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#1
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AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?
Verzeihung, dass ich mich hier einfach so einmische, aber Kerejons Beiträge beschäftigen mich sehr.
Das, was du derzeit erlebst, haben wir in etwa andersrum hinter uns: Meine Tochter hatte einst eine gute Prognose und ist nach dem dritten Rezidiv verstorben, Mitpatienten teilweise eine sehr schlechte, sie sind seit Jahren in Remission. Wir mussten schmerzhaft lernen, dass Prognosen zwar wissenschaftsorientierte, aber doch statistisch erhobene Wahrscheinlichkeiten beschreiben. Für den Einzelfall sind sie nicht zwingend verbindlich. Ich wünsche dir die Fähigkeit, dein Leben nicht nur unter statistische Zwänge zu stellen, sondern die guten Momente zu leben und zu genießen. Ich wünsche dir, dass sich diese Momente zu Wochen, Monaten und Jahren summieren. Alles Gute für dich, Kerejon! Simi |
#2
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AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?
Naja JF da im Februar eine Metastase da war, ist davon auszugehen, das es sich jetzt auch wieder um so etwas handelt, den 3 cm Lymphknoten an der Lunge darueber denk ich schon erst gar nicht nach.
Den Arbeitsbogen brauche ich nicht mal zu kopieren, der ist jedem im Intranet zugaenglich. Man muss sich damit abfinden, das man nur eine Nummer ist umd mehr nicht. Hat man das verstanden, erspart einem das doch eine Menge Aufregung und man kann sich auf wichtigeres fixieren. In einem Monat heisst es wieder zum Nachsehen antanzen und da werde ich mehr erfahren. Gross den Kopf darueber zu zerbrechen, lohnt es sich nicht habe ich gelernt. Nicht verrueckt machen und cool bleiben. Fuer das das ich einen ziemlich agressiven Tumor hatte, geht es mir doch vergleichsweise gut, im Moment zumindest. Die ganzen Statistken und Prognosen, die lasse ich aussen vor. Gerade bei so seltenen Krankheiten, bestanden die oft nur aus 10 Patienten. Und es gibt ja auch einige da laut Prognosen der Aerzte schon lange tot sein muessten. Geändert von conquerer (19.08.2013 um 00:35 Uhr) |
#3
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AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?
Simi, J.F. Et al...,
Ich danke für Eure Nachrichten. Ich wollte mit meinem Beitrag mitnichten einen "blinden" Glauben an wissenschaftlichen Arbeiten predigen, nur weiß ich selbst das diese nicht vollends von der Hand zu weisen sind. Selbstverständlich gibt es immer und bei jedem einzelnen einen individuellen Verlauf und, wie man so schön sagt, sollte man keiner Statistik trauen, die man nicht selbst gefälscht hat ;-) Ich habe das Glück, aufgrund der Seltenheit meines Tumors die "führenden" Docs dafür persönlich zu kennen und es steht außer Frage, das meine Situation äußerst Kritisch ist ( was eig. schon vorher klar war, da die Histologie selten lügt und das Frührezidiv dies belegen mag ). Die Cemodosis habe ich nun extrem erhöht, leide unter den Nebenwirkungen wie blöde, da man mir sagte " jetzt alles oder nichts " und kann meiner Arbeit nunmehr nur noch eingeschränkt nachgehen. Ich kann es nur noch einmal betonen: wenn ich aus dieser Nummer rauskomme, gehöre ich zu einer Minderheit, und noch ist dies Möglich, was mir die terminale Krankheitsbewältigung verbaut. Dieser emotionale Dissens ist für mich zur Zeit nicht zu lösen, also fühle ich mich insgesamt einfach mies. Schwer zu beschreiben, ich entschuldige mich. Alles Liebe und Güte für Euch |
#4
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AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?
Hallo Kerejon,
fürs mies fühlen muss man sich nicht entschuldigen, das gehört wohl zwangsläufig dazu. Ich denke, es ist auch in gewisser Weise sehr ungünstig und belastend, "zu viel" um seine Krankheit und die medizinischen Zusammenhänge zu wissen - Ärzte haben es da sicherlich deutlich schwerer. Ein Stück weit Unbedarftheit, Zuversicht und Vertrauen ins Schicksal sind in solchen Situationen durchaus hilfreich. Ich will mich dennoch wiederholen und dir alles Gute und einen Verlauf wider der Statistik wünschen. Simi |
#5
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AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?
