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  #1  
Alt 15.02.2014, 16:50
mel2013 mel2013 ist offline
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Registriert seit: 19.04.2013
Beiträge: 9
Unglücklich AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo Zaubermaus, hallo ihr alle

auch von mir ein willkommen in dieser Gruppe. Ja, leider ist der Grund kein schöner, wie wir hier alle wissen. Mein tiefstes Mitgefühl an dich und deine Familie. Für jeden von uns, ist es sehr schwer, den Verlust zu akzeptieren und die Trauer zu bewältigen.

Ich war auch mal wieder in einem tiefen Loch, da einige Familienfeiern anstanden. Jetzt bin ich soooo erleichtert, dass auch diese vorbei sind.
Momentan hangel ich mich so von Tag zu Tag und ständig frage ich mich: "Soll das jetzt für immer so weitergehn!!" Werde ich eines Tages auch mal wieder richtig Freude empfinden können und nicht immer nur froh sein, wenn wieder ein Fest vorbei ist??"
Hier in unserer Stadt geht es gerade richtig rund, alle sind in Faschingsstimmung und Partylaune. Tja, und ich? Ich sitze hier und kann mich an nichts erfreuen. Was waren meine Schwester und ich früher unterwegs. Auf jeder Faschingsparty, immer lustig und immer am tanzen. Uuuund jetzt? Sch...., ich kann einfach nicht aus dem Haus. Kann mich nicht freuen und tanzen will ich schon gar nicht. Und wieder ist da der Gedanke: Hoffentlich ist das alles bald vorbei.

Vor drei Wochen war ich zu einem Gespräch mit einem Psychologen. Tja und was soll ich sagen. Er hat mir Tabletten für meine Psyche verschrieben, toll, genau das wollte ich nicht. Bei uns gibt es leider keine Trauerbegleitung oder ähnliches, schade eigentlich.
Dafür tut mir der Austausch mit euch allen sehr sehr gut

Ich wünsche euch weiterhin ganz viel Kraft


Für meine Schwester Anja Nie werde ich dich vergessen, ich liebe dich.


Liebe Grüße
Mel
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  #2  
Alt 19.02.2014, 22:41
Birgits Schwester Birgits Schwester ist offline
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Registriert seit: 15.01.2014
Beiträge: 15
Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Guten Abend an alle hier,

erstmal Zaubermaus, mein tiefes Mitgefühl für Dich und Deine Familie. Ich weiss, wie wir alle hier, wie Du Dich fühlst. Wir sind alle doch alleine damit, aber es kann helfen, sich auszutauschen. Und wenn man dieses Leid .. wünscht, ist es doch ein Segen, wenn es Menschen gibt, die einen verstehen können, die nachvollziehen können, wie furchtbar all das ist, was wir gerade durchzustehen versuchen. Und manchmal kann auch ein tröstendes Wort für einen Mitleidenden gleichsam Trost für einen selbst sein.

Ich komme gerade aus einem Tief, vielleicht bin ich auch noch drin. So genau kann ich das gar nicht sagen. Wie Du,Stoerchin, sagst, es gibt sie wirklich, die "Trauerwellen". Es ist eigenartig...als ich wieder zu arbeiten anfing und damit auch der Alltag unausweichlich Einzug hielt, da bekam meine Traurigkeit eine ganz andere Dimension. Sie wurde schlimmer. Es ist wie ein sich wehren gegen Normalität...da kommen Gedanken wie: Was soll das jetzt? Alltag? Normalität? Als wäre nichts gewesen? Und dann wurde mir klar: Als der Alltag Einzug hielt, wurde mir nochmal um so schmerzlicher bewusst, wie groß das Loch ist, was meine liebe Schwester in meinem Leben hinterlassen hat. Ein Loch, das nicht zu stopfen ist, nur zu integrieren. Wie man das macht? Wenn ich nur einen Funken Ahnung hätte...

Es sind die vielen Kleinigkeiten des Alltags, das sich austauschen, die Telefonate, die Kichereien miteinander, die gegenseitige Hilfe... und dann die ewige Warum-Frage, auf die man doch niemals eine Antwort erhält. Überhaupt auf alle Fragen bekommt man keine Antworten. Vielleicht ist es das, diese Ohnmacht..... dieses AkzeptierenMÜSSEN.

Ihr seht, ich hadere. Und ich trauere. Und ich wüte umher.

Heute Nacht hatte ich das erste Mal einen Traum MIT ihr. VON ihr kann ich nicht sagen, weil ich habe nicht direkt von ihr geträumt. Sie war ganz klein,man konnte nur ihr Gesicht und ihre Haare sehen, sie war ganz kindlich irgendwie, und wir haben uns Küsschen gegeben, und ich habe ihren Geruch gespürt.Es war ganz eigenartig.Und sie hat gesagt: Ich muss gehen, es geht nicht anders...oder so ähnlich. Meine Seele scheint mit dem Verarbeiten anzufangen. Der Traum hat mich jedoch nicht wirklich getröstet, es gibt mir nur ein warmes Gefühl, wenn ich daran denke.

