Krebs-Kompass-Forum seit 1997  


Zurück   Krebs-Kompass-Forum seit 1997 > Spezielle Nutzergruppen > Forum für Angehörige

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
  #1  
Alt 26.04.2007, 23:21
Benutzerbild von _Viola_
_Viola_ _Viola_ ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Nähe Köthen/Anhalt
Beiträge: 816
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Estella,

ich weiß, wie Du Dich fühlst. Du hast recht, von einem Moment sind Dinge, die vorher wichtig waren, total nebensächlich. Die Welt ist auf einmal eine ganz andere. Es ist schwer mit dem Gedanken an diese Krankheit klar zu kommen. Es wird auch immer Höhen und Tiefen geben.

Man darf die Hoffnung nie aufgeben. Auch wir haben bis zum Schluss auf ein Wunder gehofft. Aber nicht alle Erkrankungen enden wie bei meinem Vater. Es gibt auch viele, die diese schlimme Krankheit überlebt haben und denen es auch jetzt, nach Jahren, noch gut geht.

Deinem Vater steht noch alles bevor, der Weg wird nicht einfach, aber er ist zu schaffen. Wichtig ist, dass ihm seine Familie zur Seite steht und ihn unterstützt. Die Liebe seiner Familie wird ihm Kraft geben.

Dieses Forum war für mich, in der Zeit, als mein Vater krank war, der Mittelpunkt. Ohne die lieben, mitfühlenden Menschen hätte ich die schlimme Zeit nicht überstanden. Ich bin heute noch dankbar, dass ich hier meine Gedanken und Gefühle zum Ausdruck bringen konnte. Deshalb versuche ich hier zu helfen. Ich weiß, wie wichtig es ist, dass man sich hier austauschen kann.

Alles Gute!

Liebe Grüße
Viola
__________________
Mit Zitat antworten
  #2  
Alt 27.04.2007, 13:12
estella estella ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.04.2007
Beiträge: 223
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Hallo,
zurück aus dem Virchow. Alles lief anders ab als gedacht, leider nicht die Diagnose des Assistenzarztes. Beinah wären wir heute früh zu spät zum Termin gekommen, da die Strassen Berlins voll gestopft waren mit LKWs, die ihre Waren entluden. Als wir endlich vor der Anmeldung standen stellte sich heraus, dass niemand mit meinem Vater gerechnet hatte. Ich hatte mir vorgestellt, dass uns sein behandelnder Onkologe in "Empfang" nehmen würde. Statt dessen warteten wir zusammen mit vielen anderen Patienten im Warteraum auf den Arzt, der gerade Visite machte. Nach fast drei Stunden wurden wir reingebeten. Wie von Ulla empfohlen, hatte ich Stift und Block parat, was den jungen Assistenzarzt zu beeindrucken schien - er nahm mir gegenüber sofort eine "professionelle" Haltung ein. Da ich mich (ua. auch dank dieses Forums) gut vorbereitet fühlte, konnte ich sehr präzise Fragen stellen. Mein Vater saß neben mir blass, verängstigt und als ob ihm zum ersten mal klar werden würde, wie schlimm sein Befund ist. Ich konzentrierte mich auf das junge Gesichts des Arztes, denn wenn immer ich meinen Vater ansah, mußte ich mit den Tränen kämpfen. Meinem Bruder Esteban ging es nicht anders. Er ist so traurig, dass es mein Herz bricht. Montag gehts weiter, dann wird per Ultraschall geklärt werden, ob es Metastasen in der Leber gibt. Dann natürlich Lunge, Halsschlagader uvm. Am 8.5 wird er eingeweisen, am gleichen Tag kommt eine Endoskopie der besonderen Art, mit Ultraschall, um genau zu sehen, wie tief der Tumor ist. Der junge Arzt drückte sich sehr verschwommen aus, sicher um uns zu schonen, aber dadurch mußte ich viel nachfragen. Der Chirurg, der ihn operieren wird, heißt Dr.Schumann. Es gibt die Möglichkeit ihn anzumailen, was ich nach Montag, wenn wir mehr über die Leber wissen, auch machen werde. Als ich gestern schlafen ging, tat ich es mit dem Gefühl, dass mein Vater es schafft, dass es schwer wird, aber dass er ein starker Mann ist...jetzt habe ich Angst , mit etwas vorzumachen. Ich will den Tumor nicht unterschätzen, will nicht naiv positiv sein, in dem ich sage: "Kämpfe nur, dann überlebst du!" - das tat dieser junge Mann, namens Micha auch. Seine Beiträge fand ich unglaublich positiv. Als ich später las, dass er gestorben ist, konnte ich es nicht fassen. Andererseits lebt mein Vater. Er fährt Fahrrad, er läuft zu schnell die Treppen hoch, bis er zu uns in den fünften Stock gelangt, er lacht laut, er kocht gerne (aber nicht besonders gut...), er tollt mit seinen drei Enkelkinder rum, er hört viel zu laut klassische Musik...er ist so viel vitaler als viele Menschen Mitte dreissig. Das zählt doch auch, oder? Das Schreiben erleichtert mich sehr, danke allen, die die Geduld aufbringen, es zu lesen,
estella
Mit Zitat antworten
  #3  
Alt 27.04.2007, 14:38
ulla46 ulla46 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 17.07.2006
Ort: Mettmann
Beiträge: 986
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Estella,
da hast du ja einen schweren Gang hinter dir (das Kliniktreiben ist gewöhnungsbedürftig) und du hast das klasse gemacht. Dein vater kann sich glücklich schätzen, dass du an seiner Seite bist. Ihr werdet noch viele Höhen und Tiefen überstehen müssen, aber das wichtigste ist immer, nicht die Hoffnung zu verlieren, auch wenn mal wieder ein Rückschlag kommt. Die Hoffnung ist wichtig, um innere Reserven locker zu machen.Und genauso wichtig ist es zu heulen, wenn einem danach ist. Du wirst das schon richtig machen! Schreib einfach, wenn dir danach ist!
Liebe Grüße
Ulla
__________________
SPK 2005, ED T4, Nx, Mx, G2. Chemo und anschl. Chemoradiatio bis Ende 2005. Seitdem ohne Befund.
www.mein-krebs.de
Mit Zitat antworten
  #4  
Alt 27.04.2007, 19:56
Benutzerbild von _Viola_
_Viola_ _Viola_ ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 15.08.2005
Ort: Nähe Köthen/Anhalt
Beiträge: 816
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Estalla,

