Informationen gesammelt. Mit meinem Apotheker gesprochen, der auch ein guter Freund ist. Er empfahl auch evt. noch zusätzlich zu der Chemo die Helixortherapie (Misteltherapie). Er würde sogar meinen Vater genai darüber informieren. Sollte aber erst mit dem behandelnden Onkologen sprechen, weil man dazu erst die genaue Chemo wissen muß.

Alles verlief super. Zwischendurch versuchte ich meinen Vater anzurufen, um ihn über den neusten Stand zu informieren. Hatte mich auch erkundigt, wie mein Vater dort untergebracht ist, und, und, und...
Zuvor rief mein Vater bei meiner mutter an und war wieder sehr aggresiv und ungerecht. Warf ihr vor wie lieblos sie wäre, wie lieblos die familie überhaupt wäre und machte uns verantwortlich dafür, daß es ihm so schlecht geht. Wir tun wirklich alles, alles für ihn. Alle gespräche mit den Ärzten laufen über mich ab, weil er nicht bereit ist mit ihnen zu sprechen. Bei dem Gespräch mit meiner mama steigerte er sich so rein, daß ihm die Luft weg blieb und der auflegte.

Als ich ihn anrief und ihm liebevoll sagen wollte, daß ich mich um alles gekümmert habe und er sich keine Sorgen machen muß, war er immer noch sehr aggresiv. Er konnte sich heute morgen nicht mehr waschen, weil der AZ zu schlecht und schwach ist.
Er Läst die Chemo nur machen, weil die Ärzte ihm zur Zeit keine andere wahl lassen. Aber er will es nicht. Er will auch nicht kämpfen, nicht dem Krebs den kampf ansagen. Er will alles so schnell wie möglich hinter sich haben.

Er sagte, wie lieblos wir sind. das tat mir sehr weh, aber ich habe mir nichts vor meinem Vater anmerken lassen. Bei den Ärzten sagt er ja und Amen, verlangt aber von mir , daß ich mich darum kümmere, daß es bald vorbei ist.
Ich weiß nicht mehr weiter, er wünscht meine mama zum teufel, er ist voller Hass.

Mittlerweile stoße ich an meine gesundheitlichen grenzen. kann Nachts kaum noch schlafen, habe massiver Schwnkungen von meinen Blutzuckerwerten, und seit gestern tierische magenschmerzen. Aber das alles ist zweitrangig.

Manchmal bin ich wütend auf meinen Papa. Ich liebe ihn wirklich sehr, obwohl er ein sehr schwieriger Mensch war und ist. Aber ich weiß damit bald nicht mehr umzugehen. Ich darf gar nicht wütend sein. Und es wechselt auch ganz schnell zwischen Wut und Traurigkeit und verzweiflung. Ich bin auch wütend auf mich selber, weil es mir nicht gelingt ihn zum kämpfen zu überzeugen.

Ich werde seine Entscheidung respektieren und akzeptieren müssen, obwohl es mir schwer fallen wird sie zu akzeptieren.

Ich mußte mir das jetzt alles von der Seele schreiben. Ich danke Euch fürs zuhören.

Eure Doris
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