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  #1  
Alt 29.11.2005, 11:33
Lili Lili ist offline
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Standard AW: Eine (fast) Erfolgs-Story die nun doch zu scheitern droht

Liebe Martinese,
das ist ja ganz entsetzlich, was Ihr im Moment durchlebt! Und eins der wirklich schlimmen Szenarien, das da eingetroffen ist. Das einzig Wichtige ist bei der Entscheidung über das weitere Vorgehen, was Deine Mutter will. Wenn sie kämpfen will, müsst Ihr sie darin bestärken - was Du ja auch tust. Ich glaube, dass Du die richtige Strategie gewählt hast: erst noch einige Tage powern und wenn sich dann trotzdem keine Besserung einstellt, neu entscheiden. Sollte sich Deine Mutter entscheiden, loszulassen - sofern sie überhaupt in der Lage ist, ihren Willen zu äußern - wird auch das zu respektieren sein. Ihr müsst wohl wirklich auf das Schlimmste gefasst sein. Aber wichtig ist auch, dass man für sich selbst das Gefühl behält, wirklich alles versucht zu haben, das im Einklang mit den Wünschen des Betroffenen steht. In diesem Sinne wünsche ich Euch die Kraft und den Mut, das Richtige zu tun.
Grüße, Lili
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  #2  
Alt 29.11.2005, 14:45
Volker P Volker P ist offline
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Standard AW: Eine (fast) Erfolgs-Story die nun doch zu scheitern droht

Hallo Martinese,

das ist wirklich nicht einfach und ungerecht nach einer erfolgreichen OP durch so eine "Kleinigkeit" den Kampf doch zu verlieren. Ihr macht das richtige und ich hoffe Ihr gwinnt den Kampf doch noch.

Riesen Kraftpacket.

LG

Volker
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  #3  
Alt 29.11.2005, 21:28
HolgerS HolgerS ist offline
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Beiträge: 315
Standard AW: Eine (fast) Erfolgs-Story die nun doch zu scheitern droht

Auch von mir ein ganz großes und starkes Kraftpaket für Euch.

Holger
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  #4  
Alt 30.11.2005, 01:34
martinese martinese ist offline
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Standard AW: Eine (fast) Erfolgs-Story die nun doch zu scheitern droht

Wir scheinen kein Glück zu haben und erst Recht keine Gerechtigkeit zu erfahren. Seit heute morgen wissen wir, dass meine Mum auch noch an einer Lungenentzündung erkrankt ist. Die ohnehin schon geringe Hoffnung erfährt dadurch einen erheblichen Dämpfer. Die Ärzte befürchten, dass es bald zu Ende gehen könnte. Die Sauerstoffwerte im Blut verschlechtern sich, Thrombos steigen auf 13,6. Die Flüssigkeit und somit der Riss in der Narbe nehmen zu. Sie war heute relativ gut wach. Man konnte sich leicht verständigen bzw. sie hat einen Teil unserer Fragen mit Nicken oder Kopfschütteln beantwortet. Durch die zunehmende Verschlechterung ihres Zustandes und ihr dadurch verstärktes Leiden, haben wir veranlasst, dass sie in einen sedierten Zustand versetzt wird. Das Morphin wurde von 2 auf 6 erhöht und zudem Medikamente verabreicht, die Ängste und Beunruhigungen lösen und sie in einen Schlaf versetzen. Es ist wahnsinnig schwierig stark zu bleiben und ihr Hoffnung zu vermitteln, wenn man weiß, dass es wahrscheinlich die letzten Momente sind, wo man sie wirklich wach erlebt. Uns war wichtig, dass sie mit dem Gefühl der Hoffnung und Zuversicht einschläft.
Jetzt schläft sie und für uns stellt sich die Frage, wie wir bzw die Ärzte weiter fortfahren sollen. Einerseits will man ihr kein unnötiges Leid zufügen, auf der anderen Seite will man ihr und ihrem Körper nicht die besten Möglichkeiten auf ein Wunder vorenthalten. Aber wie hoch sind die Chancen, dass dieses Wunder eintritt und welches Leben erwartet sie nach dem wahnsinnig langen Genesungsprozess der damit verbunden wäre? Wie schnell würde sie wieder ein Rezidiv treffen? Wieviel Tage könnte sie noch wirklich unbeschwert leben? Wir werden uns morgen mit der ganzen Familie zusammensetzen und diese Problematik besprechen.

