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  #1  
Alt 21.12.2014, 08:56
Alpenveilchen Alpenveilchen ist offline
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Registriert seit: 09.11.2010
Ort: Im hohen Norden
Beiträge: 388
Standard AW: Mama will sich nicht helfen lassen...

Liebe Katitole,

ich kann mir vorstellen, dass Deine Mutter zwar gerne stark und unabhängig sein möchte, aber vielleicht jetzt doch an eine Grenze gekommen ist, bei der sie merkt, dass sie nun mehr Hilfe benötigt, als sie eigentlich annehmen möchte. Da ist es dann nicht so einfach für sie, diese anzunehmen ohne das Gesicht zu verlieren.

Wie ist denn Deine Beziehung zu Deinem Bruder? Seid Ihr Euch einig, was für Deine Mutter das Beste wäre? Wenn Dein Bruder Einkäufe für sie tätigt, ist es für sie einfacher von Deinem Bruder Hilfe anzunehmen als von Dir?

Wenn Du und Dein Bruder Euch darüber einig werden könntet, welches Minimum an Hilfe sie auch gegen ihren offiziellen Willen braucht, und ihr Euch überlegt, wer (von Euch oder jemand anderes) am geeignetsten ist, diese Hilfe zu leisten, dann kann es für sie auch eine Erleichterung sein, wenn Dein Bruder und Du das einfach für sie entscheidet. Dann braucht sie nicht offiziell ihre Meinung zu ändern und "klein beizugeben", sondern kann die Hilfe einfach annehmen.

Ich kenne Deine Mutter nicht und weiss nicht, welche Beweggründe sie hat, aber oft ist es ein schwerer Schritt, Hilfe anzunehmen. Man kann die Krankheit nicht mehr vor sich selbst und seiner Umgebung verleugnen und man muss sich seine Hilflosigkeit - die man nie gewollt hat - eingestehen. Deswegen ist es manchmal eine Erleichterung, wenn einem diese Entscheidung einfach abgenommen wird.

Auch wenn sie sich nach aussen hin zunächst darüber ärgern wird, kann ich mir vorstellen, dass danach die Erleichterung kommt, denn Deine Mutter hat sicher die gleichen Ängste wie Du.

Alles Gute für Deine Mutter und Dich.

Ganz liebe Grüsse
vom Alpenveilchen
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  #2  
Alt 21.12.2014, 16:51
Mayana Mayana ist offline
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Registriert seit: 18.10.2013
Beiträge: 86
Standard AW: Mama will sich nicht helfen lassen...

Hallo,

die Ärzte meines Mannes sagten, als bei ihm Hirnmetastasen entdeckt wurden, dass er nicht längere Zeit alleine sein sollte. Obwohl die Metas eher zufällig entdeckt wurden und er noch klar bei Verstand war.

Der Grund ist, dass man z.B. ganz plötzlich nicht mehr laufen oder sprechen oder sehen kann e.t.c.-dass also das Gehirn durch die Metas so ungünstig beeinflusst wird, dass eine Funktion ganz plötzlich ausfällt. Hilfe holen kann man sich da unter Umständen nicht mehr. Mein Mann konnte z.B. ganz plötzlich kein Telefon mehr bedienen.

Auch zeitweilige Verwirrung oder Situations-Verkennungen sind möglich.

Manchmal ist jemand, der so krank ist, auch psychisch nicht in der Lage, seine Lebenssituation und seine Leistungsmöglichkeiten richtig einzuschätzen. Häufig wird die Krankheit verdrängt-was ja nur allzu verständlich ist. Jedenfalls ist das Eingestehen von Schwäche dann umso schwieriger. Manchmal fehlt auch einfach die Einsicht in die eigene Erkrankung-auch so können sich Schäden im Gehirn bemerkbar machen.

Was ist z.B., wenn Deine Mutter den Herd einschaltet aber vergisst, ihn wieder aus zu machen ? Was ist, wenn sie das Fenster mit der Türe verwechselt ? Sich neben die Toilette setzt ? Medikamente in falscher Dosis einnimmt oder gar nicht nimmt ? Da man nicht weiß, was passieren kann, halte ich Alleine Wohnen mit Hirnmetas für fahrlässig.

Ihr solltet also eine rund um die Uhr-Betreuung in Erwägung ziehen. Egal, ob sie will oder nicht. Wenn jemand vorüber gehend zu ihr ziehen kann ist das ok, wenn Ihr sie bei Euch aufnehmen könnt, auch. Und sonst heißt das wohl externe Betreuung. Evt. ein Hospiz ?

Bedenkt, dass nicht nur Eure Mutter gefährdet ist-u.U. sind auch Dritte von evt. Denkfehlern einem Risiko ausgesetzt.

Ich halte den freien Willen für überaus wichtig. Aber manchmal muss man eben auch einsehen, dass es nicht immer so laufen kann, wie man will. Und selbst, wenn man es nicht einsieht.. es geht eben nicht anders.

