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  #1  
Alt 12.03.2013, 15:34
Suse2004 Suse2004 ist offline
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Beiträge: 16
Standard AW: "Lügen" zum Hoffnung machen oder eher realistisch, wie verhaltet ihr euch und war

Hallo, Aquila,
erstmal wünsche ich dir ganz viel Kraft !

Was das "Lügen" betrifft, habe ich schon verschiedene Meinungen gehört. Mein Frauenarzt hat gesagt, ich sollte meiner Mutter unbedingt sagen, dass ihr Zustand hoffnungslos ist und sie max ein Jahr zu leben hat.
Meine Freundin ist im Hospizdienst und begleitet sehr viele Menschen durch diese schwere Zeit und sagt, viele Kranke wüssten, wie es um sie steht, würden es aber verdrängen.
Meine Kollegin sagt, ich sollte meiner Ma Hoffnung machen und es dabei belassen ... das ist so schwierig !
Ja, und dann tue ich das, was auch viele andere hier schon geschrieben haben - ich kümmere mich um die Dinge wie Unterwäsche kaufen usw, die mein Vater nicht machen kann. Ich versuche da zu sein, wenn ich gebraucht werde.
Wichtig ist aber auch , dass du selbst dabei nicht vor die Hunde gehst - die Kraft wirst du brauchen !

ganz lieben Gruss
Suse
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  #2  
Alt 12.03.2013, 18:36
Benutzerbild von Mirilena
Mirilena Mirilena ist offline
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Beiträge: 1.508
Standard AW: "Lügen" zum Hoffnung machen oder eher realistisch, wie verhaltet ihr euch und war

Liebe Aquila,

ich kann dich so, so gut verstehen! Das ist so furchtbar, wenn man alles tun will und selbst so hilflos ist in Angesicht dieser fiesen und heimtückischen Krankheit.

Ich habe die Knochenmetas als besonders gemein empfunden, denn auch mein Vater hat unter den starken Schmerzen so gelitten. Viel, viel zu spät hat er den Palliativmediziner zugelassen, der ihm helfen konnte, die Schmerzen einzudämmen. Da sollte dein Mann keine Hemmungen haben, diese Hilfe anzunehmen.

Ich glaube, niemand von uns hier meint es böse, wenn wir schreiben von schönen Unternehmungen oder Zeit miteinander zu genießen, wenn es denn möglich ist... Ich weiß aus eigener Erfahrung, dass es oft nicht mehr möglich ist. Als mein Vater nach überstandener Lungenentzündung und Pleuraergüssen heim kam, hatte er mindestens 15-20 kg abgenommen und war ein Schatten seiner selbst. Da war nichts mit Unternehmungen. Ich denke, er war froh, wenn er aufrecht in seinem Sessel sitzen konnte und die Schmerzen nicht allzu arg waren. Später erzählte er mir, er habe Depressionen bekommen, denn er mochte sich auch nicht mehr im Spiegel anschauen. Er hatte zu nichts Lust und auch keine Kraft, irgendetwas zu tun. Meine Ma war rund um die Uhr mit ihm zusammen und es fiel ihr bestimmt auch manchmal schwer. Ähnlich wie dein Mann hat er auf sie reagiert und sie oft regelrecht angeraunzt, seinen Frust an ihr ausgelassen. Als es zu viel wurde, hat sie ihre persönliche Reißleine gezogen und er sich bei ihr entschuldigt. Ich weiß, dass du wahrscheinlich nur froh bist, wenn dein Mann nur halbwegs wieder auf die Beine kommt. Wenn er so geschwächt ist und innerhalb von so wenigen Wochen körperlich so abgebaut hat, dann ist das einfach nur traurig. Ihr müsst bei Knochenmetas aufpassen und jede Veränderung, die dein Partner spürt, sollte er seinem Arzt mitteilen. Auch, wenn es ihm noch so banal erscheinen mag. Mein Vater hatte leider einen Oberschenkelhalsbruch bedingt durch so eine widerliche Knochenmeta, von der wir alle bis dato nichts gewusst hatten. Wir wussten nur von der im Schulterblatt...

Und Suse hat auch Recht, bei aller Schwere musst du gelegentlich an dich denken. Es wäre schön, wenn du wenigstens mal für zwei Stunden raus kannst, dich mit einer Freundin triffst und redest, zum Friseur gehst, einen Spaziergang machst oder Kaffee trinkst. Wichtig, damit du Kraft tanken kannst und mal auf andere Gedanken kommst. Denn dein Krafttank muss auch immer wieder befüllt werden...

Ganz liebe Grüße
Miriam
__________________
Mein Papa erhielt am 18.04.11 die Diagnose Lungenkrebs mit Knochenmetastasen und ging am 21.02.12 ins Licht. Alles vergeht, aber die Liebe bleibt...

