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  #1  
Alt 12.09.2005, 14:49
meike meike ist offline
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Standard AW: ...heute hätten wir Hochzeitstag

Hi Manu
vielen Dank für deine lieben Worte und ganz besonders für das Kraftpaket. Du hast völlig recht das man seinen Gefühlen freien Lauf lassen muß. Ich glaube zwar das es irgend wie weiter geht, habe aber das Gefühl das eine nicht zu schließende Lücke entstanden ist.
Ich hoffe es stellt sich bald etwas mehr optimismus bei mir ein.

Liebe Grüße meike
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  #2  
Alt 12.09.2005, 19:15
Benutzerbild von Rubbelmaus
Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Standard AW: ...heute hätten wir Hochzeitstag

Hallo Meike,
mit Sicherheit wird auch für die wieder eine Zeit kommen, wo die Sonne für dich scheint.
Das Leben ist immer ein Auf und Ab. Glück und Leid liegen zusammen.

Im Mai 2000 bekam ich die Diagnose, dass ich an Brustkrebs mit sehr geringer Überlebungschance, erkrankt sei. Ich habe eine sehr harte Behandlung von 11 Monaten hinter mir. Chemos,Op,Chemos,Bestrahlungen,Reha. Dadurch blieb ich behindert und wurde Rentnerin.Mein Mann war immer für mich da. Ohne seine Hilfe hätte ich es überhaupt nicht geschafft.
Während meiner Behandlung bekam meine Mutter einen Schlaganfall und wurde zum Pflegefall. Im März 2002 starb plötzlich unser einziger Sohn. Er wurde nur 34 Jahre alt. Meine Mutter starb dann im Oktober 2002. Ich habe praktisch innerhalb von 7 Monate Kind und Mutter verloren. Nun habe ich nur noch meinen Mann, mit dem ich 38 Jahre verheiratet bin. Oft habe ich mir damals gewünscht, einfach tot umzufallen, da ich nur noch verzweifelt war. Ich wollte nicht mehr leben und ich konnte es auch fast nicht mehr. Es hat mich viel Kraft gekostet und die Hilfe meines Psychodocs. Mein Mann konnte mir bei der Trauer nicht viel helfen, denn er war ja selbst Betroffener. Ausserdem trauern Männer und Frauen verschieden, jeder auf seine Art.

Doch heute nach so vielen Jahren bin ich glücklich über jeden Tag meines Lebens. Ich bin heute viel gelassener geworden und freue mich über jede Kleinigkeit. Ich habe mich durch die vielen Schicksalsschläge sehr verändert. Mein Mann und ich leben seitdem viel inninger miteinander. Wir freuen uns, dass wir zusammen sind. Streit, Ärger usw. haben in unserer Beziehung so gut wie keinen Platz mehr.
Warum ich das alles schreibe? Ich will dir damit aufzeigen, dass es immer einen neuen Tag und damit einen neuen Anfang gibt, auch für dich. Irgendwann kannst du mit dem Verlust deines Mannes leben. Nicht mehr so wie früher, aber anders. Aus jedem Leid wächst neue Kraft und ein neuer Lebensabschnitt. Irgendwann kehr auch bei dir wieder Freude und Glück ein, du mußt abwarten und fest daran glauben.

Ich wünsche dir viel Kraft und alles Gute für die Zukunft!

Liebe Grüsse Rubbelmaus
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  #3  
Alt 13.09.2005, 21:42
meike meike ist offline
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Standard AW: ...heute hätten wir Hochzeitstag

Hi Rubbelmaus
Wie hast du das bloß ausgehalten ?
Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll.
Du mußt sehr stark sein.
Ich frage mich nur, ob es für mich, Sinn macht den Schmerz zuertragen. Wofür, was soll den noch kommen????????????????????

Liebe Grüße meike
heute voll im Tief
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  #4  
Alt 13.09.2005, 23:56
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Rubbelmaus Rubbelmaus ist offline
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Standard AW: ...heute hätten wir Hochzeitstag

Hallo Meike,
der Schmerz ist auch bei mir immer da. Mal mehr, mal weniger, aber er ist nie weg. Nur, mittlerweile habe ich gelernt damit zu leben. Er ist ein Teil meiner Trauer und wenn er weg wäre, wären mir meine Lieben egal. Ich habe sie losgelassen und ihren Heimgang angenommen.
ICh habe mich schon vor meiner Erkrankung sehr intensiv mit dem Sterben und dem Tod beschäftigt. Wenn du Bücher darüber liest, wirst du vielleicht eine andere Einstellung dazu bekommen. Du kannst mich auch privat anschreiben, ich kann dir bestimmt Bücher darüber empfehlen. Aber mach das bitte erst, wenn du weißt, wenn der richtige Zeitpunkt für dich da ist, dich damit zu beschäftigen.
Es ist auch manchmal hilfreich, sich nach einer gewissen Zeit, an eine Trauergruppe zu wenden.

Was soll noch kommen? Bessere Zeiten, Glück, Freude, Zufriedenheit ect. Es gibt vieles was nur besser werden kann!

Ich bin auch nicht stärker als alle Anderen. Aber was sollte ich denn machen, es kam alles hintereinander, ob ich wollte oder nicht. Ich muss aber auch sagen, dass ich das ohne meinen Mann nicht geschafft hätte.

