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  #1  
Alt 25.06.2016, 15:34
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
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Unglücklich Wenn man weiß, es geht bald ins "Forum für Hinterbliebene"...

Hallo liebe Kämper und Mitkämpfer.

Meine liebe Mama (zu junge 54 Jahre) hat jetzt 3 Jahre gegen BSDK gekämpt. Anfangs hatte man ihr ein halbes Jahr gegeben, aber sie hat insgesamt unglaubliche 56 Sitzungen an Chemos durchgehalten. Einfach eine Kämpferin!!! Ich (inzwischen 27 Jahre) war bei fast jeder einzelnen Chemo dabei und auch sonst haben wir mehr Zeit miteinander verbracht - wir haben viel geweint, aber auch viel gelacht und jetzt ist unsere Verbindung stärker als eh und je.

Vorgestern kam die niederschmetternde Enddiagnose: Leberversagen Sie hatte in den letzten Wochen zwar sichtlich abgebaut und man hatte es auch irgendwo vermutet, aber dennoch ist es ein Schock die letzten Tage quasi schwarz auf weiß angekündigt zu bekommen.

Nun sitzen wir alle beisammen - ihre Mama, ihr Mann, ihr Bruder und ihre beiden Kinder samt Partner - und verbringen gemeinsam die letzten Tage oder Stunden. Es ist so unglaublich traurig. Vor allem meine Oma, also ihre Mama, und mein Stiefvater, sprich ihr Ehemann, tun mir so unglaublich leid: Meine Oma hat vor 3 Jahren (im Jahr der Diagnose) ihren lebenslangen Mann verloren und verliert jetzt ihr Kind; mein Stiefvater liebt meine Mutter über alles und kann ohne sie einfach nicht leben. Jeden immer wieder weinen zu sehen, ist so herzzerreißend.

Ich selbst fühle mich, als wäre ich in den letzten 3 Jahren um 10 Jahre gealtert... und kann mir einfach nicht vorstellen, dass meine Mama bald einfach nicht mehr da ist...

Ich habe länger nichts mehr hier geschrieben (bin eher eine stille Leserin) und musste mir das jetzt mal von der Seele schreiben. Ich freue mich über Beiträge jeglicher Art

Kallirhoe
__________________
Meine liebe Mama (54) BSDK. Diagnose März 2013. Noch immer am Kämpfen...

Geändert von Kallirhoe (25.06.2016 um 20:19 Uhr)
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  #2  
Alt 25.06.2016, 16:15
vintage vintage ist offline
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Standard AW: Wenn man weiß, es geht bald ins "Forum für Hinterbliebene"...

Liebe kallirhoe,


was kann/soll ich sagen.... ja, es ist herzzerreissend und der krebs ist so gemein und es ist ungerecht.

deine Mama hat - mit eurer unterstützung - so viel zeit herausgeschunden...das ist unglaublich tapfer von ihr und euch allen.

eure nähe ist eure stärke.
es ist einfach ein alptraum, wenn man weiss, das man nun loslassen muss.

ich bin auch in der krankheitszeit meines mannes (5 Monate) um zehn jahre gealtert.
und auch ein jahr nach seinem tod kann ich es immer noch nicht fassen.

nimm deine gefühle wahr.
ihr habt das beste gemacht, was ging!
sie beim abschied begleiten zu dürfen ist dennoch ein grosses geschenk.
diese nähe konnte nur so entstehen. und ihr könnt auch später noch davon zehren.

viel kraft dir als tochter, deiner mama, deinem stiefvater, deiner oma, deinem onkel und seiner familie.

liebe gruesse, vintage
__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #3  
Alt 25.06.2016, 19:29
Benutzerbild von Yogi 12
Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Standard AW: Wenn man weiß, es geht bald ins "Forum für Hinterbliebene"...

Hallo Kallirhoe,

es war gut noch Zeit zu haben, aber "jetzt" wo es bald dem Ende zugeht ist es sehr schmerzhaft, dass du und deine Familie bald Abschied von einem geliebten Menschen nehmen müsst.
Die intensiven Gefühle in der Zeit in der du deine Mutter begleitet hast machen verwundbar aber auch achtsam.
Sie wird gespürt haben, dass du ihr neben Angst und Schmerz auch mit ganz viel Liebe begegnet bist.
Vielleicht ist das Sterben dann nicht mehr so beängstigend, man schreitet voran und es fühlt sich besser an als man es sich je vorgestellt hat?