Traue also dem unguten Gefühl, dass Du dabei hast, wenn niemand bei ihr ist. Deine Intuition sagt Dir das Richtige. Ich wünsche Euch, dass Ihr für Eure Mutter gute Lösungen findet.

Viele Grüße
Mayana
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  #3  
Alt 22.12.2014, 15:55
Katitole Katitole ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 20.10.2012
Beiträge: 16
Standard AW: Mama will sich nicht helfen lassen...

Hallo,

vielen Dank für die Antworten. Alles was ihr sagt, ist richtig und spiegelt auch meine Ängste und Sorgen. Ich bin so froh, dass der Arzt sich um einen Hospizverein gekümmert hat. Leider ist da wegen den Feiertagen nicht viel zu machen und ein erstes Gespräch kann erst in der 2. Januarwoche stattfinden.

Gestern war ich dann doch bei ihr. Die Sorge läßt mir keine Ruhe. Es ging ihr im Vergleich zu Donnerstag deutlich besser. Und prompt findet sie, dass der Arzt übertreibt (er will ihr nämlich einen Rollator verschreiben). Ich wollte ein bisschen Haushalt machen, aber das möchte sie partout nicht. Es ist ja nicht so, als würde ich die Hände über den Kopf schlagen und ihr Vorwürfe machen, dass die Wohnung so aussieht. Ich wollte nur ein bisschen staubsaugen und das Bett überziehen.

Ich setze jetzt wirklich viel Hoffnung in den Hospizverein. Der Arzt hält große Stücke auf ihn und sogar meine Mama kann sich damit anfreunden. Dauert halt nur noch so lange. Zum Glück hab ich jetzt Urlaub und werde öfter hinfahren, wenn sie es zuläßt.

Ach ja, zu uns will sie nicht, wegen meinem Sohn. Mein Bruder ist ein lieber Kerl aber zu sensibel um mit der Situation dauerhaft klar zukommen. Das wars dann leider auch schon. Die restlichen Verwandten sind entweder zu alt oder das Verhältnis zu schlecht. Ich glaube, dass es ihr in einem Hospiz gut gehen würde. Allerdings ist es dafür wahrscheinlich noch zu früh. Ins Krankenhaus möchte ich sie ungern bringen, da hat sie schon sehr schlechte Erfahrungen gemacht.

Sie hat große Pläne für Weihnachten. Hat viel über das Essen geredet und sogar einen Baum besorgen lassen. Will alles für Ihren Enkel schön machen. Jetzt kaufe ich alles ein und wir tun zu Weihnachten wenigstens so, als wäre alles in Ordnung.

Ich bin froh, dass es dieses Forum gibt. Hier kann man frei reden und sich die Last von der Seele schreiben. Ich danke euch und wünsche euch allen frohe Feiertage!
__________________
Liebe Grüße
Katitole
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  #4  
Alt 22.12.2014, 16:13
Benutzerbild von Tündel
Tündel Tündel ist offline
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Ort: Südbayern
Beiträge: 877
Standard AW: Mama will sich nicht helfen lassen...

Hallo Katitole!

Ich glaub, deine Mama, die zeitlebens immer alles gemanagt hat, ist seeeeeehr stolz genau auf diese Leistung!
Und ich glaub, dass sie genau sieht, was alles NICHT mehr geht, ihr Stolz aber läst nicht zu, dass sie das zugibt!

Meine Schwiegermutter (kein Krebs, nur 90) war genauso: Stolz und stur zum Haareraufen!
Sie hörte und sah nix mehr, aber aufhören Auto zu fahren??? Nix da!
Sie konnte kaum noch laufen: Rollator, Rollstuhl??? Völlig uncool, das is was für alte Leute!!!
Sie brannte alles Essen an, aber aufhören zu kochen: Pah, der Herd ist Schuld!
Sie zerschmiss Tassen, und sonsiges (Edel-)geschirr: Ach, war eh schon sooooo alt!

Irgendwann hat sie's dann eingesehen, dass es nicht mehr ging und in die Pflege eingewilligt. Das Pflegebett durfte aber zunächst auch nicht ins Wohnzimmer, obwohl sie nicht rauskam! Den ganzen Tag sollte dann jemand bei ihr im Schlafzimmer hocken, denn es war ja laaaangweilig.

Und so könnte es ewig weitergehen!
Was ich dir sagen will: Du kannst diese starke, stolze Frau nur durch ihre eigene Einsicht dazu bringen, sich helfen zu lassen!

Und da ist es meist einfacher, wenn die Hilfe von außen kommt, denn vor den eigenen Kinder schämen sich die alten Menschen oft. Sie waren immer stark, ihre Kinder kennen sie nur stark, nun zeigen sie
Schwäche! Das ist nur schwer zu verkraften!

