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  #1  
Alt 25.07.2014, 01:02
berliner-engelchen berliner-engelchen ist offline
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Registriert seit: 01.04.2011
Ort: Berlin
Beiträge: 1.877
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

LIebe Julia,

das tut mir so leid für dich. Ich weiss genau, wie es sich anfühlt, denn unsere Vater-Verlust-Geschichten sind sehr ähnlich.

Mein Vater hat an einem 10.10. erfahren, dass er ein kleinzelliges Bronchialkarzinom in fortgeschrittenem Zustand hat. Nur noch palliativ behandelbar. Es wurde eine Chemo beschlossen. Die Ärzte sagten, er hätte nur noch einige Monate zu leben. Er hat mir das telefonisch mitgeteilt, als wir im Urlaub waren. es war ein schlimmer Schock.

Wir sind am 18.10. zurückgekommen und ich habe am 19.10. mit meinem schwerkranken Säugling den 600 km Weg zu meinem Vater angetreten und am darauffolgenden Tag, 20.10. ist er gestorben. Plötzlich, einfach so.
Es hat mir den Boden unter den Füßen weggezogen und ich habe nicht Wochen oder Monate gebraucht, damit ins Reine zu kommen, sondern Jahre.

Es ist ein entsetzliches Gefühl, jemanden so schockartig zu verlieren.

Bei Dir ist es noch gar nicht lange her. Gib Dir Zeit. Einfach nur Zeit, die vergehen muss.
Aber sei Dir gewiss: es ist für deinen Vater eine gute Art zu sterben. Vielleicht die, die er gewählt hätte, würde man wählen können (bei meinem Vater war das sicher so). An einem Brochialkarzinom zu versterben ist meist ein entsetzlicher Tod voller Qual, Leid und dem Gefühl, langsam und qualvoll zu ersticken.

Mein Vater ist an einer Lungenembolie gestorben. Aus einer nicht erkannten Thrombose löst sich dabei ein Blutgerinnsel und verursacht eine Blockade in einer der Hauptschlagadern - meist Lunge, da die ja angegriffen ist. Aber auch Herz oder Gehirn. Und die Wahrscheinlichkeit, dass Krebspatienten eine Thrombose erleiden, ist extrem erhöht. Wenn Dein Paps auch noch im Rollstuhl saß und dabei keine Heparinspritzen bekam, dann liegt die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass er auf diesem Weg verstorben ist.
Dabei leidet man nicht, hat keine Schmerzen etc. Es ist - so schrecklich das klingt, verzeih mir die Offenheit - eine gute Art des Sterbens.
Mittlerweile bin ich selbst unheilbar an Krebs erkrankt, habe kleine Kinder und wenn es mal soweit sein muss, dann würde ich auch diese Art wählen.

Du hast natürlich recht, nichts wird mehr wie früher sein, aber es kann trotzdem nach und nach wieder besser werden. Ich wünsche es Dir, dass Du es bald schaffst, Deinen Vater einfach in einer anderen Form in Deinem Leben zuzulassen und immer daran denken kannst, wieviel gutes und Schönes er dir mitgegeben hat.
Er würde es sicher wollen, dass du genau das siehst und nicht darauf siehst, wieviel schöner es wäre, wäre er noch lebendig. Er ist es nciht mehr, aber das heißt noch lange nicht, dass er nicht immer in Deiner Nähe sein wird.

Alles gute für dich
Birgit
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  #2  
Alt 25.07.2014, 10:53
mausi69 mausi69 ist offline
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Registriert seit: 19.02.2014
Beiträge: 1.379
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Liebe Julia!

Es tut mir sehr leid für dich! Ich weiß genau wie du dich fühlst! Ich wünsche mir nichts mehr das ich meine Mama noch hätte!
Aber wir müssen unser Schicksal annehmen! Es fällt schwer unser Leben ohne sie zu gestalten!
Wir haben vier Monate mit der Diagnose gelebt, immer wider verdrängt das unsere gemeinsame Zeit begrenzt ist! Somit kam der Tod meiner Mama für uns alle überraschend!

