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  #1  
Alt 24.12.2014, 17:12
Julia93 Julia93 ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Das erste Weihnachten ohn meinen Vater.
Der Gedanke daran, nie wieder mit ihm den Weihnachtsbaum aufzustellen, zu schmücken und sich dann abends auf dem Sofa gemütlich zusammen zu kuscheln bringt mich gerade fast um.
Wie macht man das bloß? Wie bringt man das erste Weihnachten ohne einen geliebten Menschen hinter sich...wie habt ihr das überstanden?
Meine Mutti und ich sind heute Abend ganz alleine.
Es stellte sich schon als fast schier unmöglich heraus, den Kartoffelsalat so hinzubekommen wie wir es von Papa gewohnt waren.
Es sind die kleinen und banalen Dinge, die einem auf einmal unlösbar zu sein scheinen.
Die Trauer ist bei mir wieder da wie am Anfang. Aber das ist wahrscheinlich normal an solchen Familienfesten oder?
Naja, vllt köpfe ich nachher einfach eine Flasche Sekt mit meiner Mutter. Eigentlich so garnicht meine Art, aber manchmal ist Alkohol doch eine gute Erfindung.

Ich bin mir sicher, dass unsere Lieben bei uns sind. Auf irgendeine Weise. Papa würde
nicht wollen, dass wir so traurig sind. Er ist bei uns. In irgendeiner Form. In welcher genau, werden wir erst herausfinden wenn es bei uns soweit ist.

"Fröhliche Weihnachten"

Julia
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Liebe ist stärker als der Tod!
Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #2  
Alt 24.12.2014, 22:15
slavejo slavejo ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo Julia,

Auch ich "feiere" heute meinen ersten Heiligabend ohne meinen Papa...
Er starb am Nikolaustag...
Bei uns lief das an Weihnachten ziemlich ähnlich wie bei euch ab - alles drehte sich irgendwie um meinen Dad.
Naja jetzt ist es so das meine Mutter Weihnachten einfach ignoriert. Sie will keinen Besuch, keine Anrufe usw... Ich (28) bin mit meiner Frau und unserem im Juni geborenen Sohn essen gegangen und haben eine kleine Bescherung gemacht..
Mehr war aber an "Weihnachtsstimmung" auch für mich nicht drin...
Wie sagten immer so lapidar: da müssen wir einfach durch!

Grüße Micha
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  #3  
Alt 24.12.2014, 22:53
Julia93 Julia93 ist offline
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Beiträge: 42
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Schon fast 11 Uhr. Gott sei Dank.
Wir feiern Weihnachten immer in unserem zweiten Wohnzimmer. Das Zimmer wo mein Vater gestorben ist. Ich konnte den Raum bis vor einem Monat nichtmal betreten. Der Weihnachtskitsch, sprich Tannenbaum & Co machen es irgendwie einfacher. Allerdings hat sich unser Hund merkwürdig benommen, er ist völlig überdreht durch die Gegend gesprungen und hat alles abgeschnüffelt wie ein Irrer. Kann eine Hundenase oder ein Hundegedächtnis so gut sein, dass er sich nach fast acht Monaten noch erinnert?

Meine Mutti telefoniert seit einer halben Stunde mit Ihrem Neuen. Ich glaube sie kriegt garnivht mit, wie es gerade für mich ist hier so alleine zu sitzen.
Dabei hatten wir vorhin noch einen gemeinsamen Heulanfall als wir vom Friedhof kamen.
Wie soll man die Frau bloß verstehen?

Julia
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Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #4  
Alt 25.01.2015, 11:38
Julia93 Julia93 ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Kennt Ihr dieses Gefühl, wenn man von jetzt auf gleich innerlich total zusammenbricht und sich nur noch wünscht, dass alles wieder gut wird?
Zwei Schritte vor, einen Schritt zurück...
Ich gehe seit Tagen nur noch rückwärts. Die Trauer hat mich mal wieder eingeholt und droht mich zu zerquetschen. Und das Schlimme ist, ich weiß nicht mal warum. Vor ein paar Tagen, als ich gerade im Bad war und eigentlich schlafen wollte schlug es wie ein Blitz in mich ein ujd ich konnte die Tränen nicht mehr zurück halten. Vllt weil ich das Gefühl hab, der ganzen Verantwortung noch nichz gewachsen zu sein. Ich meine, ich bin 21 Jahre alt und alleinige Erbin meines Papas. Mir würde ein 4 Hektar großes Anwesen gehören. Wäre da nicht dieser ekelhafte Erbstreit mit meinem Onkel. So gehören mir nur 2/3. Meine Mutter will sich da auch nicht mehr einmischen. Wieso auch? Die ist sowieso nicht mehr die Alte, seitdem Sie ihren neuen Freund hat. Aber ich werde dafür kämpfen, dass mir bald alles gehört. Ich lasse mich hier nicht vergraulen. In unserem Haus stecken soviele Erinnerungen, mein Papa ist hier geboren und gestorben. Es ist mein Zuhause und das gebe ich nicht her. Aber irgendwie lastet das doch alles schwer auf meinen schmalen Schultern. Nebenher habe ich bald meine Abschlussprüfungen und will studieren. Achja, und dann stehen bald noch zwei OPs bei mir an. Das alles unter einen Hut zu kriegen ist leichter gesagt als getan.
Ich wünschte, ich hätte meinen Papa als Unterstützung. Er hatte immer einen Rat für mich.
Ich versuche mir immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass er in irgendeiner Form bei mir ist und ich ihm immernoch alles erzählen kann. Manchmal macht es das aber auch nicht besser.
Ich lebe für uns beide. Und versuche das Beste daraus zu machen. Bis wir uns irgendwann wiedersehen <3.
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Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #5  
Alt 27.01.2015, 18:18
Line1988 Line1988 ist offline
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Beiträge: 2
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo Julia,

