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Alt 15.04.2003, 07:00
Gast
 
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Standard schlimme gedanken

Hallo Ihr Lieben,

Ja Brigitte, so ist es mit dem "Klären".

Meine Brüder haben immer im Angesicht des Todes, zuerst bei meinem Paps, dann bei meiner Mum, geglaubt, JETZT müssen sie klären, abrechnen und reden.
Und ich habe beide Male so klar gespürt, meine Eltern wollten nicht mehr reden und Erklärungen abgeben! Meine Mum hat ihnen knallhart gesagt, dazu habe sie keine Zeit und kein Interesse mehr, und sie hätten die ganzen Jahre zuvor auch nicht dieses Bedürfnis gehabt, und aus der Zeit mit Paps nichts gelernt.

Was heißt verzeihen?
Verzeihen, dass der Mensch so ist oder so war?
Dass er mir weh getan hat, und ich nicht fähig war, dagegen was zu tun, oder dabei keine Hilfe erhalten habe?
Dass er nicht so war wie ich ihn mir immer gewünscht hätte?
Dass wir nicht unseren eigenen Schmerz akzeptiert haben, und diesem Schmerz nicht den Kampf angesagt haben?
Dass wir auf der Suche sind unser eigenes Empfinden zu bewältigen?
Dass wir dieses Loch in unserem Herzen und unserer Seele nicht zuschütten können?

Das wichtigste am Verzeihen ist,
dass wir mit uns selbst klar kommen,
dass wir unsere Hilflosigkeit erkennen,
dass wir unseren Weg finden,
dass wir erkennen, wo es uns weh tut,
dass wir uns SELBST VERZEIHEN ein Mensch mit all seinen Gefühlen und Gedanken zu sein, die uns geprägt haben

Vergeben ist,
dass der Andere ein Mensch mit all seinen Seiten ist,
dass er uns weh getan hat,
dass wir es zugelassen haben,
dass wir erkannt haben, damit leben zu müssen,
dass wir die Unzulänglichkeit akzeptieren,
dass uns irgendwann die Worte VERGEBEN und VERZEIHEN keinen Schmerz mehr bereiten werden.

Ich weiß nicht, ob Ihr versteht, was ich damit ausdrücken möchte.
Jahrelang lief ich der Liebe meiner Mutter hinterher, mein ältester Bruder war ihr auserkorenes Lieblingskind. Ich habe lange nicht verstanden, dass sie mich so liebt, nimmt wie ich bin, sondern habe immer nur "meinen" Schmerz gesehen. Und DAMIT musste ich mich auseinandersetzen, erkennen und mich beschäftigen, damit es mir wieder gut geht.
Nach ihrem Tode ließ ich es zu, dass mich meine Brüder angriffen, mir Vorwürfe machten, dass ich meine Eltern bis zum Schluß begleitet habe, sie sich von mir abwandten in einer Zeit, als ich sie gebraucht hätte. Nun weiß ich, dass sie erkannten, was sie versäumten, und dass sie nicht diese Kraft besitzen die Vergangenheit so zu akzeptieren, wie sie war. Sie nie den Versuch unternahmen damit umzugehen, sich direkt damit auseinander zu setzen. Sondern lieber ihren Schmerz auf mich übertrugen.

bis später,
Jutta
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