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Alt 01.10.2007, 08:03
Schnucki Schnucki ist offline
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Registriert seit: 22.09.2006
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Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Liebe Doris,

Dein Vater hat Angst - diese kaschiert er durch die Aggressivität. Meine Mutter hatte auch immer was auszusetzen, vor allem an den Schwestern. Sie suchte sich ein Ventil, wo sie sich Luft machen kann. Bei Deinem Vater scheinen es die Ärzte zu sein.

Mir kommt das alles bekannt vor. Meine Mutter wählte auch den Weg: Nur nichts wissen, das soll bitte alles ich machen, ich würde das besser verstehen, ich wäre ja eh medizinisch bewandert (nur in einer völlig anderen Richtung). Ich solle mit den Ärzten sprechen.

Nur: Die Ärzte reden auch mit dem Patienten, sie wickeln nicht alles mit den Angehörigen ab. Das ist auch gut so. Meine Mutter hat da sich nur das rausgepickt, was für sie positiv war. Den Rest mußte ich erfragen.

Es war ihr Weg - bis zum Schluß. Den Weg mußte ich akzeptieren.

Genauso wie sich Dein Vater einen Weg suchen muß, mit der Krankheit umzugehen. Ich kann es nur immer wieder wiederholen: Eure Krankheit hat noch keinen Namen. Also ist es völlig witzlos, sich über Therapien zu unterhalten. Ich hab meiner Mutter immer gesagt: Jetzt warte mal ab, wir müssen mehr wissen, wir müssen die Empfehlung der Ärzte wissen, dann kann ich tätig werden. Wir reden über ungelegte Eier.

Was ich Euch empfehlen würde: Wenn Dein Vater uneinsichtig ist, sprecht dies bei den Ärzten an. Ihr könnt nicht deren Job machen. Es ist nunmal der Job der Ärzte, Deinem Vater zu sagen, warum er das Cortison braucht, was passiert, wenn er es nicht mehr nimmt. Haltet Euch da raus, das gibt nur Familienkrieg. Wenn er es anspricht, dann laßt Euch vorher von den Ärzten aufklären, warum er es nehmen soll. Immer schön an einem Strang ziehen, wenn Ihr aus dem Thema nicht rauskommt. Nichts ist schlimmer für den Kranken, 2 Meinungen zu haben, wo er sich wieder was raussuchen muß.

Bezüglich "sich was antun wollen": Welche Möglichkeiten hätte denn Dein Vater, sich was anzutun? Ich hatte bei meiner Mutter auch immer wieder Angst, vor allem hätte sie ja daheim aufgrund der Medikamente alle Möglichkeiten gehabt. Aber der Überlebenswille ist doch stärker, auch wenn es nicht den Anschein hat. Meine Mutter ist ja vor der Diagnose bei ihrem Hausarzt kollabiert, deshalb kam sie ins KH. Sie meinte immer: Ach, wäre ich doch nicht aufgewacht, ich wäre gerne tot. Es machte mir Angst, aber sie tat nichts. Es ist nicht so easy, sich was anzutun. Meines Erachtens sind diese Aussprüche wieder ein Zeichen der Angst, was kommt, wie geht es mir dabei. Viele sagen: Ich bringe mich eher um, als dass ich eine Krebstherapie mache. Wenn es soweit ist, dann probieren sie doch eher alles.

Ich hätte aber sogar einen Selbstmord meiner Mutter toleriert, wenn es ihr Weg gewesen wäre. Einfach, weil ja der Betroffene selbst mit der Krankheit umgehen muß, es aber vielleicht irgendwann zu dem Punkt kommt, wo der Kranke nicht mehr kann, will und sich ein Leiden ersparen will.

Ich weiß noch gut, wie ich zum Schluß an ihrem Bett saß und den Tropf sah. Ich hab krampfhaft überlegt, was ich denn da reinfüllen könnte, damit sie erlöst wird. Aber wie es so ist: Man kommt nicht so leicht an irgendwelche Mittelchen. Und das geht Betroffenen auch so.

Liebe Doris: Eure Situation erscheint Euch unerträglich, aber Ihr müßt da einfach durch. Warten - warten - das ist halt bei dieser Art von Krankheit oder nur dem Verdacht drauf einfach normal.

Sprich den seelischen Zustand Deines Vaters bei den Ärzten an, erklär ihnen auch, dass sie das mit den Medis klären müssen.

Halt die Ohren steif.

LG

Astrid
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