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  #1  
Alt 30.07.2007, 15:37
Benutzerbild von BarbaraO
BarbaraO BarbaraO ist offline
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Registriert seit: 12.10.2004
Ort: Zamonien
Beiträge: 6.149
Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Zitat:
Zitat von BarbaraO Beitrag anzeigen
Wenn sich oben nichts tut, muß man unten rütteln.
Ansonsten wünsche ich weiter ein frohes Klagen. Dazu empfehle ich den Kursus: Lerne Klagen ohne zu leiden.Den habe ich auch mal belegt. Da sind ganz viele tolle Leute, die einem Recht geben, wenn man mal ausrastet. Das beruhigt so, dass man sich wieder ganz bequem auf sein Sofa legen kann.

Die Alternative dazu wäre, sich zu engagieren und selbst dafür zu sorgen, dass sich die Dinge ändern. Das ist allerdings nicht so bequem.
  #2  
Alt 30.07.2007, 16:47
Bärbel 50 Bärbel 50 ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Hallo Steffan,
Deine Frau kann sich glücklich schätzen, das sie Dich hat.
Ich mußte zu meinen Chemos selbst fahren, kam nach Brustamputation
aus dem Krankenhaus nach 5 Tagen. Was auf mich gewartet hat, war
eine 16 jährige Tochter, die den ganzen Laden alleine schmiß, ein Ehemann, der meinte ich häbe es gut, könnte ja nun mich endlich mal zu Hause so richtig
erholen!!!!
Dazu muß ich aber sagen, das es bei uns in der Nähe keinen Supermarkt
gibt, den man zu Fuß erreichen kann. Mein Mann fährt kein Auto und da
mußte schich die Bärbel frisch opperriert ans Steuer setzen und einkaufen
fahren.
Weißt Du was mal eine alte Patientin zu mir gesagt hat?,,Breites Kreuz,
dickes Fell da geht viel drauf". Und die Hauptsache ist doch, das man nicht
jammert sondern immer gut funktioniert.
Den Papierkrieg hatte ich auch und das alleine. Weißt Du die Nächte sind doch
sooo lang Gruß Bärbel
  #3  
Alt 02.08.2007, 00:04
mahanuala mahanuala ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

gut daß hier einige was zum *jammern auf hohem niveau* geschrieben haben!!!! zumal , wenn ich mich nicht täusche, stefan in einem anderen forum mal was zu geschrieben hat, daß er und seine frau für andere erkrankungen schon umfangreich vom sozialsystem mitgetragen wurden...

klar muß es papierkram geben, schließlich will ich als beitragzahler und steuerzahler sicher sein daß das geld dort ankommt, wo es hinsoll, zum beispiel daß stefans frau und andere auch noch ausreichend lange behandlung bekommen können (was europaweit selbst in skandinavien nicht so ist!)

leider sind da nicht alle leute ehrlich....daß das lästig ist, kann ja sein....aber in anderen ländern müssen familien nebentätigkeiten oder kredite aufnehmen um alles selbst zu bezahlen...was ist da schon der papierkram (wir kennen das auch....)der ist verglichen damit schnell erledigt....

gesundheit ist teuer und die realität ist daß alle möglichst wenig zahlen wollen und unnötige ausgaben nicht wollen (also auch kontrollen),solange es sie nicht selbst betrifft.
das ist hart, aber realität auch in einem vergleichsweise reichen land.

außerdem zwingt einen niemand auf dem land zu leben...das hat vorteile und nachtteile...ein nachteil ist eben daß dann medizinische versorgung weitere anfahrtswege benötigt....wo ich lebe, ist meine entscheidung, die ich mit allen vor- und nachteilen wie andere entscheidungen im leben auch, dann in kauf nehmen muß.

realitäten sind oft unangenehm, auch in anderen lebensbereichen.....und hierzulande sind sie vergleichsweise erträglich, finde ich

gruß von
mahanuala
__________________
once you have tasted filght,
you will walk the earth with your eyes

turned skyward
for there you have been
and there you want to return

leonardo da vinci
  #4  
Alt 03.08.2007, 16:46
Stefans Stefans ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Hallo Manuela,

