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  #1  
Alt 06.02.2018, 18:01
Clea Clea ist offline
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Registriert seit: 13.01.2017
Beiträge: 560
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

"Langgestreckt auf meiner Pritschenwagen starre ich an die graue Wand.
Draußen geht ein Sommerabend, der mich nicht kennt, singend ins Land."
So beschreibt Dietrich Bonhoeffer sein Leben im KZ.
Eingesperrt, während es draußen schön ist und das Leben einfach weitergeht.
So fühle ich mich oft, auch wenn die Situationen natürlich gar nicht vergleichbar sind.
Trotzdem fühle ich mich oft eingesperrt. In mir selbst, in meinem Kummer.
Und alle anderen schwimmen einfach weiter.
Ich versuche das auch, nur kommt es mir oft vor, als könnte ich strampeln wie ich wollte, ich komme einfach nicht vorwärts.
Oft frage ich mich, wird das jetzt eine Depression, oder gehört das zur normalen Trauer? Gelernt habe ich in der Ausbildung, dass es bis zu zwei Jahre dauern kann.
Also dann, auf in den Kampf!
__________________
Meine Ma
17.9.1957-19.2.2017, 59 Jahre, Lungenkrebs mit Hirnmetastasen
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  #2  
Alt 07.02.2018, 20:52
Däumling Däumling ist offline
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Registriert seit: 01.01.2018
Beiträge: 100
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Ja, auf in den Kampf.
Eine weitere fast schlaflose Nacht habe ich hinter mir.
Soviele Gedanken um das was noch zu tun ist...

Heute haben wir den Entwurf für die Zeitung geschrieben.
Erst saßen mein Bruder und ich recht ratlos da.
Wie macht man sowas?
Wir haben uns dann für einen Spruch entschieden, den wir Geschwister seit Papas Tod als Profilbild haben.
Etwas gemeinsames.
Dann noch ein wenig Bewunderung für seinen tapferen Kampf.
Die Bestatterin ist eine ganz liebe.
Sie kennt uns, das macht es ein bisschen einfacher, nicht ständig in Tränen auszubrechen.
Leider dauert es noch ca 14 Tage bis der totenschein ausgestellt ist. Also ist Ende Februar wohl die Beisetzung.

Momentan habe ich oft das Gefühl, ich funktioniere einfach.
Und ich habe ein bisschen angst vor dem was passiert, wenn die Beisetzung war.

Ach mein lieber Papa... ich vermisse dich.
__________________
Alles Liebe
Däumling
———————
Geliebter Papa 21.11.1956-26.01.2018
Mein tapferer Kämpfer, mein Held, mein Herz.
———————
Papa: SPRK Diagnose 09/17, OP 10/17, Bestrahlung ab 12/17, Rezidiv wuchert ins Bronchialsystem Ende Dez 17
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  #3  
Alt 09.02.2018, 12:01
Nicitzka Nicitzka ist offline
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Beiträge: 62
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Hallo ihr alle,

@Clea: das kann ich so unterstreichen. Bei mir ist es ein ganz ähnliches Gefühl. Ich fühle mich abgetrennt von den Anderen und der Welt da draußen.

Wegen der Depression: kannst Du denn auch kurze schöne Momente geniessen? Andere Gedanken?
Ich schätze, dass es eher die Trauer ist. Aber eien Trauerbegleitung oder ein Gespräch mit einem Therapeuten ist sicher nicht verkehrt (sondern unglaublich erleichternd!).

@Däumling: ich hatte auch Angst, was ist, wenn die Trauerfeier vorbei ist. Bis dahin war ich im Funktioniermodus. Die Beisetzung ist bei uns in den nächsten 2-3 Wochen. Das ist auch nochmal ein Schritt.
Ich finde diese Staffelung ganz ganz gut. Eine längere Abschiedszeit.
Aber das ist natürlich individuell.

Ich denke schon, dass dann die Trauerarbeit erst richtig losgeht. Ich hatte unglaubliche Angst vor der Leere. Vor der traurigen Einsamkeit.
Und ja, das ist auch so. Aber es ist auch wichtig. Irgendwie vom Gefühl her, dass die Trauer fließen kann.

Bei mir ist es so, dass ich richtig selektiere, mit wem ich meine Zeit verbringen möchte und mit wem nicht, auch wenn es bedeutet, dass ich weniger Menschen um mich rum habe. Dann aber lieber welche, die guttun.

Ehrlich gesagt, hatten wir nicht damit gerechnet, dass meine Mama nicht mehr ihren Geburtstag erlebt. Da waren wir alle sicher. Und alles ging so schnell. Das war krass. Bald ist ihr Geburtstag.

