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Alt 28.04.2011, 09:56
jonado jonado ist offline
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Registriert seit: 28.04.2011
Beiträge: 2
Standard Lunge, Leber und Knochen

Hallo liebe Forenmitglieder,
ich bin neu hier und lese seit ein paar Tagen sporadisch im Forum. Bei meiner Mutter (73 Jahre) wurde vor gut 3 Wochen Lungenkrebs festgestellt. Einen Tag später erfuhren wir das der Krebs bereits gestreut hat und die Leber mehrere Metastasen hat...ebenso hat sich der Krebs schon auf die Knochen ausgeweitet und das Herz geschwächt.

Da meine Mutter schon seit Jahren unter verschiedenen Problemen mit den Knochen (Osteoporose) und der Wirbelsäule leidet, war sie es immer gewohnt einen Alltag mit Schmerzen zu haben. Schmerzfrei ist sie schon seit einigen Jahren nicht mehr und hat mal gute und mal schlechte Tage. Aber selbst an den schlechten Tagen konnte sie zumindest noch aufstehen und am normalen Leben teilnehmen.

Letzte Woche hat sie nun die erste Chemotherapie bekommen, da der behandelnde Professor meinte das man damit den Krebs noch stoppen könnte. Eine Heilung sei wohl jedoch nicht möglich.

Leider kenne ich mich noch nicht gut aus was die Chemotherapie angeht, daher weiss ich nicht welche sie bekommen hat... nur das es 3 Tage gedauert hat und sie wohl insgesamt 5 mal das Medikament bekommen hat. Nach der Chemo hat sie das Krankenhaus auf eigenen Wunsch verlassen, da sie unbedingt mit uns Ostern feiern wollte.

Jetzt nach der Chemo ist sie nur noch ein Häufchen Elend... sie kann nichts mehr machen. jede Anstrengung dauert ewig... wenn sie sich im Bett aufsetzt und aufstehen will, dauert es mitunter 30 Minuten bis sie soviel Kraft gesammelt hat das sie nur mit Hilfe aufstehen kann... alleine schafft sie es im Moment nicht. Ebenso ist es mit Toilettengängen und allen anderen Anstrengungen. Da sie starken Durchfall hat, schafft sie es oft nicht rechtzeitig und macht sich ein. Für mich und meine Familie ist das kein Problem, da wir die Pflege im Moment aufteilen und uns das auch nichts ausmacht es dann sauber zu machen. Für meine Mutter ist es, glaub ich, die Hölle, da sie sich so schämt. Wir versichern ihr zwar immer das es uns nichts ausmacht, aber das macht es für sie nicht besser. Was ich verstehen kann, da es mir und den meisten Anderen sicher genauso gehen würde. Selbst kurze Wege die nur ein paar Meter betragen machen sie total fertig und sie muss erst wieder ein paar Minuten ausruhen. Ihr einziges Highlight jeden Tag ist das Essen, da sie scheinbar einen viel besseren Geschmackssinn hat seit der Chemo.

Gestern hat sie nun einige Pflegehilfsmittel bekommen. Ein Pflegebett, Toilettenstuhl und ein Sauerstoffgerät das ihr die Atmung erleichtern soll wenn sie mal wieder nicht richtig Luft bekommt...

Zusätzlich wurde eine Pflegestufe beantragt. Meine Schwester ist Alten- und Krankenpflegerin und hat Erfahrung mit solchen Dingen. Von ihr lernen wir auch Alles was wir wissen müssen um es unserer Mutter so angenehm wie möglich zu machen. Und worauf wir achten müssen (zb Wasser im Körper und Wundliegen).

So wie es im Moment ist (trotzt all der Schmerzen und der "Hilflosigkeit" meiner Mutter) ist es aber gut und kann von der Familie aufgefangen werden. Wenn es schlimmer werden sollte, wird man bestimmt eine Pflegehilfe brauchen. Aber das muss man erst sehen.

Das Problem ist jetzt das in gut zwei Wochen die nächste Chemo ansteht. Bis jetzt sind die Nebenwirkungen der ersten noch so stark, das meine Mutter ein Pflegefall ist. Der Hausarzt ( der auch schon Erfahrung mit Krebspatienten hat) rät eigentlich davon ab, da es meiner Mutter danach noch schlechter gehen wird und sie dann wahrscheinlich gar nichts mehr machen kann...

