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  #1  
Alt 30.09.2007, 09:42
Schnucki Schnucki ist offline
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Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Liebe Doris,

klar bist Du hier richtig, im Angehörigenforum wirst Du auch nicht viel mehr Antworten bekommen. Noch kennt keiner die Diagnose Deines Vaters, wie Ulla schon schrieb, steht der "Kleinzeller" nur auf dem Überweisungsschein, bis jetzt ist keine Diagnose da, so dass auch keiner was zu Therapien sagen kann. Ich finde es auch zu früh, sich über Therapieoptionen Gedanken zu machen. Dein Vater hat eine immense Vorgeschichte, gerade an der Lunge, da würde ich abwarten, was die Ärzte vorschlagen.

Ich kann verstehen, dass Dich die Situation wahnsinnig macht. Wir mußten bei meiner Mutter fast 2 Wochen warten, bis alle Befunde zusammen waren, bis man sich ein Bild machen konnte. Auch bis dahin war alles unklar - bei uns gab es sogar mehrere Fragezeichen, weil meine Mum Verdacht auf drei unterschiedliche Krebsarten hatte (Lunge, Brust, Bauchspeicheldrüse). Es zermürbt, aber es bringt nichts, jetzt schon auszuflippen.

Gib gerade Deinem Vater etwas Zeit - auch er hängt in der Luft, er weiß nicht, hat er Krebs, hat er keinen Krebs. Er hat Angst, er hat wahrscheinlich auch schon von Chemo gehört, dass es einem da schlecht geht, dass sie einen umbringt. Die Meinung, die Dein Vater hat, haben viele.

Meine Mutter meinte am Anfang auch: Ach, soll ich überhaupt was machen. Man muß aber dazusagen, dass meine Mutter eben keine Vorgeschichte hatte. Ich hab ihr nur gesagt: Es weiß kein Mensch, wie Du die Chemo verträgst. Vielleicht gut? Vielleicht wird der Tumor operabel? Vielleicht hast Du eine Chance? Wenn Du es nicht probierst, wirst Du es nicht erfahren. Von vorne herein aufzugeben ohne was probiert zu haben ist wie Feigheit vor dem Feind.

Sie hats probiert, sie hat die Chemo vertragen, aber leider wuchs in der Chemopause der Tumor, es folgte eine massive Infektion, was ihr übriges tat.

Aber sie glaubte lang daran, dass sie wieder einigermaßen leben könnte.

Aber über so was kann man sich erst unterhalten, wenn man weiß, wie der Feind heißt.

Ich würde die Ärzte einweihen, dass Dein Vater keine Medis nehmen möchte, diese Diskussion aber in ihre Hände legen. Du wirst Dir ein Leben lang Vorwürfe machen, wenn Du jetzt dauernd mit Deinem Vater streitest. Laß dies die Ärzte machen, die haben die bessere Argumentation.

Auch wenn es hart klingt: Jetzt heißt es die Pobacken zusammenkneifen und warten. Warten, bis die Diagnose kommt. Warten, was weitere Untersuchungen zeigen. Warten, was die Ärzte sagen. Es ist ätzend, aber die Warterei zieht sich leider durch die ganze Krankheit durch.

Schreib, wenn Dir danach ist, aber auch hier mußt Du auf Antworten warten. Hier schreiben viele Betroffene, denen es manchmal nicht gut geht. Hier schreiben Angehörige, die sich um ihre Lieben kümmern müssen.

Halt die Ohren steif.

LG

Astrid
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  #2  
Alt 30.09.2007, 19:10
Doris41 Doris41 ist offline
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Registriert seit: 27.09.2007
Ort: Gladbeck
Beiträge: 78
Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Erst mal Danke für alles.
Meine mama und ich waren heute in der Klinik. Mein Vater ist total aggresiv. Hat keine Lust mit den Ärzten zu sprechen, ich solle das machen und mich über alles informieren. Er regt sich immer so auf. Chemo würde er evt. machen lassen, aber auf keinen Fall die ganzen Voruntersuchungen. Er diehnt denen nicht als Versuchskaninchen, das sind seine Worte. Eher würde er sich umbringen, sagt er. Die Cortisontabletten will er absetzen.
Er hat sich total darauf festgenagelt, daß er morgen verlegt wird, meine Mama mußte ihm schon die Tasche packen und soweit alles mitnehmen, was er nicht mehr braucht. Er wird ja erst verlegt, wenn der befund da ist! Das habe ich ihm auch gesagt. Trotzdem beißt er sich darauf fest. Die würden da eh nichts machen, er hätte sich dort hinbringen lassen, damit es ihm besser geht. Seiner meinung nach geht es ihm jetzt schlechter als vorher, stimmt aber nicht. Dadurch das er ständig Sauerstoff bekommt, kriegt er besser Luft. Aber er hat rund um die Uhr Sauerstoff, auch wenn er ins Bad geht, sonst schafft er die paar Schritte nicht.
Ich soll mich auch erkundigen, was es noch für alternativen zur Chemo gibt.
Er will nicht mit den Ärzten sprechen, weil er denen eh nicht traut. Mit der ganzen Situation bin ich total überfordert, benso meine Mama, die schon Angst kriegt. Auch Angst, daß er sich was antut.
Aber auch wenn ich ihm was sage oder erkläre, er hört eh nicht drauf.
Die ganze Situation ist so schon schlimm genug, aber durch seine Uneinsichtigkeit und weil er nicht bereit ist mit den Ärzten zusammen zu arbeiten, wird alles noch schlimmer.
Das mußte jetzt alles raus.