Zitat:
Zitat von mahanuala Beitrag anzeigen
gut daß hier einige was zum *jammern auf hohem niveau* geschrieben haben!!!! zumal , wenn ich mich nicht täusche, stefan in einem anderen forum mal was zu geschrieben hat, daß er und seine frau für andere erkrankungen schon umfangreich vom sozialsystem mitgetragen wurden...
Ich dachte, ich hätte mich klar genug geäußert. Aber scheinbar nicht, darum versuche ich es noch einmal.

Mir geht es nicht darum, dass meiner Frau oder mir wichtige Leistungen vorenthalten wurden oder werden. Und ja, auch wir haben in der Vergangenheit schon einige Leistungen in Anspruch genommen. Und auch da habe ich mich niemals darüber beschwert, dass diese Leistungen 'zu wenig', 'zu teuer' oder 'minderwertig' waren. Vielleicht ist das nun endlich geklärt?

Im Gegenteil - wenn ich an 'meine' Leistungen der Kasse denke - die wollte ich überwiegend gar nicht haben. Nach Einweisung in der Klapsmühle 6 Monate lang stationäre Psychotherapie? Tolle Sache, kostet nur 6 x 30 x 300 = 54.000 EUR. Wollte ich nicht, hielt ich für sinnlos, und habe ich nach einem Drittel der Kosten abgebrochen. Psychoanalyse? Hat man mir x-fach angedient, sollte ich dringend machen. Kostet, konsequent durchgezogen, auch nur 20.000 EUR. Und wenn ich, wie jedesmal, sage, dass mir soviel Kohle für eine anal-oder-sonstwas-regressive Nabelschau zu teuer und sinnlos erscheinen, und ich diese Behandlung ablehne... dann guckt der Therapeut nur dumm uns sagt: "Aber wieso denn - das zahlt doch die Kasse!"

Soviel zur Geldverschwendung. Aber wenn ich für diese Krankheit ein aktuelles Medikament verschrieben haben möchte, das gut wirkt, und von dem mir nicht die Haare ausfallen und ich 20 kg zunehme... tja, dann muss ich bei den ambulanten Psychiatern hausieren gehen, bis ich einen finde, der meint, dass er das wenigstens zeitweise mit Mühe und Not noch in seinem Budget unterbringen könnte.

Was bleibt mir also übrig? Klar: ich klopfe morgen an die Pforte der nächsten Klapsmühle, werde für mindestens ein Vierteljahr hospitalisiert (Arbeitgeber und Kasse zahlen ja Lohn bzw. Krankengeld, überhaupt kein Problem). Und _da_ bekomme ich auch ohne Probleme (und ohne eigene Zuzahlung pro Rezept) das Medikament, das mir hilft, und das der ambulante Psychiater mangels Budget nicht verschreiben zu können meint.

Das ist toll. Im Klartext heisst das: ich muss krank geschrieben werden und 300 EUR Kosten täglich verursachen, um die 3,00 EUR täglich für ein adäquates Medikament erstattet zu bekommen - das es mir erlauben würde, weiterhin arbeitsfähig zu sein und Beiträge zur Sozialversicherung zu bezahlen.

Wenn das nicht völlig absurd ist, dann weiss ich es auch nicht...

Und falls es noch absurder geht (kann man absurd überhaupt steigern?), dann bei dem Genehmigungsverfahren der ambulanten Psychotherapie. Da geht es um Kosten von 25 x 55 = 1.375 EUR für die Behandlung. Dafür muss der Therapeut einen ausführlichen Bericht schreiben, der Psychiater eine Stellungnahme, und bei der Kasse müssen mehrere unabhängige Gutachter ihren Senf dazu geben - und natürlich einen Bericht schreiben. Allein dadurch sind die Verwaltungskosten des Genehmigungsverfahrens höher als die Kosten der Behandlung. Und wenn ich den Steuerzahler richtig belasten will, dann lege ich als moderner, aufgeklärter Patient bei Ablehnung der Therapie natürlich sofort Widerspruch ein. Und schon dreht sich das ganze Kosten-Karussel auf's neue...