Das Einzige was in diesen Stunden wirklich feststeht, ist, dass sie die bezauberndste Mutter ist, die man sich vorstellen kann. Sie ist ein einzigartiger Mensch, der selbst in der schwierigsten Zeit immer erst an andere gedacht hat. Wenn sie gehen muss, werden wir sie unglaublich vermissen und es wird ein riesiges Loch in unserem Leben zurückbleiben...
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  #5  
Alt 30.11.2005, 08:14
Maria Berlin Maria Berlin ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Eine (fast) Erfolgs-Story die nun doch zu scheitern droht

Lieber Martin,
obwohl ich Euch nicht kenne, bin ich in Gedanken bei Euch. Es tut mir wahnsinnig leid, daß es so schlimm um Euch steht.
Mir fliegen die Wortfetzen durch den Kopf, ich kann Dir noch nichtmal was tröstliches schreiben. Aber eins noch: kein Kampf war umsost ausgefochten, hat es doch für kurze Zeit etwas Hoffnung gegeben.
Ansonsten freue ich mich, daß ihr Euch zu der Sedierung durchgerungen habt. Der Gedanke, daß sie leiden muss, ist nicht zu ertragen. Selbst wenn sie gehen muss, wird sie doch immer bei Euch sein.
Ich wünsche Dir Kraft, das alles durchzustehen. Liebe Grüsse Pritzeline
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  #6  
Alt 30.11.2005, 08:20
lommi lommi ist offline
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Beiträge: 241
Standard AW: Eine (fast) Erfolgs-Story die nun doch zu scheitern droht

hallo martinese,

euch bleibt anscheinend auch nichts erspart.... wie heißt der spruch?
"lächle und sei froh denn es könnte schlimmer kommen.
ich lächelte und war froh...und es kam schlimmer"
deine mama ist eine kämpferin aber wie du schon schreibst.....was wäre wenn?
dieser geschundene körper ist so schwach und hat keine abwehr mehr.
man muß damit rechnen, daß wohl eins nach dem anderen kommen wird, so hart sich das jetzt anhört.
es ist gut, daß ihr sie sedieren habt lassen denn alles andere wäre nur unnötige quälerei.
ich hoffe und bange mit euch auf dieses so unwarscheinliche wunder.
sollte es jedoch nicht eintreten dann laßt euere mama gehen, daß ist das größte zeichen euerer liebe zu ihr in diesem moment.

lg lommi
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  #7  
Alt 01.12.2005, 11:20
martinese martinese ist offline
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Beiträge: 11
Standard AW: Eine (fast) Erfolgs-Story die nun doch zu scheitern droht

Hallo,

vielen Dank für eure unterstützenden Worte. Man findet immer wieder neue Denkanstösse, Bestätigungen fraglicher Entscheidungen oder tröstende Worte.

Ich kann nicht mehr. Mein Körper ist übermüdet und in den letzten Tagen relativ unterernährt. Mein Geist ist geschwächt, verwirrt und zermürbt und mein Herz ist verletzt und durch Schmerzen geplagt.
Gestern morgen kamen wir mit der ganzen Familie zusammen, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Mittlerweile haben wir alle Begriffen dass uns nur noch ein Wunder schier unermesslichen Ausmaßes helfen kann, ansonsten hat sie definitiv keine Zukunft mehr. Da wir aber seit über 6 Monaten alles tun, damit sie gesund wird, wäre es komplett schizophren jetzt etwas zu tun, was dieser Idee entgegensteht. Also haben wir uns dafür entschieden, dem Körper alle erforderlichen Medikamente weiterzukommen zu lassen. Reanimation o.ä. haben wir ausgeschlossen. Das bedeutet, dass die Entscheidung über ihr Schicksal eigentlich feststeht, man nun aber abwarten muss, bis ihr Körper und somit sie selbst loslässt. Man hofft, dass sie nicht mehr allzu lange dafür braucht. Und dass ist irgendwie krank und absurd, meinem Innersten widerspricht es aufs Äußerste. Ich liebe sie so sehr und jetzt zu wollen, dass es ihr schnell schlechter geht und sie dadurch erlöst wird,ist verrückt. Aber Lommi, du hast es geschrieben: Wenn das Wunder nicht eintritt, dann lasst sie gehen, denn das ist der größte Beweis der Liebe zu ihr. Als ich diesen Spruch gelesen habe , kamen mir die Tränen, da er die Wahrheit widerspiegelt zugleich aber unendlich schmerzt. Es ist eine reine oktroierte Entscheidung der Vernunft, die dem Herzen erst in der Konsequenz der Erlösung meiner Mutter entspricht, primär aber genau das Gegenteil des Herzenswillen bedeutet.