Am Freitag gehen meine kleine Schwester und ich zu meinem Schwager, der uns bat, den Schrank von meiner Schwester auszuräumen. Ihr könnt Euch sicher denken, wie viel Angst ich davor habe. Das wird wieder ein schlimmer Moment in den schlimmen Momenten dieser Zeit.

Ich glaube, ich kann heute wenig Tröstendes an Euch weitergeben. Aber ich sage trotz allem:Wir schaffen das, wir stehen diese Zeit durch. Wir werden den Weg von "Nichts ist mehr wie es war" in "Nun ist es anders" beschreiten, Du und du und du auch!

Tränen dauern wie sie dauern.
Und das ist gut so!

Fühlt Euch gedrückt und verstanden
von

Birgit
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  #3  
Alt 19.02.2014, 22:43
Birgits Schwester Birgits Schwester ist offline
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Registriert seit: 15.01.2014
Beiträge: 15
Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Noch mal eine Korrektur,

im ersten Satz muss es heissen: auch wenn man dieses Leid niemandem wünscht

(keine Ahnung, wie das mit den Punkten zustande gekommen ist)


birgit
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  #4  
Alt 21.02.2014, 21:31
SiS SiS ist offline
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Registriert seit: 21.02.2014
Beiträge: 4
Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Hallo ihr alle, die ihr einen Bruder oder eine Schwester verloren habt!

Auch wenn ihr euch schon länger über euren Verlust austauscht, möchte ich doch versuchen, diese Möglichkeit zu nutzen, mit Menschen ins Gespräch zu kommen, die ein Geschwister verloren haben.

Es tut mir sehr leid, dass ihr alle diese einschneidende Erfahrung machen musstet! Und beim Nachlesen eures Austauschs wird mir bewusst, dass dieser Einschnitt auch - egal wie lange es her ist - bestehen bleibt und das Leben nachhaltig verändert und die Zeit nur bedingt die Wunde heilt...

Ich selbst bin eine große Schwester, die ihre drei Jahre jüngere Schwester letzten April im Alter von 25 Jahren verloren hat. Seitdem funktioniere ich zwar überwiegend weiter, aber eigentlich ist mein Leben völlig aus den Fugen geraten. (Und auch wenn ich das gerade schreibe, kann ich schon wieder kaum glauben, dass der Tod meiner Schwester wirklich der Realität entspricht).

Ich finde mich in vielem, was ihr schreibt, wieder. Ein Allheilmittel gibt es ja wohl leider nicht, aber ich glaube, es ist auf jeden Fall wichtig, darüber zu sprechen bzw. zu schreiben, sonst platzt man irgendwann...

Soweit fürs Erste.
Herzliche Grüße
eure SiS
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  #5  
Alt 22.02.2014, 18:22
Stoerchin Stoerchin ist offline
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Registriert seit: 02.06.2011
Beiträge: 167
Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe SiS,

auch an Dich ein herzliches Willkommen hier bei uns, wenn auch bei Dir aus so traurigen Anlass, und mein ganz herzliches Beileid zum Tod Deiner Schwester. Mensch, sie war ja mit 25 Jahren wirklich noch sehr, sehr jung, dies tut mir besonders leid. Melde Dich bitte immer, wenn Du Dir irgendetwas von der Seele schreiben möchtest, wir werden Dich verstehen können.

Liebe Birgit,

die Gedanken mit dem Alltag, von dem wir auf keinen Fall wollen, dass er Normalität vermittelt, kenne ich nur allzu gut. Immerhin kann ich sagen, dass mir die Arbeit (wenn nicht gerade mega-Stress herrschte) eher gut tat und tut. Man besteht irgendwie nicht nur aus Trauern, sondern das eigene Leben, und wenn es auf der Arbeit ist, ist doch noch zu etwas gut. Außerdem sieht man, dass man noch nicht verrückt geworden ist und noch gut denken kann. Deine Schwester muss für Dich wirklich wie eine beste Freundin gewesen sein, der Du alles erzählen konntest. Bei meinem Bruder war es irgendwie noch etwas anderes; dadurch, dass er ein Mann war, haben wir natürlich nicht alles miteinander besprochen, aber ich war immer so mega-stolz auf ihn, ich war stolz darauf, dass es mich auch als Mann gibt (kling wahrscheinlich jetzt irgendwie bescheuert) und es war für mich etwas ganz Besonderes, einen Bruder zu haben; wenn ich schon keine Mutter mehr hatte, dann wenigstens einen Bruder (mir fällt gerade beim Schreiben selber auf, dass ich irgenwie mehr Frauen kenne, die eine Schwester als einen Bruder haben). Und stolz wie Oskar war ich immer dann, wenn mich andere regelrecht zu einem tollen Bruder beglückwünschten- ja, das habe ich erlebt. Versteht mich nicht falsch, auch meine Schwester, die ich Gott sei dank noch habe, ist mein Ein und Alles.