Es gibt auch heute noch Tage, wo es mir sauschlecht geht. Dann leg ich mich ins Bett und lasse alles raus. Ich weine, schimpfe, jammere usw. Doch spätestens am 3. Tag trete ich mir selber (symbolisch) in den Allerwertesten und sage mir jetzt ist es genug. Danach geht es mir besser und ich blicke wieder optimistisch in die Zukunft. Die Abstände zwischen diesen Phasen dauern mittlerweile immer länger.
Wie ich ja schon geschrieben habe, bin ich seit Beginn meines BK 2000 bis heute bei einem Psychodoc in Mitbehandlung. Erst 2x pro Woche, dann 1x pro Woche und seit einigen Monaten nur noch 1x im Monat. Es hilft mir sehr, mit allem klar zu kommen. Er ist für mich so etwas wie mein Rettungsring. Wenn es mir schlecht geht, kann ich jeder Zeit einen Zusatztermin bekommen und das beruhigt mich.

Meike, gib dir, deinem Schmerz, deiner Trauer Zeit. Das geht alles nicht von heute auf morgen. Setz dich bitte nicht unter Druck. Jeder hat seinen eigenen Rhythmus mit solchen schrecklichen Schicksalsschlägen fertig zu werden. SChlimm ist, dass Aussenstehende nach einer kurzen Zeit meinen, man müßte mit allem fertig geworden sein und sie erwarten dann, dass man wieder " normal funktioniert". Die Anteilnahme wird immer weniger und irgendwann sind sie nur noch genervt und wollen nicht mehr darüber sprechen. Teilw. ziehen sie sich zurück oder brechen den Kontakt ganz ab. Das tut weh!

So liebe Meike, ich hoffe, dass ich dir ein wenig helfen konnte.

Ich drücke dich und schick dir ganz viel Kraft und Energie!

Liebe Grüsse Rubbelmaus
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  #5  
Alt 16.09.2005, 19:21
Manu G. Manu G. ist offline
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Standard AW: ...heute hätten wir Hochzeitstag

Liebe Meike, ich kann alles nur bestätigen was Rubbelmaus geschrieben hat. Guck mal es ist bei Dir noch sehr, sehr frisch alles. Deine Tiefs werden sicherlich noch weiterhin kommen, aber sie werden immer weniger werden. Lass sie zu die Trauer auch wenn sie noch so weh tut. Aber lass sie zu. Du hast sicherlich auch sehr viel schlechtes durchgemacht während der Krankheit Deines Mannes, damit mein ich Du hast viel Leid gesehen, bist von Anfang an mit ihm da durch, und warst Du da auch nicht schon stark? Du warst es! Es wird kein Mensch nachvollziehen können, was Du mit ihm durchgemacht hast. JEdem dem Du es erzählst, nickt Dir nur zu aber verstehen tut es niemand der nicht dabei war. Deine Gedankengänge, Deine Ängste. Ja und nun hat Dein Mann es geschafft und hat Dich allein zurück gelassen, jetzt weine, lache und mach wie Dir zu Mute ist. Sprech mit ihm, sag ihm Du willst trauern, aber nicht leiden. Es wird Dir helfen. Ich wollte auch nicht mehr leben, ich habe am nächsten Tag (nach dem Tod) alles weg geschmissen, hab den Kühlschrank und alles was dazu gehört raus in die Mülltonne und hab beschlossen, so ich ess nix mehr, ich trink nix mehr, ich will nur noch sterben. Allein ohne ihn bin ich nichts, ich will zu ihm, morgens aufgewacht, geweint, bis Mittags an der gleichen Stelle gesessen, geweint, Abends ins Bett, alleine ohne ihn, geweint. Ja aber ich mußte da durch. Es war soooo bitter, aber es war gut. Ich kann den RAt von Rubbelmaus nur bekräftigen, sobald Du meinst soweit zu sein, lies Dir die Bücher durch. Du wirst eine ganz andere Sichtweise zum Tod bekommen und vielleicht mehr verstehen. Es ist nicht vorbei danach. Ich habe sie mir auch alle zugelegt, weil ich es einfach nicht verstehen konnte. Ich hab immer gesagt, das kanns doch jetzt nicht gewesen sein. Das wars auch nicht.
Er ist immer bei Dir. Stell Dir nicht die Frage für was Du noch da bist, es ist ganz einfach. Um zu leben, um wieder Freude zu haben. Genau wie Rubbelmaus, lebe ich jeden Tag voll aus. Ich freue mich über Sachen Du wirst es nicht glauben. Hab heut im Auto einen Glückscent gefunden, einen Richtigen mit einem G drauf, ich hab mich gefreut! Früher hätte ich ihn liegen lassen. Solche Kleinigkeiten freuen mich und ich bin gesund und war nicht krank. Erst die Krankheit meines Mannes hat mir gezeigt, wie schön doch ein Leben sein kann. Lasse Deine Tiefs zu und genieße die im Moment noch wenigen Hochs. Sie kommen wieder, ganz sicher. Viele, viele Kraftpakete und ich schick Dir ein Lächeln das die Sonne wieder für Dich ganz alleine scheinen wird. Manu
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