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Alt 13.01.2017, 02:29
Dream Dream ist offline
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Standard AW: Lymphdrüsenkrebs mit 81

Lieber lotol

Danke für Deine Schützenhilfe!

Meine Mutter hat eine akute Harnweginfektion, die nun mit Antibiotika behandelt wird. Ihre Backen sind jetzt nicht mehr geschwollen. Bin froh, dass nun die Ursache entdeckt und angegangen werden kann.

Eigentlich sollte das gut behandelbar sein, aber der diensthabende junge Arzt klang besorgt und sprach auch die Patientenverfügung an vor mir und meiner Mutter. Meine Mutter will nicht reanimiert werden in einem akuten Notfall. Sie möchte nicht ihr Leiden verlängern lassen, wenn sie sterben könnte. So sind die Tatsachen, das respektiere ich auch. Aber trotzdem hoffe ich, dass dieser Moment etwas hinausgeschoben werden kann. Bis dahin habe ich noch einen Termin mit der Sozialberatung der Höhenklinik, kurz vor ihrem Austritt am 24. Januar. Über einen allfälligen Antrag auf Verlängerung wird auch gesprochen.

Zitat:
Zitat von lotol Beitrag anzeigen
Allmählich verstehe ich, daß Du an einen anderen Ort umziehen und Dich damit "ausblenden" willst.
Ja, jetzt wird es wohl verständlicher, warum ich Distanz zu einer derart verrückten Adamsfamily brauche, bei aller Liebe. Meine kleine Nichte ist zum Glück bisher noch ziemlich resistent. Ich werde sie mit meinem neu gelösten Generalabo auf meine Bahnreisen mitnehmen, das mochte schon ihr Bruder in seiner Kindheit. Ich löste 1. Klasse, damit ich auch in regionalen Zügen Strom habe für Notebook, Handy und mobilen Drucker (den hab ich nun auch bestellt für meinen "mobilen Arbeitsplatz"). Der Lagerraum und ein warmer Arbeitsplatz unterwegs wären damit gesichert. Ich kenne eine Selbständige, die das schon Jahre so macht und dabei bleibt als digitale Nomadin. Es gäbe noch andere Möglichkeiten, günstige Coworking-Arbeitsplätze mit Druckeranschluss, aber da ich sowieso viel unterwegs bin, steht mir die Lösung mit dem Generalabo der Bahn näher. Außerdem möchte ich möglichst anonym bleiben und mich nicht durch zu viel Vernetzung binden lassen. Ein bisschen ja, aber letztlich will ich einfach meine Ruhe haben. Wär schön, wenn ich für meinen Schlafplatz eine ähnlich befriedigende Zwischenlösung fände. Das muss ich aber noch austesten. Mein Schnarchen mit Schlafapnoe könnte aber tatsächlich ein Problem darstellen.

Süßes fördert bei mir eher den Durchfall. Die Tabletten erhielt ich von meinem Arzt, aber ich nehme sie nicht regelmäßig, noch nicht, solange ich eine Bleibe habe. Aber unterwegs wird das eher zum Problem.

