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Alt 05.10.2006, 14:58
shalom shalom ist offline
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Registriert seit: 25.08.2005
Ort: Baden-Württemberg
Beiträge: 221
Standard AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit

Immer wieder die Frage nach der Verarbeitung der Trauer und dem Loslassen.

Meine persönliche Erfahrung ist es, daß ich schmerzhaft lernen mußte, Abschied zu nehmen und auch loszulassen und zwar schon VOR dem Tod meiner Frau. Für uns beide gab es geschenkte Zeit, uns auf das Unabänderliche vorzubereiten.

NACH ihrem Tod haben mir Rituale der Trauer und des Loslassens geholfen:

Zum Beispiel
- Kleider/Schuhe entfernen
- Aufsuchen gemeinsamer Wege und Orte (auch Krankenhaus, Hospiz) während der Krankheit
- Besuch des Grabes und viele Zwiegespräche mit ihr
- Immer wieder Reden über das Erlebte mit mitfühlenden Menschen
- Immer wieder das eigene Hinterfragen (auch hier im Forum)

und einiges andere mehr

Ich habe mir auch Rituale der kleinen Schritt-für Schritt-Veränderungen für mein Leben NACH dem Tod meiner Frau erarbeitet, denn ich will leben.

All das sieht nach Arbeit aus und so ist es auch, aber die langsam aufhellenden Lichtblicke haben mir dann schon gefallen. Ich mußte allerdings auch erst wieder Zutrauen zum Licht gewinnen, die Angst vor den dunklen Wolken akzeptieren und Zutrauen in mich selbst finden.

Was mich bis dahin tröstet, ist die Hoffnung auf ein Wiedersehen und der Blick zurück in Liebe.

Ich glaube auch, daß der Zeitpunkt des Abschiednehmens ("Loslassens") vom Hinterbliebenen-Forum für mich naht. Das Forum hat mir sehr geholfen und mir einige Menschen sehr nahe gebracht.

Danke an alle, die verständnisvoll mitfühlten und zuhörten.

Liebe Grüße
Shalom

P.S.

Ich habe mal wieder im Internet gestöbert zum "Abschied nehmen"

Besonders angesprochen haben mich die Worte von Erhard Blanck, Richard Bach und Sergio Bambaren

Abschiednehmen, sich trennen
aufgeben, einen Teil von sich selbst etwas dem Wind überlassen, den Fluten, dem Wasser das Sterben lernen - jeden Tag ein wenig, für das Neue das folgt.
(Quelle unbekannt)

Wer nicht stets Abschied nimmt, ist noch nicht zu sich gekommen."
(Erhard Blanck)

Aus: www.spruecheportal.de/abschiedssprueche.php kommen die folgenden Weisheiten:

Erinnerungen sind das Land,
aus dem wir nicht vertrieben werden können.
(Verfasser unbekannt)

Lebe wohl! - du fühlest nicht,
was es heißt, dies Wort der Schmerzen,
mit getrostem Angesicht
sagest du's und leichtem Herzen.
Lebe wohl! - Ach, tausendmal
hab' ich es mir vorgesprochen
und, in nimmersatter Qual,
mir das Herz damit zerbrochen!
(Eduard Mörike)

Laß mein Aug den Abschied sagen,
Den mein Mund nicht nehmen kann!
Schwer, wie schwer ist er zu tragen,
Und ich bin doch sonst ein Mann.
(Johann Wolfgang von Goethe)

Sei nicht verzweifelt, wenn es um´s Abschiednehmen geht.
Ein Lebewohl ist notwendig, ehe man sich wiedersehen kann.
Und ein Wiedersehn - sei es nach Augenblicken,
sei es nach Lebzeiten - ist denen gewiß, die Freunde sind.
(aus "Illusionen" von Richard Bach)

Glücklich sind wir zwei gegangen, immer gleichen Schritts,
was Du vom Schicksal hast empfangen, ich empfing es mit.
Doch nun heißt es Abschied nehmen und mir wird so bang,
jeder muss alleine gehen seinen letzten Gang.
(Verfasser unbekannt)

Vielleicht bedeutet Liebe auch lernen, jemanden gehen zu lassen, wissen, wann es Abschied nehmen heißt.
Nicht zulassen, dass unsere Gefühle dem im Weg stehen,
was am Ende wahrscheinlich besser ist für die, die wir lieben.
(Sergio Bambaren, "Der träumende Delphin")

Nur die fehlende Hoffnung auf ein Wiedersehen macht einen leidvollen Abschied.
(Achim Schmidtmann)
__________________
Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden.
Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun.


(Johann Wolfgang von Goethe)
"Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel
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