Was das heisst? Die formal-bürokratisch-korrekte Ablehnung dieser Leistung kostet den Steuerzahler etwa doppelt soviel wie die ungeprüfte Anerkennung dieser Leistung. Oder anders gesagt: bei uns wird im Gesundheitswesen knallhart gespart - koste es, was es wolle :-(((

Und alle Beteiligten sind genervt und überlastet. Die Patienten, die Ärzte, die Therapeuten, die Kassen. Weil alle wissen, dass damit völlig sinnfrei endlos Kohle und Arbeitszeit verpulvert wird, ohne dass irgendetwas Sinnvolles dabei heraus kommt. Aber - und das ist das Wesen der Bürokratie - es gibt niemanden, der dafür zuständig oder gar verantwortlich ist. Alle Beteiligten bedauern das zutiefst, aber sie sind alle nicht zuständig, und sie beugen sich alle ganz ganz ganz schrecklich bedauernd den Vorschriften :-/

Viele Grüße,
Stefan
  #5  
Alt 03.08.2007, 19:31
Luci*Katze Luci*Katze ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

ihr lieben,
ich finde, stefan hat sich ausreichend erklärt.


ein kommentar am rande. frau/man kann sicher immer ma anderer meinung sein, so ist das in einem forum & auch im leben.

mich erschrickt & ärgert hier erheblich, mit welcher verbissenheit & unsachlichkeit hier z.t. argumentiert oder auch verbal mit fingern gezeigt wird!



Christine R.: "Nimm eine deiner SSRI , evt. die doppelte Dosis und jammer nicht auf hohem Niveau
Die SSRI bekommst du in anderen Ländern zumindest nur als Selbstzahler.......einschliesslich deiner unzähliger Therapien
Von den Behandlungen, die deine Frau erhält wollen wir vom Handling anderer Ländern gar nicht reden (du warst ja in anderen Foren auch sehr aktiv!!!) "

Birgit64: "Ist vielleicht auch eine Frage der Einstellung wie man mit dem ganzen Kram umgeht und wie man an die Leute mit einem Anliegen herantritt. "

mahanuala: "...zumal , wenn ich mich nicht täusche, stefan in einem anderen forum mal was zu geschrieben hat, daß er und seine frau für andere erkrankungen schon umfangreich vom sozialsystem mitgetragen wurden..."



also: stefan, der undankbare, leistet sich auf kosten der allgemeinheit nicht bloß ne kranke frau, sondern auch noch paar eigene zipperlein. & dann schreibt er auch noch in anderen foren rum, ist das zu fassen!

da braucht er sich nicht wundern, wenn er den stress hat! denn bei ALLEN, die freundlich aufs amt laufen, klappts ja offensichtlich wie am schnürchen. also scheint der gute nicht bloß die gemeinschaft finanziell zu belasten, sondern dabei auch noch chronisch unfreundlich zu sein.

stefan - du schlimmer!





so leute, dann kommt doch einfach ma wieder runter...

luci*katze
(die stefan überhaupt nicht unfreundlich findet & außerdem selbst ein fröhlicher & freundlicher mensch ist & trotzdem schon ausreichend trödel mit der amtlichen krebserei hatte)
  #6  
Alt 03.08.2007, 20:01
Birgit64 Birgit64 ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Zitat:
Zitat von Luci*Katze Beitrag anzeigen

also: stefan, der undankbare, leistet sich auf kosten der allgemeinheit nicht bloß ne kranke frau, sondern auch noch paar eigene zipperlein. & dann schreibt er auch noch in anderen foren rum, ist das zu fassen!

da braucht er sich nicht wundern, wenn er den stress hat! denn bei ALLEN, die freundlich aufs amt laufen, klappts ja offensichtlich wie am schnürchen. also scheint der gute nicht bloß die gemeinschaft finanziell zu belasten, sondern dabei auch noch chronisch unfreundlich zu sein.
Und wer hat das nun behauptet? Ich zumindest nicht. Also verdrehe und interpretiere hier bitte nicht die Tatsachen und Postings nur damit sie zu deiner Einstellung passen.