Alles Liebe
Doris
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  #3  
Alt 01.10.2007, 08:03
Schnucki Schnucki ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 22.09.2006
Beiträge: 917
Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Liebe Doris,

Dein Vater hat Angst - diese kaschiert er durch die Aggressivität. Meine Mutter hatte auch immer was auszusetzen, vor allem an den Schwestern. Sie suchte sich ein Ventil, wo sie sich Luft machen kann. Bei Deinem Vater scheinen es die Ärzte zu sein.

Mir kommt das alles bekannt vor. Meine Mutter wählte auch den Weg: Nur nichts wissen, das soll bitte alles ich machen, ich würde das besser verstehen, ich wäre ja eh medizinisch bewandert (nur in einer völlig anderen Richtung). Ich solle mit den Ärzten sprechen.

Nur: Die Ärzte reden auch mit dem Patienten, sie wickeln nicht alles mit den Angehörigen ab. Das ist auch gut so. Meine Mutter hat da sich nur das rausgepickt, was für sie positiv war. Den Rest mußte ich erfragen.

Es war ihr Weg - bis zum Schluß. Den Weg mußte ich akzeptieren.

Genauso wie sich Dein Vater einen Weg suchen muß, mit der Krankheit umzugehen. Ich kann es nur immer wieder wiederholen: Eure Krankheit hat noch keinen Namen. Also ist es völlig witzlos, sich über Therapien zu unterhalten. Ich hab meiner Mutter immer gesagt: Jetzt warte mal ab, wir müssen mehr wissen, wir müssen die Empfehlung der Ärzte wissen, dann kann ich tätig werden. Wir reden über ungelegte Eier.

Was ich Euch empfehlen würde: Wenn Dein Vater uneinsichtig ist, sprecht dies bei den Ärzten an. Ihr könnt nicht deren Job machen. Es ist nunmal der Job der Ärzte, Deinem Vater zu sagen, warum er das Cortison braucht, was passiert, wenn er es nicht mehr nimmt. Haltet Euch da raus, das gibt nur Familienkrieg. Wenn er es anspricht, dann laßt Euch vorher von den Ärzten aufklären, warum er es nehmen soll. Immer schön an einem Strang ziehen, wenn Ihr aus dem Thema nicht rauskommt. Nichts ist schlimmer für den Kranken, 2 Meinungen zu haben, wo er sich wieder was raussuchen muß.

Bezüglich "sich was antun wollen": Welche Möglichkeiten hätte denn Dein Vater, sich was anzutun? Ich hatte bei meiner Mutter auch immer wieder Angst, vor allem hätte sie ja daheim aufgrund der Medikamente alle Möglichkeiten gehabt. Aber der Überlebenswille ist doch stärker, auch wenn es nicht den Anschein hat. Meine Mutter ist ja vor der Diagnose bei ihrem Hausarzt kollabiert, deshalb kam sie ins KH. Sie meinte immer: Ach, wäre ich doch nicht aufgewacht, ich wäre gerne tot. Es machte mir Angst, aber sie tat nichts. Es ist nicht so easy, sich was anzutun. Meines Erachtens sind diese Aussprüche wieder ein Zeichen der Angst, was kommt, wie geht es mir dabei. Viele sagen: Ich bringe mich eher um, als dass ich eine Krebstherapie mache. Wenn es soweit ist, dann probieren sie doch eher alles.

Ich hätte aber sogar einen Selbstmord meiner Mutter toleriert, wenn es ihr Weg gewesen wäre. Einfach, weil ja der Betroffene selbst mit der Krankheit umgehen muß, es aber vielleicht irgendwann zu dem Punkt kommt, wo der Kranke nicht mehr kann, will und sich ein Leiden ersparen will.

Ich weiß noch gut, wie ich zum Schluß an ihrem Bett saß und den Tropf sah. Ich hab krampfhaft überlegt, was ich denn da reinfüllen könnte, damit sie erlöst wird. Aber wie es so ist: Man kommt nicht so leicht an irgendwelche Mittelchen. Und das geht Betroffenen auch so.

Liebe Doris: Eure Situation erscheint Euch unerträglich, aber Ihr müßt da einfach durch. Warten - warten - das ist halt bei dieser Art von Krankheit oder nur dem Verdacht drauf einfach normal.

Sprich den seelischen Zustand Deines Vaters bei den Ärzten an, erklär ihnen auch, dass sie das mit den Medis klären müssen.

Halt die Ohren steif.

LG

Astrid
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  #4  
Alt 05.10.2007, 08:11
Doris41 Doris41 ist offline
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Registriert seit: 27.09.2007
Ort: Gladbeck
Beiträge: 78
Standard AW: Noch Hoffnung? Habe so Angst um meinen Vater

Guten Morgen Ihr Lieben,

der Befund von meinem Vater ist zwar da, aber noch nicht aussagekräftig genug. Jetzt wird da was vom Labor eingefärbt, und sie hoffen dadurch den genauen befund zu bekommen. Ansonsten muß nächste Woche ein kleiner Schnitt gemacht werden und sie müssen noch ein Probe entnehmen. Ist das denn dann eine andere probe wie bei der Bronchoskopie?

Euch allen wünsche ich einen schönen Tag ohne Schmerzen und ohne negative Nachrichten.

Alles Liebe
Doris
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