Meine Mutter hat von Anfang an gesagt das sie nicht dahinsichen möchte. Das wäre auch die Hölle für sie, da sie trotz aller Krankheiten immer eine kleine Rabattznudel war :-) aber genau darauf würde es hinauslaufen.

Da eine Heilung nicht mehr möglich ist, würden wir Kinder es lieber sehen wenn sie zuhause bleibt und die letzten Wochen oder Monate mit Hilfe von Medikamenten erlebt. So können wir immer bei ihr sein und sie muss nicht das Gefühl haben das sie alleine ist und wir ihrem Wunsch nicht nachgekommen sind. Das Problem ist nur das mein Vater im Moment scheinbar noch nicht realisiert hat wie schlimm es ist (obwohl der Hausarzt es ihm gesagt hat) und darüber nachdenkt meine Mutter evtl. sogar schon früher ins KH zu bringen das mit die nächste Chemo gemacht werden kann. Er hat nach der Chemo auch nicht einmal mit dem behandelndem Arzt im KH gesprochen, obwohl ich ihn mehrfach darum gebeten hatte. Das hat meine Schwester dann erledigt. Leider hat sie aber nicht den Arzt gesprochen der das Ganze bei meiner Mutter eingeleitet hat, sondern nur die Ärztin die grade auf der Station Dienst hatte und die meine Mutter betreute.

Heute abend wir der Hausarzt zu meinen Eltern kommen und das neue Blutbild mitbringen. Wir Kinder sind auch alle da um zu hören was er meint. Er wird meinen Eltern auch noch mal genau erklären wie es jetzt steht. Aber die letzte Entscheidung fällen natürlich meine Eltern bzw meine Mutter. Obwohl ich nicht glaube das sie noch mal ins Krankenhaus will, da sie jetzt schon immer sagt das sie es nicht gemacht hätte wenn sie gewußt hätte wie es danach werden würde.

Mich würde interessieren ob es hier Mitglieder gibt die es ähnlich erlebt haben und was ihr meint ob sich eine weitere chemo "lohnt". Erst hab ich auch gedacht das das eine gute Sache wäre, aber jetzt bin ich nicht mehr sicher und total durcheinander was man machen sollte. Mit meiner eigenen "Hilflosigkeit" komme ich gut zurecht. Nur die meiner Eltern macht mir zu schaffen. Grade weil die auch mal gern auf stur schalten können und dann nur schwer einen Rat annehmen können.

Leider ist mein erster Beitag gleich recht lang geworden, sorry :-) aber es tat gut das aufzuschreiben... schon mal Danke im Vorraus für die Antworten, und Danke das es diese Forum gibt.

lg jörg
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  #2  
Alt 28.04.2011, 13:17
Lilandra Lilandra ist offline
Registrierter Benutzer
 
Registriert seit: 04.02.2011
Beiträge: 80
Standard AW: Lunge, Leber und Knochen

lieber jörg,
das willkommen und das übliche "trotz des traurigen anlasses" spare ich mir nun mal, schliesslich führt uns alle das selbe hierher

erstmal zu den netten nebenwirkungen der chemo:
die haben viele, nicht alle, und sie fallen immer unterschiedlich stark aus. das hängt mit vielen dingen zusammen. alter, allgemeinzustand, mittel die man bekommt usw.

das deine mutter so extrem drunter leidet ist hart aber diese symphtome sind in der tat wohl noch die "normalen" nebenwirkungen. grade das mit der dauerhaften erschöpfung kommt mir extrem bekannt vor. denke mal das blutbild heute abend wird da die erklärung liefern.
auch durchfall, erbrechen und dauerhafte müdigkeit kommen vor.
grade die beiden ersten sind für den betroffenen genauso hart wie für die angehörigen. man bekommt angst das es nu immer so ist und sich nicht mehr bessert.

letzendlich ist es ein kampf den man gegen den eigenen körper führt. tag für tag und das für den rest des lebens. anders als bei denen die geheilt werden können geht es nun nur noch um zeit.

und genau da wird die sache schwer.
jahre voller nebenwirkungen oder wochen/monate ohne. diese entscheidung kann NUR der betroffene treffen. die angehörigen können beraten und vorallem immer wieder betonen das sie hinter jeder entscheidung stehen.

