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Alt 23.02.2009, 15:44
Stefans Stefans ist offline
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Registriert seit: 27.01.2007
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Standard AW: Mögen die Engelchen dich begleiten, liebste Mama

Hallo Susanne,

Zitat:
Zitat von Susanne85 Beitrag anzeigen
Ich glaube, ich bin jetzt definitiv an dem Punkt angekommen, an dem ich mich von meinem Umfeld unterscheide. Ich glaube, ich lebe in einer eigenen Welt. Ich habe ganz andere Gedanken als die anderen.
Sicher. Weil du anderes erlebt hast.

Zitat:
Und als ich tiefgründige Themen anfing, konnte ich es gar nicht begreifen, dass sie noch nie darüber nachgedacht haben. Was ist danach? Welchen Sinn hat das alles? etc. Sie sagten mir allen ernstes, sie gehen jeden Tag in die Arbeit, machen jeden Tag das, was man von ihnen verlangt/erwartet, ohne jemals daran gedacht zu haben, warum oder welchen Sinn das hat. Und sie denken, wenn man stirbt, gehen einfach die Lichter aus und das wars. Ich war total entsetzt.
Gib' ihnen eine Chance! Was sie leben, nennt sich Alltag - und wir alle leben den, solange nichts Schwerwiegendes dazwischen kommt. Würdest du auch. Ich glaube auch, dass mit dem Hirntod alles vorbei ist. Dass "danach" nichts ist. Und dass "das alles" keinen Sinn hat. Ausser dem, den der Mensch seinem Leben selbst gibt.

Zitat:
Ich fühle mich wirklich wie in einer anderen Welt. Die sind da drüben und ich bin hier. Ich kann damit nichts anfangen. Mein Freund ist nur damit beschäftigt, vor dem PC zu sitzen oder einen Film nach dem anderen anzusehen. Aber auf so ein sinnloses Dasein habe ich keine Lust. Ich bin richtig enttäuscht von meiner Beziehung. Wir leben in verschiedenen Welten.
Gut möglich. Vielleicht kann dein Freund gar nicht nachvollziehen, wie groß deine Trauer um deine Mutter ist. Und wenn er es kann, kann er es vielleicht nicht zum Ausdruck bringen. Wir leben alle in "verschiedenen Welten". Ich kannte meine Frau seit über 20 Jahren in- und auswendig. Aber ich habe niemals verstanden, wieso sie so an ihrer Familie hängt, besonders an ihrer Mutter. Mir ist meine Mutter völlig egal, ich empfinde überhaupt nichts für sie (ja, darüber wundern sich alle Psychotherapeuten...). Allenfalls Verachtung. Ich würde die niemals besuchen, wenn sie im Sterben liegt, und Benzinkosten und Zeitaufwand zur Anreise zu ihrer Beerdigung wäre sie mir nicht wert.

Damit will ich nur sagen, dass alle Erfahrungen, Leid, Trauer usw. etwas sehr persönliches sind, und man nicht erwarten kann, dass andere Menschen (die diese Erfahrungen nicht gemacht haben oder Dinge anders sehen) da völlig auf der gleichen Wellenlänge sind. Was du gerade an deinen Gefühlen / Gedanken tiefgründig findest, ist nicht tiefgründig. Es ist nur geprägt durch deine Erfahrungen in letzter Zeit. Und was dich an anderen entsetzt, spricht nicht gegen sie. Sie sind nicht besser oder schlechter, sondern nur anders.

Dass du dich mit deinen Erfahrungen ihnen nun fremd fühlst, ist völlig normal. Und wenn eure Welten nun ganz andere sind ("Die sind da drüben und ich bin hier. Ich kann damit nichts anfangen"), dann wirst du dich nach anderen Menschen umsehen, die dir näher stehen. Und mit denen du etwas anfangen kannst. Sorry, wenn ich hier großkotzig etwas "Altersweisheit" raushängen lasse Aber so ist das Leben. Die meisten Freundschaften "passen" in bestimmten Lebensphasen. Wenn Menschen sich dann in andere Richtungen entwickeln und die gemeinsame Basis fehlt, verläuft sich das dann.

Menschen zu finden, mit denen man über Jahrzehnte und durch alle Erfahrungen und Krisen hindurch ein Grundverständnis hat, eine gemeinsame
Basis, die kaum zu erschüttern ist... Das ist sehr selten und ein großes Geschenk.

Viele Grüße,
Stefan
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