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Alt 14.12.2001, 20:18
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Sterben , jeden Tag ein bißchen mehr

Ach, Brigitte,
ich hatte Dir gearde eine ganz lange Mail aus dem Bauch heraus geschrieben und bin dann geflogen, jetzt bekomme ich das bestimmt nicht noch einmal so hin, aber ich's versuch's mal, wird halt ein bißchen anders dann.
Ich hatte damit angefangen, daß weder Mitleid noch Angst eine konstruktive Basis sein können. Das sind negative Gefühle, die die Seele ganz krank machen. Du mußt Deinen Mann nicht so schwach einschätzen, er wird das packen, wenn Du ihn darauf stößt. Du mußt Dir zuesrst einmal klarmachen, daß Du auch Rechte hast, auch das Recht, glücklich zu sein, wie auch immer sich das momentan gestalten möge, aber es würde sich da bestimmt eine Basis finden, wenn er sich nicht so abkapseln würde. Ihr habt euch einmal versprochen, in guten und in schlechten Tagen für einander da zu sein und zusammenzuhalten. Jetzt ist die Zeit für schlechte Tage, da kann er Dich nicht außen vorstehen lassen. Nutze die Situation, im Augenblick ist das Problem nicht so akut. Wie willst Du an ihn 'rankommen, wenn (ich bete zu Gott, daß das nicht einttreffen möge, Du hast mich schon angesteckt)... Nein, ich mag den Gedankne nicht zu Ende denken.
Ich habe das schon gesagt, auch, oder gerade in schlimmen Zeiten, tröstet Nähe, gibt Kraft und zeigt andere Perspektiven auf, die durchaus positiv sein können. Er darf euch diese Möglichkeit nicht nehmen.
Du denkst, er ist betroffen und für ihn ist es schlimm, aber für Dich ist es das auch, oder eher schlimmer. Für mich persönlich war die Daignose meiner Mutter damals wesentlich schlimmer als meine eigene jetzt. Weißt Du, ich denke, ich habe die Sache selbst in der Hand. Ich kann kämpfen und was auch passiert, ich habe zumindest immer einen gewissen Einfluß. Als Angehöriger hat man das nicht. Man kann Trost spenden, versuchen, jemanden aufzubauen, aber im Prinzip steht man der Situation machtlos gegenüber und ist dem Leiden des Partners hilflos ausgeliefert. Das ist viel schlimmer. Wenn ich mich jetzt sorge, dann weniger darüber, was auf mich zukommt, ich werde das schon meistern, sondern darüber, was meine Lieben in ihrer Hilflosigkeit dann vielleicht durchmachen müssen. Deswegen spreche ich über alles und versuche, sie mit ihren Ängsten nicht alleine zu lassen. Gerade im Moment frage ich mich natürlich, ob dies vielleicht unser letztes gemeinsames Weihnachtsfest wird. Ich arbeite daran, das zu verhindern, aber wenn es so sein sollte, hoffe ich einfach, daß die Menschen, die mir alles bedeuten, so viel Kraft aus unseren Gesprächen geschöpft haben werden, daß sie damit fertig werden und wissen, daß ich immer da bin, denn daran glaube ich ganz fest. Mittlerweile bin ich schon zielmlich sicher, daß wir im Nachhinein diese Zeit als die wertvollste unseres Lebens einordnen werden, denn wir sind uns alle so nah wie níe zuvor, und unser ganzes Leben ist durch Liebe bestimmt.
Du solltest Dir vielleicht auch überlegen, Deine Kinder mit einbeziehen. Sie sind alt genug, um dann für sich selbst zu entscheiden, ob sie überfordert sind oder ob sie auch diesen Weg mit ihren Eltern gehen möchten. Das können sie aber nur, wenn Du offen und ehrlich mit ihnen bist. Du kritisierst das an Deinem Mann, dann darfst Du diesen Fehler nicht auch machen. Dein Mann redet sicher aus Sorge nicht, mach nicht denselben Fehler.
Ich hoffe, das war alles nicht zu direkt, aber wenn, dann nur aus Sorge. Pack dir Deinen Mann mal, rüttel ihn, vergießt ein paar (oder viele) Tränen zusammen und macht dann mal Inventur, wobei ihr die positiven Sachen 'rauskehren müßt. Dann macht einen neuen Anfang und bereitet euch auf Weihnachten vor, das Fest der Liebe.
Ich denk an Dich und bete für Dich und hoffe, daß ihr beiden dank Deiner Initiative aus eurer Isolierung herausfindet. Du wirst das schaffen, da bin ich ganz sicher. Alles Liebe. Kathi
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