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  #1  
Alt 20.06.2007, 09:35
gabriela60 gabriela60 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Liebe Beate

Deine Zeilen sind wunderschön, manchmal auch traurig, dann wieder dankbar und stets mit viel Liebe.

Und genau so geht es mir beim Lesen.

Ich spreche auch noch nach über 30 ig Jahren zu meiner Mama, jeden Abend bevor ich einschlafe. Für manche ist das nicht vorstellbar, aber ich werde dies bis zu meinem letzten Atemzug beibehalten, so ist sie doch immer bei mir, bis der Vorhang fällt und mich im Regenbogenland abholt.

Du siehst, ich bin beim Punkt 5 angekommen, diese Reise dauerte aber Jahrzehnte.

Sei lieb gegrüsst
Gabriela
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  #2  
Alt 20.06.2007, 19:59
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Geliebte Mama,

wie ein Film läuft vor meinem inneren Auge der Tag heute vor einem Jahr ab.
Nach der Arbeit fahr ich zu Dir ins Krankenhaus, ich betrete Dein Krankenzimmer.
Du sitzt auf dem Bett, der Tür zugewandt, die Beine über der Bettkante baumelnd.
Du sahst aus, als wärst Du auf dem Sprung, um mit mir nach Hause zu fahren.
Du schaust mich an, als hättest Du nur darauf gewartet, daß ich endlich zur Tür herein komme.
Diesen Blick, den sehe ich noch heute vor meinem geistigen Auge.
In Deinen Augen sah ich grenzenlose Traurigkeit umhüllt von grenzenloser Gefaßtheit.
Und dann sagtest Du den Satz, denn ich noch immer in meinem Kopf höre.

‘Das wird nichts mehr....Es ist KREBS.‘

Ich setzt mich neben Dich, wir nehmen einander fest in den Arm.
Wir versuchen einander noch Hoffnung zu machen, schließlich stirbt die Hoffnung ja zuletzt.
Doch beide wußten wir, daß da keinerlei Hoffnung mehr war.

Semper amo te !


__________________________________________________ ___________________________________

Liebe Gabriela,

vielen, lieben dank für Deine lieben Worte. Ja, Du hast Recht, grenzenlose Liebe und Dankbarkeit begleiten meinen Weg ebenso wie die Traurigkeit. Für mich gehören diese Gefühle zusammen wie die Teile eines Puzzels, die richtig zusammengefügt ein Ganzes ergeben.

Die Traurigkeit und den Schmerz zu spüren beweist mir unsere genzenlose Liebe, denn hätte es diese Liebe nicht gegeben, gäbe es auch nicht den Schmerz und die Traurigkeit.

Traurigkeit, Liebe und Dankbarkeit werden uns den Rest unseres Lebens begleiten. Uns allen hier wünsche ich jedoch, daß die Liebe und Dankbarkeit im Laufe der Zeit die Traurigkeit in den Hintergrund drängen wird.

Liebe Grüße auch an Dich und alle anderen
Beate
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  #3  
Alt 08.07.2007, 00:25
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Geliebte Mama,

weiß noch, wie heut‘ vor einem Jahr, wir nahmen einander fest in den Arm.
Ach Mama, war das ein schrecklich trauriger Geburtstag.
Garniert mit ‘Semper amo te‘ bracht‘ ich Dir eine Deiner liebsten Süßigkeiten.

Und die noch kleine, kugelige Kaktee mit schon so langen, festen Stacheln
ich gab sie Dir heut‘ vor einem Jahr an Deinem 71. Geburtstag.
Die kleine Kaktee sollt‘ Dich stets d‘ran erinnnen, dem Krebs die Stacheln zu zeigen.

Dazu noch eine wunderschöne schwarze Calla in einem hellgrünen Übertopf.
So wunderschön und doch war sie irgendwie auch Symbol meiner tiefen Traurigkeit jener Tage.
Ich weiß noch, wie wir dafür den schönsten Platz auf der Fensterbank suchten.

Wie gern würde ich Dich heut‘ wieder schön beschenken, mit Dir und J. Essen geh’n.
Heut‘ zu Deinem 72. Geburtstag bring‘ ich Dir wieder Blumen.
Du bist nicht mehr da, doch sei sicher, ich bin da – heut‘ an Deinem Grab.

Zünd‘ Kerzen an für Dich und schick‘ Dir meine Liebe gen Himmel. Liebe-0096.gif


Semper amo te !

Geändert von Beate'68 (08.07.2007 um 19:28 Uhr)
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  #4  
Alt 26.07.2007, 19:55
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Geliebte Mama,

ich geh‘ durch unser Haus, fast überall etwas erinnert an Dich.
Soviele Möbel und Bilder, das schwere Bücherregal .... soviel ist nun hier.
Der wunderschöne alte Wohnzimmerschrank, die Sandsammlung, Dein Schlafzimmer,
in einem einzigen Zimmer alles aufgestellt und dekoriert fast wie einst bei Dir.
Ein Zimmer als wär’s für Dich und scheinbar wartend nur auf Dich.
J. nennt’s grausamstes Gedächtniszimmer – doch das ist’s nicht für mich!
Manchmal fühl‘ ich mich Dir in diesem, Deinem Zimmer so unglaublich nah.