Die Nichte meiner Mutter - meine Cousine - ist durchaus fürsorglich und versucht, mir mit ihrem Rat beizustehen. Allerdings tendiert sie dazu - und das ist der Witz bei der Sache, mich wie ehedem meine Mutter mit ihren Ratschlägen zu erdrücken. Wenn ich es anders sehe, gelte ich als eigenwillig (ich bin eigenwillig, weil ich MEIN Leben so leben will, wie ich es will). Das nervt, erinnert mich aber gleichzeitig frappant an meine Mutter. Ihr Sohn hat schon längst die Flucht ergriffen, in dieselbe ferne Stadt wie ich. Er lässt sie an gar nichts teilhaben in seinem Leben. Meine Cousine hat nicht begriffen, dass es an ihrer Übergriffigkeit liegen könnte. Bei meiner Mutter konnte ich mich wehren (als es ihr noch gut ging), aber bei meiner doch recht gut betuchten Cousine wird es schwierig, da ich ja einerseits ihr Engagement schätze, aber es nervt halt schon, wenn sie mir derart weltfremde Vorschläge macht, die ich mir finanziell nicht leisten kann. Ich werd also schauen müssen, dass ich auch sie auf Distanz halte, wobei ich sie schon mag und ihren guten Willen zu schätzen weiß. Das ist das mütterliche Gen, das da auch bei ihr durchschlägt. Zum Glück ist sie kein primitiver Mensch, sondern eine ältere Dame mit Kultur. Sie ist 13 Jahre jünger als meine Mutter, also die Generation dazwischen, eine ehemalige Kindergärtnerin, die einen Mathematiker heiratete. In dessen Akademikerfamilie gibt es lauter Ingenieure, Mathematiker und Juristen. Dort holt sie sich ihre Infos. Ist mir schon etwas unangenehm, dass sie mich dort zum Thema macht. Ich bin ja auch sehr belesen und interessiere mich sogar schon länger für das Juristische, möchte aber nicht selbst als Fall behandelt werden, dies ganz ohne Schweigepflicht. So wirklich echten Rechtsbeistand erhalte ich ja nicht wirklich von meinen Anverwandten. Das ist der Preis der Verwandtschaftshilfe, man muss sich dann auch Ratschläge anhören, die man eher lieber von sich weisen würde. Das ist sehr beengend und entmündigend. Und dann diese Vorwürfe, wenn ich mich anders entscheide. Das macht mich unfrei und treibt mich in die Flucht. Dass ihr Sohn derart rigide sein Leben abschirmt, gibt mir schon zu denken. Sie kann da wirklich sehr hartnäckig sein mit ihren Ratschlägen. Ich hab mich so gefreut über mein Generalabo (das erste in meinem Leben) und meiner Mutter begeistert davon erzählt, was sie auch teilte, weil sie früher dasselbe tat mit meinem Neffen. Aber meine Cousine funkte da ständig rein, wie überhaupt in das Gespräch mit meiner Mutter. Sie will das Geschehen steuern und das gefällt mir nicht. Bisher blieb ich immer sehr höflich zu ihr, das soll auch so bleiben, aber ich muss auch hier Grenzen setzen. Ich weiß nicht, warum jeder das Gefühl hat, meine Grenzen überschreiten zu dürfen. Jetzt auch meine Cousine. Meine Familie macht das schon genug. Meine Mutter liebt mich wenigstens selbstlos und innig, da war es immer verzeihlich, da sie meine Grenzziehungen auch anerkennen musste und ich früher deswegen auch mal laut werden konnte, wenn sie es übertrieb. Aber bei meiner Cousine muss ich sehr subtil vorgehen.

Noch ein Detail zu meiner Mutter: Sie strahlt sogar jetzt wie ein Honigkuchen, wenn ihre Enkelkinder sie besuchen oder mit ihr telefonieren. Dann ruft sie hell begeistert wie ein Kind, das sich über den Lutscher freut und Reime dazu erfindet: Du bist lieb, Du bist lieb, Du bist lieb. Dort liegt ihr ganzes Herz, ihr Ansinnen und ihr Wunsch, dass für ihre Enkelkinder gesorgt sei. Was ich auch "herzig" finde, ist ihr Aufblicken, sobald ich oder ihr Enkelkind ihre Hand loslassen für einen Moment. Sie ist sehr müde, aber sie will unsere Hand halten.

Heute hab ich wieder viel vor: Holen des Lagerkabinenschlüssels und erstes Begutachten, wie viel Platz ich dort wirklich habe. Nachmittags hilft mir eine Ergotherapeutin zuhause wegen meinen Schmerzen. Mein Neffe holt die nächste Ladung, die ich ihm überlassen kann, diesmal Werkzeug, Bürobedarf.
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LG Dream

Geändert von Dream (13.01.2017 um 02:56 Uhr)