Meinem Mann waren nach der Lungenkrebsdiagnose trotz anders lautender Prognosen nur 8 Monate Lebenszeit vergönnt und ich bedaure dass die innigen Momente der Zuneigung die wir auch hatten durch das Mehrbettzimmer in einem allgemeinen Krankenhaus und vielleicht auch durch das "nicht wahrhaben wollen", für mein Empfinden zu kurz kamen.
Obwohl ich damals sehr traurig war, dass er keine Chance auf Lebensverlängerung hatte, bin ich mittlerweile dankbar , dass mein Mann keine unnötig lange Leidenszeit hinnehmen musste.
Die Auswirkungen seiner Abwesenheit spüre ich heute, bald 2 Jahre danach - wenn auch deutlich milder - immer noch.
In dieser Zeit hat es Zeichen der Verbundenheit mit anderen gegeben, aber ich musste auch lernen mit Enttäuschungen allein fertig zu werden.

Es ist leider so, dass alles was wir lieben uns früher oder später genommen wird und dass diese unfreiwilligen Veränderungen schwer wiegen.

Ich wünsche deiner Mutter eine friedliche schmerzfreie Vollendung ihres Lebens und dir und deiner Familie ein gutes fürsorgliches Miteinander, damit die nächste schwere Zeit die dann kommt erträglicher wird.


Herzliche Grüße

Yogi
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  #4  
Alt 25.06.2016, 21:11
Cinderellarot Cinderellarot ist offline
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Ort: Berlin
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Standard AW: Ich habe Angst, dass...

Hallo Kallirhoe,
ich kann das so nachvollziehen auch meine Mama liegt im Sterben,
es ist ein Schock die Hoffnung wurde genommen.
Sie ist ja auch noch Jung deine Mutti, und auch deine Oma tut mir so Leid..
Ich bin bei meiner Mama Tag und Nacht jetzt an ihrer Seite
Und fühle gar nix mehr irgendwie bin ich ein Roboter aber Nachts dann schaue ich immer ob sie noch atmet..kann kaum einschlafen..
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  #5  
Alt 25.06.2016, 23:45
veronika77 veronika77 ist offline
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Beiträge: 13
Standard AW: Ich habe Angst, dass...

Liebe Kallirhoe!
Ich kann sehr gut nachempfinden, wie du dich fühlst. Ich bin in einer ähnlichen Situation wie du. Ich möchte dir erst einmal viel Kraft wünschen, und sei stolz auf dich, dass du so für deine Mama da gewesen bist. Der Tod ist so entgültig, dass stimmt, aber die Hoffnung auf ein "Danach" lässt mich doch hoffen. Meine Mama wohnt leider etwas weiter von mir weg, deshalb versuche ich alle 2 Wochen hinzufahren (am Anfang der Diagnose waren wir öfter dort). Bin auch täglich in Kontakt mit meinem Papa, der sie noch daheim zusammen mit einem Pflegedienst pflegt. Nehme die Momente die du noch mit deiner Mum hast auf-sie wird immer bei dir sein. Ich habe in den letzten 2.5 Monaten meine Beziehung zu meiner Mutter noch intensiviert und wir haben über vieles sprechen können, was mir jetzt auch dazu hilft, loslassen zu können, obwohl ich sie natürlich noch so lange wie möglich bei mir halten möchte. Dieses Ungewisse ist zeitweise doch sehr zermürbend. Kopf hoch...
Alles Gute und liebe Grüsse
Veronika
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  #6  
Alt 27.06.2016, 10:57
Kallirhoe Kallirhoe ist offline
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Beiträge: 25
Standard AW: Ich habe Angst, dass...

Hm, irgendwie kam meine Nachricht gestern nicht an... also noch einmal:

Zunächst bedanke ich mich für die Beiträge - jeder hilft auf seine eigene Art und Weise

Wir haben hier auf der Palliativstation ein wirklich schönes Zimmer mit Terrasse. Am Freitag nach der Diagnose habe ich mein Lager aufgeschlagen und lebe quasi bei ihr. In den letzten 3 Tagen haben wir gemeinsam die unterschiedlichsten Phasen durchlebt: Von Verwirrtheit bis Klarheit, von Freude bis Trauer, von Akzeptanz bis Verleumdung war alles dabei...

Gestern hatte ihr Mann Geburtstag. Wir waren ungefähr 10 Leute hier. Es war wirklich schön und traurig zugleich! Mama wollte im selbstgemachten Fußballtrikot von sich aus ein Foto mit allen machen Vermutlich das letzte Foto... das geht ans Herz.

Besonders schwierig sind allerdings die Phasen der Verleumdung, in denen sie verlangt, dass die Schläuche (Magensonde, Port und Drainage) enfernt werden, damit sie "endlich ihre Sachen packen und wieder nach Hause fahren kann" - so ihre Worte. Sie ist derzeitig so überzeugt davon, dass sie jetzt wieder ihre Selbstständigkeit erlangen muss, um wieder gesund zu werden und normal zu leben.
Was soll man in solchen Situationen sagen/machen?

Schwierige Situation.

Kallirhoe
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Meine liebe Mama (54) BSDK. Diagnose März 2013. Noch immer am Kämpfen...
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Stichworte
angst, weihnachten


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