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  #1  
Alt 01.02.2012, 12:08
Marley82 Marley82 ist offline
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Registriert seit: 01.02.2012
Beiträge: 1
Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo zusammen,

ich habe eure Geschichten gelesen und hatte Tränen in den Augen. Ich finde es wirklich schlimm was ihr durchmachen musstet/müsst.

Ich bin auf dieses Forum gestoßen weil ich nach Antworten gesucht habe. Antworten wie man einer Wesenveränderung entgegen wirken kann.

Mir wurde am 04.11.11 ein Glioblastom entfernt, anschl. Bestrahlung und Chemo. Eleptische Anfälle hatte ich bisher nicht, daher muß ich auch keine weitern Medikamente nehmen.

Seit ein paar Wochen habe ich mich extrem verändert. Ich bin gereizt, ungeduldig und aggressiv. Am Anfang ist mir das überhaupt nicht aufgefallen, erst als meine Frau darauf angesprochen hat, wurde mir bewusst wie ich mich verhalte.

Ich war früher ein ruhiger, sehr geduldiger Mensch, konnte mich selbst bei den größten Ärgernissen sehr zusammenreissen. Das schaffe ich nicht mehr und ich weiß nicht warum.

Teilweise sind es die kleinsten Dinge die mich wütend machen. Ich werde dann schnell verletzend und gemein. Ich sage Sachen die ich nicht so meine, aber in dem Moment denke ich irrational, fühle mich angegriffen, als "behindert" abgestempelt.

Im Nachhinein tut es mir leid, aber es dauert bis ich die Situation und meinen Fehler begreife.

Womit genau es zusammen hängt weiß ich nicht. Ob es an dem Tumor liegt der irgendwas im Hirn zerstört hat oder die Krankheit selber.

Wenn jemand von euch einen guten Tip hat was man dagegen unternehmen kann wäre ich sehr dankbar.
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  #2  
Alt 01.02.2012, 23:11
huanita huanita ist offline
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Registriert seit: 22.02.2009
Ort: Hessen
Beiträge: 204
Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Das ist so als ob ich die Gedanken meines Mannes gelesen hätte ......
Ich Wünsche Euch alles gute und wenn es die Möglichkeiten gibt laßtEuch helfen auch wegen der Familie ..... Die leidet unglaublich !!!!!
Viele liebe Grüße Johanna
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  #3  
Alt 08.02.2012, 22:44
Chewie Chewie ist offline
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Registriert seit: 10.10.2011
Beiträge: 6
Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo ihr,

schön (naja) mal von Betroffenenen zu lesen. Das zeigt mir, dass ihr selber merkt, wie verändert ihr seid.

Bei meinem Mann ist es so, dass er behauptet nicht anders zu sein und, wenn er mit den Kindern meckern, meint er hat recht.

Er war ja auch mal beim Psychologen, der glaubt, dass mein Mann das wirklich glaubt.

Ich war immer der Meinung, er weiß das sein Denken falsch ist, aber durch seine miese Situation nicht anders kann, genau wie ihr schreibt (Arbeit verloren, kein Sport mehr treiben, sich behindert fühlen).

Aber vielleicht ist es doch so, dass er leider schon in seiner eigenen Welt lebt. Mein Cousin ist Psychater, er versucht mir das alles medizinisch zu erklären, aber ich kann nicht glauben, dass mein Mann nicht mehr so wird wie früher.

Diese Veränderung kam bei ihm auch schon über Jahre (ca. 7Jahre), wenn ich zurückdenke, kam Vergesslichkeit, Unkonzentriertheit und Agressivität. Aber alles in "normalem" Maß. Heute denke ich, das waren die Anfänge. Vor 15 Jahren, als ich ihn kennengelernt habe, war er die Ruhe und Güte in Person.

Aber wenigstens hat er die letzte Zeit mal gelacht, das war schön.

LG
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  #4  
Alt 22.05.2012, 00:59
Benutzerbild von HeikesFreundin
HeikesFreundin HeikesFreundin ist offline
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Ort: Lüneburg
Beiträge: 917
Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Hallo ihr,

ich habe hier still mitgelesen und mir kam folgender Gedanke,
weil Heike NICHT so war:

Ist vielleicht folgendes möglich?