die nebenwirkungen können beim nächsten mal schon weniger extrem sein, ganz ausbleiben oder genauso stark sein. das weiss niemand.

redet mit ihr, mit den ärzten, lasst euch die adresse von nem onko-psychologen geben. und vorallem....seid ehrlich. meine, und ich denke nicht nur meine, grösste angst ist irgendwann nur noch eine belastung für die zu sein die ich liebe. ihr wird es nicht anders gehen. seid einfach da und unterstützt sie mit aller liebe. mehr könnt ihr nicht tun.

alle stärke dieser welt

anja
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  #3  
Alt 29.04.2011, 12:02
jonado jonado ist offline
Neuer Benutzer
 
Registriert seit: 28.04.2011
Beiträge: 2
Standard AW: Lunge, Leber und Knochen

liebe anja,

vielen dank für deine lieben worte.... gestern hat sich entschieden wie es weitergeht...der arzt war da und alle waren dabei, was die sachen viel leichter gemacht hat.... da alle weiteren chemos oder blutversorgungen nur ein rauszögern wäre, hat meine mutter sich entschlossen zuhause zu bleiben. sie hat das gestern schon mit meinem vater besprochen und wir kinder haben es uns schon gedacht... es geht ihr täglich "schlechter" was die müdigkeit und die schlappheit angeht.... sie schläft viel... was ich aber gut finde, weil ihr dann nicht die schmerzen zu schaffen machen....

nachdem der arzt weg war, und alles sozusagen geklärt, hatte man das gefühl das eine last von ihr abfiel... einerseits weil sie jetzt gewissheit hat, andererseits weil sie jetzt nicht mehr ins krankenhaus muss... eigentlich war es danach noch ein guter abend, weil wir über alle sachen gesprochen haben die wir jetzt noch gemeinsam machen können... auch über die beisetzung und ob eine trauerfeier gemacht werden soll oder nicht... usw... es war richtig schön mal wieder mit allen zu lachen...

ich hab kein problem damit das meine mutter bald sterben wird... ich hätte nur ein problem damit gehabt wenn sie das unter schmerzen und mit hinauszögerung tun müsste... jetzt ist alles gut und so wie sie es immer wollte...

wir kinder und mein vater teilen uns die pflege so lange es machbar ist... da sie im moment ja noch etwas laufen kann und dann auch selber auf die toilette gehen will... wir sind jetzt immer alle jeden tag das nach der arbeit und nachts bleibt immer einer von uns kindern im wechsel da.... sollte es so sein das sie nicht mehr aufstehen kann, wird meine schwester die pflege voll übernehmen da sie das auch beruflich macht und wir restlichen helfen dann eben wo wir können... das wir immer da sein werden weiss meine mutter... auch weil wir es ihr jeden tag sagen... damit sie in ruhe gehen kann ohne das gefühl zu haben das noch nicht alles geklärt ist...

gestern hab ich das erste mal geweint als ich bei ihr war... dabei wollte ich das vermeiden... aber jetzt denke ich das es gut war... weil wir zusammen auf dem bett gelegen haben und uns noch mal gesagt haben wie lieb wir uns haben und das ich sie vermissen werde... so ein bisschen egoismus ist ja auch dabei weil man den anderen nicht gehen lassen will... :-) aber jetzt ist es gut so wie es laufen wird und das ist das wichtigste...

da wir nicht genau wissen wie lange wir noch zusammen haben, werden meine geschwister und ich jetzt jeden tag zu meinen eltern fahren... einer ist ja sowieso immer da und die anderen kommen dann zum abendbrot und bleiben ein paar stunden... im moment ist mein vater immer noch sehr gefasst und scheint das gut im griff zu haben... wenn es später anders sein sollte werden wir für ihn genauso da sein wie im moment für unserer mutter... eigentlich machen wir das jetzt schon nicht das er sich danach allein gelassen fühlt...

das wars erst mal von mir... vielleicht melde ich mich nochmal wenn sie es geschafft hat... jedenfalls hat mir das forum hier mit den vielen erfahrungen geholfen alles besser zu verstehen...

anja, ich wünsche dir ganz viel kraft und
das alles wieder gut wird bei dir...

viele liebe grüße

der jörg
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