Vielleicht kommst du mal besser wieder runter!
__________________
Birgit64

במאי יש לך תמיד סיבה מספיק להתלונן
  #7  
Alt 03.08.2007, 20:34
Luci*Katze Luci*Katze ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

naja, sag ich doch... *grins*
  #8  
Alt 01.08.2007, 09:54
Lena2 Lena2 ist offline
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Beiträge: 45
Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Hallo ihr Lieben,

seit Monaten bin ich nur noch stille Mitleserin, aber heute melde ich mich kurz zu Wort.

Ich für meinen Teil, habe keine Probleme mit meiner Krankenkasse oder Behörden gehabt. Ganz im Gegenteil, die Kasse rief sogar bei mir an, da ich vergessen hatte, meinen Antrag für Krankengeld einzureichen.

Mein Motto lautet: Das was ich ausstrahle bekomme ich auch zurück, daher strahle ich über beide Backen, oder heißt es Wangen?

Ärzte und Sachbearbeiter, ich schmeiße sie jetzt mal alle zusammen, kochen ihren Kaffee auch nur mit Wasser und sind Menschen wie du und ich. Trete ich ihnen als Mensch gegenüber auf, meine ich hier und da einen Seufzer der Erleichterung zu hören.

Wie wahr Barbara- so wie man es in den Wald hineinruft, so schallt es heraus.

Stefan, versuche es doch mal mit Freundlichkeit, ich hoffe du findest dich dann nicht zum K.......

Eine mit den Ärzten und Behörden zufriedene

Marlene
  #9  
Alt 01.08.2007, 12:08
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
Beiträge: 425
Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Hallo,

mit einiger Verspätung (wir können nur per UMTS/GPRS ins Netz, und Eplus/Base streikt da mitunter konsequent) ich nochmal. Ich wusste nicht, dass ich so hohe Wellen schlage. Und ich gebe gerne zu, dass ich in meinem Zorn Dinge über einen Kamm geschoren habe, die (so) nicht zusammen gehören. Ich versuche es daher mit einigem Abstand nochmal...

Zunächst: mir ging es beim "Jammern auf hohem Nievau" nicht um den Leistungsumfang der gesetzlichen Kassen (wobei ich manche Bereiche da wirklich unterblichtet finde - die nicht vorhandenen Fahrtkostenzuschüsse gehören dazu). Im Gegenteil. Ich kenne aus 'meinem' Krankheitsbereich viele Leistungen, die weitgehend sinnfrei sind und IMHO ersatzlos gestrichen gehörten.

Wiegesagt, meine Frau und ich sind privilegiert. Eigenheim, Job, Auto, viel Zeit... Und die 1% Zuzahlung vom Bruttoeinkommen sind nur ein paar EUR mehr, als wir für die Gebäudeversicherung hier zaheln müssen. Interessiert mich vom Betrag her wirklich nicht näher. Weswegen ich in meinem Zorn auch die ganzen Quittungen und Antragsformulare einfach entsorgt habe, und wir eben künftig einfach zuzahlen werden, soviel es halt ist. Das mag uns ein paarhundert EUR im Jahr kosten - aber es spart Nerven für ein Vielfaches dieses Betrages.