Birgit, Du schreibst, Du könntest uns heute keinen Trost spenden, das macht doch nichts. Das hast Du so oft getan, im Gegensatz zu mir, daher habe ich mir für heute mal vorgenommen, zu versuchen, Euch mit ein paar tröstenden Gedanken, die mir immer etwas geholfen haben, etwas Mut zu machen. Sie stammen alle aus meinem kleinen Notizbuch, in das ich seitdem hin und wieder ein paar Gedanken eintrage.

- Unsere Geschwister sind, auch wenn natürlich viel zu früh, dahin gegangen, wohin wir eines Tages alle gehen, es gibt keine Geschwister, die nicht sterben werden
- Unsere Geschwister haben jetzt keien Schmerzen mehr und mögliche weitere lange Leidenswege sind ihnen und uns erspart geblieben
- Wir leben in Deutschland, wo wir sicher sein können, dass alles erdenklich Mögliche für unsere Lieben getan wurde. Wenn ihnen hier nicht geholfen werden konnte, dann nirgends auf der Welt. Wie muss es sein zu wissen, dass derjenige woanders geheilt werden könnte, aber das Geld dafür fehlt? Diese armen Angehörigen, sie müssen sich doch mitschuldig fühlen.
- Unsere Geschwister sind nicht durch Fremdverschulden ums Leben gekommen, weder hat sie ein Herrscher in einem totalitäten System noch ein betrunkener Autofahrer auf dem Gewissen sondern "nur" ihre "eigene" Krankheit (für die sie aber natürlich überhaupt nichts konnten und selbst wenn jemand krebsfördernd gelebt hätte, wer tut das nicht auch und bleibt trotzdem gesund?) Gedanken, die Angehörige von Unfallopfern haben müssen ("derjenige war gesund und könnte noch leben, wenn er/sie 5 Minuten später aus dem Haus gegangen wäre") brauchen wir uns nicht zu machen
- unsere Geschwister fühlten sich mit Sicherheit sehr geliebt, wenn wir ihnen unsere Liebe so vermitteln konnten, wie wir hier liebevoll von ihnen schreiben
- unsere Geschwister sind gegenüber anderen Verstorbenen nun nicht mehr benachteilgt, waren es aber gegenüber lebenden Gesunden

So, meine Lieben, vielleicht können meine Gedanken dem/der einen oder anderen ja etwas helfen. Mer mag, möge die Liste gerne ergänzen.

Eine Frage habe ich noch an Euch: wie gut könnt Ihr Euch Fotos angucken? Ich habe vor 2 Tagen meine ganze Fotokiste nach Fotos von ihm durchgeguckt und mir einige von der Zeit kurz vor seiner Krankheit, auf denen er so gesund und kräftig und so, wie ich ihn gerne in Erinnerung behalten möchte, aussah, hingestellt und wupp - 2 Nächte kaum geschlafen deswegen. Fotos von Verstorbenen oder zumindest welche, die man lange nicht mehr gesehen hat, haben es irgendwie in sich, kennt Ihr das?

Liebe Grüße mit dicken Kraftpaketen an alle,
Störchin

Geändert von Stoerchin (22.02.2014 um 18:33 Uhr) Grund: Ergänzung
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  #6  
Alt 22.02.2014, 19:50
Benutzerbild von Gina79
Gina79 Gina79 ist offline
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Beiträge: 846
Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Stoerchin, es tut mir leid dass du deinen Bruder an dieser schlimmen Krankheit verloren hast! Bin gerade auf deinen Thread gestoßen. Ich habe meinen Papa vor einem Jahr an Lungenkrebs verloren.
Morgen ist der erste Todestag. Auch ich denke mir beim Anblick von alten Fotos immer wieder dass mein Papa noch so gesund und robust und unverwundbar ausgesehen hat. Keine Spur oder äußerliche Anzeichen von Krankheit!
Das ist dann besonders schwer weil man es einfach nicht fassen kann, weil die ganze Diagnose und Krankheit doch so unvorbereitet ins Leben getreten ist.

Alles Liebe und Gute!
__________________
Mein Papa: Kleinzelliges Bronchialkarzinom
Diagnose am 21.12.2011
am 23.2.2013
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  #7  
Alt 25.02.2014, 18:59
SiS SiS ist offline
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Registriert seit: 21.02.2014
Beiträge: 4
Standard AW: Trauern um verstorbene erwachsene Geschwister

Liebe Stoerchin,

danke für deine mitfühlenden Willkommensworte.

Ich weiß noch nicht, ob ich das Schreiben hier aufrecht erhalten werden kann, habe ich zwar einerseits das Gefühl, dass es eine gute Möglichkeit ist, zu trauern und sich auszutauschen, andererseits merke ich aber auch, wie es mich im Moment zusätzlich mitnimmt.

Wenn ich das, was ich geschrieben habe und deine Antwort, lese, dann schwanke ich zwischen "Oh mein Gott, das ist wirklich passiert" und "Huch, was hab ich mir denn da ausgedacht, das stimmt doch gar nicht."

Ging euch das am Anfang bzw immer noch auch so?

Viele Grüße von einer völlig verunsicherten SiS
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