Dein alter Sekretär, auch er steht heut‘ bei uns.
Weißt Du noch, ihn und die beiden weißen Sessel,
das wolltest Du mit ins ‘Pflegeheim‘ nehmen, wenn’s nicht mehr ging.
Und genau auch diese Möbel würdest Du heute bei uns finden.
Deine Sachen, sie scheinen nur auf Deinen Einzug bei uns zu warten.
Aber nein, Du wolltest uns ja nicht zur Last fallen.
Wie hättest Du mir je zur Last fallen können?

Du plantest noch Deine Einrichtung im ‘Pflegeheim‘.
Du wolltest daran glauben, noch Zeit zu haben,
so ein, zwei Jahre hattest Du Dir noch ‘gewünscht‘,
kanntest die Prognose und wolltest glauben an eine Gnadenfrist.
Wolltest Öl kaufen für den nächsten Winter und plantest das Essen für Weihnachten.
So fern war das doch alles nicht, war’n doch nur 4, 5 Monate.
Ich sagte, das hat doch noch Zeit, doch in Wahrheit sah ich diese Zukunft nicht.

Heut‘ vor einem Jahr ließ uns der Krebs es einmal mehr wieder ganz besonders spür’n,
wie wenig Zeit er uns lassen würd‘.

Semper amo te !
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  #5  
Alt 27.07.2007, 07:38
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teddy 34 teddy 34 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Hallo Beate wollte dich nur mal lieb drücken.
Das sagt mehr als Worte.


Liebe Grüssenicole.gif
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  #6  
Alt 14.08.2007, 17:36
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Geliebte Mama

Wie heißt es so oft, ‘Kinder sind der Spiegel Ihrer Eltern‘
Bin tatsächlich Dein Spiegelbild in mancherlei Hinsicht.
In bestimmten Gesichtspartien, in meiner Mimik seh‘ ich Dich.
Und auch in so manchen Wesenszügen erkenn‘ ich Dich.

Doch wie kann ich sein Spiegelbild ohne Dich?
Einfach unmöglich zu sein Spiegelbild von ‚Nichts‘.
Und doch funktioniert’s, denn in Herz und Hirn,
da find ich Dich!

333 Tage vergangen, seit dem Du bist fort.
Nicht ein einziger Tag seit dem ohne Gedanken an Dich.
Immer mal wieder manche Tage erfüllt von schmerzlichen Gedanken an Dich.
Und doch so viele Tage auch erfüllt vom Gefühl Deiner Liebe, ich spür‘ sie in mir.
Wir telefonieren nicht mehr, doch aus meinem Herzen heraus sprichst Du zu mir.
Ich weiß und ich spür‘, Du lebst weiter in mir.

Hab‘ meinen Ursprung verloren und doch auch nicht.
Denn bin geprägt und so liebevoll geformt durch Dich.
Vergangen Deine Körperhülle, doch Du nicht.
Denn in meinem Herzen wirst Du leben ewiglich.

Semper amo te !


PS: Laß mich Deine Kraft spüren - nach letztem Donnerstag brauche ich sie im Moment so sehr !
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  #7  
Alt 05.09.2007, 20:01
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Beate'68 Beate'68 ist offline
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Standard AW: Stationen des Lebens

Geliebte Mama

In den vergangenen Monaten dank Kyrill ein Sturmschaden an Deinem Haus und kleine und größere Unfälle –
alles zum Glück ohne größeren Personenschaden.
Doch dann eine Demonstration ganz unvorstellbarer Naturgewalt –
sie und all die Folgeprobleme raub(t)en J und mir in den letzten Wochen all unsere Kraft.
Und nun B, einer meiner drei wichtigsten und liebsten Menschen, durch fremde Gewalt schwer verletzt im Krankenhaus –
mir fehlen nur noch die Worte, „Gott sei Dank“ keine Lebensgefahr!

Niemals hätte ich mir vorstellen können, daß ich irgendwann froh sein werde, daß Du nicht mehr da bist.
Doch nun, keine 12 Monate nach Deinem Tod habe ich genau das aus tiefstem Herzen und aus tiefster
Überzeugung heraus nun schon ein zweites Mal innerhalb nur eines Monats gedacht und auch gesagt.

Niemals hätte ich mir vorstellen können, wütend zu sein über das, was uns im Leben widerfährt.
Und doch bin ich trotz meiner so ruhigen Art nun wütend über die scheinbar unglaubliche Willkür des Lebens.
Oder soll ich dem Schicksal vielleicht auch noch dankbar sein, daß B Euch noch nicht folgen mußte?

Niemals hätte ich mir vorstellen können, die Frage nach dem Warum zu stellen.
Doch nun drängt sich eben dieser Gedanke doch in mein Hirn.
Haben wir nicht schon genug zu tragen, warum muß es uns immer und immer wieder treffen?

Mama, all die Jahre gabst du uns Halt, Claudia’s Kindern und auch mir.
All die Jahre warst Du für uns Zufluchtsort in Zeiten großer und kleiner Not.
All die Jahre warst Du der fleischgewordene Engel an unserer Seite.

Wie sehr bräuchten wir – Deine 3 (4) Dir liebsten Menschen – Dich!
Und Claudia, wie sehr bräuchten Dich Deine Kinder und auch ich!
Bin und werde Zeit meines Lebens für B und K da sein,
versuch‘ ihnen ein bißchen des Halts zu geben, den sie ohne Euch so sehr missen.
Und doch weiß ich nur zu genau, daß ich Euch niemals ersetzen kann!

Deshalb habt auch Ihr auf die Beiden stets ein Auge - paßt bitte ganz besonders auf sie auf!

Semper amo te, Mama !

Et semper amo te, Claudia !
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