Thema: Chemo nötig?
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Alt 08.09.2007, 18:27
bibest bibest ist offline
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Standard AW: Chemo nötig?

Lieber Rasy,

ich bin im September vor einem Jahr an einem Tumor operiert worden . Klassifikation wie bei Deiner Frau Figo 1a G2. Der Tumo war sehr groß. Ich war 45 Jahre alt.
Zuerst war es in der Klinik eine harte Zeit, mit mehreren Tagen Intensivstation und kleineren Komplikationen. Dann habe ich mich überraschend rasch erholt und mußte die Entscheidung für oder gegen die Chemotherapie treffen. Gefühlsmäßig wollte ich keine Chemo, ich hatte das bei meiner Mutter und meinem Bruder schon miterlebt.
Meine Mutter ist kurz nach Chemobeginn verstorben, der Krebs war zu weit, mein Bruder ist geheilt.
Mein Mann und ich sind dann zusammen zu verschieden Ärzten gegangen und haben uns beraten lassen: Hausarzt, Frauenärztin, Onkologin in meiner Stadt, per Internet über AGO Ovar und privat bezahlt bei einem Onkologen der keine Kassenzulassung hat.
Die Befunde habe ich mir vor der Entlassung im Krankenhaus vollständig kopieren lassen (Das könntest Du übernehmen, das entlastet Deine Frau) besonders der Bericht der Pathologie und der OP Bericht sind wichtig.
ich habe mich dann entschieden die Chemo zu machen, alle haben mir zugeraten, mit unterschiedlichen Argumenten. ich habe aber nur vier Zyklen carboplatin mono gemacht, nicht sechs. In meinen alten Beiträgen aus der Zeit kannst Du nachlesen, wenn Du das willst.
Ich habe die Chemo ganz gut überstanden obwohl ich unerwartete Nebenwirkungen hatte und habe. Mein Mann hatte mich gebeten die Chemo zu machen, das war für mich auch ein wichtiger Entscheidungsgrund.
Ich bin froh so entschieden zu haben. Lasst Euch gut beraten und nehmt Euch Zeit. Einen Ehemann zu haben, der einem beisteht ist toll. Du musst aber auch auf Dich selber achten, damit Du ein Ventil für Deine Gefühle finden kannst. Vielleicht hast Du einen guten Freund bei dem Du Dich auch mal ausheulen kannst?
Gefühle von Trauer und Angst sind total normal. es ist eine schlimme krankheit und es trifft überraschend und hart. Am Anfang will man nur sein Leben zurück und es dauert bis man verstanden hat, dass das Leben sich unwiderruflich verändert hat. Aber auch dieses geänderte Leben kann gut sein.
Mit Hormonen habe ich erst sechs Monate nach der OP begonnen.
Lieben Gruß an Deine Frau Birgit
Und verteidige das Einzelzimmer, falls sie noch ein bisschen bleiben muss!

Geändert von bibest (08.09.2007 um 18:30 Uhr)