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  #1  
Alt 13.08.2014, 22:14
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Hallo hermannJohann,
Sehr ähnlich wie du das nahe Lebensende deiner Frau vor einem Jahr beschreibst ist es bei uns abgelaufen. Auch wir hatten das Gefühl, das die Ärzte die Situation falsch engeschätzt hatten, obwohl sie es mit Blick auf das katastrophale CT. Bild eigentlich hätten besser wissen müssen!
Mein Mann sollte kurz vor dem KH. Aufenthalt in Essen weiterbehandelt werden, ich frag mich nur wie, als liegend Kranker ohne jegliche Hoffnung auf Besserung? Sie wären ihn dann erst einmal losgewesen.....
Schon zu Beginn der Chemotherapie wurde ihm auf Nachfrage eine unrealistisch hohe Lebenserwartung von mehreren Jahren genannt.
Wir klammerten uns an diese Prognose und mein Mann wollte obwohl es ihm später schon sehr schlecht ging weiterleben. Er hat bis zuletzt das Krebsmedikament eingenommen.- Es konnte nicht mehr wirken.- Auch er fühlte sich von der ambulanten Onkologie abgeschoben, aufgegeben wie auch immer.
Er hat sich von der KH.- Station aus dort noch mal gemeldet, hat nachgefragt und keine Antwort mehr bekommen.

Es ist vorbei, und jedes wenn und aber nützt nichts mehr.Es beschäftigt mich dennoch sehr,wir hatten keine Zeit mehr uns auf das Ende vorzubereiten....

Vielen Dank fürs mitlesen oder Antworten.

PS: Kann mir vielleicht jemand beschreiben wie ich bestimmte Sätze aus einem Beitrag auf den ich antworten möchte zitieren kann?

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (13.08.2014 um 22:23 Uhr)
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  #2  
Alt 14.08.2014, 21:37
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Hallo Hermann!

Mein Mann war auch sehr erschrocken, als er nach der Diagnose als unheilbarer "Palliativpatient" galt.
Die Verzweiflung die in einem Betroffenen vorgeht wenn er als" Todeskandidat"weiterleben soll muss ziemlich groß sein.
Auch wir als Angehörige können uns nicht vorstellen wie es ist wenn die Sinnwelt und das Leben brüchig werden. Dieses kann sich erst ändern wenn durch die Therapie eine rezidivfreie Zeit eintritt und die Lebensbedrohung aus dem Bewusstsein tritt und langsam die Zuversicht wächst.

Mein Mann hatte keine Chance. Seine Welt löste sich in der letzten Zeit auf,er musste alles loslassen was ihm jemals lieb und wert gewesen war, zuletzt
seinen Körper, sein eigenes ich.

Erst hat er viel gegrübelt, nun tue ich es.

Morgen ist die Beerdigung, es wird ein schwerer Tag, der bewältigt werden muss.

Vielleicht kann ich aber danach ein wenig besser akzeptieren das er nie mehr wieder kommt.

Traurige Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (14.08.2014 um 21:39 Uhr)
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  #3  
Alt 15.08.2014, 22:25
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Guten Abend Hermann!
Ja, es war ein trauriger und trotzdem wunderbar bewegender Tag und meine Angehörigen und Bekannten haben alles in ihrer Macht stehende getan , mich zu unterstützen.
Du schreibst das Tanja in der letzten Zeit ihre Krankheit akzeptieren konnte und ziemlich gefasst damit umging. Konntest du das auch?
Vielleicht habt ihr mehr Zeit in der letzten Lebensphase miteinander verbringen können.
Es beschäftigt dich nach einem Jahr immer noch sehr intensiv. Kann es sein, das du die belastenden Ereignisse von damals durch die Tagebucheintragungen
besser verarbeiten konntest?
Aus diesem Grund schreibe ich z.B. auch hier im Forum:

Bis demnächst

Liebe Grüße

Jutta

PS: In welchem Vorort habt ihr denn in Dortmund gewohnt?
Ich wohne in der Innenstadt Do-West.

Geändert von Yogi 12 (15.08.2014 um 22:33 Uhr)
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  #4  
Alt 16.08.2014, 12:08
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Lieber Hermann!
Der Austausch tut gut, ich danke dir für die schnelle Antwort, will dich aber nicht unter Druck setzen, du musst nicht immer "sofort" antworten.

Heute, einen Tag nach der Beerdigung geht es mir ziemlich mies.
Ich mag gar nicht rausgehen, am liebsten würde ich mich unter der Bettdecke verkriechen und nur noch heulen.

Mein Mann und ich hatten weniger als neun Monate Zeit nach der Diagnose die er im- November 2013 erhielt- uns mit der Krankheit auseinanderzusetzen.
Es kann ja nicht dauernd verdrängt werden, aber zu einer richtigen Krankheitsbewältigung kam es nicht mehr.
Er sollte an dem Morgen an dem er allein gestorben ist auf eine Palliativstation verlegt werden, da hätte ich ihn -wie du weißt- Tag und Nacht besuchen können.
Außerdem haben wir gehofft, das er von dort auch nochmal nach hause ambulant von einem speziellen Pflegedienst versorgt werden kann. Es war alles vorbereitet
die Sauerstofflaschen für hier wären auch noch am selben Tag angekommen.

So wie du es mit deiner Frau erlebt hast wäre es für mich wahrscheinlich auch in Ordnung gewesen. Es kam leider nicht mehr dazu. Alles ist so präsent, noch nicht
lange her!