Einen schönen Sommergruß in die Runde,
zuerst möchte ich auf das eigentliche Thema eingehen – wie macht man das mit der Arbeit. Nun, bei meiner Erstdiagnose im Jahr 2000 bin ich nach Abschluss der medizinischen Behandlungen wieder ganz normal Arbeiten gegangen. Ich war Chefsekretärin in einem großen Unternehmen und ich liebte meinen Job, warum auch immer. Nach anfänglichen guten Vorsätzen, wie z. B.: Du machst nicht so viele Überstunden, Du teilst dir deine Zeit anders ein, Du hast auch ein Privatleben, Du suchst dir ein Hobby - verfiel ich nach kurzer Zeit wieder in den alten Trott zurück und mein Lebensinhalt war mal wieder vorwiegend die Arbeit. Bei ihr kann man sich ja verdammt gut verstecken, grübelt nicht, … bis ja bis mich meine Realität 2010 eines anderen belehrte. Ich hatte Metastasen zu Hauf, trotzdem man mir damals sagte, dass ich als Geheilt gelte. Tja, das war es mit Statistiken und Krebsformeln und so was alles. Seit dem will ich von all diesem Zahlenkram nichts mehr wissen. Es sind einfach nur Zahlen, aufgereiht, geteilt, addiert … - es berücksichtigt keine Menschen, die dahinter stehen, und ich bin ein Mensch! Nun habe ich Glück, dass mich Ärzte betreuen, die meine persönliche Einstellung zu meiner Erkrankung, deren Behandlung und diesbezügliche Wünsche berücksichtigen und akzeptieren (was sie vielleicht denken oder nicht, ist mir wurscht). Auch habe ich mein „altes“ Alltagsleben und manche anderen persönlichen Befindlichkeiten hinter mir gelassen. Und heute kann ich sagen, dass es mir ohne Arbeit wirklich gut geht. Sie fehlt mir überhaupt nicht. Trotzdem habe ich erfüllte Tage und lerne eine Menge an neuen Dingen dazu. Ich lebe und genieße unwahrscheinlich das Jetzt und Hier und das Morgen ist weit weg. Gerade durch diese Einstellung habe ich mich befreit von Zukunftsängsten, von Statistiken und dem Grübeln: was, wäre, wenn. Und Kerejon, als Arzt ist es bestimmt nicht so leicht, all den Zahlenkram hinter sich zu lassen und zu vertrauen, sich, seinem eigenen Körper. Vor längerer Zeit habe ich eine sehr gute Reportage gesehen, die sich mit dem Thema Krebs auseinander gesetzt hatte. In ihr wurde ein Prof. der Onkologie vorgestellt, der auch selber erkrankt war und seinen eigenen Weg zu sich selber in der Stille des Waldes z. B. wieder gefunden hat. Heute ist er gesund und berät seine Patienten anders – er sieht sie als Mensch mit Körper, Geist und Seele und für ihn ist das Vertrauen zu sich selber, zu den behandelnden Ärzten und der Therapie ganz wichtig, wie auch das Gleichgewicht von Körper, Geist und Seele. Fand ich sehr interessant und weiß jetzt leider nicht mehr, wie die Reportage hieß. Du weißt doch selber, der Glaube vermag Berg versetzen bzw. Placebos heilen erstaunlich gut und können Wunder verbringen! Was ich damit sagen will ist eigentlich, dass du vielleicht versuchen kannst, dir eine positive Chance auszumalen, an dich selber zu glauben und nicht so sehr deine Gedanken auf das konzentrierst, was sein könnte – es kommt doch meistens eh anders, als geplant. Auch habe ich hier im Forum ein wirklich interessantes Buch entdeckt, über Nierenkrebs, geschrieben von einer Betroffenen. Dort findest du darüber alle Informationen und vielleicht hilft es dir ein wenig, dass Kopfkino anzuhalten und mal Luft zu holen. Es ist sehr interessant, wissenschaftlich erklärt. In diesem Sinne alles Liebe für Alle und ein Kopfkino, dass man ausschalten kann. Evelyn |
#6
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AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?
Liebe Evelin,
Ein sehr schöner Beitrag, der mich zum Nachdenken angeregt hat. Kopfkino... Wow. Ein allgemein genutzter Begriff, aber für mich unglaublich passend, denn hier genau findet das Drama statt. Betroffene können es sicher nachvollziehen wie es ist, an einem Tag in Schreckensstarre vor dem eigenen Tod zu stehen, während am nächsten es erträglich scheint... meinetwegen auch Antidepressivabedingt... Kopfkino! Dein Geist, Deine Seele versucht sich zu schützen, was ihr erstaunlich gut gelingt je mehr die Tage Vergehen. Ein Freund fragte mich heute wie ich es überhaupt schaffe, des morgens aufzustehen und ich antwortete "keine Ahnung, aber morgens geht's mir immer ganz gut". Kopfkino... Das ist ein feiner Gedanke, den ich so schnell nicht vergessen werde und in der kommenden Zeit in meinem Denken behalte. Danke hierfür und ganz liebe Grüße. |
#7
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AW: Wie macht ihr das mit dem Arbeiten gehen...?
Liebe, liebe Evelyn!
Du sprichst mir aus der Seele! Ein wunderbarer Beitrag! Ich bin selbst nicht Betroffen, mein Mann ist es! Aber auch wir Angehörigen leiden Höllenqualen! Er ist Physiker und Informatiker! Sein Leben besteht nur aus Zahlen......und Sachen, von denen ich keine Ahnung habe! Für mich gab es schon immer Körper, Seele, Geist.....untrennbar verbunden! Statistik.....was ist das? 4 Wochen nach der Diagnosenstellung wußte er alles! Er wußte genau (statistisch gesehen) wie lange er noch hat! Trotz allem hat er erst einmal alle Behandlung abgelehnt.....er hatte einen genauen Plan und den hat er penibel verfolgt! Er hat den Ärzten seinen Plan vorgelegt......und siehe da, sie haben mitgemacht! Nach fast 1 1/2 Jahren geht es ihm hervorragend! Tumor ist geschrumpft, aber noch da. Metastasen im ganzen Körper, aber sie stören nicht! Er macht Pläne für die Zukunft......... Was seine Arbeit angeht, sie ist sehr wichtig....Hobby zum job gemacht! Hilft ihm abzuschalten, bringt viel positive Energie......manchmal nicht so schön, da er selbständig ist und Mangel an Aufträgen Sorgen bereiten. Kerejon, dir wünsche ich ganz viel Kraft.....und auch Gelassenheit zu akzeptieren, was du nicht ändern kannst! Du bist bestimmt ein wunderbarer Arzt. Wenn auch die Patienten ihren Chirurg nicht immer zu Gesicht bekommen Kämpfe, damit sie ihn nicht verlieren!! Conquerer, auch ein dich ein dickes Kraftpaket! Egal ob gegen die Metas oder junge Schnösel! Liebe Grüße Kolibri |
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