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Alt 29.09.2015, 15:53
Namida Namida ist offline
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Registriert seit: 25.06.2013
Beiträge: 12
Standard AW: Palliative Sedierung und eingeschlafen - Selbstvorwürfe

Hallo Nico,

auch ich möchte Dir mein herzliches Beileid zum Verlust deines Vaters aussprechen.
Und ich möchte dir ebenfalls gerne sagen, dass Ihr Euch keine Vorwürfe zu machen braucht. Wenn das Unvermeidliche nicht aufzuhalten ist, war eine palliative Sedierung sicher der richtige Weg.

Als meine Mama vor 4 Monaten starb, wurde im Sterbeprozess aufgrund innerfamiliärer Unstimmigkeiten aus meiner Sicht zu lange mit der palliativen Sedierung gewartet. Ich habe meine Mutter in dieser Phase ohne Sedierung erlebt, habe die Nächte mit ihr durchwacht, ihre Angst- und Panikattacken mit ihr durchgestanden. Sie hat gejammert und geschrien wie ein kleines Kind. Ich kann Dir sagen, diese Situation war wirklich unwürdig. Und wir waren unglaublich dankbar, als die Palliativärztin mit Zustimmung meines Vaters und mir, aber gegen den Willen anderer Familienmitglieder die palliative Sedierung durchführte. Aus meiner Sicht konnte meine Mutter damit ruhig und friedlich und in Würde gehen.

Du schreibst, am Ende war dein Vater ruhig und atmete friedlich. So war es bei meiner Mutter auch und so war es auch gut. Sie bekam zwar nicht mehr wirklich etwas mit (zumindest schien es nach außen hin so), hatte aber auch keine Angst mehr und musste keine Schmerzen mehr erleiden.

Als Angehöriger steht man in einer solchen Situation sowieso völlig neben sich, ist entsetzt und überfordert, wie ihr es ja auch wart. Aber die finale Sterbephase ohne Sedierung des geliebten Menschen aushalten zu müssen, fanden zumindest mein Vater und ich viel, viel schlimmer als das „Wegdämmern“ mitzuerleben. Und dabei ging es uns nicht um uns, sondern wir fanden es einfach nicht richtig, dass der Mensch, der alles für uns war, seine Schmerzen (die unvorstellbar gewesen sein müssen) und Todesangst erleiden musste, wenn es auch Möglichkeiten gab, ihm das zu ersparen. Zumal das Ende ohnehin nicht aufzuhalten war.
Ihr konntet nicht mehr für Deinen Vater tun. Daher versucht Euren Frieden damit zu machen – es ist schwer, das weiß ich. Aber die Sedierung war sicherlich besser für Deinen Vater.
Auch ich wünsche Dir viel Kraft für die kommende Zeit. Der Schmerz wird besser – irgendwann.

Viele Grüße
Namida
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