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#1
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AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit
Lieber Shalom,
danke, dass du deinen Thread wieder nach oben geholt hast. Als Ergänzung für die Denkanstöße der letzten Tage hat es mir sehr viel bedeutet und ich glaube, ich habe noch ein wenig mehr verstanden. Viele meiner Ängste konnte ich mittlerweile auch schon besiegen, manche noch nicht, aber wir wissen alle, es braucht Zeit. Die Geschichte der traurigen Traurigkeit hat unsere Tochter übrigens an Claus Beerdigung vorgelesen, vielleicht weil wir sogar ganz am Anfang unseres Trauerweges trotz aller Verzweiflung wussten, wie wichtig die Hoffnung in unserem Leben bleiben sollte. LG Andrea
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες |
#2
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AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit
Nachdenkliches zum "Kampf" zwischen Gefühl und Verstand, Trauer und Hoffnung
Ich habe in früheren Jahren mühsam lernen müssen, die unselige Trennung von Gefühl und Verstand aufzuheben, Gefühle zuzulassen, eigene Gefühle und die Gefühle anderer stehen zu lassen, Wolken vorüberziehen zu lassen, vieles auszusprechen und gleichzeitig auch dem Verstand Raum zu geben. Wenn deine todkranke Frau dir gegenübersitzt, die du so liebst und dir sagt, du mögest glücklich weiter leben auch vielleicht mit einem neuen Partner, das war sehr schwer für mich zu ertragen. Ich wollte doch, dass SIE bei mir bleibt und WIR zusammenstehen und alt werden. Wir sollten nicht gemeinsam alt werden, sondern hatten die Aufgabe uns auf den schweren letzten Weg gemeinsam vorzubereiten mit unseren Gefühlen und unserem Verstand. Und diese Aufgabe haben wir von Anfang bis zum Schluß auch angenommen. Ich konnte daher - wenn auch wie jetzt nur unter Tränen - meine Frau gehen lassen, es war für sie eine Erlösung und Befreiung von der kaum noch erträglichen Last ihrer Krankheit. Und es war gut so, warum sollte ich beklagen, dass sie nun nicht mehr leiden musste ? Ich hatte das Geschenk gesund zu sein, sie hatte es jedoch nicht. Von daher sehe ich auch jeden Tag in meinem "zweiten" Leben als ein Geschenk an, das ich als sehr wertvoll erachte und "hege und pflege". Ich habe mich den Aufgaben zu stellen, eine Flucht hilft nicht, dann holt mich die Seele wieder ein ("Angst essen Seele auf"). |
#3
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AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit
Hallo Shalom,
du bist auch ein Kämpfer ;-) In meiner Arbeit im KH,in der Sterbebegleitung und in den Trauerseminaren wurde mir sehr Vieles klarer. Manche Menschen möchten dieses Selbstmitleid in ihrer Trauer nicht missen,denn gerade dieses Mitleid erinnert sie an den Verstorbenen. Dadurch haben sie Gewissheit das der Schmerz vorhanden ist....und nicht vergeht. Denn es wäre für manchen garnicht auszuhalten ohne diesen Schmerz leben zu *müssen* Diesen Menschen lasse ich auch in meinen Seminaren einen Freiraum,sie dürfen in ihrem Schmerz verharren niemand zwingt sie diesen abzulegen. Nur weißt was ich beobachtet habe,je mehr andere auftauen,diese Phasen der Trauer bewußt durchgehen und auch vermehrt darüber sprechen desto mehr kommen auch die Anderen und beginnen zu sprechen. Die Phasen wechseln sich ab,oft werden ein und dieselbe Phase mehrmals durchschritten.......das ist grundsätzlich verschieden. Eines aber vergessen die meisten Trauernden,auch STERBENDE gehen durch diese Phase,dieselben Phasen zeit ihres letzten Lebensabschnittes. Nicht nur ich bin der ARME......sonder auch derjenige der gehen MUSS. Liebe Grüße und knuddel anny |
#4
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AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit
Liebe Anny,
danke für deine Antwort, ich kann jedes Deiner Worte bestätigen. Du schriebst insbesondere: Eines aber vergessen die meisten Trauernden,auch STERBENDE gehen durch dieselben Phasen während ihres letzten Lebensabschnittes. Nicht nur ich bin der ARME......sondern auch derjenige der gehen MUSS. Für das gemeinsame Durchlaufen einiger dieser Phasen während der langen Krankheits - und Abschiedszeit zusammen mit meiner verstorbenen Frau bin ich sehr, sehr dankbar. Abschied nehmen : Für mich ein Frühbeginn der Trauer, aber noch gemeinsam, Hand in Hand. Es war unerbittlich und schmerzlich für uns beide, aber wir konnten uns dem gar nicht entziehen. Es gab NICHT die Möglichkeit, es zu verdrängen. Es gab auch nicht die Möglichkeit voreinander die Situation, das Unabänderliche zu beklagen. In Würde sterben zu können, dankbar