Mir geht es vielmehr im wesentlichen um das Generv mit der verbundenen Bürokratie. Und die wird mit jeder "Reform" schlimmer. Da kann es das Gesundheitswesen langsam aber sicher an Irrwitz mit dem Steuerrecht aufnehmen. Jedesmal wird von Kostensenkung, Vereinfachung und Entbürokratisierung geredet. Aber - komisch - jedesmal scheitern wirkliche Reformen an Lobbyisten. An den Fachärzten, an den kassenärtlichen Vereinigungen, an den Kliniken, an der Pharmaindustrie. Und jedesmal bleiben als Zahler diejenigen übrig, die keine gute Lobby haben: die Patienten, die Allgemeinmediziner, das Pflegepersonal. Und jedesmal wächst der Wasserkopf der Verwaltung.

Ein paar Beispiele zur Erinnerung ??? Es war die gesundhgeitspolitische Lüge des 'doctor hopping' (das nach Expertenansicht nie in nennenswertem Ausmass existiert hat), die plötzlich den Hausarzt in die 'pole position' versetzen sollte, um Kosten für die Inanspruchnahme von Fachärzten zu senken. Schön. Nur hat man den Allgemeinmedizinern mit der Budgetierung zugleich jegliche Möglichkeiten genommen, Fachärzte da zu ersetzen, wo sie nicht nötig wären. Und läßt sie ausführliche Patientengespräche und Hausbesuche praktisch auf eigene Kosten durchführen. Der Effekt: Zu jedem Quartalsanfang stapeln sich beim Hausarzt Patienten, die nichts wollen als Überweisungen. Und selbst dafür muss ich hier bei meiner Hausärztin eine Stunde im Wartezimmer hocken. Tun kann sie für mich nichts, dafür hat sie kein Budget. Allerdings vergibt sie wegen Überlast Termine nur noch ein Viertljahr im voraus. Und das nicht existente 'doctor hopping', das damit unterbunden werden sollte, wurde erstr durch diese Reform ausgelöst. Ich muss nun nämlich in jedem Quartal zu 2 Ärzten statt zu 1. Das spart sicher ganz viel Geld, Zeit und Arbeitsaufwand...

Praxisgebühr. Eine nach einhelliger Meinung absolut aberwitzige Aktion, bei der von den 10 EUR Gebühr vielleicht 10 oder 50 Cent an Kosteneinsparung überbleiben. Völlig absurd, die Ärzte zu Inkassounternehmen des Staates zu machen. Da werden halt Handkassen geführt, Rechnungen und Quittungen gedruckt, gestempelt und unterschrieben, Bargeld zur Bank getragen, abgerechnet, von der Kasse geprüft, usw... Spareffekt gleich null. Aber endloser Aufwand an Arbeitszeit, Verwaltung und Papier. Gemessen an diesem Blödsinn ist selbst die Agrarpolitik der EU mittlerweile ein Muster an Effekitivität und Sparsamkeit.

Dabei wäre es so einfach. Zuzahlung? Kein Problem. Wenn jeder Versicherte einmal jährlich eine Rechnung von der Kasse bekäme, die die von ihm in Anspruch genommenen Leistungen samt Kosten aufführt (da könnte er dann auch gleich mal gucken, welche Leistungen die Ärzte abgerechnet haben, ohne sie zu erbringen) und die Zuzahlungen, die er leisten muss... dann stünde darunter ein einfacher Hinweis, dass es sich ab xy Bruttolohn pro Jahr lohnen würde, einen Antrag auf Zuzahlungsbefreiung zu stellen. Statt dessen sammeln wir Quittungen, stellen Anträge, machen Kopien von jedem Quark, die Kasse prüft, usw. Warum das nicht einfacher geht? Einfach, weil sich die starken Lobbies seit ewig mit Händen und Füßen gegen jegliche Kostentransparenz wehren. Und seit 20 Jahren jeder Gesundheitsminister systematisch vor diesen Lobbies einknickt.