Wir waren gestern wieder bei ihr im Krankenhaus. Wenn man sie sieht, verliert man die zwanghaft erreichte Neutralität des Kopfes, in der man beschlossen hat, dass es besser für sie ist zu gehen. Man sieht sie auf dem Bett liegen, völlig entspannt und friedlich. Ein Teil der Werte geht in Richtung Besserung und man bekommt zwangsläufig Hoffnung. Ich habe sie jeden Tag bekräftigt zu kämpfen und ihr Mut zugesprochen, gestern habe ich dies zum ersten Mal nícht getan, sondern nur gesagt, dass alles gut wird. Ist das nicht komisch? Man motiviert sie nicht mehr zu kämpfen, obwohl man an sich so sehr will, dass sie genau das tut, um gesund zu werden. Das Probem ist nur, (Wunder ausgenommen) dass dies nicht eintreten kann. Sie kann nicht mehr gesund werden. Ich habe gestern nochmals mit der Ärztin gesprochen und erklärte ihr den inneren Widerspruch und auch, dass man tief innen drin doch noch auf die letzte, kleine, verbliebene theoretische Chance hofft, dass die Wunden sich irgendwie doch von alleine verschliessen. Sie sagte, dass sie heute den Wundverband gewechselt haben und dass in dem Bauch die Säfte aus Magen und Leber stehen. Diese letzte Chance sschließt sie danach aus. Zudem zeigt ihr Röntgenbild eine Lungenentzündung, die ihr eigentlich kein annähernd akzeptables Atmen ermöglichen sollte. Die Ärzte wundern sich über ihre Werte. Ich mittlerweile nicht mehr. Meine Mum ist die größte Kämpferin die ich kenne. Sie hat den Willen zu leben nicht verloren und zwingt ihren geschundenen Körper zu kämpfen mit dem Ziel wieder bei uns zu sein. So wie ich meine Mum kenne, will sie das aber nicht für sich, sondern für uns. So wie sie immer alles zuerst für ihre Familie wollte.
Wahrscheinlich liegt es jetzt an uns, ihr zu sagen, dass sie loslassen kann...
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  #8  
Alt 01.12.2005, 12:10
miko miko ist offline
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Registriert seit: 26.11.2004
Beiträge: 18
Standard AW: Eine (fast) Erfolgs-Story die nun doch zu scheitern droht

lieber martin!

meine frau ist vor 4 monaten mit 48 jahren an bsdk gestorben.
wir hatten das große glück, dass es gelungen ist, silvia das sterben zu hause zu ermöglichen.
ich war die ganze nacht bei ihr und habe viel zu ihr gesprochen. am morgen sagte ich ihr, dass wir es nun geschafft haben, sie gar nichts mehr tun muss, alles ist erledigt, sie soll keine angst mehr haben, es kann uns nichts mehr geschehen.
darauf öffnete sie ein letztes mal die augen, sah mich an, atmete noch dreimal und war dann tot.

sie war dann noch einen ganzen tag in unserem haus, es war alles ganz ruhig und friedlich, die familie und viele freunde konnten sich hier noch von ihr verabschieden

ich wünsche euch alles gute!
miko
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