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#1
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AW: Unsensible Mitmenschen
Ich stehe ja noch ganz am Anfang und möchte es eigentlich so wenigen Leuten wie möglich sagen. Na gut wenn ich chemo brauche, weiß es irgendwann eh jeder.
Wie habt ihr das eurem Umfeld mitgeteilt? Ich mag es nicht wenn ich so bemitleidet werde, da wird man ja noch kränker. |
#2
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AW: Unsensible Mitmenschen
Bei mir wissen es nur ganz wenige vertraute Personen. Selbst wenn du Chemo brauchst, heißt das nicht, dass es dir jeder sofort ansieht. Ich habe die Hälfte der Chemo hinter mir, Augenbrauen und Wimpern sind noch da und im Winter kann man ja, falls man sich mit der Perücke erst einmal unsicher fühlt, Mützen zusätzlich tragen. Leute, die mich auf der Straße treffen, sehen definitiv nichts. Evtl. fällt Ihnen auf, dass ich in letzter Zeit (auch dank Schminkkurs und viel Zeit) sehr sorgfältig geschminkt unterwegs bin.
Ich hatte auch keine Lust auf mitleidige Blicke. Seit der Diagnose sind nun 3 1/2 Monate vergangen (ich wurde erst operiert) und ich wäre wohl sonst mehrfach auch von taktlosen Menschen darauf angesprochen worden. Am Anfang hätte ich definitiv nicht damit umgehen können. Mittlerweile wäre ich sicher gelassener, also war/ ist es so für mich der richtige Weg. |
#3
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AW: Unsensible Mitmenschen
Wie kommst Du denn da drauf? Wenn Du das nicht möchtest, wird Dir fast niemand die Chemo ansehen (außer vielleicht jemand, der selber Erfahrungen damit hat). Die Perrücken heutzutage sind so gut, dass sie von Außenstehenden sogut wie nie als solche erkannt werden. Ich hatte eine Kunsthaarperücke und bekam überall Lob für meine "neue Frisur". Man sieht während der Chemo normalerweise auch nicht "krank" aus, sondern rosig und gesund dank Cortison
Ich hab auch nur meinen Freunden und denjenigen Leuten von der Krankheit und der Chemo erzählt, bei denen es unumgänglich war. Einfach weil ich nicht von irgendwelchen Bekannten z.B. Im Supermarkt darauf angesprochen werden wollte. Und Mitleid wollte ich auch keines. Ach ja, den Freunden meiner Kinder, die oft bei uns zu Besuch waren, habe ich es auch erzählt, weil ich zuhause mit Mützchen rumlaufen wollte. Und die haben das ganz cool aufgenommen. Ich drück Dir ganz feste die Daumen, dass Du keine Chemo machen musst. Doch wenn, dann ist das auch für Dich machbar. Ach ja, und die OP ist auch nicht schlimm, geh am besten schon am Tag davor in die Klinik und lass Dir eine Schlaftablette geben |
#4
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AW: Unsensible Mitmenschen
Was meinst du mit Umfeld?