Gib ihr ein bisschen Zeit, auch wenn dir das schwerfällt! Vielleicht kommt sie über Weihnachten ein bissi zur Einsicht, wenn nicht immer alles so klappen kann, wie sie das gerne hätte!

In diesem Sinne,
ich wünsch euch schöne Feiertage und dass 2015 besser beginnt als 2014 endet!
__________________
Tündel

Das Leben ist halt lebensgefährlich!!!
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  #5  
Alt 27.12.2014, 22:02
Katitole Katitole ist offline
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Registriert seit: 20.10.2012
Beiträge: 16
Standard AW: Mama will sich nicht helfen lassen...

Hallo liebe Tündel,
Hallo alle anderen Leser,

vielen Dank für Deine Antwort. Sie hat mir - wie auch die von Deinen Vorschreiberinnen - sehr geholfen. Die Sichtweise, die Du mir vermittelt hast, hat mir wirklich die Augen geöffnet. So naheliegend und doch sieht man sie selbst nicht. Du hast absolut recht! Bei meiner Mama kommt noch dazu, dass sie kein sehr leichtes Leben hatte und auch mit uns beiden Kindern nicht viel Unterstützung.

Weihnachten mit ihrem Enkel hat ihr sichtlich gut getan. Sie war recht gut drauf und konnte sogar ein bisschen was essen. Leider folgte darauf nun wieder der Zusammenbruch. Sie schläft extrem viel.

Wir hatten an Weihnachten über ihre neue Bankkarte gesprochen und da meinte sie, dass sie kein Geld mehr brauchen wird. Ich glaube, sie hat keine Kraft mehr und hofft -oder spürt- dass ihr Leiden bald ein Ende hat. Ich bin so dankbar, dass sie bisher so gut wie keine Schmerzen hat.

Es ist einfach unfassbar, was diese Krankheit den betroffenen Menschen antun kann. Sie sieht nichtmal mehr aus wie sie selbst. Ich bin immer wieder fassungslos, hilflos, wütend... unendlich traurig und machtlos! Aber auch so stolz auf sie, wie sie die letzten Jahre und Monate gemeistert hat.
__________________
Liebe Grüße
Katitole
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  #6  
Alt 10.01.2015, 20:15
Katitole Katitole ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: Mama will sich nicht helfen lassen...

Guten Abend,

leider geht es meiner Mama immer schlechter. Mittlerweile kann sie gar nicht mehr aufstehen. Waren gestern zusammen in der Klinik und es wurde ein CT vom ganzen Körper gemacht. Die Onkologin meinte, dass der schlechte Zustand meiner Mama daher kommt, dass der Krebs wieder aktiv ist und evtl. in andere Organe gestreut hat. Die genauen Ergebnisse bekommt meine Mutter am Montag.

Jetzt ist es aber so, dass sie ja nicht aufstehen kann. Also kann sie auch nicht auf die Toilette. Wirklich helfen lassen will sie sich immer noch nicht und ich weiß wirklich nicht mehr, was ich machen soll. Sie läßt absoult nicht zu! Stolz hin oder her... irgendwas muss jetzt passieren. Mit dem Hausarzt hab ich ein paar Mal telefoniert und er kümmert sich weiter um den Termin mit dem Hospizdienst aber bisher ohne Erfolg. Jetzt soll evtl. nächsten Donnerstag jemand vorbei kommen... das kann es aber doch nicht sein?! Gibt es denn keine Möglichkeit sowas zu beschleunigen? Angeblich kann ich den Termin mit dem Hospizservice nicht selbst vereinbaren. Ist das möglich? An wen wendet man sich in solch einer Situation?

Jetzt ist natürlich Wochenende und es geht nichts. Ihr Zustand hat sich soo schnell verschlechtert. Keiner hätte das so rapide erwartet.

Meine Güte, normalerweise bin ich gut im organisieren aber jetzt höre ich mich an wie ein Kleinkind
__________________
Liebe Grüße
Katitole
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  #7  
Alt 11.01.2015, 00:06
Stern 2014 Stern 2014 ist offline
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Beiträge: 115
Standard AW: Mama will sich nicht helfen lassen...

Liebe Katitole,

es tut mir leid, dass es deiner Mutter plötzlich so schnell schlechter geht.
Sei erst einmal gedrückt, diese Krankheit ist oft so gnadenlos.
Spontan ist mir als sofortige Unterstützung der Onkologe (Notnummer?)/ Hausarzt/ ärztl. Not-/Bereitschaftsdienst in den Sinn gekommen. Diese werden hoffentlich mit Deiner Mutti/ Dir beraten, was nun sinnvoll ist.
Am WE wird die Pflege/Versorgung Deiner Mutti, zumindest meiner Meinung nach, schwer anders lösbar sein. Alles andere kann sicherlich Montag beschleunigt werden.
Schicke Dir Kraft &
GLG
Stern 2014
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