Du schreibst dein Papa sah aus als wenn er schläft, dann sei beruhigt er ist dann wirklich sehr sanft eingeschlafen.
Hinterfrage die Todesursache nicht es wird dir nicht helfen deinen Papa bekommst du dadurch nicht wider! Erinnere dich an eure schönen Zeiten, das versuche ich zur Zeit auch!

Alles liebe zu dir!!!!
Mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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  #3  
Alt 25.07.2014, 13:06
Julia93 Julia93 ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 23.07.2014
Beiträge: 42
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Vielen Dank für fie aufbauenden Worte!

Es belastet mich einfach die Frage was genau an dem morgen passiert ist. Oder das wir vielleicht irgendein Zeichen übersehen haben könnten.
Ich habe Angst dass er irgendwie gelitten hat in den Momenten, dass er vielleicht Hilfe gerufen hat aber es konnte ja niemand hören...
Ich weiß das widerspricht der Aussage des Arztes, aber meinen Sorgen tut das keinen Abbruch.
Ist es denn wirklich möglich, dass man gerade verstorbenen die Todesart quasi "ansehen" kann? Sagt man nicht, dass alle Muskeln erschlaffen und somit fast alle Verstorbene sowieso friedlich aussehen?
Und was mich wirklich erstaunt ist, dass ich in meiner jetzigen Situation erst merke wer meine wirklichen Freunde sind. Personen die ich zu meinem engsten Umkreis gezählt habe, haben sich bis heute nicht bei mir gemeldet. Nicht mal dieses übliche Beileidsgequatsche. Das macht wütend, denn ich hätte und habe ihnen immer und in allen Lebenslagen beigestanden.

Julia
__________________
Liebe ist stärker als der Tod!
Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #4  
Alt 25.07.2014, 13:46
CatLove89 CatLove89 ist offline
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Registriert seit: 13.03.2014
Ort: Nordhessen
Beiträge: 123
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Liebe Julia,

ich möchte dir erst einmal mein aufrichtiges Beileid aussprechen. Auch ich habe meinen Vater verloren und weiß, wie du dich fühlst.

Mach dir bitte nicht so viele Gedanken darüber, ob er gelitten hat, ob er nach Hilfe gerufen hat, ob ihr irgendwas übersehen habt! Diese Gedanken werden dich irgendwann erdrücken. Ich weiß, dass es schwer ist zu akzeptieren, dass ein geliebter Mensch nie mehr wieder kommt, aber auch wenn er gelitten haben sollte, bringt ihn das (leider) nicht mehr wieder. Es klingt hart, aber es ist halt so! Und ich glaube, wenn er so friedlich aussah, wird er auch friedlich eingeschlafen sein.

Ich bin manchmal auch hin und her gerissen, ob ich die ganzen Arztberichte von Papa mal durchlese, weil ich glaube, dass er uns nicht alles gesagt hat. Aber was bringt es mir? Dass ich danach noch verrückter werde?

Und das mit den Freunden kenne ich auch nur zu gut... Vielleicht erkennt man in schwierigen Situationen erst, wer wahre Freunde sind?!

Ich schicke dir ein großes Kraftpaket und wünsche dir alles Gute!

Liebe Grüße
catlove
__________________
Mein Papa, geboren in 1958, für immer eingeschlafen im Mai 2014

Die Erinnerung ist ein Fenster durch das ich dich sehen kann, wann immer ich will. (Verfasser unbekannt)
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  #5  
Alt 25.07.2014, 14:59
mausi69 mausi69 ist offline
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Registriert seit: 19.02.2014
Beiträge: 1.379
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Liebe Julia!

Nachdem meine Mama eingeschlafen war hatte ich auch nur eine Frage ob sie schmerzen hatte und sich gequält hat! Mein Papa der in ihren letzten Stunden bis zum Schluss bei ihr war hat mir versichert das sie ohne schmerzen und ganz friedlich gegangen war!
Aber ich dachte er würde nie was anderes sagen um mich zu schonen! So fragte ich eine Schwester im Hospiz die mir das so erklärte! Meine Mama hatte in den letzten zwei Wochen immer sehr starke Stirnfalten die ein Zeichen von schmerzen waren! Als ich mich einen Tag nach dem sie gestorben war von ihr verabschiedet habe war ihre Stirn ganz ganz glatt also wusste ich sie ist ohne schmerzen gegangen!