LG
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  #4  
Alt 09.02.2018, 13:12
Däumling Däumling ist offline
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Registriert seit: 01.01.2018
Beiträge: 100
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Abgetrennt beschreibt es am besten.
Ich habe das Gefühl ich bewege mich in einer Blase. Ich nehme am Leben teil, aber fühle mich nicht anwesend.
Ich bin kein Mensch, der viel weint.
Ich sitze eher da und schaue aus dem Fenster. Denke nach. Versuche schöne Erinnerungen vor Papas letzten Stunden zu schieben.
Und dann wieder schaue ich den riesigen Karton mit seinen Papieren an. Den müsste ich sortieren-aber ich kann noch nicht.

Lieber Papa,
Heute ist es 14 Tage her, dass du uns verlassen hast.
Vor 14 Tagen um diese Zeit habe ich meine Geschwister versammelt, damit sich alle verabschieden können.
So langsam tauchen hintenrum Fragen auf, ob ich die ganze Zeit da war. Sie verstehen nicht, dass du das nicht wolltest.
Ich habe schon ein bisschen was regeln können. Mein Bruder ist auch ganz fleißig. Er räumt auf, sortiert... puh, du hast uns ganz schön viel hinterlassen.
Aber wir schaffen das.
Mittwoch haben wir die Anzeige entworfen für deine Beisetzung. Als ich sagte es gibt am Ende einen Jägermeister für alle, war mir als wenn ich dich lachen höre.
Ich denke, dass ist wohl deine Zustimmung.
Deine kleine Enkeltochter hat heute morgen viel geweint. So klein und soviel Traurigkeit.
Aber bestimmt siehst du alles von dort wo du jetzt bist. Manchmal bin ich mir sicher, du bist ganz nah bei uns.
Ich hab dich lieb mein Papa !
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Alles Liebe
Däumling
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Geliebter Papa 21.11.1956-26.01.2018
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Papa: SPRK Diagnose 09/17, OP 10/17, Bestrahlung ab 12/17, Rezidiv wuchert ins Bronchialsystem Ende Dez 17
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  #5  
Alt 12.02.2018, 20:08
Däumling Däumling ist offline
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Registriert seit: 01.01.2018
Beiträge: 100
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Mein lieber Papa.

Deine Enkeltochter läuft nun alleine.
So niedlich und vorsichtig, aber sie macht das ganz toll.
Ich hätte dir so gerne ein Video geschickt, damit du es auch sehen kannst.
Und nun saß ich da mit meiner Freude über dieses kleine Wesen und der schweren Traurigkeit, weil ich diese Momente nicht mehr mit dir teilen kann.
Dann widerum bin ich mir sicher, dass du es trotzdem weißt, denn du bist nicht weit fort von uns.
Manchmal fühle ich, wie du an mir vorbei gehst.
Oder es fühlt sich an, als wenn mich jemand anstupst. Und wenn ich darauf mal nicht reagiere, klingelt auf einmal das Spielzeugtelefon von der Kleinen... obwohl niemand in der Nähe war.
Du fehlst mir so Papa.
Ich bin so unmotiviert irgendetwas anzufangen bzw zu beenden.
Dabei habe ich soviel zu tun bis Ende Mai. Und alles schiebe ich vor mir her.
Morgen muss ich im neuen Haus tapezieren, das mache ich eigentlich so gerne... aber momentan kann ich mich kein bisschen dafür begeistern... ich fürchte so sieht es am ende auch aus.
Ich hab dich lieb.
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Däumling
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  #6  
Alt 12.02.2018, 21:13
Christin12 Christin12 ist offline
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Registriert seit: 15.06.2012
Beiträge: 141
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Ich antworte dir hier, liebe Däumling.
Danke für deine Umarmung. Ich umarme dich gerne zurück. Du hast deinen
Papa auch verloren. Es tut mir sehr leid.

Ein stiller Gruß
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  #7  
Alt 12.02.2018, 23:06
Ceddy Ceddy ist offline
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Registriert seit: 10.11.2017
Beiträge: 73
Standard AW: Wenn ich doch nur schlafen könnte...

Ich war selber krank und lese jetzt erst, dass dein Papa nicht mehr bei dir ist.
Mein Beileid für dich.

Ja, mit dem nicht schlafen können, dass war bei mir genauso.

Erst jetzt, Mutti ist am 21.11.17 gestorben, geht es mit dem Schlafen etwas besser. Ich dachte schon, dass ich verrückt werde.....
Herzklopfen, Zukunftsangst, Allein sein mit allem..... hatte ich wie verrückt.
Meine Arbeit war mir egal.

Heute geht es besser, aber weinen muß ich auch noch jeden Tag, weil so vieles an sie erinnert. Eine Tupperdose, wo sie drauf geschieben hat.
Ein Nachthemd, was sie noch gebügelt hat....

Ich finde es eigentlich schön, wenn wir uns erinnern, es sollte nur nicht so weh tun.
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