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  #1  
Alt 23.12.2015, 02:55
Benutzerbild von Zak
Zak Zak ist offline
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Registriert seit: 10.06.2014
Ort: Mainz
Beiträge: 59
Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Jana,

Das Gefühl das du beschreibst kenne ich, es hat mich sehr lange beschäftigt, und sehr belastet.. Ich hatte das Gefühl mit mir stimmt irgendetwas nicht... Ingendetwas in meinen Kopf oder in meinen Herzen ist kaputt, mir hat der große Schmerz gefehlt..die ganze Jahre in denen ich meine Mama begleitet habe waren voller Schmerz Trauer Angst..Angst vor den Moment wenn sie geht und dann war der Schmerz nicht so wie ich ihn erwattet hatte..
Ich wollte Schmerz spüren und Tauern so wie es der beste Mensch verdient hat um ihn zu trauen.. Ich hatte schuld Gefühle..
Ich hatte das Gefühl das meine Tränen Kanäle verstopft waren mein Herz taub war und die Gedanken/Erinnerung an meiner Mama gelöscht waren..
Mit der Zeit (1 Jahr ist Mama verstorben) gab es Tage da war das weinen heftigere der Schmerz schmerzhafter aber ich habe das Gefühl bei meiner Trauer noch nicht angekommen zu sein ........
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  #2  
Alt 23.12.2015, 08:18
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Beiträge: 505
Standard AW: Unbegreiflich

Ich danke euch allen für eure Worte. Ich bin überrascht und sehr froh, dass ich nicht alleine bin und es vielen so zu gehen scheint. Es macht wohl auch einen großen Unterschied, ob man schon vorher einen langen Leidensweg hinter sich hatte oder nicht. Ich hatte immer das Gefühl, von Anfang an zu trauern und mich von meiner Mutter zu verabschieden. Jeder Besuch war geprägt von dem Gedanken "wie lange noch?".
Und dann diese ständige Angst... Auch ich war regelmäßige Benutzerin von Google.. Jedes Symptom wurde analysiert. Immer war ich auf der Hut, die nächste Katastrophe erwartend... Ich weiß noch sehr genau, als ich im Juli diesen Jahres meine Eltern besuchte. Ich war guter Dinge und dachte mir "jetzt lass deine Sorgen und genieße die Zeit... Bis meine Mutter dann sagte "guck mal, irgendwie ist mein Bauch so dick".... Bumms!!!! Ich wusste eigentlich gleich was los war... Habe es versucht, noch ein wenig zu verdrängen..
Kurzum, die Zeit war die Hölle! Jetzt habe ich Gewissheit, das schlimmste was passieren konnte, ist passiert. Damit kann ich irgendwie besser umgehen.

Was mich auch überrascht ist, dass der Tod meiner Mutter das gesamte Familiengefüge durcheinander gebracht und verändert hat. Und zwar im positiven. Die Beziehung zu meinem Bruder und zu meinem Vater ist viel intensiver, mein Vater ist nicht zusammengebrochen wie ich immer befürchtet hatte. Anfangs schon, aber jetzt scheint es ihm recht gut zu gehen und er kümmert sich um Dinge die er vorher immer Mama überlassen hat, kauft Geschenke für Weihnachten etc.. Ich habe von meinem Papa seit Jahren keine Weihnachtsgeschenke mehr bekommen und nun hat er mir strahlend eine kleine Geschenketüte mitgegeben. Eine ganz neue Dynamik..
Ich denke man kann sagen, dass so ein Ereignis und so eine Krise Dinge bewirkt die man vorher nicht erwartet hätte. Keiner weiß wie er reagieren oder fühlen wird, niemand weiß was passiert. Viele Befürchtungen sind unnötig, andere hingegen sind noch viel schlimmer als gedacht.
Bei mir hat das alles eine tiefe Demut vor dem Leben hinterlassen... Mich völlig verändert.

Ich wünsche Euch allen tapferen hier wundervolle Festtage.


Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #3  
Alt 23.12.2015, 09:24
vintage vintage ist offline
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Beiträge: 745
Standard AW: Unbegreiflich

liebe jana,

deine worte sind so schön.
ja, das schlimmste ist (schon) passiert und es verändert einen.

__________________
lieben gruß, vintage



Mein geliebter Mann wurde nur 49 Jahre alt und
starb knapp fünf Monate nach der Diagnose.
* Juli 1965 - + Mai 2015

ED Weihnachten 2014 Darmkrebs mit zu vielen Lebermetastasen,
dann auch Lungenmetastasen...
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  #4  
Alt 23.12.2015, 13:05
tinep tinep ist offline
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Registriert seit: 22.10.2013
Beiträge: 34
Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Jana

Deine Worte tun sehr gut. Dass es nicht das Ende der Welt und jeder Freude bedeutet macht mir viel Hoffnung.

