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#1
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
Hallo Sanne2,
das eine Chemotherapie über Jahre oder Jahrzehnte hinweg schwerwiegende Nebenwirkungen haben kann, sollte Dir dann auch bewusst sein. Es gibt eben auch viele Nebenwirkungen die nie wieder verschwinden, dazu kann u.U. auch die Polyneuropathie gehören. Mal ganz abgesehen davon, dass die Psyche dann nochmal eine ganz andere Sache ist. Wir wissen nichts über private Umstände oder ähnliches und ich habe hier lediglich meine eigene Meinung geschrieben. Ja du hast recht, meine Diagnose ist noch sehr jung und meine Therapie gerade mit dem ersten Block fertig. Was ich aber in dieser Zeit alles von meinen Mitmenschen einstecken musste, schlägt dann doch dem Fass den Boden aus. Unter anderen wurde mir damals auch von meiner Familie bzgl. meine Angst gesagt..."Du bist doch nun geheilt, also Kopf hoch". Das war nach der radikal OP, wo man dann die LK Metastasen feststellte. Wer da dann von geheilt spricht kann mir nur leid tun. Denn danach ging das elend erst richtig los. Vieles ist Unwissenheit, einiges einfach dumm gelaufen und vieles aber auch dreist. |
#2
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
Ich möchte noch einmal ganz klar schreiben, dass die Kinder von Norma sich meines Erachtens unangemessen verhalten haben. So verhält man sich nicht den Eltern gegenüber. Geht man von ihrer Schilderung aus, so gibt es meiner Meinung nach nichts, wofür Norma sich entschuldigen müsste. Dass der Sohn das nicht selbst so gesehen und zu seiner Mutter gestanden hat, wundert mich auch.
Das hat aber m. E. nichts mit den Krebserkrankungen von Norma und ihrem Mann zu tun! Es gäbe sicherlich auch eine Menge gesunder Elternpaare, die sich überfordert gefühlt und die Kinder gebeten hätten, alles allein zu organisieren. Wieder andere Eltern mit schwerwiegenden Erkrankungen in der Vergangenheit wären vermutlich tödlich beleidigt, wenn man sie nicht mit einbeziehen würde. Da gibt es wohl genau so viele Möglichkeiten, wie wir Menschen unterschiedlich sind. Zum Glück! Aber warum muss man seine Krebserkrankung wie eine Monstranz vor sich hertragen? Wer lieber gesellig und nicht gern allein ist, dem würde ich jedenfalls davon abraten. Anfänglich habe auch ich des öfteren gedacht: "Versteht mich denn keiner? Wenn die wüssten, was ich durchmachen musste ....." Inzwischen habe ich verstanden, dass "die anderen" es höchstens in Ansätzen nachvollziehen können und das auch nur bei regelmäßigem und engem Kontakt. Und das ist meiner Meinung nach auch halbwegs in Ordnung so, denn meine Umwelt soll natürlich Verständnis für mich aufbringen, aber mich auch nicht behandeln, als dürfe man mich nur noch in Watte packen. Das macht es keineswegs leichter. (Zum Glück machen unsere Schul-Kinder sich hierüber keine schwerwiegenden Gedanken, sondern fordern ganz normal unsere Aufmerksamkeit ein.) Und es soll nicht nur eine höfliche Floskel sein, wenn ich jemand Anderem Gesundheit und ein langes Leben wünsche. Ich meine das sehr ernst, und ich weiß, wovon ich spreche. Geändert von Cecil (27.11.2013 um 20:13 Uhr) |
#3
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
OMG!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Das reicht; ich klinke mich aus. Allen anderen: Herzlichen Dank für den Zuspruch! Wünsche eine friedvolle Adventszeit, viel Liebe im Herzen und noch mehr Kraft für den Alltag! Norma Diagnose Brustkrebs Nov. 2001 Diagnose Darmkrebs Juni 2007 bei meinem Mann |
#4
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
Ich glaube gar nicht das es darum geht eine Krebserkrankung, egal ob aktiv oder nicht, als Ausreden vor sich herzuschieben. Es geht um die Langzeitfolgen, die man aufgrund von Chemotherapie, selbst heute noch haben kann. Wenn ich mir überlege wie alleine in den letzten 10 Jahren die Fortschritte gewesen sind, möchte ich gar nicht wissen, was Menschen die vor 10 -20 Jahren behandelt worden, heute noch an Nebenwirkungen leiden.
Ich selbst möchte kein Mitleid und auch kein übern Kopf streicheln für meine Erkrankung aber ich erwarte den nötigen Respekt und Anstand vor dem was ich beherberge, in den Falle eben der Krebs. Genau dort fehlt es bei vielen Menschen, entweder aus Angst oder Überforderung oder weil es einen schlichtweg egal ist. LG Mathias |
#5
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
@Cecil
Zitat: Aber warum muss man seine Krebserkrankung wie eine Monstranz vor sich hertragen? Den Satz finde ich ganz fürchterlich! Und wer tut denn das? @Norma Laß dich nicht unterkriegen @Matthias Stimme dir komplett zu!