gut ist schon mal, dass die Ärzte wissen, dass sie jemanden vor sich haben, der sich etwas mit der Krankheit auskennt. Dann wird man auch mit einbezogen. Ich habe jeden Tag mit dem Arzt gesprochen. Sicher bin ich denen manchmal ganz schön auf die Nerven gegangen, aber ich wollte immer wissen, was gemacht wird und welche Medikamente er bekommt. In Magdeburg habe ich auch öfter mal Aufstand machen müssen. Danach hat es aber geklappt. Auch von den "Göttern in Weiß" muss man sich nicht alles gefallen lassen.

Lass Dich jetzt nicht von den negativen Beiträgen runterziehen. Jeder Krankheitsverlauf ist anders. Ja Micha, es war so ein lieber Mensch. Seine Beiträge haben mich immer aufgebaut. Er konnte so mitfühlsam schreiben. Ich konnte und kann es auch immer noch nicht fassen, dass er dann so schnell sterben musste. Irgendwann hatte er keine Kraft mehr zu kämpfen, genau wie mein Vater.

Dass heißt aber doch nicht, dass es bei Deinem Vater auch so ist. Schau Dir Susannes Vater an. Bei ihm gab es bei Diagnosestellung kaum Hoffnung die Krankheit zu überleben. Ihm geht es immer noch supergut.

Ich habe mir immer die positiven Beiträge reingezogen, das hat mir Mut gemacht. Meinen Eltern habe ich sie immer vorgelesen. Geholfen hat es uns allen.

Höhen und Tiefen wird es immer geben und die Angst wird auch nie wieder weggehen. Aber man lernt mit der Krankheit umzugehen.

Wie Du schreibst ist Dein Vater ganz fit. Das ist auch wichtig. Er soll vor der OP noch richtig essen, dass er noch ein paar Kilos zunimmt, dann ist es nicht so schlimm, wenn er nach der OP nicht gleich essen kann. Meinen Vater haben wir mit fetter Wurst und mit Sahne vollgestopft. Das war der Tipp von unserem Hausarzt.

Alles Gute!

Liebe Grüße
Viola
__________________
Mit Zitat antworten
  #5  
Alt 27.04.2007, 21:10
estella estella ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 25.04.2007
Beiträge: 223
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Ulla, liebe Viola,
ich danke für eure Antworten: es baut einen wirklich sehr auf!
Bis Montag müssen wir warten, dann geht der Untersuchungs-Marathon weiter. Mein Bruder hat sich etwas gefangen und versucht so ruhig wie möglich meinem Vater zu begegnen. Der verbringt am liebsten Zeit mit seinen Enkeln und das werden Esteban und ich so oft es geht ermöglichen - also täglich. Meine Mutter hat sich bereit erklärt nach Berlin zu kommen und unseren Vater nach der OP zu pflegen. Obschon getrennt, verstehen sich meine Eltern ganz gut. Sie streiten viel, da beide temperamentvoll sind, aber sie haben ähnliche Werte: Familie, Freunde, Verwandte sind für meine Eltern sehr wichtig. Anders als mein Vater, kann meine Mutter excellent kochen, insofern wird ihre Unterstützung wertvoll sein.
Liebe Viola, danke für den Tip: ich werde meinem Vater sagen, dass er so kalorienreich wie möglich essen soll!
Werde versuchen etwas zu lesen, was nicht mit dem Thema KREBS zu tun hat...
Liebe Grüsse,
estella
Mit Zitat antworten
  #6  
Alt 27.04.2007, 23:49
Gabi Gabi ist offline
Gesperrt
 
