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habe ich alles richtig gemacht?
Hallo liebes Forum, ich melde mich heute auch bei euch -
obwohl meine geliebte Mutter schon mit dem 14.02.2012 von mir für immer gegangen ist. Doch irgendwie mach ich mir immer wieder vorwürfe, hätt ich sie nicht alleine lassen sollen? hätte sie mich gebraucht in den letzten Stunden? Aber von Anfang an: Meine Mutter wurde 1958 geboren, lebte immer ein bescheidenes Leben. Sie machte die Heimhelfer-Ausbildung und blieb in diesen Job bis zum Schluss. Sie liebte ihren Beruf. Es begann eines Tages im Jahr 2011 mit Bluthusten.. Oktober 2011 kam dann die Diagnose Lungenkrebs, mit Metastasierung. Sie war fertig mit der Welt, mit ihren 53 Jahren. Sie wollte noch Leben, doch sie wusste, die Krankheit ist im Endstatium. Wir sprachen darüber, sie sagte sie werde kämpfen und wenn sies nicht schafft, dann schafft sies nicht. Ich wollte mir ihr über alles reden, weil immer gesagt wird 'man soll alle streite beiseite legen, im guten auseinander gehn'.. sie sagte dann mit einem lächeln, Hey, wir haben jetzt immer zusammen gehalten und Streit gehört dazu, wir brauchen nicht im guten auseinander gehn, wir streiten ja nicht. Mir liefen die tränen herunter, ich sagte dass ich sie liebe sie sagte auch das sie mich liebt. naja .. Sie hatte einen netten Arzt, der ihr gut zusprach! 'Sie sind eine starke Frau, sie schaffen das..' 'Heutzutage gibt es gute Kombinationen in der Chemotherapie' (3er - kombi) 'Wir schaffen das..' Bis zum 29. Dezember hatte sie ambulante Therapie, ich fuhr sie immer ins Krankenhaus, zur Chemo. Immer wieder sagte sie dann 'ich werde hier nie wieder fahren können...' ich sagte dann zu ihr, mama, aber klar doch, wir kämpfen, wir schaffen das. es sind so viele momente die ich euch auftischen kann.. Ihre Katze (die ich jz als überbleibsel habe) schaute manchmal so im Wohnzimmer an die Decke (vermutlich war da n kleines tier) und meine mum sagte dann: schau sie sieht schon die todesengeln fliegen.. das warn so momente, wo mir die tränen kamen.. Doch dann wurde es immer unerträglicher für sie mit den Schmerzen -> Metastasen. Sie wollte ins Krankenhaus, dort wurde sie dann auch aufgenommen. Es wurde auch eine Bestrahlung empfohlen, welche sie auch über sich ergehen lies. Es ging wieder bergauf, sie bekam Chemo in Tablettenform, sie sagte die Haut juckt aber sie fühlt sich schon besser, auch keine Schmerzen mehr. Die Metastasen jedoch waren am Körper teilweise sichtbar, diese Wölbungen, Hügeln auf der Haut... Ich besuchte sie so oft wie ich konnte, das einzige schönen letzten Momente was mir blieb, waren die Momente zu Weihnachten. Silvester hat sie schon im Krankenhaus verbracht. Sie ging im Krankenhaus mit mir Kaffee trinken, es sah so wunderbar aus, als ging wieder alles gut, doch im Hintergrund immer der Gedanke 'Endstadium', wie lange hab ich noch so tolle Momente, die Zeit mit ihr verbringen, die Nähe, die ich nacher nie wieder mit ihr haben werde.... 3 Tage vor ihrem Tod ging es dann bergab, sie aß nichts mehr, sie trank nichts mehr, sie konnte ihre Medikamente nicht mehr nehmen, nicht mehr sprechen... Ich war zuhause, ich spürte das irgendwas is, ich wollte in der Nacht vor ihrem Tod nochmal zu ihr, doch ab hier mach ich mir Vorwürfe.. Sie lag wieder so im Bett die Füße draussen, der Oberkörper im Bett.. Ich richtete sie auf sie war schon entkräftet, sie konnte fast nichts mehr selber.. Sie lehnte sich zu mir, ihre Hand war schon etwas kalt.. sie konnte keinen laut mehr vernehmen außer 'hilf mir auf'.. Ich hielt ihre Hand, ich drückte sie zu mir... sagte dass ich sie lieb habe... es war so 18 Uhr Abends, ich fragte sie dann ob sie wieder ins Bett möchte, ich komm sie morgen wieder besuchen, sie flüsterte Ja doch es war ein abschied für immer... hätte ich sie nicht alleine lassen sollen? jeden tag denk ich drüber nach wie es ihr ergangen ist in jener nacht.. ja, das ist eben meine Geschichte.. meine geliebte Mutti, auch wenn du das hier nicht mehr lesen kannst, ich liebe dich und hoffe das es dir gut geht, wo du jetzt bist. Ich besuch dich sehr oft am Grab, wenn es beruflich möglich ist! |
#2
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AW: habe ich alles richtig gemacht?