Ein Mensch bekommt diese Diagnose und meist ist er ja dann auch
noch in der Lage, sich darüber zu informieren - schaut ins Internet und findet
zu 95% Aussagen darüber, dass er mit dieser Diagnose keine oder kaum eine Chance hat.
Habe nur die Diagnose mal bei Go*gle eingegeben - schaut mal, was derjenige dann
OHNE auf einen der Links zu klicken an Infos findet:
http://www.google.de/#hl=de&sa=X&ei=...w=1080&bih=539
(ich weiß nicht, ob ich den Link einstellen durfte - wenn nicht, bitte löschen - danke)

Außerdem gibt es sicherlich einen Schock, der erst etwas später einsetzt,
wenn er begriffen hat, was genau das alles bedeutet - für ihn selbst, seine Familie, Freunde ...
Die widerum gehen sicherlich anders mit ihm um, so dass er ständig und
immerzu mit seiner "Krankheit" konfrontiert ist - selbst wenn er mal nicht daran denken will.

Jeder ist besorgt, versucht alles gut und richtig zu machen - aber Unbeschwertheit
gibt es nicht mehr wirklich - bei keinem aller Beteiligten.

Dazu kommen Angst vor dem Sterben, Angst vor dem Tod - wie es sein wird ...
Was ich sagen will ist, dass eure Lieben vielleicht einmal unter dem psychischen
Druck zusammenbrechen (Aggressivität entsteht oft aus Frustration und umgekehrt) -
und was viel wichtiger ist:
ihr schreibt, dass sie es selbst wissen und wahrnehmen.

Mein Gedanke ist: vielleicht werden sie unbewußt so aggressiv und aus eurer Sicht
ungerecht, weil sie all die Menschen, die sie so sehr lieben, emotional auf Abstand
bringen wollen ... damit es allen nicht so schwerfällt irgendwann loslassen zu müssen?

Ich habe das selbst an mir erlebt - als ich damals eine Diagnose bekam, die nicht
wirklich gut aussah (aber glücklicherweise gut ausging).
Ich habe meine Kinder von mir weggeschoben, war ungerecht und aggressiv ...
erst viel später habe ich selbst verstanden, warum:
ich wollte erreichen dass sie mich hassen, damit sie nachher nicht so traurig
zurückbleiben, weil ich dachte, es ist besser für sie, wenn sie mit dem Gefühl
zurückbleiben, froh zu sein, dass sie mich ungerechte, aggressive Mutter los sind ...

Und auch mir wäre so wohl der Abschied leichter gefallen, der uns
Gott sei dank aber zu dem Zeitpunkt erspart blieb.

Ich wünsche euch allen viel viel Kraft,
von Herzen, Angie


Vielleicht hilft:

"Liebe mich, wenn ich es am Wenigsten verdient habe,
denn dann habe ich es am Nötigsten"
__________________
... meine Freundin Heike ist am 24. Mai 2010 mit 48 J ganz friedlich für immer eingeschlafen ...

... meine liebe Freundin Lilli44 - auch Du hast für immer Deinen Platz in meinem Herzen ...


... I`ll see you when the sun sets!!!

Geändert von HeikesFreundin (22.05.2012 um 01:06 Uhr)
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  #5  
Alt 22.05.2012, 21:06
Benutzerbild von HelmutL
HelmutL HelmutL ist offline
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Registriert seit: 03.03.2007
Ort: Dreiländereck
Beiträge: 2.019
Standard AW: Wesensveränderung bei Glioblastom

Guten Abend,

als ehemaliger Angehöriger kann ich zu dem Thema auch was beisteuern. Wobei es ziemlich egal ist, mit welcher Art von Krebs man es zu tun hatte.