Wie meine Vorgänger schon geschrieben haben, es bringt dir überhaupt nichts jetzt im nachhinein alles zu hinterfragen ob ihr was übersehen habt oder ob er um Hilfe gerufen hat! Du gehst irgendwann daran kaputt und deinen geliebten Papa bringt dir trotzdem niemand wieder!

Vielleicht wusste er auch das ihm nicht mehr viel Zeit bleibt und hat die Gunst der Stunde als er alleine war zu gehen um euch diesen traurigen Augenblick zu ersparen!
Nehme dein Schicksal jetzt so an wie es ist dein Papa hätte bestimmt nicht gewollt, das du dir jetzt vielleicht noch Vorwürfe machst ob du ihm hättest helfen können!
Dem ist ganz bestimmt nicht so glaube mir!!!

Ich weiß wirklich wie traurig du jetzt bist, denn mir geht es nicht anders! Meine Mama fehlt mir sehr!!!!

Lg mausi
__________________
Meine Mama
BSDK ED 05.02.2014

28.07.1949 - 22.06.2014

Du warst es wert so sehr geliebt zu werden!
Du bist es wert, das so viel Traurigkeit an deiner Stelle geblieben ist!



http://www.krebs-kompass.org/showthread.php?t=62514
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  #6  
Alt 25.07.2014, 19:18
Julia93 Julia93 ist offline
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Registriert seit: 23.07.2014
Beiträge: 42
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Ich bin mir sich absolut sicher dass er will dass ich in vollen Zügen weiter lebe.
Dadurch dass er so realistisch mit der Krankheit umgegangen ist, hat er schon seit der Diagnose immer das Gespräch mit mir gesucht. Er hat mir erklärt was ich machen soll wennn er nicht mehr da ist. Dass meine Mutter und ich zusammen halten sollen, dass ich moch um das finanzielle kümmern soll, und er hat gesagt dass wir es auch ohne ihn schaffen werden.
An diesen Worten hangele ich mich nun entlang, versuche seine Worte in die Tat umzusetzen. Und letztendlich ist ihm wirklich ein schlimmer weg erspart geblieben. Er hat sich nämlich davor gefürchtet langsam von der Krankheit zerstört zu werden.

Habt Ihr eure verstorbenen Liebsten nochmal besucht, um euch von Ihnen zu verabschieden oder habt ihr den Weg gewählt ihn so lebendig im Herzen zu behalten wie es ging?

Julia
__________________
Liebe ist stärker als der Tod!
Papa 04.10.1948 - 25.04.2014
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  #7  
Alt 25.07.2014, 19:43
Naira Naira ist offline
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Registriert seit: 19.06.2014
Beiträge: 24
Standard AW: Das Schicksal ist ein mieser Verräter...

Liebe Julia,

mein aufrichtiges Beleid zum Verlust Deines Vates.

Mein Mann ist auch an Lungenkrebs vestorben. Er hatte allerdings ein kleinzelliges Bronchialkarzinom. Er ist abends ins Krankenhaus gekommen und am nächsten Morgen früh völlig überraschend verstorben. Ich habe ihn besucht und mich verabschiedet, sehr lange sogar. Auch er sah sehr entspannt aus. Ich habe einen Tag später noch einmal mit einer Krankenschwester dieser Station gesprochen und sie hat mir gesagt, dass man tatsächlich am Gesichtsausdruck der Verstorbenen sehen könne, wie sie gestorben seien. Er ist ruhig im Schlaf gestorben.

Ich bin sehr traurig, dass ich ihn auf diesem Weg nicht begleiten konnte. Aber vielleicht hat er das auch so gewählt?

Und auch ich bin mir sicher, dass er will, dass ich weiterlebe und irgendwann auch wiede gut lebe. So, wie Dein Vater es sich ganz sicher für Dich wünscht. Ist das nicht ein schönes Vermächtnis? Ein schöner Gedanke, der vielleicht irgendwann auch wieder Kraft geben kann. So wie Du schreibst, hattet ihr ein tolles Verhältnis und er hat Dich gut auf das Leben vorbereitet.

Ich wünsche Dir weiterhin viel Kraft.
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