Du schreibst auch von der ständigen Angst. Die quält mich auch seit 2 Jahren. Ich lebe weiter weg von meinen Eltern und auch mir ging es so, dass ich bei jedem Besuch Angst hatte ob sie sich sehr verändert hat und bei jedem Abschied Angst, dass es das letzte mal ist dass ich sie "gut beinander" sehe.

Jetzt ist es eingetroffen. Das ist wohl der letzte Besuch hier bei ihr, ich werde nicht gehen bevor sie nicht gehen konnte.

Und so schlimm es ist, ich will sie nicht mehr leiden sehen und ich bin auch für meinen Vater und mich froh, wenn diese ständige Bedrohung die über einem schwebt geschafft ist. Keine Panik vor "was ist nächsten Sommer". Ich kann Urlaubstage verwenden um tatsächlich in einen Urlaub zu fahren. Und ich muss keine Sorge mehr haben dass sie weint und verzweifelt und hofft und doch nur eine Niederlage erlebt. Wie ihr sagt "das schlimmste ist schon passiert" und dann ist es traurig und unbegreiflich. Aber es ist wieder eine konstante da an der man arbeiten kann.

Klingt das egoistisch? Ich hoffe nicht. Jemand hat hier geschrieben "wir haben uns dieses Schicksal nicht ausgesucht"
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  #5  
Alt 23.12.2015, 15:20
LiebesHerz LiebesHerz ist offline
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Registriert seit: 04.08.2014
Beiträge: 505
Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Tinep,

das ist nicht egoistisch. Ich kenne die Gedanken... Nicht mehr morgens angstvoll aufs Handy gucken, planen können, Urlaub genießen... Das alles ist wichtig und ein natürliches Bedürfnis. Ich habe immer versucht, wenigstens im Urlaub abzuschalten, nicht anzurufen zu Hause etc., es hat nicht geklappt. Man kann keinen Urlaub vom Krebs nehmen. Und vor jedem Urlaub gab es immer neue Hiobsbotschaften, es war wie verhext. Nun fahre ich bald mit meinem Mann eine Woche ans Meer und freue mich wahnsinnig drauf! Endlich mal durchatmen.

Alles Liebe!
Jana
__________________
Meine Mutter:
Pankreas-Ca ED 7/2014
verstorben am 3.11.15

Immer in meinem Herzen...
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  #6  
Alt 27.12.2015, 03:59
DieKathi DieKathi ist offline
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Beiträge: 9
Standard AW: Unbegreiflich

Liebe Jana,

ich kann nur sagen, mir geht es sehr ähnlich. Meine Mama ist kurz nach deiner, nämlich am 19.11.15, verstorben und ich habe deine Geschichte auch ein wenig mitverfolgt.
Ich kann weinen, aber nur, wenn ich alleine bin und nie in Gesellschaft. Auch tagsüber merkt man mir glaube ich gar nichts an. Warum das so ist, weiß ich nicht, aber ich denke, es hat auch viel damit zu tun, dass wir schon lange vorher wussten, wie die Krankheit bei meiner Mutter letztendlich ausgehen wird. So hat man sich jedes Mal irgendwie ein wenig verabschiedet und ich glaube, das spielt eine sehr große Rolle für die Bewältigung der Traue, zumindest in meinem Fall.
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  #7  
Alt 12.01.2016, 23:11
Lilie1987 Lilie1987 ist offline
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Beiträge: 8
Standard AW: Unbegreiflich

Ich muss mich nun auch im Hinterbliebenenforum einreihen .

Ich bin euch sehr dankbar über eure Schilderungen, wie die Trauer bei euch zum Vorschein kommt. Bei meinem Vater wurde im April 15 Lunkenkrebs diagnostiziert..wir wussten was uns erwartet und es ging auch stetig bergab. Mir ging es in der ganzen Zeit sehr schlecht, ich konnte ihn nicht so leiden sehen, nicht mal in seine müden/traurigen Augen sehen. Ihm ging es ähnlich, er hat sich nicht mehr raus getraut, aus Angst jemand könnte ihn so schwach sehen. Lachen war auch kaum noch möglich.

Ich habe mir immer wieder vor Augen gehalten, dass er bald gehen muss... konnte mich also an den Gedanken gewöhnen. Es ging ihm so schlecht, dass ich zwischendurch hoffte es würde bald aufhören das er vor allem auch seelisch so leiden muss.. (Kann glaub ich nur ein Angehöriger verstehen.)

Er ist jetzt am 06.01. plötzlich im Schlaf verstorben, ohne irgendwelche "Vorankündigungen". Das finde ich sehr tröstlich, zumindest für ihn. Er sah tot so friedlich und glücklich aus aus wie schon lange nicht mehr.

Ich fühle mich ein bisschen schuldig, weil ich denke jetzt ist die Situation für die ganze Familie nicht mehr so schlimm. Mir geht es mmomentan besser als zu der Zeit wo er krank war. Ich habe aber Angst dass mir erst später irgenwann richtig bewusst wird, dass er nicht mehr da ist.
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