Ich glaube, Menschen, die wissen, dass sie sterben werden, ziehen sich zurück. Sie schotten sich ab um einerseits ihr Umfeld zu entlasten. Andererseits fühlen sie sich als Aussätzige, als Menschen, die eigentlich bereits tot sind. Nur der Zeitpunkt war noch nicht da. Es gibt eine Grenze zwischen uns, die wir weiter leben dürfen/müssen, und ihnen, die wissen, dass sie in absehbarer Zeit sterben werden. Unsere Welt ist nicht mehr die ihre.

Vieles, was ihnen früher heilig war, ist für sie absolut unwichtig geworden und in ihrer Panik und Angst schlagen sie oft wahllos um sich. Dass sie dabei hauptsächlich die treffen, die ihnen am nächsten stehen, ist nur normal und ihnen selbst manchmal auch vollkommen egal.

Es gibt auch eine 'Diktatur der Krankheit'. Sie glauben dann: alle anderen (die Gesunden) müssen springen, wenn und wie ich pfeife und alles konzentriert sich auf mich. Wenn es so weit ist, gilt es unsererseits Grenzen zu setzen. Um ihretwillen und um uns zu schützen. Für Angehörige ist das zunächst schwer zu verstehen und es kostet wahnsinnig viel Kraft und Nerven das aus zu halten. Doch es lohnt sich. Für beide Seiten.

Sie haben es verdient, dass wir sie aushalten. Wenn der Druck mal wieder zu viel wurde, dann bin ich in den Wald und hab meinen Frust, meine Angst und meine Wut raus geschrien. Danach ging es wieder für eine Zeit.


Alles Gute,

Helmut



Ein Nachtrag:

Ich selbst leide an einem Prolaktinom (Hirntumor, WHO I). Zur Zeit der akuten Behandlung und teilweise auch bereits davor (soweit ich mich erinnere) hatte sich auch mein Wesen verändert. Unbeherrscht, aufbrausend, aggressiv, ungerecht. Meine Erfahrung ist, dass sich das bei erfolgreicher Behandlung auch wieder legt. Es ändert sich nicht der Charakter des Kranken. Es werden nur stressbedingt Wesenszüge frei, die ansonsten durch Erziehung und gesellschaftliche Zwänge kompensiert werden. Bei dem Einen mehr, bei dem anderen weniger.

Dass sich nicht der Charakter ändert, zeigt mir persönlich die Tatsache, dass ein vorher aggressiver Grieskram durch die Krankheit keineswegs plötzlich zum liebenswerten, toleranten Menschen wird. Zumindest habe ich so etwas noch nie gehört oder erlebt.

Der oder die Kranke wird durch die Konfrontation mit dem möglichen Tod zunächst nur durch Intuition (Gefühle, Angst, Schmerzen etc.) gesteuert und dadurch wird sein spontanes Handeln bestimmt. Er (oder sie) kann diese Emotionen nicht verhindern. Der Verstand, der solche Emotionen steuern kann, braucht mehr oder weniger Zeit und Unterstützung durch Andere, um in die Gänge zu kommen. Das heißt, die Emotionen nicht ungefiltert nach außen zu lassen sondern sie zu überdenken und erst dann entsprechend mit klarem Verstand zu handeln.

Ob der Kranke es schafft, sich aus dieser Phase zu befreien, hängt wesentlich von seinem Umfeld und vor allem von seinem Charakter ab. Unterstützung braucht er in jedem Fall. Sei es von Angehörigen und/oder von Dritten.

Das muss nicht immer so sein, kann jedoch und ist vielleicht auch nur eine Erklärungsmöglichkeit und es gibt sicherlich alle möglichen Schattierungen.


Alles Gute,

Helmut
__________________
Zeit zum Weinen, Zeit zum Lachen.
http://www.krebs-kompass.org/howthread.php?t=31376
http://www.krebs-kompass.de/showthread.php?t=48070

Die von mir im Krebs-Kompass verfassten Texte dürfen auf anderen Homepages und in anderen Foren ohne meine ausdrückliche Zustimmung weder verwendet noch veröffentlicht werden. Auch nicht auszugsweise.

Geändert von HelmutL (23.05.2012 um 20:27 Uhr) Grund: Nachtrag vom 23.05.2012, 15:25
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