Meine Schwester kümmert sich sehr um mich. Sie hat vor siebzehn Jahren
auch ihren Mann verloren, und weiß wie schmerzhaft das ist.
Allerdings arbeitet sie im Gegensatz zu mir Vollzeit und ich möchte sie nicht all zu oft in Anspruch nehmen.
Dann wäre da noch die Familie meines Mannes an die ich mich wenden könnte. Sie sind auch betroffen von dem Verlust
des Bruders und Sohnes und ich kann mit ihnen telefonieren, denn sie wohnen in Hamm, der Heimat meines Mannes...
Trotzdem möchte ich mich so bald wie möglich mit dem Alleinsein auch hier in der Wohnung auseinandersetzen. Allerdings glaube ich das es schwierig ist und noch länger dauert, denn ich nehme jede Gelegenheit war, dem Alleinsein und dem grauen Alltag zu entfliehen.
Mit unserem Hund bin ich übrigens öfter mal im Huckarder/Rahmer Wald unterwegs.

Bis demnächst

Liebe Grüße

Jutta

Geändert von Yogi 12 (16.08.2014 um 12:33 Uhr)
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  #5  
Alt 17.08.2014, 08:57
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Liebe Jutta,,
ich hoffe, dass Du auch weiterhin unterstützt wirst. Die Trauer braucht Zeit.Manchmal wollte ich so tun, als sei normaler Alltag.Da Tanja früher öfters bei der Familie im Ausland war, war ich auch öfters einige Wochen allein. Diese Versuche der Verleugnung sind sehr schnell gescheitert.Man kann sich ( zum Beispiel durch Arbeit) eine Weile ablenken.Immer wieder kommt die Trauer zurück. Wie gerne hätte sie Daria persönlich zu ihrem Studienplatz gratuliert.Statt dessen fand jetzt das Familientreffen ein Jahr nach ihrem Tod statt.Das Trauerjahr ist vorbei, die Trauer nicht. Für mich war das Trauerjahr richtig. Man kann seinen Gefühlen keine Befehle geben. Daher sind auch gut gemeinte Ratschläge sinnlos. Das hat damals schon meine Mutter nach dem Tod des Vaters erlebt. Einige Bekannte wollen nach einigen Monaten nichts mehr davon hören. Der Trauernde braucht Menschen, die ihn begleiten und aushalten. Das Trauerjahr gibt einem dann den Zeitrahmen zum Erleben. Aber bewältigt habe ich das Ereignis immer noch nicht. Ich glaube Tanja hat das 14 Tage vor ihrem Tod geschafft.Sie wurde ruhig, war nicht mehr verzweifelt, ängstlich oder wütend.
Liebe Grüße
Hermann
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  #6  
Alt 17.08.2014, 16:19
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Yogi 12 Yogi 12 ist offline
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Hallo Hermann,

ich zitiere:
"Der Trauernde braucht Menschen die ihn aushalten." Das glaube ich auch und meine Zwillingsschwester ist so ein Mensch. Aus ihren eigenen Erfahrungen im
Umgang mit Krisen und auch durch ihre vierzigjährige Berufsausübung als Krankenschwester ist sie mir eine wertvolle Hilfe.

Du schreibst das Tanja sich in den letzten zwei Wochen mit dem Sterben abgefunden hat. Sie war nicht mehr verzweifelt, dafür aber ruhig und gefasst.

Bei meinem Mann war es dann in den letzten zwei Tagen vielleicht auch so ähnlich.Er hatte keine Kraft mehr, die letzten Reserven brauchte er für die schweren Atemnotschübe die nur durch häufige Morphium -Infusionen gelindert werden konnten.

Schade finde ich rückblickend auch, das wir nicht mal zusammen weinen konnten. Nicht nach der finsteren Diagnose und auch nicht in der letzten Woche im Krankenhaus .
Er hatte sich da immer unter Kontrolle jedenfalls wenn ich dabei war.
Dafür wein ich jetzt um so mehr, denn manchmal löst es den inneren Druck ein wenig auf.
Ich hoffe ich bin richtig in deinem "Thread". Wenn nicht scheu dich bitte nicht es mir zu sagen, denn es scheint ein Dialog zwischen uns zu sein. Die anderen
Nutzer halten sich zurück, was so vielleicht nicht gewollt ist.....

Liebe Grüße
Jutta

Geändert von Yogi 12 (17.08.2014 um 16:22 Uhr)
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  #7  
Alt 17.08.2014, 17:46
hermannJohann hermannJohann ist offline
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Hallo Jutta,
mach Dir keine Gedanken über die anderen Nutzer. Ich kann auch nicht auf jeden Beitrag antworten, auch wenn ich vieles verstehe. Manchmal ist ein Beitrag auch nur eine Klage, der man verständnisvoll zuhört ohne zu antworten. Wenn andere Nutzer nicht antworten, hat das nichts mir Dir zu tun. Manche lesen nur einfach mit. Ich habe die Trauer zweimal erlebt, einmal bei Tanja, dann bei mir. Fragen werden gestellt die man nicht beantworten kann. "Warum werden andere Frauen 80 Jahre, aber ich soll sterben?" Ich kann auch sagen: "Die meisten Ehefrauen werden über 80, aber ich habe meine so früh verloren" aber auch: "Warum hat man sie nicht noch ein paar Jahre leben lassen, obwohl sie dafür gebetet hat." Es gibt keine Antworten auf solche Fragen. Aber es sollte Zuhörer geben, die das aushalten und nicht vorschnell trösten wollen.
Liebe Grüße Hermann
ps: wir haben manchmal zusammen geweint. Tanja mochte eigentlich keine weinenden Männer, aber das hat sie akzeptiert.

Geändert von hermannJohann (17.08.2014 um 17:55 Uhr)
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Stichworte
erfahrungen, onkologie


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