Was mich daran stört: zum einen basieren die 'Reformen', die da jährlich verbrochen werden, auf Lügen. Wie auf der böswilligen Unterstellung, die Menschen wären gerne krank und würden nur so zum Spass zu x Ärzten parallel laufen. Und auf der grundlegenden Lüge, dass Gesundheit in D immer teurer werde. Das ist nicht wahr. Gemessen am immer steigenden Lesitungsumfang (und für die Alterspyramide in D kann der Beitragszahler nichts) ist unser Gesundheitswesen nicht teuer oder ineffektiver als vor 20 Jahren. Es gibt vielmehr, wie schon jemand ansprach, nur eine massive Finanzierungsschieflage. Von Jahr zu Jahr wird ein immer größerer Anteil des Voplkseinkommens nicht durch lohnabhängige Arbeit, sondern durch Kapitalgewinne erzielt. Die Finanzierung des Gesundheitswesens basiert aber im wesentlichen auf den Zahlungen der Lohnabhängigen. Deshalb müssen die Kassenbeiträge ständig steigen, auch ohne dass die Gesundheitsversorgung teurer wird. Weil es einfach immer weniger Menschen gibt, die für alle bezahlen müssen. Das liesse sich ganz simpel lösen, indem man die Kassenfinanzierung über Steuerquellen erbringt statt über die bisherigen Beiträge.

Zum anderen, dass die damit verbundene Bürokratie inneffektiv, ungerecht und geeignet ist, zu systematischer Untreue und Vorteilsnahme zu animieren. Mit der Praxisgebühr zaheln wir den Wasserkopf der Verwaltung, keine medizinische Behandlung. Und je mehr sich das Aufgabenfeld der Ärzte weg vom Patienten und hin zu Kostenfragen bewegt, desto mehr Kreativität und ARbeitszeit verwenden sie darauf, den Kassen ein Schnippchen zu schlagen. Hat sich noch nicht rumgesprochen, dass nicht nur Kliniken, sondern auch Ärzte problemlos ihr controlling durchführen können? Und dann eben das tun, was ihnen Einkommen bringt, und das unterlassen, wobei sie draufzahlen. Was ich Ärzten und Kliniken gar nicht mal vorwerfen kann. Es muss halt jeder sehen, wie er überlebt. Wieviel dabei von Redlichkeit und Gesetzestreue zu halten ist, zeigen die Vorstrafenregister unser Volksvertreter. In einem Land (das mal wieder...), in dem der Ehrenvorsitzende einer Volkspartei ein rechtskräfitg verurteilter Krimineller ist (weswegen? Natürlich: Steuerhinterziehung), kann man von Patienten und Ärzten kaum die Moral erwarten, die bei den Vertretern der Legislative schon lange ausgestorben ist. Insofern: doch, wir sind auf dem Weg zur Bananrepublik. Und auf diesem Weg schon ziemlich weit vorangeschritten.

Die Zeche zahlen die einfachen, dummen Konsumenten. Nicht wir hier. Schon, wer in der Lage ist, hier ein posting zu lesen oder zu schreiben, ist privilegiert. Er hat das Geld für einen Rechner, für den Internetzugang, und er hat die Zeit und Kompetenz, nach Infos zu recherchieren - sonst wäre er nicht hier. Die, die am Arsch sind, sind die, de nicht hier sind. Weil sie dafür kein Geld, keine Zeit oder kein Wissen haben. Die, die deshalb nicht wissen, welche Leistungen ihnen zustehen; oder die nicht in der Lage sind, den Papierkrieg zu gewinnen, der ihnen abverlangt sind. Mitunter sogar noch solche, die sich schämen, dem Sozialwesen zur Last zu fallen.

Was das 'sich wehren' betrifft: das kann nicht jeder. Denn dazu gehört Geld, Wissen, Zeit und Unterstützung. Natürlich kann ich den Hausarzt wegen Untätigkeit verklagen. Ich bin prozesskostenversichert, ich kann mich im Netz schlau lesen, und ich bin auch noch halbwegs jung, schlau und dynamisch für sowas. Wenn ich das nicht tue, dann deswegen, weil es mir den Stress nicht wert ist. Damit bin ich aber - wie die meisten alle hier - nicht repräsentativ. Mein Schwiegervater, der nach 1 Woche im Krankenhaus wund gelegen ist, weil das Pflegepersonal keine Zeit mehr zum Umlagern hat, der kann das nicht. Und den bemerkt keiner, weil er sich weder beim Arzt, noch bei der Kasse, noch online irgendwo beschwert. Nur: dass man den nicht 'jammern' hört, heisst mitnichten, dass es den in D nicht millionenfach gibt.