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#6
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
Zitat:
der Satz ist nicht schön, aber ich finde, er trifft das Verhalten mancher Menschen gut. Vor Jahren wurde mein Vater beerdigt, die Trauergäste kondolierten. Wir Kinder stehen weinend am Grab, da drückt uns ein entfernter Nachbar, den wir eigentlich nur vom Sehen und Grüßen her kannten, die Hand und fängt weitschweifend davon an zu erzählen, dass er Nierenkrebs hat. Überhaupt kenne ich das aus den Monaten, als mein Vater krebskrank war. "Ach, ich habe gehört, Ihr Vater hat Krebs, also ich mit meinem Diabetes, mir geht es ja auch gar nicht gut, ach wissen Sie..." und schwups bekommt man im Detail einen ausführlichen Krankheitsbericht. Diese Leute kannte ich vom Sehen, habe sie dann zufällig im Supermakt oder sonstwo getroffen und oft wusste ich nicht mal den Namen, aber dann deren Krankheiten. Ich finde, das kann man bildlich mit "die Krankheit wie eine Monstranz vor sich hertragen" beschreiben. Natürlich haben auch diese Menschen das Bedürfnis und ganz sicherlich auch das Recht, über ihre Krankheit zu sprechen und Anteilnahme zu erwarten. Die "Monstranz" aber schafft Distanz und vor allem die Distanz zu erkennen, ob mein Gegenüber jetzt offen ist dafür mir zuzuhören und auf mich einzugehen. Viele Grüße Triangel |
#7
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
Guten Morgen,
tja, ein schwieriges und auch sehr emotionales Thema. Diese "Monstranz" tragen aber auch gerne manch Angehörige. Die dann sich "anmaßen" zu meinen zu wissen wie sich es ist diese Krankheit in sich zuhaben oder meinen, dass der Betroffene ganz automatisch auch seine eigene Lebensfähigkeit abzugeben hat. Auch ist mir aufgefallen, dass selbst Betroffene sowohl aus verschiedenen Krebsarten als auch in den selben Krebsarten mit nur unterschiedlichen Operationsgebieten und -auswirkungen eigentlich nicht beurteilen können wie sich die Nachwirkungen der anderen leben lassen. Dieses berühmte nicht über den eigenen Tellerrand schauend, um mal jemanden zu zitieren. Auch kann so manch Therapie noch Jahre später durch Gewebe-, Muskel- und Knocheneinwirkungen zu massiven Problemen führen, die vorher garnicht oder nicht in den Ausmaßen erkennbar waren und sind. Von daher fand und finde ich es recht schwierig dieses Thema wirklich beurteilen zu können, denn jeder reagiert in bestimmten Situationen ganz anders als jemand anderes. Hier hilft nur das Gespräch. Da wiederum menschelt es aber gewaltig. Und die Mißverständnisse sind vorprogrammiert. Und noch ein Wort zu dem / der UserIn, die sich nur angemeldet hat, um Ihren Senf abzugeben: wenn es eine Person aus dem Umfeld der Threaderöffnerin ist, empfehle ich auf jeden Fall ein persönliches Gespräch und nicht diese Art. Keiner steckt in den Schuhen des anderen
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Alle im Forum von mir verfassten Beiträge dürfen ohne meine Zustimmung nicht weiterverwendet werden. Geändert von J.F. (28.11.2013 um 09:04 Uhr) |
#8
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
Zitat:
Gut, dass Du Dich getraut hast, J.F.! Wenigstens weiß ich jetzt, dass ich nicht als einzige so dachte. Liebe Wangi, so völlig off-topic finde ich meine Beiträge noch immer nicht. Die Fälle liegen etwas anders; trotzdem fühlte ich mich durch die Grundkonstellation: krebskranke Schwiegermutter und ihre Schwiegertochter an unsere Situation erinnert. Ich möchte ausdrücklich voranstellen und betonen, dass ich meine Schwiegermutter als Mutter meines Mannes achte und nicht negativ bewerte. Ich möchte nur anders als sie damit umgehen. Als ich selbst noch gesund war, habe ich des öfteren gedacht: 'Was hat sie denn nur und warum freut sie sich denn nicht ihres geretteten Lebens?' Den ersten Teil der Frage konnte ich mir erst beantworten, nachdem ich selbst an Leukämie erkrankt und stammzelltransplantiert worden war. Den zweiten Teil der Frage verstand ich dann aber zunächst noch weniger als vorher. Alle Familienmitglieder waren der Meinung, sie müsste als Oma doch spätestens dann aufblühen und mehr Lebensfreude zeigen, nachdem ihre beiden jüngsten Enkel geboren waren, die im Gegensatz zu unseren Kindern auch noch in der selben Stadt wie sie leben. Aber es änderte sich nichts. Sie liebt alle ihre Enkel und ist großzügig ihnen gegenüber, muss sie aber nur in Abständen und möglichst mit erwachsener Begleitperson um sich herum haben. Alles andere wird ihr, nicht mit Hinweis auf ihr Alter (zwischen dem ältesten und dem jüngsten Enkel sind ca. 10 Jahre Altersunterschied), aber durchaus auf ihre Krankengeschichte, schnell zu anstrengend. Wir haben nie mit ihr darüber "gestritten", sondern uns nur immer sehr gewundert und selten auch mal eine kurze Bemerkung gemacht. Aber erst nach mehreren Jahren habe ich verstanden, dass sie das wohl genau so haben will und ihre "Isolation", wie wir anderen meinten, gar nicht als solche empfindet. Dann ist es doch eigentlich auch gut so. Zitat:
Ganz selbstkritisch habe ich auch mich selbst damit gemeint. Nachdem meine Transplantation durch und ich nach mehr als fünf Wochen endlich aus dem KH heraus war, hat "meine Monstranz" nämlich Beine bekommen und ist einige Monate lang immer so einen halben Meter vor mir her gelaufen. Das lag zum einen daran, dass ich in der Zeit zwischen ED und Ende der SZT "im Tunnel", d. h. nur auf das Gelingen der hochriskanten Behandlung fixiert war und mich dann mit einigen Monaten Verspätung der Schock über meine Erkrankung einholte. Zum anderen sah man mir meine Behandlung auch äußerlich überdeutlich an. Damit meine ich nicht die relativ unauffällige Perücke; ich hatte 15 kg abgenommen, schlich nur und zitterte beim Schleichen und musste eine erhebliche Zeit lang außer Haus Mundschutz und Handschuhe tragen. Menschen mit Kleinkindern oder Hunden wechselten vor mir die Strasse. Am liebsten hätte ich mir ein Schild um den Hals gehängt. Ich verspürte also einen starken Drang, vielen meine Geschichte auf die Nase zu binden, um das Offensichtliche erklären und abzumildern. Plötzlich kamen dann so Geschichten, wie Triangel sie beschrieb: Plötzlich stellte sich heraus, dass die Frau hinter der Theke Colitis ulcerosa hatte, ein Nur-Vom-Sehen-Bekannter eine galoppierende MS mit raschem Rollstuhlzwang oder der Vater einer Freundin Corea Huntington. Aber im Gegensatz zu den Geschichten oben bei Triangel hatten meine Erzählungen alle eine positive Botschaft: Es muss nicht immer nur Krebs sein, unerwartet viele haben ihr Päckchen zu tragen, sie schaffen es häufig sich damit einzurichten und Du schaffst das auch. Wir wollen daran glauben. Inzwischen ist es mir ganz recht, dass nur die Personen meine Krankengeschichte kennen, die ich anfänglich informiert hatte. Auf einer Feier neulich wollte eine charmante Dame partout wissen, warum ich meinen Beruf, den zu erlangen ich einige Mühen auf mich genommen hatte, denn nicht mehr ausübe? Ich stöhnte innerlich: ' Hoffentlich hörte sie gleich auf zu fragen...', aber im Gegensatz zu mir hatte sie 1-2 Gläschen Wein getrunken und fragte nochmal. Da platzte aus mir heraus, dass mein Ex-Beruf höchste Konzentration und Merkfähigkeit von mir verlangte, die ich aufgrund einer schweren Erkrankung einfach nicht mehr aufbringen kann. Ich habe wenigstens 10 min gebraucht, um die Eiseskälte, die schlagartig am Tisch ausgebrochen war, wieder aufzutauen. Gemeinsam haben wir das dann geschafft. Alles Gute! Geändert von Cecil (28.11.2013 um 16:37 Uhr) Grund: erhebliche Ergänzung |
#9
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AW: Fehlende Kraft für die Familie. Hier:Schwiegertochter
Hallo Triangel.
Kann ich sehr gut nachvollziehen dass es, wenn man gerade selber sehr betroffen ist, nervt. Aber das hat ja gar nichts mit Normas Problem zu tun, deshalb habe ich diesen Satz nicht verstanden und fand ihn daneben. Gruß Wangi Hallo Cecil. Ich fand den Satz so schlimm weil er, für mich, ausdrückte, als ob man als Krebskranker doch bitte nicht die Erkrankung zu oft erwähnen sollte. Und ich finde das hat so gar nichts mit dem Problem das Norma hat zu tun. UND man kann ja auch eine Krebserkrankung und deren Nachwirkungen nicht mit der Anderen vergleichen. Zu meinen, Naja nach so und so viel Jahren ist das ja wohl ausgestanden und man funktioniert wieder komplett normal, ist nun mal nicht so. Ich kann Norma vollkommen verstehen, auch ich bin lange nicht mehr so belastbar wie vor der Erkrankung und bei mir ist es auch schon 4 Jahre her. Gottseidank sehen meine Söhne das auch ein. Aber auch wenn diese Nicht-Belastbarkeit NUR am Älter werden oder einem Schnupfen liegen sollte hat der Gegenüber das doch zu akzeptieren und gerade wenn das so eine nahe stehende Person wie ein Sohn ist. L G Wangi
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Geändert von gitti2002 (28.11.2013 um 12:37 Uhr) Grund: Beiträge anderer User nicht in der vollen Länge noch mal als Zitat ins Forum stellen |
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