du sprichst mir aus dem Herzen. Unsere Geschichten ähneln sich wirklich sehr nur das bei mir meine Mama gestorben ist
Ich bin auch alleinerbin und fühle mich für das alles was in dem letzten Jahr passiert ist einfach noch viel zu jung!!
Vor einem Jahr war ich doch noch ein Kind und jetzt...ich musste und muss mich um so viel Kram kümmern...Frage mich immer wieder wie ich das geschafft habe bzw. schaffe.
Das Leben kann halt manchmal echt so unfair und beschissen sein! Aber wir müssen weiter machen! Ich versuche mir einzureden dass es Mama da wo sie jetzt ist besser geht! Der Gedanke hilft irgendwie aber irgendwie auch nicht.
Das schlimme ist dass es mir so vor kommt als hätten alle noch ihre Mami außer ich...dieses Gefühl ist echt beschissen und man fühlt sich oft alleine da alle um einen herum noch eine komplette Familie haben...aber ich denke das Gefühl kennst du auch nur bei dir in umgekehrter Weise mit deinem Papa!
Ich wünsche dir ganz viel Kraft! Kopf hoch und weitermachen! Unsere Eltern hätten gewollt das wir das beste draus machen was zu machen ist...

Fühl dich gedrückt, liebe Grüße Lina
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  #6  
Alt 03.03.2015, 17:22
Julia93 Julia93 ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo ihr Lieben,

es nähert sich der 1. Todestag meines Vaters. Wie geht ihr solche Tage an? Essen gehen, sich einfach zusammensetzen und sich an die Person erinnern oder so tun als ob nichts wäre? Letzteres schließe ich für mich aus. Habt ihr eine Gedenkanzeige in der Zeitung geschaltet? Sowas finde ich eigentlich ganz schön aber ich möchte auch nicht belächelt werden...

Ich vermisse ihn immernoch wie am ersten Tag und ich kann nicht loslassen. Das habe ich wieder einmal gemerkt. Ich habe zum Beispiel meine Kontakte in mein neues Handy übertragen. Unter P tauchte dann Papas Nummer auf. Ich konnte es nicht löschen sondern habe es mit übertragen. Wahrscheinlich denken jetzt alle ich spinne total, aber es beruhigt mich igendwie wenn ich die Nummer wenigstens sehe. Mir geht es mit vielen Kleinigkeiten so, zum Beispiel liegt sein Schal auch immernoch an der Stelle auf der Sofalehne wie er ihn hinterlassen hat. Manchmal rieche ich dran und meine es riecht immernoch nach ihm. Wenn der Schal mal runterfällt und ihn niemand aufgehoben hat werde ich wahnsinnig wütend und lege ihn liebevoll gefaltet wieder an Ort und Stelle.
Genauso ist sein Schrank noch nicht ausgeräumt. Meine Mutter wagt sich auch nicht daran, sir weiß dass ich das nicht will.
Habt ihr auch solche "Macken"? Bzw wann habt ihr die Kleiderschränke, etc leer geräumt?

Julia
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Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #7  
Alt 03.03.2015, 18:19
simi1 simi1 ist offline
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Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Hallo Julia,

unsere Tochter ist im Juni verstorben. Ende Oktober/Anfang November habe ich Teile ihres Kleiderschranks und die meisten typischen Mädchenspielsachen ausgeräumt, weil ich von einem Hilfstransport erfuhr, der in der Adventszeit Kleidung und Spielsachen in ehemalige Ostblockstaaten brachte und dort in Kinderheimen verteilte. Es war sehr schwer, aber ich wusste, dass meine Kleine damit absolut einverstanden gewesen wäre. Sie hatte eine klare Einschätzung davon, was im Leben wirklich wichtig ist und "Klamotten" gehörten aus ihrer Sicht definitiv nicht zu den Herzensdingen.

Ende Januar/Anfang Februar haben wir ihr Zimmer aufgelöst, weil wir den Raum benötigt haben. Auch dies war sehr sehr schmerzhaft, aber richtig so. Unser Haus soll Lebensraum und nicht Museum sein. Wir verwahren seitdem einige Erinnerungsstücke in einer persönlichen Schatztruhe. Die beiden Kuscheltiere, die unser Kind durch viele Jahre hindurch begleitet und getröstet haben, liegen seitdem in unserem Bett. So viel zu den Macken ...

Eine persönliche Anmerkung möchte ich zu diesem Satz von dir noch machen:
Zitat:
Genauso ist sein Schrank noch nicht ausgeräumt. Meine Mutter wagt sich auch nicht daran, sie weiß dass ich das nicht will.
Ich, als Mutter, würde dieses Quasi-Verbot nicht akzeptieren.
Als Eltern nimmt man bewusst und von Herzen gerne über viele Jahre zahlreiche Einschränkungen in Kauf, um seine Kinder großzuziehen und in ihr eigenes, selbstbestimmtes Leben zu entlassen. Wenn unsere Söhne sich dafür entscheiden, auch im Erwachsenenalter noch zuhause zu wohnen, dann dürfen sie das gerne tun - jedoch nicht über uns und unser Leben bestimmen.

Alles Gute und viele Grüße
Simi
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