für ein gelebtes Leben Abschied nehmen zu können, war ihr geschenkt. SIE hat sich dieser unendlich grossen Aufgabe gestellt und SIE hat die Aufgabe gelöst. Das hat sie bis zum Endpunkt ihres Lebens bei mir, unseren Freunden, dem Krankenhauspersonal ausgestrahlt: Würde in Krankheit/Sterben, Liebe, menschliche Größe. Ich bin sehr dankbar, dass ich meine Frau damals ein Stück begleiten durfte. Auch wenn es immer wieder schwer ist, ich denke gerne an die vielen kleinen und großen Abschiede, sie zeigen mir immer wieder was "Würde" beim Sterben bedeutet und ordnen meine eigene Trauer um ihren Verlust dem entsprechend eher gering ein. Anny, ich danke Dir für den Hinweis, in diesem Trauerforum nicht nur den Gesichtspunkt der überlebenden Betroffenen zu beleuchten, sondern auch den der Sterbenden. Es kann uns "Überlebenden" durchaus helfen, Gedanken und Gefühle neu zu gewichten und zu hinterfragen. Mit lieben Grüßen Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun. (Johann Wolfgang von Goethe) "Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel Geändert von shalom (08.02.2006 um 14:15 Uhr) |
#5
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AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit
Zitat:
Ich weiß nicht, was tatsächlich nach dem Leben hier auf Erden kommt. Ich weiß nur, dass ich im Augenblick seines Todes ganz intensiv gespürt habe: Jetzt ist für ihn wieder alles ok. LG Andrea, heute genau seit 16 Monaten verzweifelt dabei, den Berg zu bezwingen....
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Που να 'σαι τώρα που κρυώνω και φοβάμαι και δεν επέστρεψες |
#6
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AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit
Liebe Andrea,
warum solltest Du etwas überhören oder übersehen haben, Du warst bei ihm und hast ihm Deine Nähe und Liebe angeboten und gespürt ,dass jetzt wieder alles für ihn o.k. ist. Vielleicht war ich mißverständlich in meiner Ausdrucksweise, entschuldige das bitte. Wir können natürlich nicht wissen und sollten uns das auch nicht anmassen, was im Augenblick des direkten Sterbens sein wird oder bei unserem geliebten Partner war. Mit meinen Äußerungen (wahrscheinlich auch denen von Anny) war eher der monatelange PROZESS des Abschiednehmens vor dem Tod gemeint (ich habe das auf das Wort Sterben verkürzt). Was ich durch den Beitrag von Anny meine verstanden zu haben, ist auch mal den Betrachtungsstandpunkt vom überlebenden Betroffenen zum sterbenskranken geliebten Menschen zu wechseln. Vielleicht ergibt sich dann ja ein gradueller Gewichtungswechsel meiner Gedanken und Gefühle, wenn ich auf meine Trauer schaue. So habe ich es für mich gesehen. LG Shalom
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Es ist nicht genug zu wissen, man muß es auch anwenden. Es ist nicht genug zu wollen, man muß es auch tun. (Johann Wolfgang von Goethe) "Wilhelm Meisters Wanderjahre", 3. Buch, 18. Kapitel Geändert von shalom (08.02.2006 um 18:42 Uhr) |
#7
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AW: Gemeinsame/einsame Wege bei Krankheit
Liebe Anny, hallo Shalom,
auch ich lese ständig mit Begeisterung Kübler- Ross und füge noch etwas hinzu. In einer Frage- Runde ( aus dem Buch " Was können wir noch tun " ) fragt eine Frau: " Ich möchte gerne Ihre Gedanken über die Trauer höre. Ist es möglich oder gar normal, um einen geliebten Ehemann, mit dem man viele Jahre verheiratet war und der nach sehr langer Krankheit erst vor kurzem gestorben ist, zu trauern, ohne ihn aber wirklich zu vermissen?" Frau Dr. Kübler- Ross antwortet: " Ja, das halte ich für möglich. Nach meiner Meinung kann eine Frau, die ihren Mann in einer langen Zeit der Krankheit umsorgt und den vorbereitenden Schmerz durchlebt hat, um ihn trauern und braucht ihn trotzdem nicht zu vermissen. Das Gefühl des Verlustes ist gepaart mit einer starken Empfindung der Erleichterung wenn eine lange Krankheit und schweres Leiden überstanden sind." Diese Worte sprechen mir aus der Seele. Natürlich vermisse ich meinen Mann, aber das Gefühl der Erleichterung ist immer noch da und tief im Innern habe ich deshalb ein schlechtes Gewissen- so als wäre ich eine Raben- Ehefrau, die froh ist, ihren Mann los zu sein- was ja nicht stimmt. Ich habe ein großes Bedürfnis, anderen Sterbenden zu helfen und werde dies demnächst auch tun. Mein Mann blieb fast bis vor kurz seinem Tod in der Phase des Nichtwahrhaben- wollens und des Zorns. Leider konnten wir keine Gespräche führen über Tod und Weiterleben nach dem Tod. Vielleicht hätte es ihm Erleichterung gegeben. Moni |
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