Hallo Murano ...
auch wenn es schon etwas länger her ist, so möchte ich Dir dennoch mein Beileid aussprechen. Ich glaube schon, dass Du alles richtig gemacht hast - denn Du hast getan, was Dir in dem Augenblick möglich war zu tun. Weißt Du - ich habe selbst in einem Hospiz als Altenpflegerin Sterbende begleitet, in ihrer letzten Lebenszeit und auch direkt beim Sterben. Und ich kann Dir sagen, dass sich eigentlich JEDER Mensch (ich eingeschlossen) nach dem Tod eines von ihm geliebten Menschen diese quälenden Fragen stellt. Und ich glaube, dass das daher kommt, weil man eben einer solchen Krankheit im Endstadium auisgeliefert ist - ohnmächtig, etwas zu tun und ganz gleich, ob man Betroffener ist oder Angehöriger oder Pfleger oder Arzt oder oder oder ... Sterben ist eine Situation, die uns verunsichert und vielen auch Angst macht - oft nicht das Sterben selbst, sondern nicht zu wissen, was danach sein wird. Ich habe sehr viele Menschen begleitet - auch meine Freundin Heike, über der Erkrankung ich hier ins Forum gefunden habe. Vorher habe ich "als Professionelle" begleitet ... Heike aber begleitete ich als " Privatperson und Freundin" und es ist ein komplett anderes Erleben der gesamten Situation. Auch wenn ICH weiß, ich habe wirklich ALLES menschenmögliche getan, was mir irgendwie möglich war, so habe auch ich diese Gewissenbissenbisse und Schuldgefühle gehabt ... weil ich nicht akzeptieren wollte, dass es gekommen ist wie es gekommen ist - und ich nichts tun konnte. Dass man NICHTS tun konnte, um das Sterben des Menschen zu verhindern ist das eigentliche Schuldgefühl - aber wenn auch Du in Dich hineinhorchst wirst Du sehen: Du hast all das getan, was Dir möglich war zu tun in dem Augenblick, als Du es getan hast ... Zieh Dich nicht selbst mit solchen Gedanken runter - es macht niemanden mehr lebendig und Deine Mutter hat ganz sicher gespürt, dass Du sie liebst und das ist das Wichtigste!!! Versuch nach vorn zu schauen und Dein Leben wieder in die Hand zu nehmen - für Dich und auch für Deine Mama, denn sie hat Dich geboren weil sie Dich glücklich sehen will !!!! Alles Liebe, Angie
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... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ... ... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ... ... I`ll see you when the sun sets!!! |
#3
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AW: habe ich alles richtig gemacht?
Liebe Murano,
es tut mir sehr leid, was Dir geschehen ist und ich kann Dich gut verstehen... Meine Mami ist vor über 20 Monaten gestorben und ich war die letzten 24 Stunden bei ihr - aber ich mache mir Vorwürfe, dass ich sie vorher zu oft alleine gelassen habe.... Ich frage mich oft, wie die Nächte vorher für sie waren, ob sie Angst hatte und ich nicht da war... Es kommt mir im Nachinein auch absurd vor, dass ich noch gearbeitet habe in der Woche vor ihrem Tod... aber ich wusste ja nicht, dass es so nahe bevorstand... genauso wie Du es nicht wusstest, dass sie in dieser Nacht sterben würde... Und ich gebe Heike vollkommen Recht - die Schuldgefühle sind ziemlich unabhängig davon, was man genau getan hat... wenn Du die Nacht da geblieben wärst, würdest Du Dir eventuell vorwerfen, dass Du ganau 5 Minuten vor ihrem Tod raus gegangen bist oder wie ich, dass Du vorher nicht oft genug da warst... Du hast ganz viel getan, warst da für Deine Mutter, hast ihr schöne Momente verschafft, sie zum Lächeln gebracht - mehr geht leider nicht... Alles Liebe, Anja |
#4
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AW: habe ich alles richtig gemacht?
liebe murano!
meine ma ist am 15.6. eingeschlafen, 6 wochen nach der vernichtenden diagnose. diese gefühle, die du beschreibst, kennen wohl alle liebenden angehörigen! manchmal bringt es einen fast um den verstand, man fragt sich, was wäre, wenn... mein mann und ich waren letzte woche ( nach den harten monaten) auf ibiza im urlaub, dort konnte ich endlich mal abschalten, fern von den erinnerungen, frei für ein anderes lebensgefühl, leben, die seele baumeln lassen, auch mal wieder lachen..., das hat sooo sehr gefehlt. man weiss garnicht mehr, dass man auch noch leben kann. jetzt sind wir wieder hier, wir haben das familiengrab neu hergerichtet, und die ganze trauer ist wieder da es braucht so viel zeit! ich war dabei, als meine ma eingeschlafen ist, und für mich war es ein grosses geschenk, aber auch für mich sind so viele fragen offen, die mich manchmal fast um den verstand bringen! ich fühle mit dir, liebe grüsse, dani |
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