Viele Grüße,
Stefan
  #10  
Alt 30.07.2007, 17:06
Erzwolf Erzwolf ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Hallo,

auch ich habe für meine Frau den Papierkram etc. übernommen, kann aber die Probleme des Threaderstellers nicht nachvollziehen. Klar fällt bei sowas viel Schreibkram an, aber Probleme gab es bei uns bisher nie. Die Ärzte stellen jede von uns gewünschte Bescheinigung sofort aus, die Krankenkasse hat die Krankenfahrten für uns organisiert, die Apotheke hat angeboten für die Zuzahlungen Buch zu führen und dann einen gesammelten Ausdruck für die KK zu erstellen, die Krankenkasse hat auch die eine Apo-Quittung ohne Name und Stempel anerkannt und den überzahlten Betrag innerhalb von einem Tag angewiesen. Auch sonst haben wir Bescheide etc. von der Kasse spätestens 2 Tage nach Einreichen im Briefkasten. Da können wr uns echt nicht beschweren. Und ganz ehrlich, wenn ein Arzt seine Arbeit nicht macht, dann liegt das nicht am Land sondern am Arzt.
  #11  
Alt 30.07.2007, 21:12
Benutzerbild von suze2
suze2 suze2 ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

lieber stefan, ich möcht mich luci katze anschließen. bin zwar nicht aus D, sondern aus Ö, aber einiges gilt auch für uns.
liebe gloria, nein, keine grenze hält uns davon ab, das land zu verlassen, aber wenn man immer nur dorthin schaut, wo es noch schlechter ist, dann wird die kritik im keim erstickt. das find ich gar nicht gut und ich kann mir nicht vorstellen, dass du es wirklich so meinst. nämlich so, dass man, wenn einem was nicht passt, eben woanders hin gehen soll.

dass wir froh sein können, in mitteleuropa zu leben, das ist klar. deswegen spende ich nach jeder nachsorge an ärzte ohne grenzen - ich HATTE medizinische betreuung und möchte in meinem sehr bescheidenen rahmen dazu beitragen, dass diese auch andere menschen haben.
aber trotzdem - unser gesundheitssystem und unser sozialversicherungssystem sind eben nicht perfekt.
und da rede ich jetzt nicht (nur) von vollkommen überfüllten ambulanzen, einer chemotherapie-tagesklinik, in der es nicht genug infusionsständer gibt, das sind die kleinigkeiten, die sicher dem "personal" mehr zu schaffen machen als den patientinnen. weiters: dass homöopathie nicht bezahlt wird, dass es bei der mistel erst seit ca 1 jahr bezahlt wird, dass die patienten nicht über ihre befreiung vom selbstbehalt informiert werden... dass es privatpatientInnen gibt und solche, die auf der ambulanz 4 stunden warten.
also: mal schimpfen ist schon okay.

besten wunsch an uns alle und dass wir die bestmögliche betreuung bekommen!
s
  #12  
Alt 30.07.2007, 21:49
Benutzerbild von Karin55
Karin55 Karin55 ist offline
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Hallo Stefan,

ich habe auch manche Tage, an denen ich sehr sauer bin: auf das System, auf die Umstände usw. Also kann ich dich verstehen. Dennoch bin ich auch manchmal ganz froh über die Hilfen, die angeboten werden.