Hand in Hand - gemeinsam sind wir stark!
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  #3  
Alt 14.03.2013, 11:44
aquila aquila ist offline
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Registriert seit: 21.12.2012
Beiträge: 128
Standard AW: "Lügen" zum Hoffnung machen oder eher realistisch, wie verhaltet ihr euch und war

@Suse2004
Ja, genau das Problem mit den verschiedenen Meinungen hab ich ja auch...
Manche sagen: Hoffnung machen, bzw. lassen, andere sagen: Du musst ihm doch sagen, wie es steht, dazu bist Du doch (moralisch) verpflichtet usw.
Hier im Forum aber scheint es da nicht so verschiedene, kontroverse "Fronten" zu geben, da geht die Richtung klar in: schau was er annimmt, dränge aber nix auf, was er scheinbar nicht will.
Möglicherweise kommen hier halt weniger "Ansagen" in der Richtung von "Du musst doch aber" weil es hier ja meist selbst Betroffene sind...
Manchmal denke ich, manches lässt sich von Außenstehenden, bzw. nicht in vergleichbarer Situation befindlichen Menschen auch irgendwie "leichter sagen".
So einfach ist es aber ja leider nicht immer, wenn man in der Situation IST....

Und auch das mit den Kleinigkeiten empfinde ich wie Du auch... Man hat was, worum man sich kümmern muss und dann bleibt schlicht weniger Zeit zum Grübeln usw.

@Mirilena
Zum Glück ist mein Schatz wirklich sehr kooperativ. D.h. er lehnt bisher nichts direkt ab und macht auch weitgehend brav, was man ihm sagt.
Ok, von Kleinigkeiten abgesehen, wie z.B. diese Eiweiss-Energie-Drinks, die er trinken soll... Die sind schwierig "reinzukriegen" weil er die nicht mag... Er trinkt dann mal einen, wenn man ihn bittet, aber von selbt - keine Chance
Aber wie gesagt, inzw. ist er ja sogar was die häusliche Situation angeht etwas "zugänglicher" geworden. Das war SEHR heikel. Er wollte von Pflegedienst und von all den "praktischen" Problemen, die zuhause auf uns warten (Treppe usw.) nicht recht was wissen und da hatte ich sehr große Sorge, wie das wohl werden soll...
Aber als dann im Gespräch mit dem Sozialdienst von "Kurzzeitpflege", d.h. vorrübergehender Unterbringung in einem Altenpflegeheim gesprochen wurde, da schien mir, dass ihm wohl klar wurde, dass die Vogel-Strauss-Taktik hier in eine mal GANZ falsche Richtung führen würde / könnte...
Sicher eine harte Lektion, denke ich, aber im Endeffekt sicher hilfreich, vor allem ja für ihn selbst... Jetzt kann man generell mit ihm viel besser über solche praktischen Dinge sprechen. Das ist eine große Erleichterung...

Und bezügl. der Metas: Ja, ich habe ständig und permanent Angst, dass von jetzt auf gleich noch wieder neue akute Katastrophen kommen... Seit der QS-Symptomatik über NAcht, was ihn ja nun im Gesamtbefinden so extrem zurückgeworfen hat, bin ich noch aufmerksamer, wenn er was erzählt (wie gestern, wo sein Oberschenkel beim Aufrechtsetzen im Bett ein Geräusch gemacht habe, wie er berichtete und nun wehtue Oh Mann... War aber zum Glück nichts. Da hatte ich schon sofort die Panik vor einem Bruch!!)
Bitte bitte nicht auch DAS noch, ist ja nun wirklich WIRKLICH schlimm genug
Man kann doch auch mal WAS auslassen, Mensch

Und Danke an Dich und die anderen hier für die aufmunternden Worte und Kraft-Wünsche
Das ist sehr lieb.

Zum Glück habe ich ja meine Arbeit, die mir so viel Ablenkung und "Normalität" gibt und wo mich Kollegen und Kolleginnen immer wieder zum lachen bringen (können) und ich eben halt auch ein bißchen "raus" bin...
Zum WE soll er wohl nach Hause dürfen... Bis zur Chemo dann, nehme ich an. Da wirds dann noch wesentlich stressiger, anstrengender und härter für mich, als jetzt, wo er im KH ist... Für ihn ists sicher (hoffentlich) zuhause schöner, aber für mich beginnt dann eine harte Zeit, denke ich...
Wenn er wenigstens noch wieder soweit zu Kräften kommt, dass er allein vom Bett in den Rollstuhl kommt... DAFÜR wäre ich schon dankbar!!! (wie bescheiden die Wünsche werden, die man hat )
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