Registriert seit: 10.03.2004
Ort: NRW
Beiträge: 198
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Hallo Estella

Ich kann mich noch erinnern als ich die Diagnose
2003 bekam.
Ich war froh das mein Mann bei mir war im Krankenhaus,
als sie mir alles erklärten. Ich habe nicht alles mitbekommen,
war wohl ein einbissen neben mir, aber mein Mann hat dann
auch ein paar fragen an den Arzt gestellt und hinterher haben
wir dann alles zu hause noch mal besprochen.
Es ist immer gut zu zweit beim Arzt zu sein, vier Ohren hören
Bester als zwei.
Dein Vater sollte wie Viola sagt gut vor der OP essen.
Das sagte mir eine Krankenschwester auch und das man
Vitamin C zur Abwehr am besten einnimmt.

Ich wünsche euch viel Kraft für die nächsten Tage.

Liebe Grüße
Gabi
Mit Zitat antworten
  #7  
Alt 28.04.2007, 02:09
Benutzerbild von Gärtner
Gärtner Gärtner ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.02.2006
Ort: Schorfheide
Beiträge: 508
Standard AW: Verzweifelt, traurig und wütend

Liebe Estella!
Ich lese gerade erst Deinen Beitrag. Ich will Dir trotz der späten Nacht aber noch schnell schreiben, damit ich Dir vielleicht wenigsten eine Sorge nehmen kann
Ich kann Dir versichern, dass Dein Vater im Virchow-Klinikum gut aufgehoben ist.
Ich bin dort selbst vor 1 3/4 Jahr und nochmals im vorigen Jahr operiert worden. Es ist ein unpersönliches Krankenhaus, eher eine Krankenhaus-Fabrik, hat aber sehr gute Fachkräfte. Ich war auf Station 13 und bin von Dr. Schumacher operiert worden; ein gestandener Fachmann. Man ist dort nicht immer sensibel und nicht immer stimmen alle Umstände. Es gab manchen Grund sich zu ärgern. Aber das Wichtigste ist in dem Fall das Fachliche. Und das stimmt. Da kannst Du Vertrauen haben.
Für die Zeit nach der OP: Im Fall Deines Vaters würde ich empfehlen, gleich nach der Krankenhausentlassung zur Anschlussheilbehandlung zu fahren. Lasst im Krankenhaus unbedingt die Sozialberaterin kommen! Bei mir war das leider verschlampt worden, so dass ich mich nach der OP selbst in Berlin um eine Reha kümmern musste. Das Beste ist, wenn die Sozialberaterin gleich im Krankenhaus den Antrag stellt. Ich war zur Reha in Lübben im Spreewald. Das ist vielleicht nicht die beste Reha-Klinik für unseren Fall, aber sie sind auf Krebs des Magen-Darm-Trakts eingerichtet und ganz wichtig: Es ist nicht weit. Das ist nach der OP sehr wichtig, weil die Fahrt sehr belastend ist.
Und was noch gut ist in Lübben: Das Essen. Man hat nach der OP meistens überhaupt keinen Appetit und doch ist Essen so wichtig. Und in Lübben ist das Essen ganz ausgezeichnet und sehr Appetit anregend.
Aber jetzt erst einmal viel Erfolg bei der OP!
__________________
Es gibt zwei Arten, sein Leben zu leben: entweder so, als wäre nichts ein Wunder, oder so, als wäre alles ein Wunder. Ich glaube an Letzteres. (Einstein)
Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +2. Es ist jetzt 09:26 Uhr.


Für die Inhalte der einzelnen Beiträge ist der jeweilige Autor verantwortlich. Mit allgemeinen Fragen, Ergänzungen oder Kommentaren wenden Sie sich bitte an Marcus Oehlrich. Diese Informationen wurden sorgfältig ausgewählt und werden regelmäßig überarbeitet. Dennoch kann die Richtigkeit der Inhalte keine Gewähr übernommen werden. Insbesondere für Links (Verweise) auf andere Informationsangebote kann keine Haftung übernommen werden. Mit der Nutzung erkennen Sie unsere Nutzungsbedingungen an.
Powered by vBulletin® Version 3.8.7 (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, vBulletin Solutions, Inc.
Gehostet bei der 1&1 Internet AG
Copyright © 1997-2024 Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V.
Impressum: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Eisenacher Str. 8 · 64560 Riedstadt / Vertretungsberechtigter Vorstand: Marcus Oehlrich / Datenschutzerklärung
Spendenkonto: Volker Karl Oehlrich-Gesellschaft e.V. · Volksbank Darmstadt Mainz eG · IBAN DE74 5519 0000 0172 5250 16 · BIC: MVBMDE55