Meine engste Familie (Mutter, Bruder) wusste seit dem Mammo-Termin Bescheid und hat mitgezittert, als ich über eine Woche auf das Ergebnis der Stanzbiopsie warten musste. Meine engsten Kollegen auch. Im weiteren Kollegenkreis habe ich damit nicht hinterm Berg gehalten. Als ich die Diagnose hatte, habe ich mit meinen direkten Vorgesetzten, dem Personalrat und der Personalabteilung gesprochen. In der Folgezeit habe ich etliche Leute erstmal schön geschockt, wenn ich Termine abgelehnt habe mit der Begründung "Da kann ich nicht, dann muss ich zur Chemo." Die Perücke war so gut, dass es niemand gesehen hat, dass das keine echten Haare waren - nicht einmal diejenigen, die Bescheid wussten. Selbst die fragten dann, ob ich nur noch beim Friseur gewesen sei oder ob das schon die Perücke war. Ich bekam oft von Nicht-Eingeweihten Komplimente für die neue Frisur und den Leuten fiel dann alles aus dem Gesicht, wenn ich gesagt habe, dass das eine Perücke war und ich Chemo bekam. Ich habe mir ziemlich schnell ein echt gutes Selbstbewusstsein zugelegt. Ich habe mich nicht versteckt (irgendwie lief ich auch viel gerader) und erst die Tücher machte es offensichtlich, dass da etwas war. |
#5
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AW: Unsensible Mitmenschen
Hallo ihr Lieben,
auch ich bin gerade sehr verletzt und weiß nicht wie ich mit einer Situation umgehen soll. Naja wie weiß ich schon, aber das Umsetzen fällt mir schwer! Um mal kurz zu erklären: Die Familie meines Mannes ist ziemlich groß. Das beste Verhältnis hatten wir nie da wir uns schon immer dumme Sprüche von denen anhören mussten. Die einzigen mit denen ich immer super klar kam waren mein Schwiegervater und seine jetzige Frau, also meine zweite Schwiegermutter. Diese Schwiegermutter meldet sich auch jeden Tag bei mir und unser Verhältnis ist noch enger geworden- finde ich sehr schön! Habe meine Diagnose mitte August erhalten und mittlerweile von der Behandlungszeit der Chemo die Hälfte rum. Es hat sich bisher sonst keiner aus dieser Familie bei uns gemeldet wie es denn geht. Wenn sie mich ignorieren, das bin ich gewöhnt. Aber sie haben sich nicht mal bei meinem Mann gemeldet um zu fragen wie es ihm dabei geht oder ob sie ihm irgendetwas gutes tun können! Jetzt hatte meine Schwägerin Geburtstag und mein Mann rief sie an. Sie bedankte sich für den Anruf und lud uns zur großen Familienfeier am zweiten Weihnachtsfeiertag ein. Keine Erkundigung nach meinem oder seinem Ergehen. Es wird einfach todgeschwiegen. Ich habe beschlossen auf jeden Fall dieses Jahr nicht zu dieser Feier zu gehen! Ich weiß nur noch nicht wie ich das meinem Mann klar mache, denn ihn werde ich damit sehr verletzten. Zudem wird er sich wieder einiges anhören dürfen das ich nicht mitgekommen bin. Möchte gerne noch anmerken das die auf großen Feiern auch kein Problem damit haben mit zb. Magen Darm Grippe zu feiern oder gar das Essen zuzubereiten. Ganz ehrlich? Ich habe einfach Angst! Angst vor deren blöden Sprüchen und auch davor mir irgend einen Infekt weg zu holen. Und wenn es nur ne Erkältung ist, auch die kann für uns in unserer Situation gefährlig werden. Denen ist das völlig egal. Ich hätte es nicht erwartet, da ich deren Verhalten ja gewöhnt bin. Aber das es mich nach 14 Jahren noch so sehr verletzt hätte ich nicht gedacht! Hoffe das ist jetzt nicht zu offtopic für euch! Traurige Grüße |
#6
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AW: Unsensible Mitmenschen
Liebe Öhrchen!
Mensch das ist ja was mit der Familie deines Mannes - und sowas trifft immer egal, ob man weiß, dass es so ist oder nicht! Bescheuert! Ich habe eh schon einmal erwähnt, dass ich auch kein gutes Verhältnis zur Schiegermutter habe und habe heuer von Anfang an klar gemacht, dass ich Weihnachten (25. oder 26.) nicht zum obligaten Truthahnessen komme. Genau mit dem Argument, dass es mir erstens zu anstrengend ist (ICH habe Krebs, da darf das so sein) und ich mir zweitens nix einfangen will. Vor allem, wenn du Angst hast von den Reaktionen der Verwandten deines Mannes würde ich dringend mit ihm noch einmal darüber reden. Du willst ja ihn nicht verletzen, aber dich schützen und mit BK haut's uns schon leichter mal um. Daher halte ich mich von solchen Leuten oder Situationen fern... Hoffe, dass du die für dich richtige Entscheidung triffst. Alles Liebe Lula |
#7
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AW: Unsensible Mitmenschen
Schon erstaunlich, wie unsensibel Menschen sein können.