Ich will mal ein kleines Beispiel herausgreifen, sonst würde die Diskussion unendlich werden: Auf meiner letzten Kur lernte ich eine sportlich aktive, sehr mobile Frau kennen, die ihre Fahrten zur Bestrahlung per Taxi bezahlt bekommen hatte. Gerade weil ich von dieser Möglichkeit nichts wusste und meine 6 Wochen täglich - egal wie ich mich fühlte - mitten durch den Berliner Stadtverkehr mit dem eigenen Auto (zum Glück hatte ich eines!) machen musste, weil ich beim Versuch, mit den Öffentlichen zu fahren, beinahe kollabierte - war ich wirklich neidisch, ich gebe es zu. Aber ich habe die Benzinkosten erstattet bekommen und das auch ganz gut bewältigt. Wäre es für deine Frau nicht auch eine Möglichkeit, dass sie für die Nachbehandlungen Euer Auto nimmt und selber fährt, oder brauchst du es ganz dringend für deine Arbeit?

LG

Karin
  #13  
Alt 31.07.2007, 00:00
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Lola -Cana Lola -Cana ist offline
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Standard AW: Dieses Land ist es nicht :-(

Hier wird immer nur ueber das "reiche Deutschland" geredet. Kommt einem eigentlich der Gedanke, dass die vorhandenen Mittel nicht bodenlos sind?
Heute ist es in entwickelnden Laendern nun mal so, dass wir leider nicht fuer genuegend Nachwuchs gesorgt haben. Dazu kommt dann noch die wunderbare Tatsache, dass die Menschen viel laenger leben und daher auch viel mehr an Gesundheitskosten in Anspruch nehmen.

Vor 15 Jahren wurde auch hier, wo ich leben, jede Prozedur mit Krankenhausaufenthalt verbunden und ein Tag mehr oder weniger spielte keine Rolle. Man wurde am Tag vorher eingeliefert, blieb auch fuer kleinere Dinge ein oder zwei Tage im Krankenhaus und das war normal. "Normal" gibt es aber nicht mehr, die Zahl der alten und kranken hat sich rapide vermehrt und es musste etwas unternommen werden, um das Gesundheits-System zu erhalten.

In Deutschland sind die Umstaende nicht besser und ob Ihr es gerne hoert oder nicht, die Zukunft wird Aenderungen bringen, einiges habt Ihr ja selbst schon in den letzten Jahren erlebt. Traurig aber wahr, besser wird es nicht werden.

Und was die so gehassten Formulare angeht, ich wuerde sie gerne ausfuellen wenn man mir meine Kosten ersetzen wuerde.
__________________


Lola
  #14  
Alt 31.07.2007, 12:23
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Mary-Lou Mary-Lou ist offline
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Eigentlich wollte ich mich aus der Diskussion raushalten. Aber Lola, Du sprichst mir aus der Seele mit allem was Du hier schreibst.

Wir hier in Deutschland müssen lernen, dass wir nicht mehr Geld aus unserem "Gesundheitstopf" ausgeben, als tatsächlich drin ist und dass wir eben damit haushalten müssen. Gesundheit gibt es nicht mehr zum Nulltarif.
Es wird halt wie immer auf sehr hohem Niveau gejammert.

Liebe Grüße
__________________

****************
„Die hellen Tage behalte ich, die dunklen gebe ich dem Schicksal zurück“
Zsuzsa Bánk
  #15  
Alt 31.07.2007, 14:56
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Hmmmm,

wie hoch mag die Zahl derer sein, die zwar krankenversichert sind, aber keine Beiträge zahlen? Es ist nicht nur das große Heer der Arbeitslosen sondern auch deren Kinder.
Was wir zu spüren bekommen, ist nicht die Ursache, sondern die Wirkung.
Diese Tatsache bleibt. Davon werden Verschwendungen nicht ablenken.

Solange wir in diesem Land so viele Menschen haben, die sich ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen können, wird das so weiter gehen.

Das ist also eine politische Frage.
Man kann da meckern oder.....selbst aktiv werden.

Wer mosernd auf dem Sofa sitzt, muß damit rechnen, nicht ernst genommen zu werden.


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