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Alt 08.07.2008, 12:56
Annika0211 Annika0211 ist offline
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Standard AW: Mein geliebter Vater...

Liebe Ronnya und liebe Angie.
Ich habe erst vor ganz kurzer Zeit bemerkt, dass ich wirklich recht weit bin... ich sprach auch mit Mama drüber, dass wir nicht mehr so viel weinen müssen wie vorher... und prompt haben wir uns die Seele aus dem Leib geheult!

Ich weiß genau, dass ich nicht mehr der Mensch bin, der ich vorher war.
Vorher war ich auch einfach "komplett" - mit Mama, Papa, meinen Geschwistern, meinem Schatz - einfach mein Leben.
Und jetzt fehlt auch mir ein großes Stück aus meinem Herz! Und trotzdem ist der Papa da drin! Ganz tief und fest.
Wirklich komisch - aber auch schon wieder wunderbar.

Ich versuche, die Dinge klar zu sehen und habe im letzten halben Jahr ein paar Dinge für mich festgelegt, damit ich mir viele Dinge selbst beantworten und erklären kann. Das hilft mir ungemein!
(z. B. Papa ist friedlich und mit einem Lächeln eingeschlafen (wie so viele) - ich bin davon überzeugt, dass die Reise hinter den Horizont nicht furchtbar ist, sondern wunderbar, dass er dort einen lieben Verstorbenen (seinen Bruder, seine erste Frau) sieht, die ihn bitten, jetzt mitzukommen - etc.)

Angie, ich glaube, ich kann dich verstehen... ich muss ehrlich sagen, dass ich mich bald männlicher als weiblicher gefühlt habe nach Papas Tod.
Meine mir bis dahin unbekannte Stärke war für mich erstaunlich, mein Tatendrang (alles für Mama zu erledigen und auch hinzukriegen) hat mich überrascht, daneben bin ich mit meinem Freund zusammengezogen mit allem Pipapo und ich bin auch immer noch Ansprechpartner No. 1 für Mama, wenn was ist - - - - und meine Tränen? Die kamen meist, wenn ich alleine war. Wo ich wieder ganz "Frau" war...
Ich weiß nicht, ob das alles zusammenhängt und ob ich durch das "männliche" Gefühl die Tränen unterdrückt habe... ich wollte einfach stark für Mama sein, für die es nochmal schlimmer war als für mich (und für mich wars schon endlos schlimm).
Natürlich können Frauen auch stark sein, das will ich mit dem "männlich" gar nicht sagen, aber ich habe mich einfach manchmal seltsam gefühlt.
Weißt du, Angie, du schaffst das - es ist eine neue Situation. Ja. Aber es ist auch eine Situation, an der du wächst. Und du musst zusehen, dass du dir nicht ALLES aufhalst. Ich fange erst jetzt langsam an, mich ab und an mal von Mama zu distanzieren, ihr zu sagen, dass sie auch alleine ihr Leben organisieren kann. Tut sie auch, will sie auch. Sie braucht aber noch etwas Zeit. Dein Papa muss auch erst lernen, sich um sein Leben selbst zu kümmern.
Meine Mama hat gelernt, die Behördengänge allein zu schaffen, Überweisungen und Bankgespräche zu führen etc. Das hat vorher alles mein Papa gemacht. Und sie ist super stolz auf sich und ich sage ihr immer, dass der Papa das beobachtet und sie auf ihren Wegen begleitet, damit alles klappt.
Dann weinen wir wieder ne Runde und wissen aber, dass der Papa einfach immer bei uns ist und uns bei allem beschützt und unterstützt.
Vielleicht sieht das dein Papa auch irgendwann... auch wenns schwer ist: gib ihm einfach noch etwas Zeit - auch für sich alleine und vor allem für DICH alleine.
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Alles Liebe.
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Papa, für immer in meinem Herzen - 31.12.2007
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