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#1
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AW: Ganz schön viele Fragen und Nöte...
Liebe Elsa,
mein herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter. Wie man an deinem Beitrag erkennt, trauerst du nicht nur um deine Mama, sondern leidest auch noch sehr darunter, dass du mit ihr vor ihrem Tod nicht alles klären konntest, was dir wichtig war. Sicher ist das nicht schön für dich. Ich denke aber, dass deine Mutter sich bis zu ihrem Tod damit nicht arrangieren konnte. Wie schwer ist es mit 58 Jahren sterben zu müssen. Wie schwer muss es sein, das annehmen zu können. Meine Mutter konnte nach fast sieben Jahren Kampf gegen den Krebs erst eine Woche vor ihrem Tod darüber sprechen. Erst als sie wirklich sterbenskrank war, ignorierte sie den Tod nicht mehr. Vorher dachte sie, sie könnte mit Dauerchemos endlos weiterleben. Und sie war sehr viel älter als deine Mutter. Ich denke es ist sehr schwierig sich als Angehöriger in die tatsächliche Situation des Sterbenmüssens hineinversetzen zu können. Als Tochter möchte man noch viel besprechen, meint durch Gespräche helfen zu können, will wissen, was noch zu tun ist, welche Wünsche da sind. Und dann wird alles abgelehnt. Ich denke, die Aggressivität ist Verzweiflung. Zum allein sterben: Manche Menschen warten mit ihrem Sterben darauf, dass die Angehörigen den Raum verlassen, und wenn es nur für 5 Minuten ist. Sie können nur allein gehen. Vielleicht wollen sie damit ihre Ehepartner oder Kinder damit auch schützen. Ich denke von nicht teilnehmen lassen wollen kann in dieser Situation nicht die Rede sein. Es ist immerhin ihr Tod. Und ich denke wenn ein Sterbender, so wie deine Mutter, auch nonverbal seine Wünsche geäußert hat, dann muss man das respektieren. Sie wollte mit niemandem reden und vielleicht hatte sie am Ende auch keine Angst? Liebe Elsa, ich verstehe deine anfängliche Wut und auch deine Traurigkeit. Du bist die Tochter, du hast deine geliebte Mama verloren. Du wusstest, dass sie sterben muss und wolltest ihr noch soviel Gutes tun und mit ihr sprechen. Ich weiß noch vom Tod meiner Mutter. Am Ende will man noch soviel Liebe geben, solange es möglich ist. Und es ist wirklich bitter, wenn das dann nicht gelingt. Aber deine Mutter ist ihren eigenen Weg gegangen. Sorry, wurde jetzt auch länger.. Ich drück dich mal Viki |
#2
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AW: Ganz schön viele Fragen und Nöte...
Liebe Elsa,
mein herzliches Beileid zum Tod deiner Mama.Mein Mann ist auch vor sechs Monaten an Krebs(Pleuramesitheliom) gestorben.Er wollte seinen Tod nicht akzeptieren, er konnte nicht mehr laufen, hat es aber tapfer geübt, bis zuletzt hat er sich so verhalten, als ob nichts gewesen wäre, als ob man auf einer Palliativstation gesund werden kann.Er hat mit mir seine Lieblingsfilme geguckt. Er meinte immer er wäre noch nicht todkrank.Ob er sich damit abgefunden hat, ob er den Frieden damit geschlossen hat, weiß ich nicht.Ich konnte und wollte nicht das ansprechen. Ich war einfach da und habe so gemacht, als ob alles ok wäre. Ich habe es auch verdrängt, ich wollte einfach nicht die Tatsache wahrnehmen, dass er bald sterben muss. Ich habe ihm nur tausendmal gesagt, dass ich ihn über alles liebe.Am Ende hat er nur auf meine Stimme reagiert, es tat ihm gut, ich habe ihm Lieder gesungen, aber losslassen konnte er als ich von ihm etwas entfernt stand und nicht bei ihm saß. Er war erst 51, viel früh um zu sterben. Es ist sehr schade, dass er sich von mir nicht verabschiedet hat, er hat das inderekt in letzten Monaten gemacht.Wir haben uns sehr geliebt und haben es tausendmal zueinander gesagt. Er hatte am Ende viel Angst, das weiß ich. Oleg, ich vermisse dich so sehr, mein Schatz Laolam |
#3
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AW: Ganz schön viele Fragen und Nöte...
Liebe Elsa,
mein herzliches Beileid zum Tod deiner Mama.Mein Mann ist auch vor sechs Monaten an Krebs(Pleuramesotheliom) gestorben.Er wollte seinen Tod nicht akzeptieren, er konnte nicht mehr laufen, hat es aber tapfer geübt, bis zuletzt hat er sich so verhalten, als ob nichts gewesen wäre, als ob man auf einer Palliativstation gesund werden kann.Er hat mit mir seine Lieblingsfilme geguckt. Er meinte immer er wäre noch nicht todkrank.Ob er sich damit abgefunden hat, ob er den Frieden damit geschlossen hat, weiß ich nicht.Ich konnte und wollte nicht das ansprechen. Ich war einfach da und habe so gemacht, als ob alles ok ist. Ich habe es auch verdrängt. Ich habe ihm nur tausendmal gesagt, dass ich ihn über alles liebe.Am Ende hat er auf meine Stimme reagiert, es tat ihm gut, ich habe ihm Lieder gesungen, aber losslassen konnte er als ich von ihm etwas entfernt stand und nicht bei ihm saß. Er war erst 51, viel früh um zu sterben. Es ist sehr schade, dass er sich von mir nicht vrrabschiedet hat, er hat das inderekt in letzten Monaten gemacht.Wir haben uns sehr geliebt und haben es tausendmal zueinander gesagt. Er hatte am Ende viel Angst, das weiß ich. Oleg, ich vermisse dich so sehr, mein Schatz |
#4
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AW: Ganz schön viele Fragen und Nöte...