Diese Weihnachtsfeier würde ich auch ausfallen lassen und ich denke, dein Mann hat dafür bestimmt Verständnis?! |
#8
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AW: Unsensible Mitmenschen
Die Argumente "zu anstrengend" und "Gefahr der Ansteckung" würde ich auch vorbringen. Vielleicht zeigst du deinem Mann einfach mal deinen Post hier und die Antworten dazu, um auch ihn gegenüber der Verwandtschaft zu stärken und ihm klarzumachen, daß du ihn nicht verletzen möchtest?
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#9
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AW: Unsensible Mitmenschen
Hallo Zusammen,
hier sprechen mir manche aus der Seele. Was ich immer wieder feststelle ist, dass Krebs ohne Chemo nur "Krebs light" ist. Ständig höre ich: Na du hast ja Glück gehabt, dann war es wohl nicht so schlimm. Es kommt einem wirklich vor wie ein Wettbewerb „wer ist am Schlimmsten dran“ und man muss sich schämen, wenn man keine Chemo braucht. Bei mir wurde eine beidseitige Mastektomie vorgenommen. Eine Brust ist wieder aufgebaut, die zweite soll im Frühjahr operiert werden, da erste OP nicht funktioniert hat. Ich will nicht undankbar sein und habe das auch in einem anderen Beitrag versucht zu beschreiben. Klar bin ich froh, dass der Krebs nicht gestreut hat. Aber warum wird denn versucht, möglichst brusterhaltend zu operieren ? Wenn der Verlust der Brüste gar keine Rolle spielt, könnte man doch bei ganz vielen Frauen durch eine Amputation die Bestrahlung oder Chemo umgehen. Ich bin heute Abend auf eine Weihnachtsfeier eingeladen. Was sage ich jetzt wenn sich nach meinem Befinden erkundigt wird ? 1. Es geht mir gut Das wäre gelogen 2. Es geht mir schlecht s.o. ( stell dich nicht so an, Aussage einer „Freundin“) Oder kann man auch einfach sagen, ich möchte nicht darüber reden ? Schöne Grüße an Alle |
#10
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AW: Unsensible Mitmenschen
Vielleicht habe ich noch kein richtiges "Bild" von einer Perücke. Es gibt ja welche da sieht man es sofort.
Damit beschäftige ich mich dann wenn es soweit ist. Ich darf leider erst am Tag der OP morgens ins KH. Geändert von gitti2002 (20.12.2014 um 13:06 Uhr) Grund: Vollzitat entfernt |
#11
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AW: Unsensible Mitmenschen
Gibt es, aber es gibt eben auch welche, bei denen man es nicht sofort sieht. Ganz wichtig ist eine gute persönliche Beratung und die sollte schon stattfinden, wenn die Originalfrisur noch vorhanden ist. Und du musst die Perücke auch mögen, sonst sieht man es dir bestimmt an, dass da etwas "falsch" ist.
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#12
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AW: Unsensible Mitmenschen
@Jule2014:
Ich antworte auf Fragen nach meinem Befinden immer in der Art " den Umständen entsprechend" oder "Im Rahmen der Möglichkeiten" und füge auch gerne hinzu, dass nähere Infos (soweit ich sie dem- oder derjenigen überhaupt geben will) in der aktuellen Umgebung oder Situation eher unpassend seien. Meistens kommen dann überhaupt keine Nachfragen mehr. Habe ich ejdenfalls festgestellt. |
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