Liebe Elsa, mein herzliches Beileid zum Tod deiner Mutter. Nach meiner Ansicht braucht jeder etwas anderes um Loszulassen. Wir sind alle Unikate jeder kommt anders aufdie Welt und jeder geht anders. Bei meinem Herz war es so: Er hat die letzten Tage viel Musik gehört, Grönemeier, Die toten Hosen, alles sehr laut. Dann war es ihm zu laut und ich habe ihm eine CD mit Naturtönen angestellt. Es beruhigte ihn. Am letzten Tag/Nacht war immer jemand bei ihm. Er ist friedlich eingeschlafen. Mach dir nicht soviel Sorgen, ich finde wichtig ist, dass sie friedlich eingeschlafen ist.
Wünsche dir viel Kraft Edith 53 |
#5
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AW: Ganz schön viele Fragen und Nöte...
Danke für die teilnahmevollen Antworten!
Momentan ist es so, dass ich festgestellt habe, dass ich erst jetzt, nach über 6 Monaten anfange, so richtig zu trauern. Vorher war ich immer die starke, die die alles zusammenhält, die Schwester und Vater mit aufbaut, sich um Job, die eigenen Kinder und die Wohnungsauflösung von meiner Mama kümmerte, JETZT: in der Trauer angekommen! Jetzt kommen erst die ganzen Bilder der letzten Tage wieder hoch, jetzt höre ich sie vor "Unbehagen" (so meinte sie!!!!) stöhnen, als ich sie das letzte Mal lebend sah, ihre marmorierte dünne haut, ihr röchelnder Atem, ihre permanent geschlossenen Augen, ihre wirren, aber doch bildhaften letzten Worte.... Wie muss man sein und denken, wenn man sich seinen nächsten, liebsten Menschen nicht im letzten Weg- gang anvertraut? Ich meine, wir waren uns immer so vertraut, uns fast jeden Tag gesehen, täglich telefoniert...doch immer wenn ich sie auf das eventuell kommende - das sterben-??? ; ansprach, wehrte sie ab, meist mit den Worten:"Denkst du etwa, ich segne bald das zeitliche? Tsss..." Ja, solche Bilder, Worte, kurze Sequenzen von Gesprächen- all das geht mir, meist, wenn ich alleine bin, durch den Kopf! Ich grüble immer wieder, was ich hätte besser machen können, noch hätte sagen sollen! Letztlich waren meine Schwester und ich doch überrascht, dass sie nur 4 Stunden (!!!!) auf der Palliativstation lag, um dann allein zu sterben! Wir waren vier Tage zuvor so froh, dass endlich ein Platz frei wurde, und dann das! Wir (meine Familie und ich, mein Vater, meine Schwester und ihre Familie) sind auch die einzigen, die sich um alles gekümmert haben! Ihre Geschwister und ihre Mutter sind bei der ganzen Sterbezeit, der Zeit danach (Organisation der Trauerfeier, Nachlassregelung, Wohnungsauflösung...)nicht aktiv dabei. Sie konnten nie mit dem Tod umgehen, haben uns alles machen lassen, ohne Unterstützung anzubieten.Stattdessen kamen nur Vorwürfe... Wir haben mittlerweile keinen Kontakt mehr, zu unseren Tanten und Onkels und der Oma. Unserer Mutter würde es das Herz zerreissen, wenn sie sähe (oder sieht??? Wer weiß...), wie sich jetzt unsere Verwandten uns gegenüber verhalten.. Es ist schon komisch: Plötzlich ist alles anders, plötzlich fehlt sie und ganze Banden mit... Sie war unser Fels in der Brandung, nun ist sie weg und der Rest der Familie fällt in sich zusammen! Erst jetzt kann ich über so etwas nachdenken, bzw, (hier) schreiben! Danke, dass ihr das lest und auch antwortet. Das tut gut! Elsa |
#6
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AW: Ganz schön viele Fragen und Nöte...
Liebe Elsa,
trauern nach 6 Monaten. Es ist gut. Jeder braucht seine Zeit erst mal zu verstehen, unsere geliebten Angehöregen sind nicht mehr da. Das Leben ist anders und an dieses Andere muß sich jeder gewöhnen. Ich war damit schon überfordert, wollte ihn nur zurück. Tage. Wochen. Monate. Heute weiß ich, ich muß ohne ihn leben. Weiß zwar noch nicht wie, aber zur Zeit baue ich neue Kontakte auf. Eine Kollegin, mit der ich offen über meine Trauer reden kann. Sie verdreht nicht die Augen, hört mir zu, ich meine wirklich zu. Eine Kollegin, die mir auch mal den Kopf wäscht. Meine Schwester, die mehrmals in der Woche anruft, sie wohnt ca 250 km entfernt, nur um zu fragen wie es mir geht. Wie der Alltag ist. Und meine Psychologie, die mir aufzeigt, warum ich sauer bin, wenn der Fernseher, den Eckhard gekauft hat, kaputt ist. Warum ich traurig bin, wenn ich Sterbebegleitung bei der Arbeit übernehme. Und meine neue Vermieter, die mich zum Arzt fährt, oder Hühnerbrühe bringen, wenn ich krank bin. Viele Menschen, die versuchen eine Lücke zu füllen, die mein Herz hinterlassen hat. Schaffen sie dies, nein. Wißt ihr was, dies ist gut, denn niemand kann ihn ersetzen, nicht mal 4 oder 5 Menschen. Mit dieser Lücke muß, will, ich leben. Viel Kraft für dich und schreib dir alles von der Seele, es hilft mir. Edith 53 |
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Stichworte |
sterben, tod, umgang damit |
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